Schulhof hinter der Schule

Kochendheiße Tränen rollten Yuu über die Wange, als er die Augen schloss..
"Beib hier bei mir", hauchte er in den Kuss hinein.

Sie löste sich etwas von ihm und wischte vorsichtig die Tränen weg.
"Ich kann aber nicht...das weißt du...du weißt das..."

"Versuch es...", kam es verzeifelt.
"Bitte...."

"Ich kann nicht, Yuu. Das hier ist nur dein Traum."
Sie seufzte leise.

"Dann werde ich nie wieder aufwachen."

"Das wirst du, ob du willst oder nicht. Ich kann nicht mehr lange bleiben..."
Sie hauchte ihm einen Kuss auf den Mundwinkeln.
"Ich will nicht, dass du stehen bleibst... Ich will nicht, dass du aufgibst."
Scharf zog sie die Luft ein.
"Wenn du schon keinen Sinn darin siehst...dann...dann...dann suche doch einen Weg, wie ich wiederkommen kann. Aber bitte...bitte bleib nicht stehen."

"Ich kann aber nicht mehr laufen, Raiko...und ich will auch nicht..."
Raiko...hast du immer noch nicht erkannt das dein Mann gebrochen war?

Sie senkte den Kopf und man könnte fast meinen, dass nun auch ihr Tränen über die Wangen liefen, aber keine einzige war zu sehen, als sie wieder den Kopf hob.
"Dann tut es mir leid, Yuu..."
Denn dann müsste sie ihn dazu zwingen.
Ihre Miene, sowie auch ihre Seelenspiegel wurden ausdruckslos, kalt.

Yuu sah sie nur weiterhin an.
Konnte den Blick nicht abwenden.

Sofort bröckelte es wieder und ihre Gesichtzüge wurden wieder weich.
"Yuu...erfüllst du mir einen Wunsch?"

"Welchen?", fragte er und steckte die Finger nach ihren aus.

Sie nahm seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen, bevor sie sich leicht streckte und die Lippen an sein Ohr legte.
"Vergiss"

"Nein...tu mir das nicht an, Raiko....ich liebe dich...ich liebe dich so sehr, lass mir wenigstens dass....lass mir diese Liebe...."

"Du wirst es nicht mehr wissen, wenn du vergisst... Dafür darfst du mich ruhig hassen."
Sie schloss kurz die Augen, genoss noch einmal den Moment der Berührung, obwohl es ja nur ein Traum war.

"Ich kann dich nicht vergessen!"
Und er wollte auch nicht.

"Du wirst...genauso, wie du auch aufwachen wirst. Du wirst aufwachen und vergessen haben."
Sie lächelte leicht.
"Mir zuliebe."

Er schwieg und legte seine Stirn an ihre.
"Wie kannst du mir das antun?"

"Die Erinnerungen fügen uns Beiden nur Schmerzen zu, Yuu."
Im nächsten Moment küsste sie ihn schon wieder sacht.

"Darf ich trotzdem ein Teil von dir bleiben?"

Sie lächelte.
"Wenn du dich daran hälst."
Doch sie zuckte leicht zusammen.
"Es ist Zeit."

Er umklammerte sie.
"Nein...", kam es leise an ihrem Hals.

Sie lächelte nur wieder.
"Es ist ja nicht das letzte Mal...ich komme dich besuchen, wenn ich wieder kann, ja?"
Leicht drückte sie ihn wieder von sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Auf Bald, Yuu."
Damit wurde alles schwarz.

Yuu öffnete die Augen wieder.
Schneeflocken segelten vom Nachthimmel auf ihn herab, als er aufstand.
Leicht wehmütig stapfte er durch den Schnee zu dem einzigsten Ort, der ihm etwas realistisch vor kam, wenn er an Raikos Wunsch dachte.
Die arme Koe würde einen Schreck bekommen, wenn sie morgends aufwachen würde.

Tatsache...
Die stieß nur einen spitzen, erschrockenen Schrei aus und knallte eigenständig gegen die Wand.

Yuu schlief einfach auf der eite weiter.
Der atem immer noch ruhig und flach.

(Gassen und Straßen)

(Griechenland / Stadt)

Yuu setzte sich an seinen Lieblingsplatz.
Warten.

----> Stadt

Raiko war sich überhaupt nicht bewusst, wie lange sie schon lief.
Vielleicht mehrere Stunden, vielleicht auch mehrere Tage und es regnete.
Und es half ihr kein bisschen, den Kopf frei zu bekommen.
Egal, wie sehr sie es versuchte, sie brachte einfach keine Ordnung in dieses Chaos.
Die Schule wurde mittlerweile nicht mehr genutzt und war ein leerstehendes Gebäude.
Perfekt also, um dort Unterschlupf zu suchen und rastlos durch die Klassenzimmer zu gehen, die Mensa.
Sie kannte diesen Ort...und wieder nicht.
Zimmer 206.
Auch das sollte sie kennen...waren das wirklich ihre Erinnerungen?
Ihre Eigenen? Oder waren das die einer anderen Person?
Schließlich trat sie hinaus auf den Schulhof, ging auf die Mitte zu und leckte den Kopf in den Nacken, blinzelte dem Regen entgegen und ein paar Blitze zuckten auf.
Sowas...war das wirklich schon einmal passiert?

Yuu betrachtete sie nur von fernem.
Lies sie es selbst herausfinden.

Sie ließ die Erinnerung erneut ablaufen, schloss die Augen.
Der Regen, die Blitze, diese...Manes, ihr Lachen, die Verbrennung und das heilen der Wunde.
Sie drehte sich um, so wie sie es damals getan hatte und öffnete wieder die Augen.
Verwundert sah sie aus, als sie Yuu bemerkte, was machte der hier?
Zögerlich ging sie schließlich auf ihn zu, ihre Hände krämpften sich um den Nassen Stoff ihres Oberteils.
Vor ihm blieb sie stehen, sah ihn an, verwirrt. Restlos verwirrt und verloren.
"Was..ist das? Bin das wirklich...ich?"

Siehst du?
"Ich weiß es nicht Raiko. Ich weiß es nicht..."