Heruntergekommener Bahnhof [2]

Kurz musterte sie das fauchende Etwas.
"Du bist hier falsch. Der Kindergarten ist in die andere Richtung."

Raiko bekam eine Ohrfeige.
"Nicht so sprech zu mir!", zischte sie mühseelig in der fremden Sprache, die sich Japanisch nannte.
"Keine Manieren dir gelern! Dämon mit unsauber Blut! Musst kienen du vor mir! Ich Frau sein! KNIE!"

"Lern erstmal richtig reden", murmelte sie und rieb sich die Wange.
"Stell dir vor, ne Frau bin ich auch."
Sie schüttelte leicht den Kopf.
"Arrogantes Pack."

Auch die Frau schüttelte den Kopf.
"Nicht wert. Das Sprache nieder."
Dann funkelte es in ihren Augen.
"Nein. Frau!"
Sie hob die Flügel.
"Ich sein Silael. Frau Dariel."

Dariels Frau?!
Ehe sie sich versah sprang sie schon den Engel an, und holte mit dem Dolch aus, der sich aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen in ihrer rechten Hand befand.
Dariel.
Der Name war ein rotes Tuch.

Die Engelin fauchte erneut auf und schlug ihre Hand mit dem Flügel weg.
"Fort geh! Jetzt!"

Erst jetzt schien sie zu bemerken, was sie da tat und warf angewidert den Dolch von sich weg.
"Lern erstmal, vernünftig zu reden", giftete sie und wischte sich die nassen Hände an der Hose ab.

"Ich nicht lernen unsaubere Sprache von Erdling!"

"Damit hörst du dich allerdings schlimmer an, als einer."
Sie lachte.
"Wie ein Gnom."
Nach diesen Worten schüttelte sie den Kopf und ging an dem Engel vorbei.

Die Engelin zischte ihr etwas hinterher, in so hohen Tönen, das es sich anhörte wie eine Mischung aus einer Glocke und Nägel die über eine Tafel kratzen.
Dieser Dämon! Was bildete er sich ein?!
Sie stand wieder auf und lies nun die Flügel wieder hängen.
Welch schrecklicher Ort...

Raiko drehte sich jedoch noch einmal um.
"Wenn du Dariels Frau bist, was machst du dann hier auf der Erde?"

Das war eine empfindliche Stelle, demnach zuckte sie auch zusammen und knallte promt gegen eine Straßenlaterne.
Mit einen hellen Aufschrei ladete sie auf ihrem Hintern.

Raiko zog die Augenbraue nach oben und kam wieder näher.
"Ja warum denn wohl?"

"Dich nicht angeht", zischte sie und rappelte sich auf.
"Nicht!"

"Kann es sein, dass er dich hinausgeworfen hat? Aus dem Himmel hinaus?", spöttelte sie.

Noch ein Zischen, dann drehte sie resigniert den Kopf weg.
Die Braunhaarige, deren Haare ihr bis zu den Hüften gingen versuchte es, so gut es ging, weg zu stolzieren.

"Ach nein, wirklich?"
Ein amüsierter Ausdruck machte sie auf ihrem Gesicht breit und sie holte schnell zu der Frau auch.
"Er hat dich wirklich rausgeschmissen? Wieso? Warst du ihm noch nicht mal zum sterben gut genug? Hast es wohl nicht gebracht, wie?"
Jaaa, den letzten Satz hatte sie sich eindeutig von Yuu abgeschaut.

"Dich nicht zu interessier", kam es bissig.
Sie Strich sich eine verfilzte Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Möchtest du dich waschen?", fragte sie jetzt freundlicher und legte den Kopf schief.
"Was essen Engel eigentlich? Luft? Staub? Menschliche Nahrung? Tiere?"

"Du wirr. Geh heim zu Stamm!", meinte sie und lehnte sich gegen die Wand.

Die Neugierde war geweckt.
"Ich hab keinen Stamm. Was essen Engel denn jetzt?"
Sie stellte sich vor die Frau.

"Wir kann essen alles."
Sie legte die Strin in Falten.
"Früher wir haben essen für alle von Gott."

"Dann könnt ihr auch Luft essen?", Begeisterung lag in ihrer Stimme.
"Das muss ich Yuu erzählen", meinte sie dann vergnügt.
"Luft essen..."

"Nein... nur gute Luft. Nich hier, wo Luft unsauber. Und nur Engelstaub und Asche. Eure Nahrung von Erdling und Gebet von Wesen."

"Gute Luft? Es gibt schlechte Luft?", sie kicherte leise.
Nur noch das Blut an ihrer Kleidung erinnerte an den leichten Ausbruch vorhin und sie winkte den Engel mit sich.
"Komm mit, du bist ja ganz dreckig. Wenn du wieder sauber bist, bist du bestimmt auch...", sie suchte nach dem richtigen Wort, "Eindrucksvoller!"
Oh Raiko...immer musste sie alles von der Straße auflesen.

Verwirrt folgte der Engel ihr.
Eigentlich würde sie ja nie mit einem Dämon gehen...doch hier hatte sie keine Ahnung wo sie war.

Raiko ging nur fröhlich weiter, bis zu dem Haus ihres Onkels und sie war sich mehr als nur sicher, dass dort jetzt niemand sein würde.
Munter schloss sie die Tür auf und nahm den Engel mit ins Bad.
Schon wurde das Wasser aufgedreht.
"Da."

Der Engel sah auf die Dusche und legte die Flügel eng an den Körper an.
War das eine Folterkammer?

"Das ist Wasser, das macht dich wieder sauber. Das tut nicht weh", meinte sie und hielt die Hand unter das Wasser.
"Schau."

Sie sah unschlüssig zu dem Wasser und stieg dann doch in die Dusche, wo es mit ihren Flügeln ganz schön eng wurde.