Krankenhaus

"Natürlich, aber sie sterben wenn ihr euch nicht beeilt", sie öffnete die Augen und durchbohrte ihn förmlich mit ihrem Blick.
Armer Mann...
"Schneller...", flüsterte sie wieder.

"Machen sie sich keine Sorgen, wir bekommen das schon hin."
Schon wurde sie in den OP gefahren und ihr die Kleider vom Leib neschnitten, ehe sie mit einem grünen Tuch bedeckt wurde, sodass nur noch der Bauch frei lag.
Man sah deutlich die hilflosen Tritte, der nach Luft japsenden Kinder.
"Sie werden vielleicht ein stechen spüren, da die Narkose nicht so lange wirkt, aber wir haben leider keine Zeit."
Schon durchstach eine Nadel ihre Bauchdecke.

Die bringt es sowieso nicht
Ihre Hände krallten sich vorsorglich schonmal fest.
Auch ihre Unterlippe musste darunter leiden.

"Keine Sorge, es ist eine Ortsbetäubung, sie verpassen die Geburt nicht. Wievielter Monat den?"
Im selben Moment kam Yuu herein und stellte sich gleich zu Raiko.

"Neunter", kam es knapp.
Ein kurzer Blick zu Yuu, dann wandte sie den Blick wieder ab.
Wie sie Krankenhäuser hasste... Hassen war nicht der richtige Begriff...sie fürchtete sich eher vor ihnen.

"Na dann haben wir ja gar keine Probleme."
Der Skalpell wurde angesetzt und ein langer Schnitt zwischen den Beckenknochen gezogen.
Yuu musste erstmal schlucken.
"Geht es so für sie oder wollen sie Schmerzmittel?"

"Passt", sagte sie deutlich, schluckte aber schon Blut, da sie sich doch lieber auf die Zunge biss.
Das war wieder einer der Momente, in denen ihr ihre Erziehnung etwas brachte.
So merkten die Ärzte wenigstens nicht, dass ihre Betäubung nichts brachte.

"Gut."
Und dann war auch schon die Gebärmutter offen.
Schnell zogen zwei paar Hände Rees heraus, gleich gefolgt von Ai, die von einem anderen Arzt genommen wurde.
Eilig wickelte man ihnen die Nabelschüre vom Hals, als auch schon das Geschrei losging.
Hier war es kalt und hell. Ihhhh~
Die Beiden wurden Raiko auf die Brust gelegt, während sie Wunde wieder geschlossen wurde.
Yuu schloss kurz die Augen, gleich würde Raiko ihn verlassen.

Nichtmal gleich.
Sobald das Geschrei losging war sie weg, ihr Kopf glücklickerweise zur Seite gekippt, sodass ihr das Blut aus dem Mund lief und nicht in den Rachen.
Ihre Atmung wurde schwächer und sie war blasser als sonst.
Es war wie ein System, dass sich in den Stand-by fuhr.
Das Geschrei der Kleinen hallte von den Wänden wieder.

Als die Ärzte dies bemerkten brach die Unruhe aus. Sie häuften sich um Raiko, leuchteten ihr in Augen und Mund, schoben ihr einen Beatmungsschlauch in den Rachen.
Schnell nahm Yuu seine zwei Kinder von Raikos Brust bevor sie ihm von irgendeiner Schwester weggenommen wurde.
Besorgt sah er auf Raiko, ehe er in eine Ecke des OPs zurückwich.

Eine Schwester ging vorsichtig auf ihn zu.
"Wollen sie sie das Erstemal baden? Haben sie schon Namen?", fragte sie ruhig.
Sie befand es für besser, wenn er hierraus kam.
"Ich denke doch zumindest mal, dass sie der Vater sind", sie lächelte leicht.

Er drückte seine Kleinen noch enger an sich.
"Sie heißten Ai und Rees", kam es leise, denn er musste sich beherrschen die Frau nicht anzuknurren.
"Ich will meine Frau nicht alleine lassen...sie hat Angst vor Krankenhäusern."

"Die Kleinen brauchen aber ein Bad", sagte sie sanft, "Und wir haben auch Ersatzmilch. Ihre Frau ist hier in guten Händen, kommen sie."
Sie wies mit der Hand leicht Richtung Ausgang.
"Die Beiden brauchen sie jetzt"

Mit einem letzten Blick zu Raiko drehte er sich um.
"Tut mir leid, Raiko..."
Er ging ans dem Raum, die Schwester nicht mal in die Nähe der Kleinen lassend.

Ein kleines Seufzen entfuhr der Schwester.
Ein schwieriger Fall.
Sie folgte Yuu und ging dann vor, um ihm den Weg zu weisen.
In der Station machte sie dann mit geübten Handgriffen eine Wanne fertig.
Dann ging sie wieder näher an Yuu ran.
"Wenn sie eines baden, muss ich das andere halten. Keine Angst, ich tue ihnen nichts und sie bekommen es gleich danach wieder."

Nach einigen Momenten des erdrückenden Schweigens, hob er ihr ganz vorsichtig Rees hin.
Er konnte ihr für den Notfall wenigstens die Hand abschmorren oder so...
Mit misstrauischem Blick auf seinen Sohn nahm er Ai in beide Hände.
Okay...wir war das gleich nochmal?
Konzentierst legte er ihr die Hand unter das Köpfchen und lies ihren Körper bis zum Hals in das warme Wasser gleiten.
Mit er anderen Hand wusch er ihr das Blut und den Schleim vom Körper, immer in der Angst ihr gleich was zu brechen.

"Sie machen das gut", beruhigte sie ihn, da sie neben ihm stand und seine Angst bemerkte.
Aoi blieb dicht bei ihm stehen, da er anscheinend einen leichten Überbeschützerischen Knick hatte.
Aber besser so, wie gar nicht kümmern.
"Das warme Wasser beruhigt sie zusätzlich, da es ihnen hier draußen sehr kalt vorkommt. Wenn sie möchten schaue ich gleich nach und suche ihnen etwas warmes zum anziehen"

Yuu hob Ai wieder aus der Wanne und wickelte einigermaßen in ein Handtuch.
"Können Sie machen...", kam es leise und noch ganz in Gedanken, während er versuchte Rees wieder an sich zu nehmen.

"Langsam, sonst fällt er", mahnte sie ihn und wartete bis er still hielt.
Dann legte sie ihm den Kleinen in die Arme.
"Ich geh schnell nachsehen. Wenn irgendetwas ist, ich bin nur nebenan."
Ein kleines Lächeln zierte ihre Lippen.
Frischgebackene Väter waren immer so goldig.

Yuu knöpfte sich das Hemd auf und legte sich Ai auf die Brust damit er das Hemd vorsichtig mit einer Hand wieder zuknöpfen konnte.
Jetzt hatte er beide Hände frei und wusch schnell noch Rees, damit dieser auch von dem Blut befreit war.
Schon wurde er unbeholfen eingewickelt und Ai wieder hervorgeholt.

Ein-Zwei Minuten später wuselte Aoi wieder herein, zwei Strampler in der Hand, ebenso wie zwei Miniwindeln und zwei Decken.
Sie legte lächelnd alles auf dem Wickeltischchen ab und ging zu Yuu.
"Soll ich ihnen zeigen, wie man sie richtig einwickelt?"

Wieder kruzes zögern, dann kam er zu ihr und setzte seine Tochter vorsichtig auf den Wickeltisch.
"Was ist mit meiner Frau? Wo ist sie?"

"Ich weiß es nicht, ich war noch nicht unten. Wenn wir mit den Beiden fertig sind stelle ich ihnen zwei Bettchen zur Verfügung. Entweder ich bleibe hier und passe auf und sie gehen runter, um nachzusehen, oder ich gehe runter und sie bleiben oben."
Sie musterte ihn prüfend und leicht mitleidig.
"Aber erst müssen die Kleinen gewickelt und versorgt werden."
Sanft befreite sie Ai von dem Handtuch, hob sie ein wenig hoch, wobei sie den Arm unter sie schob und mit der Hand das Köpfchen hielt und legte das Handtuch diagonal.
"Passen sie gut auf, dasselbe dürfen sie gleich mit den Decken machen. Wenn sie fragen haben, nur zu."
Sie zeigte ihm, wie er die Decke wickeln musste, damit sie warm hielt und gut saß.

Aufmerksam verfolgte er jede ihrer Bewegungen.
"Wie oft muss ich sie füttern?", kam es schließlich.

"Heute nicht ganz so viel, aber im allgemeinen immer 8-12 mal, je nachdem."
Sie holte die Strampler.
"Soll ich es wieder vormachen?"

Schnell nickte er.
"Bitte"
Ganz langsam bekam sie ein winzigkeinesbisschen Vertrauen von Yuus Seite her.

Sie drehte sich wieder zu Ai, befreite sie von dem Handtuch und zeigte es ihm wieder.
Als sie fertig war, wickelte sie wieder die Decke um sie und nahm sie hoch.
"So. Ich nehme sie, solange sie mit dem Kleinen beschäftigt sind."
Aufmerksam sah sie ihm dabei zu.

Yuu machte so gut wie möglich alles nach und wer hätte es gedacht, am Ende schaffte er es auch.
Es sah nicht ganz so toll aus wie bei Aoi, eher im Gegenteil, aber mit etwas Fantasie...
Da war ein Papa jetzt aber stolz auf sich.

Aoi lächelte nachsichtig.
"Das ist gut für das Erstemal. Ich hatte schon welche hier, die haben sich wie Idioten benommen. Gegen sie sind sie ein Goldstück", lächelte sie.
Sie reichte Ai an Yuu.
"Ich geh die Bettchen holen und mache die Milch fertig."

Er drückte Ai wieder fest an sich, damit man sie ihm auch keines Falls entreißen konnte und sah Aoi nach.
"Hai."
Jetzt hatte er wenigstens einmal kurz Zeit sich die beiden zu besehen.