Heruntergekommener Bahnhof

"Meine Lebensspanne ist auch nicht unendlich", schmunzelte er.

"Und danach redest du.", knurrte sie ihn eingeschnappt an und zerrte ihn einfach mit sich.
"Mach hinne!"

Geschockt riss sie sich los und starrte ihn fassungslos an.
"Du stribst?!"
Jetzt kam der wirkliche Dammbruch.

Er lief brav mit.
Würde er nicht.

"Ja.", meinte er locker und tätschelte sie wieder.

Würde er doch! Sonst konnte er sein wahres Wunder erleben!
Sie zerrte ihn vor den Kamin.
"Rede!"

"Nein...du darfst mich nciht allein lassen", heulte sie.
Das konnte er doch nicht machen!

"Ich möchte nicht darüber reden. Akzeptiere es."

Und weiteres Getätschel.
"Jeder stirbt irgendwann."
Und für ihn wurde es verdammt nochmal Zeit.

Beleidigt schob die ehemalige Hebamme die Unterlippe leicht vor.
"Du bist ein Idiot.", schnaubte sie dann und wandte ihm den Rücken zu.

"Aber du bist mein Mann! Du kannst mich nicht einfach auch noch alleine lassen! Dann habe ich gar niemanden mehr!"

"Sorry."

"Du findest schon jemanden."
Seit wann war er ihr Mann?!

"Das kam wirklich sehr überzeugend!", keifte die Brünette.

Seit er mit ihr geschlafen hatte?
"Aber das geht nicht! Ich habe DICH ausgesucht!"

"Ich weiß."

"Hast dir wohl den Falschen rausgesucht.", schmunzelte er.
Jaja...er war ja immer so nett...

Aoi seufzte ergeben und ließ sich auf ein Sofa fallen.
Blödmann.

"Ich habe MEINEN rausgesucht!"
Sie presste sich wieder an ihn.

Das war er.
Aber süß...

Weiteres Getäschel und ein Seufzen.
"Da kannst du nichts dran ändern, Neo."

Sonst wäre Aoi ja auch nicht bei ihm.
Aber er frustrierte sie eben!

"Doch...irgedwas muss es doch geben! Du darst mich nicht allein lassen!", wimmerte sie.
"Nicht du auch noch..."

So war Yuu.
Er konnte es einer Frau eben einfach nicht besorgen.

Er verdrehte genervt die Augen.
Musste sie sich denn jetzt schon wieder wie ein heulendes Bündel anstellen?

Aoi blieb nur noch stumm da, wo sie gewesen war und seufzte hier und da leise vor sich hin.

Wenn du in 13 Jahren sterben würdest schon.
Immerhin liebte sie dich.

"Ich will einfach nicht, ja?!"

Das raffte Creon nur nicht.
"Jetzt hör schon auf zu weinen.", seufzte der nämlich.

"Ich sag doch gar nichts, also keif nicht so. Hast du deine Tage oder was?!", brummte sie deprimiert zurück.

Sie heulte weiter und hing an ihm.
Das durfte er jetzt die letzten 13 Jahre ertragen.

Yuu schien kurz zu überlegen.
"Hm...nein."

Toll.
Er seufzte wieder.

Aoi verdrehte die Augen und ließ sich auf die Seite sinken.
Hier war ein warmer Kamin, ein kuscheliges Sofa~ Schööön~

Lass ihr noch ein oder zwei Stunden.
Das brauchte sie jetzt.

Yuu setzte sich einfach neben sie und starrte ins Feuer.

Er ließ sie ja auch jetzt und blieb brav wo er war.
Immerhin war er sich sicher, dass sie sich schon bald wieder abreagieren würde.

Auch Aoi ließ Yuu in Ruhe.
Wenn er drüber reden wollte, dann würde er es tun.

Ja, zwei Stunden später wurde das Weinen zu einem Hiksen, ehe sie ganz aufhörte.
Traurig starrte sie zu Boden.

Wollte er nicht.
Nicht mit ihr.

Brav wurden ihr von dem Dämon die Tränen weggestrichen.
"Gehts wieder?"

Eine Tatsache, welche die Frau äußerst verärgerte.
Und deshalb schwieg sie auch eisern.

Sie nickte leicht.
"Ich hab Angst..."

Yuu pennte irgendwann ein.

"Musst du nicht haben.", meinte er ruhig.
Immerhin war sein Sohn in dreizehn Jahren auch erwachsen, nicht?

Aoi war so freundlich ihm eine Decke überzulegen, ehe sie sich noch ein wenig im Herrenhaus umsah und erst später zu Yuu zurückkam.

Schon, aber der Kleine war ja nich ganz bei Verstand...
Sie drückte das Gesicht an seine Brust.
"Aber ich will nicht denn Mann verlieren, denn ich liebe!"

Ach...das machte doch nichts. Solange er tat, was Creon von ihm wollte.
Ihre Worte waren allerdings ein kleiner Schlag unter die Gürtellinie, der arme Mann wusste nämlich gar nicht, was er antworten sollte.
Er konnte ja schlecht sagen: Joa...cool...ich dich eigentlich nicht so, weißt du?

Nein, er sollte einfach still sein.
Dass war das Beste.

Er war auch still.
Lügen war hier einfach nicht angebracht und die Wahrheit wäre auch nicht gerade die beste Lösung.
Creon hielt sie einfach nur fest und strich ihr immernoch über den Rücken.

Tja, so einfach ließen einen die im Stich, denen man vertraute.

So war es eben.
Creon würde nach ein paar Jahren gehen, Cain ließ Rees gerade im Stich und der Rest?
Es war ein Kommen und ein Gehen, geben und nehmen.

Und einen Monat später sah es nicht besser aus.
Naja...bis auf eine kleine Tatsache:
Nachts krallte sich Rees auf einmal in Cains Arm.
"Cain...Cain wach auf!"