Heruntergekommener Bahnhof

"Offensichtlicherweise nicht hier."
Was für eine Chance, Yuu? Du hattest ihr keine gegeben.

Was nicht gerade für Neo sprach.
Das war...nicht gut.
Er nahm die Kleine aber mit in sein Zimmer.

Knurren.
"Du warst heute wieder nicht in der Kirche."

Gib Neo noch etwas Zeit mit der Nachgeburt, ehe sie zu Ruhe kommen konnte.
Ehe die Schatten den ganzen Raum einnahmen, streckte sie sich auch völlig fertig nach ihrer Kette.
Der Junge quengelte leise vor sch hin, während die Nabelschnur ihre letzten Pulsierer machte.

"Und?"

Creon machte etwas sauber.
Wie immer.
Auch die Kinder.

"Du hättest da sein sollen!"

Vielleicht noch die Nabelschnur abmachen.
Creon...dein erster Nachwuchs..herzlichen Glüclwunsch. Gleich im Doppelpack.
Neo schien es noch nicht so wirklich zu realisieren.

"Nein. Hätte ich nicht."

Ja, klar!
Die musste man auch abmachen.
Aber ja...erster Nachwuchs. Er konnte es auch nicht so recht glauben.

"Dein Gott verlangt es aber so! Es ist wichtig!"

Noch dazu gleich zwei...
Sauber wie sie nun waren quägten und und quängelten die Beinen nun auch.
Hier war es soooo kalt!

Schulterzucken.
"Dann geh ich eben hin."

Ja! Er war total überfordert!
Stand da mit den Babys und wusste nicht, was er jetzt tun sollte.
Noch behalten oder schon weg bringen? Was, wenn sie schrien!?

"Natürlich gehst du hin!"

Taten sie just in diesem Moment.
Croen, du wusstest doch nichtmal wohin mit ihnen.

"Ja doch!", fauchte sie ihn an.
"Ich geh hin, also lass mich in Ruhe!"

Und damit war er auch maßlos überfordert.
Er musste sie wegbringen! Sie schrien! Was sollte er jetzt tun!?

Raiko, den Blick den du bekamst, war nicht gut.
Zweifelnd. Verletzt. Wütend.
Kurz zögerte er noch, ehe er abdrehte.
"Wie du willst."

Neo war auch keine Hilfe.
War fix und fertig.
Das Schreien wurde lauter.

Und Raiko schossen wieder die Tränen in die Augen.
Wütend wandte sie sich ebenso ab.
Immernur war ihm seine scheiß Kirche wichtig!

Neo wäre auch nicht fix und fertig keine Hilfe!
"Hey..nicht weinen...kommt schon..."

War sie ihm, Raiko. Sehr. Aber dass hattest du gewusst. Von Anfang an.

Das hatte eher nicht so eine große Wirkung, Creon.
Die Babys bekamen schon einen ganz roten Kopf.

Ja.
Aber da hatte sie noch gedacht, dass er sie lieben würde.
Und irgendwann kam dann der Tag, an dem sie ihm wortlos ihren Ehering vor ihm auf den Wohnzimmertisch legte.

Aber...Aber...Verdammt nochmal!
"Ich komm bald wieder, Neo, ja?", meinte er schnell zu ihr, bevor er die Babys zusammen in eine Decke wickelte.
Losgehen und irgendetwas finden, wo er sie unterbringen konnte.

Tat er und deswegen nahm der den Ring auch nur vorsichtig von dem Tisch und schloss ihn in die Hand.
"Willst du gehen, Raiko?"

Benebeltes Nicken.
Arme Neo, hatte sie nicht einmal auf dem Arm gehabt. Konnte sie gerade aber auch nicht.

"Nein.", antwortete sie ihm ehrlich, hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
"Ich liebe dich. Aber ich kann das so nicht mehr länger ertragen."

Es war besser so.
Besser, er brachte sie weg, bevor sie ihre Meinung änderte.
Er würde schon einen guten Platz für sie finden.

Der Ring in seiner Hand wurde fester umklammert.
"Wenn du es nicht länger erträgst, solltest du gehen."

Das war natürlich eine schlaue Methode.
Die Frage war nur: Wo?

Sie schluckte hart.
"Ich hatte gehofft, du würdest etwas anderes sagen.", meinte sie dann leise, bevor sie abdrehte, um ihre Sachen zu packen.
Weinend.

Nicht bei Menschen.
Das war  zu riskant.
Aber er kannte noch jemanden, der ihm einen Gefallen schuldig war.

"Was willst du den hören, Raiko?", sagte er jedoch, bevor sieganz verschwinden konnte.

Sehr gut.

"Etwas, was du mir nicht geben kannst."

Ja.
Er kehrte auch erst am Morgen zurück.

"Und das wäre?"

Bis dahin würde es Neo besser gehen.
Sie saß am Fenster, wartete auf ihn.

"Dass ich nicht gehen soll. Und die Wahrheit."

Müde betrat er auch das Zimmer.
"Hey..."

"Welche Wahrheit den, bitte!? Ich liebe dich, Raiko! Ich habe es immer getan. DU bist es der geht. Ich lasse dich, gehen, weil ich will, dass du glücklich wirst. Dass kannst du bei mir scheinbar nicht."

"Hey...", kam es neben so zurück.
Unsicher wurde er angesehen.

"Nein, das tust du eben nicht. Und das weißt du auch."

"Wie geht es dir?"

"Was tu ich nicht?! Dich lieben!?"

"Schwer zu sagen. Dir?"

Sie schwieg.
War wohl Antwort genug.

"Müde. Sehr müde."

Es war schwer in seinen Augen zu lesen, was in ihm vor ging.
So viele Emotionen auf einmal.
"Geh einfach, ja? Geh."

"Dann komm eher."
Sie stieg von dem Fenstersims und streckte die Arme nach ihm aus.

Sie biss sich auf die Unterlippe und für einen Moment flackerte Enttäuschung in ihrem Blick auf, bevor sie sich mit den Händen die Tränen wegwischte, die so oder so nicht versiegen wollten, und sich ihre Tasche nahm.

Er folgte ihrer Aufforderung, zog sie in die Arme.

Yuu sah sie nicht mehr an, zog sich nur in der Wohnung zurück.
Nicht gut, gar nicht gut.
Aber Raiko hatte einen Ort, an dem sie hin konnte.

Dankbares seufzten.
"Wo ist es...äh sie jetzt?"

Und gab ihr damit Recht.
Sie hatte ihren Zweck für ihn erfüllt. Es war egal, ob sie hier war oder nicht.
Er riss sein eigenes Herz in Stücke.
Aber sie ging nicht zu dem Nachbarn. Er war Nahrung gewesen. Und sie sein Trost. Eine simple Abmachung.
Auch nicht zu Cade, zu dem sie sonst immer lief, wenn irgendetwas nicht stimmte.

"Er und sie. Es waren Zwillinge.", korrigierte er sie.
"Ich hab sie weit, weit weg gebracht."

Der Nachbar hätte sich sicher gefreut.
Ach und Raiko...du hattest Unrecht mit Yuu. Großes.
Keiner hatte dich je mehr geliebt als er.

Zwillinge. Sie schluckte hart.
"Was bedeutet weit weg?"