Heruntergekommener Bahnhof

Sofort war Cade wieder vor ihr und riss sie zurück.
"Er hat kein Erbrecht mehr, Neo! Keiner der Beiden!"

"Sie werden es bei deinem Tod wiedererlangen."

"Werden sie nicht, wenn du sie rauswirfst."

"Der da", sie nickte zu Ravan, "könnte mir dumm kommen."

"Wird er nicht. Schick ihn weg."

"Na dann."
Die Schatten schlugen noch einmal fest zu und ließen Ravan dann los.
Der Klatschte in eine Lache aus seinem Blut und seinen Schatten.
Blut dass aus seinen Wunden kam tränkte seine Kleidung.
"Mal sehen wie weit er kommt."

Er bleckt die Zähne in ihre Richtung, ging dann aber an ihr vorbei zu Ravan.
Anschauen, was sie getan hatte.

Ihn aufgeschlitz und zerquetscht.
Große Schlitze gingen über seinen Rücken und die Schultern.
Hatten die Rippen und die Wirbelsäule frei gelegt.
Ein ähnliches Loch war an seiner Leiste, an der das rote Fleisch heraus quoll.
Seine Gliedmaßen waren zudem verdreht.
Die schwarze Schattenmasse wurde immer heller durch das Blut. Fraß sich wie Säure in Cades Schuhe.

Er drehte den Kopf zurück zu Neo.
In seinem Blick lag Abscheu.
"Ich hätte dich ertränken sollen, als ich die Möglichkeit dazu hatte."

"Zu spät, Daddy."
Ravan jappste nach Luft, und man sah wie sich seine blauen Lungen durch die Rippen pressten.
Wie ein Fisch im trockenen.
"Aber bitte. Ich geb ihn frei. Er kann abhauen."

"Du hast kein Recht mich so zu nennen."
Er strich dem Jungen die Haare aus der Stirn.
"Und du hast ihn schon so gut wie umgebracht."

"Gib mir den Clan und hau mit ihm ab. Ich gebe dir diese Chance, Cade. Nimm ihn und Cain und verschwinde. Für immer."

"Ich gebe dir gar nichts."
Seine Schatten huschten los in das Haus. Holten Cain, seine Karten, einen Autoschlüssel und das Baby.
"Aber ich gehe. Du wirst sehen, dass du alles zu Grunde richten wirst. Aber das ist nicht mehr mein Problem, Neo. Geh allein in dein Verderben."

"Geht doch."
Sie ließ ihn sitzten und ging Richtung Haus.
Auslöschen wer Cade zu treu war.
Cade hatte nun Zeit zu gehen.

Während seine Schatten noch seine Unterlagen zerstörten.
Und zwar wirklich alle.
Seine Utensilien aus dem Labor ließ er sich aber auch noch von den Schatten bringen, ebenso wie ein paar Klamotten für alle, bevor er die Kinder ins Auto packte und erst einmal ein Stück weit weg fuhr, um dann in Ruhe nach Ravan sehen zu können und zu versuchen ihn zu flicken.

Was unterwegs auf der Motorhaube vermutlich gar nicht so einfach war.
Er saute ihm das ganze Auto voll.
Neo waren seine Unterlagen egal.
Sie hatte was sie wollte.

Er war Cade, er würde das schon irgendwie schaffen.
Sobald Ravan so gut es ging für den Moment verarztet war, fuhren sie weiter.
Aber er versteckte sich nicht vor Neo, er fuhr zu Ai.
Dort konnten sie unterkommen, bis es Ravan wieder besser ging.

Ravan nippelte ihm zwar ein paar Mal fast ab, aber letztedlich konnte er ihn sicher bei Ai unterbringen.
Das Baby sollte er aber fern von Cain halten, sonst würde er den auch flicken müssen.
Die gelben Augen des Kindes fixierten seine Umwelt.

Er würde schon wieder werden, wenn er bis dahin überlebt hatte.
Ai gestattete ihm es zwar seine Kinder bei ihr unterzubringen, aber man sah sie nie.
Die Depressionen saßen immer noch tief.
Cain war ausnahmsweise sogar mal erwachsen und belästigt die Frau im Haus nicht, sondern ging lieber Cade mit dem Baby zu Hand.
Ein paar Wochen, dann würde auch Ravan wieder auf dem Damm sein und sie könnten planen, wie es weiter ging.

Ja. Nach den paar Wochen saßen sie auch am Tisch.
Die Stimmung war immer noch angespannt.
Ravan starrte unsicher zu Boden.
Hatte sich neben Cain gesetzt.

Cade saß den Beiden gegenüber, musterte sie.
"Es ist euch überlassen, wohin wir jetzt gehen.", meinte er dann.
Es war ihm egal, wohin.
"Nur nicht zu nah."
Zu nah am Clan.
Cain rieb sich unsicher über den Hinterkopf.

Ravan sah eben so planlos aus.
Die beiden kannten nur den Clan, Cade.

Seufzen von ihrem Vater.
"Wonach steht euch eher der Sinn? Stadt? Land? Abgeschieden?", fragte er dann.
"Sowas kann immer passieren. Mit der Situation überfordert zu sein, hilft uns nichts."
Cain rieb weiter, zuckte mit den Schultern.
"Irgendwo abgeschieden wär doch gut, oder?"
"Warum?"
Überraschtes Blinzeln seitens seines Sohnes.
"Äh...Weil...uns keiner sieht?"
"Sicher?"
"Äh..."

"Ich will nicht in einen Bauernhof", brach es aus Ravan heraus.
"Die Tiere beißen!"
Horrorvorstellung. Seine Desinger-Stiefel knöcheltief in der Kuhscheiße!
"Stadt!"

Cades Blick richtete sich auf ihn.
"Und warum Stadt?"
Cain schien erleichtert zu sein, dass er der Befragung entkommen war.

"Weil man da am besten an neue Klamotten kommt?!"

Schweigend sah Cade ihn an.

Und brachte Ravan damit wieder die Klappe zu halten.

Warum waren seine Kinder alle so dumm?
Er seufzte und rieb sich über das Gesicht.
"Überlegt euch bis übermorgen ein paar gute Argumente. Ai hat sicher nichts dagegen, wenn wir noch ein bisschen bleiben."
Ai, die total auf dein Baby stand, Cade.

Cades Baby, dass viel Zeit beanspruchte.
Ravan kannte gute Argumente, die passten nur leider Cade nicht.