Heruntergekommener Bahnhof

"Ich kann doch mein-"
"Ich fahr Cain. Bleib ruhig bei Rees."
Verwundert sah Cain zu Raiko, die endlich mal die Klappe aufbekommen hatte.
"Du kannst so nicht fahren."
Ohne ihm zu antworten klaute sie ihm die Schlüssel.
"Raiko!"
Wieder Ignoranz.
"Verdammt, Raiko! Lass das!"
Und weg war sie.
Cain fluchte.

Rees fing nun endgültig an zu schreien und bekam nun wirklich Atmennot.
Schnell rannte die Ärztin ihr nach.
"Bitte fahren sie mit. Den Wagen können sie hier lassen."

Wie war das noch?
Wenn die Küken schrien, kamen die Alten? Sah so aus, als würdest du auf Raiko abfärben, Yuu.
Schneller, als die Ärztin schauen konnte stand sie wieder bei Rees und strich ihm beruhigend über die gesunde Wange.

Gut...
Also ging es ins Krankenhaus, während Rees schon im Wagen mit Beruhiungsmittel vollgepumpt, damit der im Krankenhaus ohne großes Geschrei gleich in den OP konnte um sein Auge zu retten.
Raiko bekam ebenfalls etwas beruhigendes.
Während Rees also gerade erst in den OP gefuhren wurde, war Kaeru schon draußen, eben so wie Yuu.
"Möchten sie zu einem der Beiden?", wurden Raiko und Cain von einer Krankenschwester gefragt.

Der arme Kleine...na gut, es hätte schlimmer kommen können.
Während Raiko dann jedoch schnell nickte, enthielt sich Cain eher.
Er bereitete sich lieber auf das anstehende Drama vor.

"Gut? Wohin möchten Sie?", fragte die Dame.
Ja, hätte es.

Cain seufzte, da Raiko sich ja anscheinend nicht entscheiden konnte.
"Ich schau nach dem Jungen.", meinte er.

"Gut", meinte die Schwester, die plötzlich ganz nervös bei Cains Anblick wirklickte und an ihren Locken zupfte.
"Dann bring ich sie mal hin."

"Bring sie erst zu ihrem Freund. Sonst stirbt sie mir gleich weg.", scherzte er und wuschelte Raiko durch die Haare.
Schien sie aber gar nicht zu interessieren. Sie kaute nur auf ihrer Unterlippe herum.

"Gut. Die Kinderstation ist gleich die Treppe herunter."
Raiko wurde mit sich gewunken und zu Yuu gebracht.
Seine Hände und Arme waren verbunden, eben so wie seine Stirn.
Das Gerät neben seinem Bett ganz regelmäßig ein leichtes Piepen von sich, währen Yuu auf die Decke starte.
Tränen tropten stumm an die Decke - fast schon unbemerkt.
Ja, er hatte gerade erfahren das eines seiner Kinder nicht mehr lebte.

Sobald die Tür offen war rannte sie förmlich zu ihm und legte ihm beide Hände an die Wangen, drehte seinen Kopf in ihre Richtung und fuhr mit den Fingern fast schon panisch über die Haut.
So, als würde er sofort wieder verschwinden.

Schon schlang Raiko die verwundete Arme um den Körper und zog sie zu sich aufs Bett.
Nun flossen die Tränen restlos.
So schnell konnte man seine Familie verlieren.

Sie drückte ihn an sich und strich ihm leicht über den Kopf.
Ja, so schnell konnte es gehen.
Cain sah derweil nach Kaeru.

Der hatte eine riesige genähnte Platzwunde am Kopf und mehrere gebrochene Knochen.
Zum Glück war er als einziger von den Flammen verschon geblieben.
Yuu war jedoch fertig mit der Welt und wollte eigentlich nur noch aus diesem Albtraum erwachen.
Gib ihnen Zeit, denn Zeit heilt alle Wunden, auch wenn tiefe Narben blieben.

Glücklicherweise schlief Kaeru und fragte so nicht nach Mama und Papa...und die würde Cain erst einmal in Ruhe lassen.
Raiko hielt ihn nur weiter fest.
Nein, ausnahmsweise weinte sie selbst mal nicht. Diesesmal war es an ihr, stark zu sein.

2 Stunden später würde auch Rees zu Kaeru ins Zimmer geschoben werden, die Augen von verbunden.
Cain würde fürs erst nun das neue alleinige Oberhaupt der Familie sein. Oder eher sein müssen.
Yuu lies sich nun zum ersten mal bei Raiko vollkommen gehen und es war zu bezweifeln das sie ihn je einmal so erlebt hatte.
Es war fast so wie damals als sie gestorben war.
Die Tränen und das Zittern wollten nicht aufhören und es schien so als könnte Raiko heute nicht mehr das Zimmer verlassen.
Wie lange Raiko wohl stark bleiben konnte?
Für Cain und Raiko wurden zur Vorsorge schonmal Betten bereit gestellt, fals sie heute Nacht hierbleiben wollten.

Ja, sah wohl so aus, als müsse Cain alles in die Hand nehmen.
Sobald die Ärzte aus dem Zimmer verschwunden waren, rückte er ein Stückchen mehr zu seinem Kleinen und nahm seine Hand.
Er würde Angst haben, wenn er in der Dunkelheit aufwachte und niemand da war. Soviel wusste er inzwischen.
Ja...es war ein Wettlauf. Fast wie ein Spiel.
Alles eine Frage dessen, wie lange sie alles verschließen konnte.
Wie lange es dauern würde, bis zu unter dem Druck zerbrach.
Und die lieben Ärzte mussten sich keine Sorgen machen...Raiko wollte heute auch nicht mehr aus diesem Zimmer gehen.
Sie vertraute Cain, ebenso oder gerade weil Yuu es auch tat und wenn etwas schlimmes passiert wäre, hätte er bestimmt schon etwas gesagt.
Während Cain also an Rees Bett saß und ihm immerwieder über die Hand streichelte und wartete, bis er wach wurde, blieb Raiko bei Yuu und hielt ihn einfach nur fest.
Ja, es war das erste Mal, dass sie ihn so erlebte und es machte ihr Angst...

Eine weitere Stunde später würde Hotaru in den Raum geschoben.
Im Gegensatz zu den anderen war sie noch an einen Beatmungsschlauch angeschlossen und an ihr Bett geschnallt.
Einenso wurde ein Rollstuhl mit ihr hereingeschoben und neben das Bett gestellt.
Zu letzt wurde noch ein Klappbett für Cain an die Wand gestellt.
Einer der Ärzte, die bei der OP dabei gewesen waren kam nun auf Cain zu.
"Der Zustand des Mädchens ist noch kritsch. Ihre Beine sind mehr fach gebrochen und der Muskel ist so stark gequetscht worden, dass wir davon ausgehen, dass er vermutlich nie wieder funktionstüchtig sein wird."
Er räusperte sich.
"Genaueres können wir aber erst in den nächsten Monaten feststellen. Sie sollten zu Hause alles Rollstuhlgerecht vorbereiten."
Yuu gingegen wurde mit der Zeit wieder ruhiger und lies Raiko wieder etwas Luft zum Atmen.
"Ich...ich hab sie nicht mehr aus dem Auto bekommen, Raiko....ich hab sie einfach nciht mehr aus dem Auto bekommen...."

Cain betrachtete das Gesicht des kleinen Mädchens und seufzte leise.
"Natürlich...haben sie vielen Dank."
Noch etwas, um dass er sich kümmern musste.

Sie legte ihm wieder die Hände an die Wangen und drehte seinen Kopf zu sich, damit er sie ansehen musste.
"Ich weiß, dass du es versucht hast. Es war nicht deine Schuld. Am allerwenigsten deine."
Sie strich mit dem Daumen vorsichtig über die Haut und brachte sogar ein trauriges Lächeln zustande.

"Eine gute Nacht", wüschte der Arzt und verlies das Zimmer.
Cains Hand wurde nun leicht gedrückt, als Rees wieder zu sich kam.
Sofort schreckte er hoch und fuhr mit den Fingern zu seinen Augen.
"Dunkel.....nein...NEIN!"
Fauchend fuhr er herum und riss sich den Zugang aus dem Arm.

In seinen Augen spiegelte sich nur unendlich Verzweiflung.
"Warum....warum passiert uns das? Warum kannes uns nicht einmal gut gehen?!"

Cain reagierte schneller.
Er legte die Arme um Rees und zog ihn an seine Brust.
"Schon gut, Kleiner. Es ist alles gut. Ich bin ja hier. Es ist nicht lange dunkel, hab keine Angst.", redete er auf ihn ein und strich ihm über den Kopf.

"Ich weiß nicht..."
Sie lehnte ihre Stirn an seine.
"Ich weiß es auch nicht."

Schluchzend krallte er sich an Cain und vergrub die Nase in seinem Shirt.
Der Geruch des Drachen war beruhigend, auch wenn es wohl gegen die Natur war.

"Es ist nicht fair...", hauchte er kraftlos und zog sie mit sich nach hinten.

So wie alles an dieser 'Familie'
Ein Drache und ein Vogel.
Dämon und Lichtwesen.
Er strich Rees nur weiterhin über den Kopf.
"Bald wird es wieder hell. Die haben nur dein Auge wieder heile gemacht, damit es auch hell bleiben kann."

Sie schüttelte langsam dem Kopf.
"Seit wann ist das 'Leben' fair?"

Sie waren eben alle nicht normal...und dafür wurden sie auch bestaft.
"Nicht loslassen...sonst nehmen sie mich mit...", hauchte Rees und zog Cain das Shirt hoch.
Schon drückte er sich an Cains nackten Bauch und seine Brust, während seine Finger über Cains Haut strichen.

"Ich will zu meinen Kindern...", meinte Yuu nur und krallte sich in Raikos Seiten.
"Helf mir..."

Und sie veränderten einander. Noch ein Umstand, der keiner Seite gefiel.
Cain erstarrte unter der Berührung und sah überrascht auf Rees herunter.
"Wer nimmt dich mit?"

"Dann gehen wir zu ihnen."
Sie rutschte leicht von ihm weg und lockerte vorsichtig seinen Griff an ihren Seiten.
"Komm."

Er strich sich nur einmal über das Goldkreuz um seinen Hals, ehe er die Hände wieder auf Cain Bauch legte.
"Sie haben Hazel mitgenommen..."

Schnell riss sich Yuu die Nadeln aus dem Leib und stand wackelig auf.
"Hai."

"Wer?", fragte er noch einmal geduldig.

Sie nahm seine Hand und lächelte ihm aufmunternd zu, ehe sie ihn mit sich zur Tür zog.
"Cain ist bei ihnen."

"Die Lichtmenschen."
Seine Finger bohrten sich etwas in Cains Haut.
"Cain? Glaubst du an Gott?"

"Gut", kam es erleichtert von Yuu.
Schwankend folgte er ihr so gut es eben ging.

"Hmm...nicht so recht."
Er fing an, ihm über den Rücken zu streichen.

Ab und zu verlangsamte sie ihre Schritte und tat so, als würde sie die Einrichtung des Krankenhauses mustern, da sie auf Yuu wartete oder eben ihm etwas Zeit ließ.
Schon bald kamen sie an der Kinderstation an und Raiko folgte einfach Cains Geruch.
"Cain?"
"Ja?"

Rees döste inzwischen auf Cains Brust, als seine Eltern kamen.
Yuu lehnte sich müde in den Türrahmen.
Ja, dass war anstrengend für ihn gewesen.
"Hey..."