Heruntergekommener Bahnhof

"Ach ja?"
Sie saß nun fast auf ihm drauf.
"Erzähl mir mehr davon! Wie genau?!"

"Kommt drauf an. Natürlich hab ich kein Bock auf Spielchen, wenn ich schlecht gelaunt bin oder der Tag nicht gerade einfach war."

"Ah...also muntert dich das nicht auf...", sie nickte eifrig.
"Und auf was stehst du so?"

"Jedenfalls nicht auf ja und amen."

Blinzeln.
"Ja und Amen? Aber Cade...dich... kotzt es immer an wenn ich ihm wiederspreche."

"Situationsabhängig."

"Kompliziert..."
Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum.
"Schade das man mit dem Cade nicht so gut reden kann wie mit dir."
Vor allem gefiel es der jungen Mama wie er über ihre Tochter sprach.

"Ich bin Cade, wie oft denn noch!?", murrte er.

"Aber du musst nicht mein Cade...", meinte sie ruhig.
"Du bist nicht so grummlich und kaltherzig..."

"Aber ich bin trotzdem Cade.", beharrte er.

"Schon..."
Sie seufzte.
"Mein Cade wird ganz schön sauer sein wenn ich ihm sage das ich ihn mit sich selbst betrogen habe."

Schnauben.
Er mochte das nicht, Sei.
Ganz und gar nicht.

"Kannst du dir für dein anders ich was merken?", fragte sie vorsichig.
"Sozusagen ausrichten?"

"Kann ich nicht. Ich bin nur kurz hier. Nur eine Weile..."
Schulterzucken.

"Aber vielleicht kannst du dir ja etwas in Gedanken zurück lassen. Kannst du es bitte versuchen? Es würde mich freuen wenn er wüsste, dass sein Kind ihm in einer anderen Art von Welt etwas bedeutet."

Jetzt hattest du es dir mit ihm versaut, Sei.
"Hai."

Ach wirklich...nunja...
Sie rutschte wieder näher ans Feuer.

War nicht weiter wichtig, lange würde er so oder so nicht bleiben.
Je nachdem...kam auf Rees an.

Rees von dem er sich schon zu weit entfernt hatte.
Sei warf einen Blick zur Uhr.
"Es ist schon vier...wir sollten heim. Ich muss nach den Kindern sehen."

"Ich fahre.", brummte er sofort.

"Okay."
Sie stand auf und zog sich an, ehe sie Cade den Schlüssel gab und das Feuer löschte.
"Ich geh schonmal raus...", meinte sie und setzte sich draußen in das Auto.

Cade seufzte, nahm ihre und seine Jacke, ehe er ihr folgte und sich auf dem Fahrersitz niederließ.
"Du musst mich navigieren."

"Okay.
Nach mehrmaligen Verfahren schafften sie es!"

Ui!
Vollkommen entnervt schloss der Incubus die Tür auf.

Sei huschte auch gleich an ihm vorbei zu den Kindern.
Ayumi schlief noch aber Neo quengelte und weinte in ihrem Bett.
Schnell nahm sie sie raus.
"Och Mäuschen, nicht weinen. Mama und Papa sind wieder da", tröstete sie das Kind.

Cade folgte ihr in einigem Abstand, betrachtete das Szenario.

Nur das nun etwas an seinem Ärmel zupfte.
Rees stand neben ihm, im Schlafanzug und leicht nass von dem Schnee draußen. Er hatte sich aus dem Haus geschlichen.
"Ich will dur noch mehr zeigen, damit du verstehst..."

Damit er was verstand?
Er blinzelte etwas, streckte Rees dann aber die Hand hin.
"Na dann los."

Sei merkte gar nicht wie Cade verschwand, sie sprach gerade liebevoll mit ihrer Tochter.
Die Welt um Cade wurde wieder für einen Moment schwarz, ehe er sich im Regen vor Yuus Haus wieder fand.
Rees deutete in das Fenster.
Cade sah sich selbst wie er gerade Sei auf seinem Sohn erwischte. Seis Worte hörte man durch das Glas nicht, aber Cade konnte sehen wie er weg ging.
Rees legte sich gegen die Wand.
"Du warst sehr wütend. An diesem Tag bis zu gegangen und nicht mehr gekommen. Kurz danach starb eine von Yuus Zwillingstöchter bei einem Autounfall, an dem auch ich anwesend war."
Das Bild verschwamm und Cain sah eine Straße mit brennenden Autos vor sich.
Kaeru, Hotaru und Yuu lagen am Rand, wärend Rees klatschnass in einer Pfütze saß und hilflos zusah, wie seine Kleine Schwester schreiend verbrannte, eben so wie der Hund im Kofferaum.
Krankenwagen und die Polizei kam an und zogen ihn von den Autos weg.
Von einer geisterhaften Stimme schallen Cains Worte.
"Du darfst es ihnen nicht erzählen."
Wieder sprang die Szene. Yuu saß nicht mehr seiner Selbst an einem Tisch vor einem Päckchen und bekam einen bösen Blick von seinem Sohn.
Vorsichtig öffnete er das Päckchen und schreckte zurück.
"Die Dämonen die Sei umgebracht haben, hatten Yuu damals ein Päckchen mit Körperteilen und Organen von ihr Geschickt. Er wurde so psychisch labil das er von Kaeru in eine geschlossene Anstallt gesteckt wurde. Dort starb er auch. Damals dachten wir Neo wäre ebenfalls ermordert worden aber ein paar Jahre später..."
Wieder wechselte das Bild. Sie standen in Cades Büro. Die junge Neo stolperte gerade in sein Zimmer. Sie bat ihn, sie aufzunehmen doch er gab sie nur an Creon weiter, der hämisch grinste.
Ein Zeitraffer. Cade brach Neo als Strafe das Handgelenk.
"Damals ward ihr noch nicht so innig...diese Verletzung hat sie für alle Zeit zurück behalten. Selbst zu deiner Zeit."
Er schloss für einen Moment die Augen.
"Aber sie hat trainiert und eines Tages hat sie dich heraus gefordert. Es war das erste Mal, dass dein Herz so voller Wärme war, Cade, seit du ein Kind warst."
Cade sah nun wie er selbst auf dem Boden lag, Neo über ihm. Manes fuhren in ihren Körper. Cade sagte etwas und sie rammte ihm die Faust durch die Brust als er sie in eine Umarmung zog.
"Du hast ihr gesagt, dass du stolz bist. Um dieses Versprechen zu halten hat sie alles getan. Sie wurde die erste weibliche Clanführerin und verliebte sich in Creon."
Er öffnete die Augen und betrachtete nun Neo, wie sie in Tränen ausbrach, sie konnte sich fast nicht zusammen reißen als Creon kam.
"In diesem Moment hat Neo angefangen ein Gott zu werden. Deswegen ist sie nicht mehr als gewöhnliches Kind zur Welt gekommen. Nichts hat ihre Seele mehr gereinigt. Viele Götter sind so entstanden."

Stillschweigend betrachtete Cade die einzelnen Ausschnitte aus einem Leben, welches nicht das Seine war.
Und es war das erste Mal, dass er Angst vor sich selbst hatte.
Wer war er gewesen? Warum war er so geworden und vor allem...wie konnte er Sei und Neo das nur antun!?
Sein Gesicht verzog sich, sobald seine Tochter in Tränen ausbrach und am liebsten wäre er zu ihr gegangen, hätte sie in die Arme genommen und getröstet...
Aber das durfte er nicht. Nie mehr.