Heruntergekommener Bahnhof

Nein. Sie verließ Yuu, aber sie wollte nicht, dass er dachte, sie hätte ihn für einen anderen verlassen.
Obwohl sie der festen Überzeugung war, dass ihm nichts an ihr persönlich lag.
Aber es tat weh, loszulassen. Es tat weh, tatsächlich durch diese Tür zu gehen und zu wissen, dass sie vermutlich nie zurückkommen würde.
Dass das ein Ende sein könnte.
So, wie er sie getestet hatte, hatte sie ihn getestet. Und beide waren wohl durchgefallen.

"Sie sind dort sicher.", wich er aus.

Und jetzt waren sie beide allein.
Yuu würde die Tag auch ausziehen und Kaeru musste sich überlegen, bei wem er blieb.

"Wo dort?"

Er musste nicht überlegen, er würde bei Yuu bleiben.
Was nicht hieß, dass er seine Mama nicht besuchen würde.
Nachdem er seinen 'Ich hab's dir ja gesagt' Blick losgeworden war, fragte er aber auch nicht danach, was geschehen war.
Wenn Yuu nichts sagte, dann fragte er auch nicht.
Yuu würde die Tage aber einen Anruf von Cade bekommen.

"Willst du das wirklich wissen?"

Es würde auch etwas dauern bis er ran ging.
"Ja?"

"...ja?"

"Immer ziehst du um, ohne mir was zu sagen!", schimpfte der Dämon auch direkt los.
"Ich wollte dich besuchen. Aber hier ist ja niemand."

"Irland."

"Ich bin zurück nach Griechenland gegangen. Ich dachte du weißt davon", kam es ruhig.

"Bei welchen Leuten?"

"Woher denn?! Ich kann keine Gedanken lesen."

"Jemand, der mir einen Gefallen schuldig ist."

"Von Raiko. Ich dachte sie wäre vielleicht zu dir gegangen. Dann ist sie wohl bei einem neuen Lebenspartner unter gekommen."

"Kannst du dem vertrauen?"

Stutzen und Yuu würde wohl vor seinem geistigen Auge sehen können, wie Cade die Stirn runzelte.
So, wie immer.
"Ist sie gegangen?", fragte er dann vorsichtig.

"Ja."

"Ja. Endgültig. Sie hat mir den Ring zurück gegeben."
Den Ring, denn er seither nicht mehr losgelassen hatte. Der Ring um den sich seine Faust nun wieder fester schloss.

"Was wirst du den anderen Weisen sagen?"

"Warum?"
Cade verstand es nicht so ganz.

"Dass ich sie schon getötet habe, weil ich es nicht nötig habe, andere für mich die Drecksarbeit machen zu lassen."

"Sie sagt ich liebe sie nicht mehr. Zudem hat sie jemand neuen."

Sie hielt einen Moment lang die Luft an.
"Und....wie...wie sahen sie aus?"

"Hast du mit ihr darüber geredet, Yuu? Ich bin sicher, ihr bekommt das wieder hin."

"Klein, verschrumpelt und rot vom Schreien."

"Sinnlos mit ihr zu reden, Cade. Es ist vorbei. Endgültig. Da gibt es nichts mehr zu besprechen. Es ist besser so. Es hat eben nicht sollen sein."

"Aha...", machte sie darauf hin nur.
"Zwillinge...hätte ich gar nicht gedacht."

"Du kannst es nicht sinnlos nennen, wenn du es nicht versucht hast, Yuu. Ich habe es auch nicht getan und ich bereue es."

"Ich auch nicht."

"Was bereust du nicht getan zu haben?"

"und jetzt? Werde ich jetzt fortgeschickt?"

"Geredet zu haben. Man kann viele Dinge aus der Welt schaffen, wenn man miteinander redet. Kannst du damit leben sie in dem Glauben zu lassen, dass sie dir egal ist?"

Er nickte, drückte sie fester an sich.

"Ich hab ihr so oft gesagt, wie sehr ich sie liebe. ich kann und werde sie nicht zwingen, dass zu glauben."

Seine Brust wurde auch ganz nass.
"Ich komm wieder, versprochen."

"Weißt du, warum sie das denkt?"

"Ich warte."

"Nein, woher auch?! Vermutlich wegen dem Dreck, den Kazuya ihr erzählt hat."

"Okay."
Sie drückte sich etwas von ihm weg.
"Nimmst du mich heut Nacht noch einmal in den Arm?"

"Du hast sie also nicht mal gefragt."
Er seufzte.
"Wie kannst du dir so sicher sein, dass sie nicht mehr bei dir bleiben will, wenn du nicht einmal genau weißt, was ihr Problem ist? Vielleicht ist es nur ein Missverständnis? Vielleicht kann man das aber auch aus der Welt schaffen?"

Nicken.

"Cade?", seine Stimme wurde leiser.
"Sie hat mit mindestens einem anderen Mann geschlafen. Mehrmals."
Was das etwa Schmerz in deiner Stimme, Yuu?

Im Bett kuschelte sie sich auch an ihn.
"Ich liebe dich. Es tut mir leid, für alles."

Wieder schweigen.
Was sollte er jetzt sagen? Dass er sowas schon erwartet hatte?
"Sicher?", fragte er dann vorsichtig.

"Wir finden einen Weg, Neo."
Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Ganz bestimmt."

"Ja. Sie ist sogar wieder schwanger."
Yuu lehnte sich an eine Wand.
"Sie weiß es aber noch nicht, denke ich."

"Finden wir."
Solang müssten sie die letzten paar Stunden genießen.

Was!?
Er holte tief Luft.
"Es gibt drei Möglichkeiten... Entweder, sie hat es absichtlich gemacht, um dir eins reinzuwürgen, oder sie hat sich wirklich jemand anderen gesucht oder aber sie hat sich jemandem zum essen geholt."
Er seufzte.
"Soll ich vorbeikommen, Yuu?"

Ja.
Am Nachmittag würde Neo nach Norwegen fliegen.

Yuu hatte da schon eine Meinung davon.
"Wenn du es einrichten kannst..."

Und zum ersten Mal ihren Ehemann treffen.
Die ganze Zeit über, würde sie den Stein um ihren Hals fest umklammern.

"Für dich immer. Geb mir die Adresse durch, ich flieg gleich los."
Und Castiel würde er auch mitnehmen.

Ja. Zum allerersten Mal.
Ein schlanker, hochgewachsener Mann mit spitzen Gesicht und tiefen Denkfalten auf der Stirn, hellen, grauen Augen und einem dunkelbraunen, wirren Schopf.
Ein Mann, der mehr als nur zehnmal so alt war, wie sie es war.

"Du kennst sie. Ich bin bei meinem Tempel."

Schweres Schlucken.
Dennoch verbeugte sie sich sofort so tief sie konnte.
"Freut mich Sie kennen zu lernen, Gatte."

Stirnrunzeln.
"Und die Nonnen haben dich da wieder reingelassen?"

Sie wurde eingehend gemustert.
"Neo, richtig?"

"Es sind viele Jahre vergangen. Eine neue Generation lebt hier."

Es war ja auch nicht so gewesen, dass sie davor Stunden lang vor dem Spiegel gestanden wäre um alles an sich auf Pefektion zu richten.
Sie achtete auch darauf, dass ihr das Licht nicht direkt in die Augen fiel, damit das Braun nicht herausleuchten konnte.
"Ganz genau und Sie sind?