Heruntergekommener Bahnhof

"Ich hab ihn nicht gefunden, er hat mich gefunden."
Er musterte kurz Raiko und runzelte dann die Stirn.
"Seit zwei Monaten?!"
Rees bekam einen strafenden Blick von Cain.
"Was denkst du dir dabei, einfach abzuhauen?!"
Nein, Mama war nicht böse. Aber Cain.

Rees zuckte zusammen und drückte sich an Yuus Brust.
"Alle waren weg und Ongel Cade hat Rees nicht gemocht...", kam es leise von Rees.
"Da ist Rees durchs Fenster geschlüpft und hat sich versteckt. Hat ganz lang auf alle gewartet, aber es kam nur Mama und Keru heim. Rees wollte Cain suchen, also ist er losgelaufen...die große Autos suchen."

"Deshalb darfst du aber nicht einfach weglaufen! Deine Mama hat sich ganz große Sorgen gemacht!"
Dann hielt er inne und richtete seinen Blick auf Yuu.
"Nur Mama und Kaeru?"

Yuu seufzte.
"Ja, ich bin in das Haus meiner Exfrau gezogen und habe dort ihre Angelegenheiten erledigt und bin wieder zur Ruhe gekommen."

"Und hattest eigentlich nicht vor, noch einmal wieder zu kommen, richtig?"
Cain kannte doch seine Pappenheimer.

"Nein."
Yuu strafte sich etwas.
"Aber ich bin wieder da, oder?", kam es so, als müsste er sich verteidigen.

"Und warum bist du wieder da, wenn du es eigentlich nicht wolltest?"
Nimm es ihm nicht übel, Yuu, er mochte dich wirklich, hatte aber mittlerweile den kleinen väterlichen Knick bekommen, der Cade fehlte und er hatte das Gefühl, als müsse er auf Raiko aufpassen.

"Weil ich nunmal für meine neue Familie da sein muss."
Rees heulte inzwischen, weil Cain ihn geschimpft hatte.

Cain seufzte und nahm Yuu Rees ab.
"Schon gut, Kleiner. Du musst dich nur daran erinnern, dass du das nie mehr machen darfst."
Dann sah er wieder zu Yuu.
"Familien sind Familien, Yuu. Da gibt es kein alt und neu. Weißt du....ich nehm dir gerade nicht so recht ab, dass du nach zwei Monaten da saßt und dir plötzlich die Erleuchtung kam, dass sie...wir dich brauchen könnten."

Rees kuschelte sich wieder an Cain.
Er hasste es eben einfach wenn Cain böse auf ihn war.
"Mir kam auch keine Erleuchtung, es war mir schon davor einiger Maßen klar. Aber ich wollte nicht zurück, ehe ich mich nicht im Griff hatte. Ich will nicht nochmal auf meine Familie losgehen."

Cain war einfach ein Arsch.
"Du wolltest nicht zurück, ehe...vorhin hast du noch bestätigt, dass du nie wieder zurück wolltest."

"Weil ich gemerkt habe, dass ich mich nunmal nie vollkommen im Griff haben werde. Das wird auch nie in meiner Natur liegen..."
Er wendete den Blick ab.
"Aber solang du hier gelegen bist musste ich doch zurück kommen. Sonst wäre Raiko doch allein mit den Kindern. Aber da du jetzt wieder genesen bist....und wir ein Abkommen haben...ja ich denke du hast recht. Man sollte mir nichts abnehmen und ich sollte wieder verschwinden."

"Ahhh...dir ist nach zwei Monaten eingefallen, dass du eine schwangere Frau mit zwei Kindern allein gelassen hast. Schuldgefühle haben wohl die Oberha-"
Es klatschte und Cain wurde am Kragen gepackt.
"Kannst du nicht einmal die Klappe halten?!", fauchte ihn Raiko wütend an, "Ein einziges Mal?!"
"Als ob dich das nicht interessieren würde.", knurrte er zurück.
"Was es auch immer war oder ist...ich will es nicht wissen und du hast am allerwenigsten das Recht dazu, irgendetwas zu hinterfragen!"

Yuu war schon bedrohlich nahe an der Tür.
Mach so weiter Cain, und ihr wart Yuu wieder los.
Sowas ertrug er im Moment noch nicht, da sein Entschluss sowieso so unsicher war.

Raiko brauchte ihre Bitte nicht aussprechen, Cain verstand es auch so.
"Ist ja gut.", seufzte er dann und drehte den Kopf wieder zu Yuu, während Raiko ihren verkrampften Griff löste.
"Sorry."

"Ich bin etwas vor der Tür ja?", meinte Yuu nur schnell und verschwand nach draußen.
Einfach lassen....
Rees sah inzwischen verängstigt seine Mutter an.
Warum tat sie Cain weh?

Raiko rutschte wieder an den Bettrand und krallte sich dann erstmal Rees, der gekuschelt wurde und seinen üblichen Kuss auf die Wange bekam.
"Ich hab mir solche Sorgen gemacht...mach sowas nie nie wieder, ja, Kleiner?"

Rees sah betreten auf ihre Brüste.
"Hat Ongel Cain auch schon gesagt und mit Rees schimpfi schimpfi gemacht."
Er krallte nach ihrem Ausschnitt.
"Mama...Rees hat ganz doll Hunger!"

"Dann bekommst du gleich was zu essen."
Sie löste seine Hände von ihrem Oberteil.
"Aber nicht das."

Rees plusterte die Wangen auf.
"Dooooch! Haben!"
Es wurde wieder nach den Raras gekrallt.

"Nein."
Er wurde wieder weggezogen.
"Nichts gibts."

Er fing an zu weinen.
Dann aß er eben NIE wieder etwas!
Heulend ud hustend drückte er sich an ihre Schulter.

Sie seufzte.
"Wir holen dir erst einmal was zum anziehen, ja?"
Ungefragt kuschelte sie ihn wieder in Cains Decke.
"Cain ist schön warm."

Dann wurde eben Cain angehustet und vollgeheult.
Raiko...du warst so grausam zu dem Kleinen.
Da war er zwei Monate weg - ÜBERLEBTE - und bekam nicht einen Schluck Milch.

Ja, was war sie für eine Rabenmutter.
"Lass den Arzt später mal nach ihm sehen.", meinte sie besorgt.
"Wenn ich Yuu finden sollte hol ich euch ein paar Klamotten."

Eben dieser Arzt kam gerade herein und lächelte.
"Oh, haben Sie besuch von ihrer Familie?"

"Meine Tante kam eigentlich öfters mit ihren Kindern vorbei.", musste Cain ja betonen.

"Ah, ihre Tante."
Er Arzt beäugte sie etwas genauer.
Die war ja noch jung...und scharf....und schwanger.
"Hallo Miss...?"

"Hiyoshi."
Sie drehte sich zu Cain.
"Ich geh Yuu suchen."
Cain nickte und sah zu dem Arzt.
"Können sie auch nach dem kleinen hier schauen?"

Yuu saß draußen im Wartezimmer und las Zeitung, um sich abzulenken.
"Klar", meinte der Arzt und wollte Rees hochnehmen, der aber augenblick anfing zu schreien, als würde man ihn abstechen.
Heulend und schreiend krallte er sich an Cain so fest er konnte.
Ja...Rees mochte keine Ärzte, eben so wie Raiko...an was das wohl lag.