Heruntergekommener Bahnhof

"Und wo bist du bitte?!"

"Weg..."
Damit verlies er das Zimmer.

Und sein Sohn ihm hinterher.
"Und was soll ich Mom sagen, wenn sie wach wird?!"

"Das ich bald wieder komme?"
Er schnappte sich seine Jacke.

"Penner", knurrte er Yuu nach, gesellte sich aber dann zu seiner schlafenden Mutter und legte sich neben sie.
Es dauerte auch nicht lange, bis Raiko sich an die Wärmequelle kuschelte und dabei von ihrem Sohn beobachtet wurde.

Stell nichts dummes an, Kaeru..
Eine Woche später war Yuu wieder beurlaubt worden und hatte seine festen Termine beim Seelsorgeamt.
Cain saß im Rollstuhl und hatte einen dicken Gibs um sein Bein.
Und Rees...es wurde Emo und Raiko tat gut daran Cains Rasierklingen zu verstecken.

Er stellte nichts dummes an.
Er strich ihr nur über die Wange, bis Yuu wiederkam.
Und es glaubte jetzt wahrscheinlich jeder, dass Cain diesen Zustand einfach nur hasste.
Das Restaurant musste auch geschlossen bleiben.
Cains Rasierklingen waren zudem immer versteckt.
Raiko hatte wieder angefangen zu arbeiten und erstaunlicherweise half Kaeru ihr im Haushalt und kümmerte sich um seine kleinen Geschwister.

Der Junge wurde ja richtig anständig.
Yuu saß gerade in der Küche und tat einfach nichts, wie immer. Er starrte nur die Tischplatte an.
Rees gingegen zog sich gerade seine Stulpen über die verschnittenen Arme und legte Kaerus Kappmesser zurück.

Nein, er hatte sich nur in seine Mama verguckt.
Und Yuu wurde von Kaeru auch gepflegt ignoriert.
Raiko würde so oder so erst später nach Hause kommen.
Und Cain war unten in der Küche, kümmerte sich einen Scheißdreck um irgendetwas anderes als sein Restaurant.

Cain hatte ja immer noch sein Mäuchen, dass ständig darauf wartete etwas zu Essen abzubekommen.
Immer wenn ein Krümelchen auf den Boden fiel freute es sich riesig.

Es bekam auch so immer etwas auf einem kleinen Porzellantellerchen.
Jemand der sein Essen zu würdigen wusste und nicht reden konnte.
Er mochte sein Mäuschen.
Um zehn kam dann auch Raiko von der Arbeit nachhause und sah erst einmal nach ihren Kindern.
Kaeru bekam sogar einen Dankeskuss auf die Wange, weil er ihr fast den ganzen Haushalt schmiss, was den armen Jungen ganz rot werden ließ.
Er prügelte Yuu sogar Nahrung rein...

Wundervoll.
Der ging sobald Raiko kam ins Bett, um zu schlafen.
Und das Mäuschen...das liebte Cain.

Raiko ging jedoch leise zu Rees und Kaerus Zimmertür und klopfte leise.
"Rees?"
Da hatten sich zwei gefunden.

"Ja?"
Schnell sah er nach ob die Armstulben auch gut saßen.

Sie öffnete die Tür und betrat vorsichtig das Zimmer, ehe sie sich ebenso vorsichtig neben ihn auf das Bett setzte.
"Ist alles in Ordnung, Kleiner?"

Unruhig kratze er sich über den Unterarm.
"Cain redet nicht mehr mit mir..."

"Cain redet mit niemandem mehr."
Sie zögerte.
"Stör ich?", fragte sie dann leise.

"Das ist meine Schuld."
Er sah bei ihrer Frage zur Seite.
"Ich weiß nicht."

"Ist es nicht, Rees. Du konntest nichts dafür."
Sie erhob sich eilig wieder.
"Gut...dann...will ich dich nicht weiter stören. Schlaf schön.", murmelte sie.

"Du auch, Mama."
Damit zog er sich aus und eines von Cains Hemden an, ehe er sich unter die Decke legte.

Vor der Tür fuhr Raiko sich müde über die Stirn.
"Geh ins Bett, Mom. Ich mach den Rest schon noch."
Sie sah auf und schüttelte dann den Kopf.
"Geh ins Bett, Kaeru, du musst morgen in die Schule."
"Und du arbeiten."
"Schule ist aber wichtiger.", wies sie ihn an, "Geh ins Bett."
"Gute Nacht, Mom.", brummte er und gab ihr einen Gute-Nacht Kuss auf die Wange.
"Nacht."
Raiko machte noch den Rest des Haushalts und ging dann ebenfalls zu Bett.

Dort nahm sie Yuu schon in den Arm und zog sie zu sich.
Alles nicht so einfach in letzter Zeit.
Rees zupfte seither an Kaerus Ärmel.
"Darf ich bei dir schlafen?"

Nein, ganz und gar nicht.
Ihm wurde leicht über die Wange gestrichen und ein Kuss aufgehaucht, ehe die Schwarzhaarige auch schon weg war.
Kaeru hingegen war gerade noch am Tagträumen und blinzelte Rees verwirrt an.
"Klar darfst du. Darfst du immer."

Schon schlüpfte er zu ihm ins Bett.
"Es ist schön wenn du Abends nicht immer weg bist."

"Ich muss Mom immerhin unter die Arme greifen. Du solltest auch ein bisschen netter zu ihr sein."

"Findest du ich bin nicht nett zu ihr?", fragte er und legte den Kopf auf die Arme.

"Du kapselst dich ab, Zwerg. Sie macht sich Sorgen."
Er wuschelte ihm durch die Haare.
"Und Papa ist auch am Arsch, Cain interessiert sich für nichts mehr."

"Und das ist alles meine Schuld...weil ich so ein Monster bin!"
Ihm kamen die Tränen.

Irritiert sah er ihn an.
"Warum ist das alles deine Schuld? Du bist kein Monster. Nicht im geringsten."

"Doch....ich bin ein großer schrecklicher Vogel und deswegen hab ich alles kaputt gemacht!"