Heruntergekommener Bahnhof [4]

Er zog eine Augenbraue nach oben, sagte aber kaum etwas zu dem, was er von Yuu gehört hatte.
"Dann wäre es schön, wenn er aufhören würde, sich wie seine Mutter zu benehmen und mir das zu sagen. Wenn er sich nicht sicher ist, meine ich."

Yuu lachte rau auf und leerte die Flasche nun ganz.
"Und du denkst das kann er? Junge, werd erstmal Vater, dann verstehst du sowas."

Er war schon einer...unfreiwillig.
"Danke, kein Bedarf." , er verzog das Gesicht.
"Kinder sind ätzend."

Nein, er war nur ein Erzeuger. Väter töten ihren Nachwuchs nicht oder quälen ihn.
Lächelnd sah Yuu auf die leere Flasche.
"Ist das bei euch Dämonen irgendwie ein Komplex? Ich liebe Kinder, besonders meine. Sie geben einem so viel zurück. Sein Kind das erste mal auf dem Arm zu halten ist ein unbeschreibliches Gefühl. Man will es um jeden Preis beschützen und dankt für jeden Augenblick, in dem man weiß, dass es in Sicherheit ist. Man wird reifer und auch weiser. Man sieht die Welt vielleicht auch ein bisschen anders. Doch das wichtigste ist, das du weißt, das es ein Teil deiner Partnerin und dir ist, was du da hältst. Etwas, was euch verbindet und deine Liebe verdient."

"Nein, das ist bei uns kein Komplex. Es gibt wahrscheinlich viele, die genauso denken wie du, es aber niemals anderen zeigen, um ihren Ruf zu bewahren. Ich hab keine Ahnung, welche Gründe andere haben, aber ich für meinen Teil tue meinem Vater nicht auch noch einen Gefallen und liefere ihm neue Clanmitglieder. Ich weiß, dass er kommen und sein Blut einfordern würde und ich weiß genauso gut, dass ich nichts gegen ihn tun kann."

"Wieso könntest du nichts dagegen tun?", fragte Yuu nachdenklich.
"Denkst du dein Vater ist so stark?"

"Er selbst...vielleicht, ich weiß es nicht. Aber er weiß, wie er Wesen schaffen kann, die es sind. Und die Manes sind bestimmt nicht die einzigen Dinge mit Macht."
Er schüttelte leicht den Kopf.
"Raiko hört sie immernoch, obwohl sie die Dinger gar nicht mehr hat. Ich will nicht wissen, welche Nebenwirkungen stärkere hätten."

"Na und? Selbst wenn es Cade nicht gäbe, könnte dein Kind auf dem Nachhauseweg von der Schule vergewaltigt werden und getötet. Es gibt immer ein Risiko, deswegen versucht man ja auch seine Kinder zu beschützen. Zudem würde dir Rees sicher helfen."

"Ich will aber keine Kinder", brummelte Cain.
Warum versuchte ihn jeder dazu zu überreden?!
"Außerdem besteht die Gefahr, dass Elena wiederkommt, da sie in dieser Dimension meine biologische Mutter ist."

"Du musst ja jetzt auch noch keine Kinder haben. Werd noch ein bisschen Älter. Du bist immerhin noch sehr jung, gerade mal 22."
Er legte die Stirn in Falten.
"Wie sollte sie den bittesehr wieder kommen?"

"Ich will auch später keine."
Nervensägen!
"Sie könnte in jedem meiner weiblichen Nachfahren - die es genausowenig geben wird, wie die männlichen - wiedergeboren werden. Und ich glaube nicht, dass Raiko es so toll fände, wenn noch jemand hier herum liefe, der ihr verdammt ähnlich sähe."
Oder gleich. Je nachdem.

"Ja ja..."
Lass Cain noch ein bisschn Zeit und dann...
"Ich glaube nicht, dass sie zurück kehren kann."

Niemals. Nein Nein.
"Warum bist du dir da so sicher? Ich meine..."
Cain verstummte als er die Haustür hörte und Raiko ein wenig später wieder zurückkam und ohne ein Wort ins Bad verschwand.
"Hey Rai!", rief Cain ihr ungerührt nach. Er war das schon gewohnt, machte sie öfters.

Yuu blickte nicht mal über die Schulter.
"Weil ich sich höchstpersönlich zu Pan gebracht habe...und eins kann ich dir sagen, sie ist nicht sehr spendabel, wenn es im Seelen geht, die ihr gehören. Aber was sag ich da...als ihr Vater wirst du das ja sicher wissen."

Sein Blick verfinsterte sich.
"Keine Ahnung, ist mir ehrlich gesagt auch mehr als egal."
Er schwieg ganz kurz, machte eine Pause.
"Genug Trübsal geblasen, lass uns was trinken gehen."

"Na schön."
Er stand auf und nahm die zwei Falschen um sie wegzustellen.
"Zieh dir eine Jacke an, Junge, wird kalt."

"Nenn mich nicht dauernd Junge! Ich bin älter als du!", knurrte er ihn an, schnappte sich aber trotzdem seine Jacke.
Und wow...Yuu räumte mal auf.

"Obtisch, Körperlich aber nicht geistig. Ich habe etwas mehr Lebenserfahrung wie du."
Auch er zog sich seine Jacke an.

"Das musst du trotzdem nicht so offensichtlich zur Schau stellen", murrte er.
Er ging nach draußen, nachdem er sich seine Autoschlüssel geschnappt hatte und stieg in sein Auto.
Ja, SEINS!
Kurz warf er noch einen leicht besorgten Blick auf das Haus, startete dann aber den Motor und wartete darauf, dass Yuu einstieg.

"Bye Raiko, bis später", rief Yuu noch, ehe er raus ging und in das Auto stieg.
"Ich hoffe doch du hast einen Führerschein?"

"Hab ich, keine Sorge"
Laut Cain war Auto fahren wie kochen.
Und deshalb gings auch schon los, in eine etwas abseitig liegende Kneipe.

Oh Cain....mach mal schön den gleichen Fehler wie Raiko...
Drinen setzte sich Yuu mit ihm an die Bar.
"Ne Frage hätte ich aber schon noch..."

"Und die wäre?"
Cain bestellte ihnen gleich mal einen schönen Whiskey.

"Was hat Raiko dir erzählt, was sie mir nicht sagen kann?"

Er sah Yuu aus den Augenwinkeln heraus an.
"Viel zu viel."
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht besser wäre, wenn sie es dir selbst mal sagt."

"Du weißt doch, das sie mir sowas nicht sagt...", meinte er und trank etwas.

"Frag sie einfach danach.", meinte Cain trocken.
Auch er nahm einen Schluck, wobei der Schluck das ganze Glas umfasste.
"Mir hat sie zum Beispiel gesagt, dass sie einfach nicht weiß, wie sie mit der ganzen Situation umgehen soll."
Schonmal erwähnt, dass Cain recht redseelig wurde, wenn er trank? Und auch etwas emotional?

"Mit welcher Situation?", fragte Yuu und leerte auch sein Glas.

"Pff, keine Ahnung. Denk mal mit dem ganzen hier. War wegen dir recht verwirrt."
Er bestellte gleich nach.

"Ist sie das nicht ständig?", fragte er.
"Oh Mann...gib mir mal bitte wenigstens einen Tipp."