Heruntergekommener Bahnhof

Der Dämon zuckte scharf zusammen und schoss nach oben.
Was war los?! Was war denn?!
Panisch sah er auf Rees.
Die Frage stand ihm so oder so ins Gesicht geschrieben. Kein Grund, sich bemerkbar zu machen.

Rees keuchte auf und krallte sich in Cains Arm.
"Bleib hier...hol sie nicht!", flehte sie und schrie dann erstickt auf.

Ein Zucken ging durch seine Muskeln, während er versuchte seinen Reflex aufzuspringen zu unterdrücken.
Es viel ihm nicht leicht, diesesmal auf Rees zu hören, aber sie hatte das letzte Mal auch recht gehabt.
Hilflos setzte er sich vollends auf und zog sich vorsichtig zwischen seine Beine.
Was ist?!

Das ganze Bettlaken war schon nass und auch Rees presste sich ganz veschwitz gegen ihn.
Sie lag schon seit dem frühen Abend in den Wehen, doch sie hatte es vorgezogen ihn noch nicht zu wecken. Nur jetzt, einige Stunden später, als sie merkte, dass die Schmerzen immer heftiger wurden, hatte sie es nicht mehr ausgehalten und ihn geweckt. Sie griff nach Cains Hand und legte sie sich auf den Bauch, während eine weitere Wehe sie zusammenzucken lies.

Und da wurde der arme Cain auf einmal ganz panisch.
Was wenn sie starb!? Warum durfte er denn nicht Neo holen?! Oh Gott!
Ihm wurde so schwindlig...

Rees Atem wurde um einiges schneller und sie lehte sich nach hinten.
Es tat verdammtnochmal scheiß weh!
"Cain...", wimmerte sie, verhechelte aber die nächste Wehe.

Ihr Wimmern riss ihn aus seinem inneren, panischen "Rees wird sterben!" Monolog.
Er musste jetzt ruhig bleiben! Ruhig!
.....Panik?.....
Bleib ganz ruhig, Schatz. Nicht so schnell atmen. Ganz tief ein und aus. Alles ist gut.

Rees schrie auf. Aua.
"Kennst du dich denn mit sowas aus?!"
Sie traute ihm sowas nicht ganz zu.

Cain fuhr synchron zu dem Schrei heftig zusammen.
Ich war die Pseudo Hebamme deiner Mutter, also sei still und mach, was ich dir sage.

Das schien sie wohl zu beruhigen, denn sie tat, was Cain sagte.
Ihr Atem wurde ruhiger und tiefer.
"Es tut weh..."

Das ist normal. Du spürst doch, wenn die Wehen kommen, nicht?
Er strich ihr mit der Hand vorsichtig über den Bauch.
Wenn du die spürst musst du pressen. Keine Sorge, es geht bald vorbei.

Sie nickte leicht und umklammerte dann Cains freie Hand.
Bei der nächsten Wehe presste sie und schrie dann nur noch lauter auf.

Er strich ihr weiterhin über den Bauch und versuchte sich seine Panik nicht anmerken zu lassen, obwohl er bei jedem Schrei ein weiteres Mal zusammenzuckte.

Nur leider waren all die Anstrengungen vergebens. Rees brachte das Kind nicht durch das frisch verknöcherte Becken. Und irgendwann konnte sie einfach nicht mehr. Sie sackte an Cain geleht zusammen und die Haare klebten ihr pitschnass in der Stirn.
"Brech es..."

Wieder fuhr er zusammen und starrte ungläubig auf Rees herunter.
Er weigerte sich einzusehen, dass sie Recht hatte, wusste aber ganz genau, dass er besser tun sollte, was sie sagte.
Die Minuten verstrichen, Minuten, in denen er mit sich selbst rang, während er sich immerwieder sagte, dass er beide verlieren könnte, wenn er es nicht tat.
Schlussendlich ließ er sie jedoch los und ein Knacken hallte durch den Raum.

Rees versuchte wirklich, Cain zu liebe nicht zu schreiben, aber es ging nicht.
Zwei mal das Becken an der gleichen Stelle gebrochen zu bekommen war einfach zu schmerzhaft.
Aber Cain hatte recht gehabt: Es musste sein.
Denn erst jetzt ging die Geburt weiter, da der Kopf des Kindes genug Platz hatte.
Sie streckte wieder die Finger nach ihm aus.
Er sollte sie nicht loslassen.

Tat er auch nicht.
Er versuchte auch wirklich, seine Nahrung in seinem Magen zu behalten und schaffte es glücklicherweise auch - auch, wenn ihm immernoch schlecht war.

Nach zwei weiteren Stunden machte sich dann auch endlich das Köpfchen bemerkbar.
Bald hatten die zwei es geschafft!

Cain strich ihr beruhigend über die Wange.
Ich komme sofort wieder, ich hol nur kurz etwas.
Sprich: Ein weicheres Handtuch und den Badmüllereimer...falls es ihm doch noch hochkam.
Erst dann kam er wieder, blieb aber vorne sitzen, während er ihr liebevoll über das Bein streichelte - war ja das nächste, was er erreichen konnte.

Und dann kam es auch endlich.
Mit letzter Kraft presste sie noch einmal und lies sich dann schaff in die Kissen sinken.
Jetzt nur noch die Nachgeburt, aber dass hatte einen Moment Zeit.

Cain wickelte es erst einmal vorsichtig in das Handtuch ein und wischte mit einem Zipfel vorsichtig dessen Gesicht sauber, damit kein Schleim oder Blut in die Atemwege des Kindes gelang.
Erst dann legte er es seiner Verlobten vorsichtig auf die Brust.
Zitternd strich er Rees über die Wange.

Rees stric dem Baby über den Rücken, ehe ihr auch schon die Tränen über ihre Wange rannen.
Ihr Baby...ein Teil von ihr und Cain...
Instinktiv leckte sie dem Baby über das Köpfchen um es endgültig von Blut und Schleim zu befreien.
Ihre Finger wanderten zur Nabelschurr, die immer noch pulsierte.
Die würde sie später durchbeißen, ehe er Mutterkcuhen kam.
Jetzt erstmal das Baby.

Cain strich ihr über den Kopf.
Er vertraute darauf, dass ihre Instinkte ihr sagen würden, was sie zu tun hatte und hielt sich deshalb noch etwas zurück.

Sie säuberte das Neugeborene noch etwas, ehe sie es etwas hochhob, um es Cain zu geben.
"Kannst du die Nabelschurr durchbeißen oder so?", kam es erschöpft von ihr.

Normalerweise...ja, normalerweise hätte er es wahrscheinlich nicht getan.
Doch es war Rees, die ihn darum bat und nicht nur das, das war auch sein Kind.
Also biss er sich knapp durch, nachdem er das Baby entgegengenommen hatte.

Rees ruhte sich noch etwas aus, ehe der nächste Teil der Geburt unausweichlich wurde.
Also hieß es wieder pressen.

Der nächste und letzte Teil wurde von Cain auch brav und ohne Verzögerung entsorgt.
Dann beeilte er sich allerdings wieder in das Haus und zu Rees zu gelangen.

An Rees Brust nuckelte schon das Baby.
Zum ersten und letzten Mal, denn Rees veränderte ihre Gestalt, sobald das Baby fertig und sie wieder einiger Maßen sauber war. Immerhin war die erste Milch wichtig!
Müde umklammerte der Junge sein Kind in dem nassen und blutigen Bett.
"Erzählst du mir, wie es aussieht?"

Ohne ihm eine Antwort zu geben hob Cain die Beiden vorsichtig hoch und setzte - oder eher legte halb - Rees auf einem Sessel ab, ehe er in Windeseile das Bett neu bezog und ihn dann wieder vorsichtig hineintrug.
Erst dann setzte er sich wieder an die Wand gelehnt ins Bett und zog Rees zwischen seine Beine.
Es ist schrumpelig und hat Pausbäckchen., grinste er dann an seiner Wange

Rees lächelte.
"Es ist bestimmt das schönste Baby der Welt."
Er schmiegte sich an Cain und wanderte mit den Fingern über den Körper des Kindes.