Heruntergekommener Bahnhof

"Ja. Neo.", bestätigte er ihm.
Es waren zwölf Jahre vergangen, Rees. Auch, wenn du das noch nicht wusstest.

"Geh ....geh besser weg...von ihr..."
Angestrengt sah er auf die Frau.
"Böse..."

Er grinste leicht.
"Neo ist nicht böse, Rees. Keine Angst."
Neo wurde durch die Haare gewuschelt.

"Weg...!"
Er krallte sich nun Cains Ärmel und versuchte ihn weg von Neo zu ziehen.
"Weg!"

Sanft löste er seine Hände von sich.
"Nein, Rees."

"Wieso?"
Entgeister sah er ihn an.

"Weil Neo meine kleine Schwester ist, Rees. Es ist okay."

"Du hasst sie...?!"
VoN Neo kam ein schaudern.
Rees verstand die Welt nicht mehr.

Er schüttelte den Kopf.
"Nein. Nicht mehr."
Keine Sorge, Rees, das kam schon noch.

"C-Cain?", kam es nun mehr als nur verwirrt und verzweifelt.
"Du....Du bist schon noch mein M-Mann, oder?"

Fuck...das würde jetzt zum Problem werden.
Er warf einen kurzen, entschuldigenden Blick richtung Neo.
"Ja."

Rees Züge entspannten sich wieder.
"Gut."
Cain war noch bei ihm.
Nur das Neo nun von einem Schluchzen geschüttelt wurde und Cains Shirt letztendlich doch nass wurde.

Mehr oder weniger.
Er lächelte Rees an, strich aber Neo tröstend über die Wange.
Es tat ihm leid, aber sie hatte es sich wahrscheinlich von anfang an gedacht.
Was nicht hieß, dass er sie jetzt fallen ließ, wie eine heiße Kartoffel.
Rees würde wahrscheinlich teilen müssen.

Das würde nie und immer gut gehen, Cain.
Nie.
Zudem hattest du noch dazu eine "Tochter" die deine Aufmerksamkeit brauchte.

Nein, würde es nicht.
Aber er konnte es ja nur versuchen. So irgendwie.
"Wie fühlst du dich?", fragte er Rees allerdings nun und legte Neo den Arm über die Schulter und drückte sie an sich.
Armes Mädchen...sie tat ihm leid.

Ach wirklich Cain?
Zu dem endschluss kammst du aber spät.
"Alles ist so...anders...mein Kopf tut weh..."

"Du hast ja auch lange geschlafen.", meinte er leise.

"Lange? Wie viele Stunden?"
Er fuhr sich über die Stirn.

"Keine Stunden, Rees. Zwölf Jahre."

Er riss die Augen auf.
"J-Jahre!?"

Er nickte leicht.
"Ja. Deine Mutter hätte dich fast umgebracht."
Naja gut, hatte sie...aber egal.

Er wurde wieder ruhiger.
"Ja...sie wollte Yuu wieder haben.."

"Sie hat kein Recht dazu, sie hat ihn umgebracht.", murrte er, ehe er sich Rees anpasste und ebenfalls ruhig wurde.
"Aber jetzt kann sie dir nicht mehr weh tun.", meinte er und strich ihm mit der freien Hand wieder über die Wange.

"Ist sie tot?", fragte Rees und schloss die Augen wieder.
"Hast du sie umgebracht?"
Er kannte immerhin Cain.

"Ja."
Er konnte ja nicht wissen, dass Cade ihm die Kopie einer Kopie vor die Nase gesetzt hatte.

"Es war nicht ihre Schuld."
Mehr sagte er zu dem Thema nicht.
Achtete nun auf Neo.
"Und in dieses 12 Jahren hast du dir diese Schlampe zugelegt?"
Immerhin hatte sie Cain oft weh getran. Rees hasste sie.

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Natürlich ist sie selbst Schuld daran."
Dann jedoch warf er Rees einen strafenden Blick zu.
"Nenn Neo nicht Schlampe, Rees, sie ist immerhin meine Schwester.", wies er ihn streng zurecht.

"Auf einmal, ja?", kam es nur bissig.
"Sonst hat sie dich auch nie interessiert! Du hast sie gehasst! Und jetzt soll sie wieder deine Schwester sein!? Die hat aber oft due Beine breit gemacht...."

Er stand auf, umfasste Neos Hüfte und stellte sie vor die Tür.
"Warte hier."
Erst dann machte er sie wieder zu und drehte sich zu Rees um.
"Schon. Aber sie hat mir geholfen dich am Leben zu erhalten. Sie hat mir geholfen deine Tochter groß zu ziehen, da du ja mal wieder dein Kind auf mich abladen musstest. Verstehs nicht falsch, Rees, das Mädchen ist mittlerweile wie meine eigene Tochter, aber hör auf Neo zu beleidigen, nur weil dir diese Jahre wie ein Wimpernschlag vorkommen sind. Zwölf Jahre sind eine verdammt lange Zeit, Rees. Und ich saß jeden Tag unten in den Laboren, habe mit dir geredet und gehofft, dass du endlich wieder die Augen öffnest. Und jetzt muss ich nach deiner Tochter sehen.", meinte er ruhig und drehte sich um, bevor er noch einmal inne hielt.
"Neo kann wenigstens Rücksicht nehmen.", kam es dann leise.
"Bekomm den Kopf erstmal wieder frei. Ich komm später wieder."
Damit verließ er das Zimmer und zog Neo mit sich.

Rees sah ihm fassungslos nach.
Was war in 12 Jahren alles passiert?
Neo hingegen ließ sich schweigend mitziehen und versuchte sich schnell wieder die Tränen wegzuwischen, bevor sie noch von jemand anderem gesehen wurde.