Heruntergekommener Bahnhof

Hoffentlich...
Er hatte ja den Anhänger. Den hatte Creon nicht gehabt.
Irgendwann würdest du dich daran gewöhnen, Neo.

"Bei Sei?", fragte er leise.

Irgedwann, wenn es "Essen" wurde, ja.
Es würde aber etwas dauern, biss es ihr ganz egal werden würde.
Der Nachwuchs würde auch irgendwann furchten und dann mit viel Blut wieder gehen.

"Ja. Ich hab mich nie wirklich um sie gekümmert. Früher war es immer so befremdlich für mich, dass sie meine Tochter ist...ich hab ihr so viel schlimmes angetan und dann habe ich mich nichtmal um eurer Kind gekümmert. Neo hätte auch bei mir groß werden können. Dass wäre ihr vielleicht lieber gewesen. Vielleicht hat sie dass sogar von mir erwartet? Dass ich mich um meinen Enkel kümmere..."

Was...weniger gut war.
Elion hoffte, dass sie daran nicht zerbrach.

"Du warst auch noch so jung, Yuu...wer will da schon Vater sein?", meinte er ruhig.
"Und ich wusste nicht einmal, dass sie meine Tochter ist, bis ich die Schatten gesehen habe."

War sie doch schon. Jeden Tag der ohne eine Nachricht von Creon verstriche in bisschen mehr.
Wo etwas zerbrach, entstand immer auch Hass udn Rache.

"Sie haben mir immer versprochen es ist für etwas gutes. Dass ich dafür belohnt werde...glaubst du sie haben mich belogen? Glaubst du dass ist alles nur eine Lüge? Gott?"

Sie würde kein Zeichen bekommen. Keine Nachricht.
Niemand wusste etwas.
Aber wenn Neo ganz genau noch einmal über alles nachdachte, würde ihr bestimmt einfallen, wo sie suchen könnte.

"Ich glaube schon, dass es einen Gott gibt, immerhin gibt es Lucifer auch. Aber ich...weißt du, ich glaube einfach nicht daran, dass die Nonnen dir immer das Richtige vermittelt haben. Ich bezweifle, dass man jemandem den Teufel austreiben kann, indem man ein Kind bekommt... Sei war alles andere, als das. Für mich war sie ein Geschenk, weißt du..."

Sie dachte viele Stunden nach, aber sie fand keinen Weg weiter.
Hatte nichtmal die Chance ihre Kinder zu finden.
In ganz schlimmen Nächten klöpfte sie an Elions Tür. Bat darum seine Rangniedrigeren Frauen für dich Nacht verscheuchen zu dürfen und neben ihm schlafen zu dürfen.
Dass kam aber nicht oft vor, keine Angst, Elion.
Aber wenn sie neben ihm die Augen schloss, konnte sie sich vorstellen, es sei Creon, der da atmete.

"Ihr hattet aber beide nich viel voneinander. Höchstens Leid...Cade ich glaube in dem Versuch alles richitg zu machen, habe ich in meinem Leben in Wirklichkeit alles falsch gemacht..."

Nein, Creon hatte ihr nie gesagt, wo sie sie finden könnte.
Sie müsste selbst suchen. Oder warten.

"Wir hätten mehr voneinander gehabt, wenn der Clan nicht gewesen wäre. Ich hätte mit ihr verschwinden sollen.", meinte er leise.
"Das glaub ich nicht, Yuu. Nicht alles. Jeder macht Fehler. Ich mache auch viele."

Sie konnte nicht suchen. Nicht weg von diesem Clan.
Egal wie sehr sie wollte.
Aber sie zog sich immer mehr in ihre Forschungen zurück.
Suchte darin Zuflucht. Und wie man wusste, war Neo ein schlaues Ding
Die Monate würden so auch irgendwie vergehen.

"Ich hätte lieber deine Fehler."

Sie konnte schon.
Wenn ein Erbe da war.

"Hättest du nicht. Du hattest eine Frau, von der du wusstest, dass sie dich liebt. Das hab ich nicht."

Es würde keiner kommen. Auch nicht nach einem Jahr.
Auch nicht nach zwei.
Schuld waren vielleicht auch die vielen Einstichstellen an Neos Armen und Schenkeln.

"Dafür tut es jetzt nur um so mehr weh."

Aber nach zwei kam eine Postkarte ins Haus geflattert, aus Irland. An Neo addressiert.
Und mit dieser Postkarte kam auch die Mahnung.
Neo blieb nicht mehr viel Zeit.

"Was tut weh?", seufzte er müde.

Nur, das sie nicht viel von dieser Postkarte verstand.
Er hatte die geschickt? Und warum an sie? Wer war Marie?
Sie schob sie in ihre Tasche und ging zu Elion.
"Was passiert wenn die Zeit abläuft?", fragte sie ihn ruhig.

"Alles."

Das musste sie selbst lösen.
"Dann werden sie dich töten.", meinte er knapp.

"Du hast aber nicht alles falsch gemacht. Denk doch im Moment lieber erst einmal an die schönen Zeiten."

"Okay. Ich geh hin."

"Welche schönen Zeiten? Meine Hochzeit? Ein 'Ja' an das Raiko gar nicht glaubte? An ihr 'bis der Tod uns scheidet'? An die Geburt der Zwillinge, die sie fast umgebracht haben? Meine Kinder? In Armut? Raiko, wie tot auf diesem Bett? Kazuya, der seine eigene Schwester vögelt und nun versucht uns zu töten? Meine Tochter, wie sie in meinem Feuer verbrennt? Meine Söhne, die sich gegenseitig umbringen!?"

Ihm fiel prompt der Stift aus der Hand.
"Du willst was!?"

"Sie hat an dich geglaubt.", meinte er leise.
"Es gab sicherlich schöne Momente. Du kannst dich gerade nur nicht erinnern. Aber du wirst, glaub mir."
Dieses Bild würde sich wiederholen, Yuu.

"Ich gehe zu den Weisen."

"Ich soll dir vieles glauben, was du selbst nicht besser gemacht hast..."

"Warum!?"

"Ich erinnere mich an viele schöne Momente.", verteidigte er sich.
"Ich will nur nicht, dass du dieselben Fehler machst, wie ich. Irgendwann ist es zu spät. Wie bei Sei."

"Ich muss die Weisen etwas Fragen. Vielleicht bekomm ich ja eine Antwort, wenn nicht ist es auch egal. Dann erspare ich ihnen wenigstens die Anreise."
Sie legte seelenruhig den Kopf schief.
"Darf ich meinen Schlüssel und ein Auto haben?"
Den Schlüssel für ihre Halskette.

"Es ist schon zu spät. auch wenn du es nicht wahr haben willst."

Er sah sie einen Moment lang an, bevor er die Schublade aufmachte und sowohl ihren Schlüssel, als auch einen Autoschlüssel herauszog und ihr reichte.

"Ist es nicht, das denkst du jetzt."
Er winkte schnell ab.
"Aber lassen wir das Thema. Hab gerade genug davon und bei Raiko muss ich auch nochmal vorbeischauen."

Sie nahm sie entgegen.
"Also, ich mach mich gleich auf den Weg. Viel Glück mit deiner nächsten Frau. Die von Ugarn sollen fertig geprüft sein."
Damit drehte sie sich um und ging aus dem ZImmer.
In ein Auto steigen und Vollgas geben.
In ein paar Stunden würde sie bei den Weisen sein und an ihre Tür klopfen.

"Hast du sie gefunden?"

Oh Neo...
Wachen würden ihr aufmachen, abschätzend auf sie heruntersehen.

"Nein. Wie denn auch?"

"Guten Abend. Ich möchte gerne mit dem Rat der Weisen reden."
Sie würden auf ein abgemagertes, kränklich aussehendes Persönchen herunter sehen.

"Soll ich dir sagen wo sie ist?"

Der Mann verzog verächtlich die Lippen.
"Als ob jeder einfach hier her kommen könnte und dann eine Audienz bei dem Rat bekäme.", schnaubte er.

"Bitte."

"Nicht jeder, aber ich. Könnten wir uns jetzt bitte beeilen?"

Yuu presste kurz die Hand auf Cades Schädel und brannte ihm den Weg ins Gedächnis.
"Dort."

"Du gewiss auch nicht."
Ihr wurden die Türen vor der Nase zugeschlagen.

Er zuckte scharf, nickte dann aber.
"Danke."

Kaum, war die Tür zu, sprengte sie auch schon auf und traf die Wache, die gegen den Wand gepresst wurde.
Seelenruhig schlenderte Neo herein.
"Wie unhöfflich."

"Bitte."

Die arme Wache bekam ganz große Augen.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Aber er blieb still, in der Hoffnung, dass sein Leben dann vielleicht verschont wurde.

Er musterte seinen Freund noch kurz, bevor er aufseufzte.
"Ich ruf dich an, wenn ich wieder zuhause bin. Du kannst mich übrigens auch ab und zu mal besuchen.",  murrte er dann.

Sie drehte sich jedoch nochmal zu ihm um.
"Könnten Sie mir vielleicht sagen wo ich lang gehen muss?"

"Gerade aus."
Jaja...war schwer bei den Regeln und Vorgehensweisen loyales Personal zu finden.

"Gut, danke."
Los ging es, gerade aus zu den Weisen.
Mal hallo sagen und sich vorstellen. Hoffentlich waren sie da.

Yuu nickte leicht.
"Ich wünsche dir eine gute Reise."