Heruntergekommener Bahnhof [4]

"Ne, so richtig."
Und er kippte das Glas schon wieder.
"Hm...in welcher Richtung willst du einen?"
Und er bestellte Vodka nach.

Yuu tat es ihm gleich.
"Kein Plan...was du am wichtigsten findest."

"Nene, das hab ich nicht zu beurteilen."
Und der Kreislauf wiederholte sich.
"Sag du mir was und ich geb dir einen Tipp."

"Geb mir einen Tipp auf was sie beim Sex steht. An dem scheitere ich bei ihr sowieso immer."

Cain prustete kurz.
"Sowas hat sie mir nicht erzählt, nur, dass es sie eben nervt, wenn du jedesmal fragst. Immer fragen wäre zuviel des Guten."
Und noch ein Glas fand seinen tot.
"Obwohl es bei ihr recht schwer ist...ich sag mal..nein, ich denk mal, bei ihr muss man das Maß zwischen beiden extremen finden."
Mutmaßte Cain.

"Baaaah...zu komplizert...", meinte Yuu, machte auch noch ein Glas leer und lies sich dann nachschenken.
"Aber ich denke mal sie steht eher auf harten hemungslosen Sex."

"Wenn du das denkst", meinte Cain und bestellte dann gleich eine ganze Runde.
Das ging ihm zu langsam.

"Das weiß ich von deinem kleinen Bruder...und ihr selbst."
Er schüttelte sich.

"Noa? Was hat er denn gesagt? Und nochmal: Hat sie dir das gesagt?"

"Naja, wie würdest dus denn nennen wenn sie dir vor ihrem Neffen sagt, dass ich sie ja nicht mal hier und jetzt nehmen würde, wenn sie es sagt. Zudem hat ihr meine Vorstellung von Sex irgendwie nie so gefallen. Zudem komm ich ja auch deutlich schneller wenn es mir gefällt, nicht? Da hat sie kaum was davon. So....möp, das tönt mich so ab, da komm ich sicher ned, also hat sie länger ihren Spaß."

"Frustration darüber, dass du immer fragst, nenn ich das", grinste Cain amüsiert.
Hach ja, die Beiden waren ja so lustig.
"Zudem verhälst du dich wie ein kleines Kind."

"Weil ich ungern den Vergewaltiger spiele? Ganz ehrlich, für mich ist Sex was anderes als für Raiko, denn nehm ich mir nicht einfach wenn ich ihn "brauche". Es beruht auf gegenseitigem Vertrauen, nicht nur auf dem Gefühl von Lust und Verlangen. Ich frage sie, weil ich will, dass sie weiß, das es mir darum geht, ihr nah zu sein, nicht darum irgendwo hirnlos reinzurammeln."

"Die Frage ist, ob sie das auch weiß", gluckste er, schon recht angeheitert.
"Sex ist eigentlich nur eine Art, Nahrungaufzunehmen. Zumindest bei uns."
Er kippte zwei Gläser, bevor er weitersprach.
"Ich sehs jetzt auch anders, aber das liegt nicht an Rees. Nicht direkt zumindest."

"An was dann?", fragte er und nahm sich jetzt auch noch ein paar Gläser vor.

"Geht dich nix an, Vogel", lachte Cain leise.
Hachja...das würde ein Besäufnis werden.
Bis spät in die Nacht, bis Cain knalle dicht war.

"Und was beudetet für dich Sex, wenn nicht essen?", fragte Yuu noch, ehe er das letzte Glas leer trank.

"Wenn es nicht essen bedeutet wie bei so ziemlich allen, bedeutet es, dass ich Rees eine Freude machen will, ihn gerne ärgere und ihn einfach nur bei mir haben möchte."
Cain bezahlte auch die recht hohe Rechnung und sprang dann auf.
Das müsste genug Zeit gewesen sein.

"Ich kann mir nicht vorstellen das schwuler Sex Spaß machen kann...", meinte er und stand auch auf.
Uiiii alles drehte sich.
Raiko, den Klo würde heute Nacht belegt sein.

"Macht er aber, solang mein Hintern ganz bleibt", grummelte Cain.
Sollte es mal belegt sein..
Yuu würde sich ja so oder so am nächsten Tag an nichts mehr erinnern und somit auch Creon vergessen, der auf dem Sofa saß und Raikos Kopf seitlich auf seinem Oberschenkel liegen hatte, während die friedlich schlief.

"Egooooist", grinste er.
Ohhh Raiko, da wär ich mir gar nicht sicher. GAR NICHT! Rausch ist nicht gleich Rausch und Yuu hatte nicht so viel Intus wie Cain.

"Steh ich zu", lächelte Cain bekifft zurück.
"Kannst es ja auch mal ausprobieren."
Das Auto ließ der brave Cain aber stehen und rief ihnen ein Taxi, mit dem sie auch schon schnell wieder zuhause waren.

"Nur weil ich bi bin, heißt das nicht das ich scharf auf Männerärsche bin, Cain...", meinte Yuu als sie zuhause ankamen und ging hinein.

"Ach was, du stehst mehr auf Schwänze in deinem Hintern", lachte er und folgte ihm.
Er winkte Creon, als wäre es das selbstverständlichste der Welt und schaukelte dann summend nach oben.

"Auch nicht wirklich. Sexuell will ich nur Raiko nah sein."
Dann entdeckte aber auch Yuu Creon. EIn besoffener Yuu.
Ein Knurren kam aus seiner Kehle.
"Weg. Von. MEINER. Gefährtin!"

Er bekam von Creon einen warnenden Blick und der Mann legte den Zeigefinger auf die Lippen.
Der sollte gefälligst still sein und Raiko nicht wieder wecken.
War schwer genug gewesen, sie wieder ruhig zu bekommen.

Sag das einem besoffenen Yuu.
Der packte Creon nämlich schon am Kragen und zog ihn vom Sofa, sodass Raiko von im kullerte.
"Verpiss dich! Sie gehört mir verdammtnochmal!"

Die davon wach wurde und sich verdutzt aufsetzte und nach einem kleinen Moment scharf zusammenzuckte.
Creon sah es schon kommen und stieß Yuu schnell zur Seite, um sich zu ihr zu Hocken und ihre Handgelenke fest zu halten.
Sprich: Yuu wurde vollkommen ignoriert, während Creon einfach betete, dass sie sich diesesmal schneller einbekam.
Die Hoffnung wurde aber in dem Moment zerstört, in dem bei ihr die Schnappatmung einsetzte.

Yuu interpretierte das vollkommen falsch.
Und zwar, das Raiko ANGST vor Creon hatte.
Creon? Weißt du wie es sich anfühlt ein Messer in den Rücken zu bekommen? Nein? Dann weißt du es jetzt.

Ihre Atmung stoppte in dem Moment komplett, in dem sie das Blut wahrnahm.
Creon war nur ein Mensch, Yuu.
Ein einfacher, schwacher Mensch, der vor Schmerz stöhnend zusammensackte.
Die Stimmen der Manes hallten ihr durch den Kopf, machten sie halb wahnsinnig und verstärkten die dröhnenden Kopfschmerzen nur noch.
Flüsterten ihr zu, ob sie denn stolz auf sich sei, ein weiteres Leben zerstört zu haben.
Sie fing an zu zittern, während Creon versuchte, sein schmerzempfinden in den Griff zu bekommen.

Yuu hob Raiko seelenruhig auf, ging zu dem Telephon und rief den Notarzt.
Dann ging er hoch zU Cain, schmiss Raiko zu ihm ins Bett und sah dann nach Creon.
"Mein Gott, ich hab nichts Lebenswichtiges getroffen, ja? Also mach keinen Stress. Solltest du Raiko noch einmal zu Nahe kommen, schneid ich dir die Eier ab!"