Heruntergekommener Bahnhof

Oh Liron...
Ai gefiel es gar nicht, dass die Tür abgeschlossen war.
Sie rüttelte lautstark daran, fauchte dann aber auf und drehte den Kopf zu Sei.
Funkelte sie wütend an.
"Mach das auf!"

"Nein. Du darfst noch nicht allein raus. Du machst was dummes."

"LASS MICH DA RAUS!"
Sie rollte in ihre Richtung, griff nach ihr und zog an ihrer Kleidung.

Sie machte sich aber schnell los.
"Nein. Hör auf oder ich ruf Neo."

"Ich will da raus! Lass mich raus!", schrie sie Sei nur weiter an.

Sei ließ sie stehen.

Sie rollte ihr verbissen nach.
"Sei! SEI!"
Kam aber nicht hinterher, was ihr schon wieder die Tränen über das Gesicht trieb.

"Hör auf so bissig zu den Menschen zu sein, die dir helfen", meinte Sei von ihrer Nähmaschiene aus.
"Bald hast du eine Pflegerin, dann kannst du auch raus."
Sie machte die Maschniene wieder an.
"Essen steht auf dem Tisch."

Sie hielt inne.
"Was...?"

"Essen. Auf dem Tisch. Ich habe Auflauf gemacht."
Es wurde genäht.
Bald war Cade bestimmt wieder da!
Wurde dann auch freudig empfangen.

Nein, Sei.
Das mit der Pflegerin.
"Ich brauch keine Hilfe!", brauste sie jetzt auch auf.
Cade kam in dem Moment auch rein, blinzelte verwundert, weil Ai nicht in ihrem Zimmer war.
Trotzdem führte sein erster Weg zu Sei.

Von der er auch einen Hallo-kuss bekam, ehe sie sich wieder zu Ai drehte.
Cades Hand nahm sie trotzdem.
"Doch brauchst du! Denkst du wir können den Katether ewig drin lassen? Zudem brauchst du jemand der dir dann im Alltag hilft in deiner Wohnung!"

Sei...
"Lass mich bitte raus...", kam es jetzt erstickt, wieder von Tränen begleitet.
Cade seufzte, zog seine Hand weg und ging zu Ai herüber, hob sie aus dem Stuhl.
"Cade, lass mich runter!", weinte sie sofort, fing an sich mit dem Oberkörper zu winden.
"Nein! Hör auf! Hör auf damit!"
Sie schlug nach ihm, versuchte sich weg zu drücken, hatte damit aber wenig Erfolg.
Cade nahm sie mit auf das Sofa, setzte sich hin und hielt sie auf seinem Schoß.
"Es wird besser werden, Ai, du wirst sehen.", meinte er dann ruhig, hielt sie fest, bis sie sich nicht mehr wehrte und nur noch weinte.
"So ist es gut.", murmelte der Mann, strich ihr über den Kopf.

Sei beobachtete das ganze mit unerkennbarer Miene.
Sie wartete noch einen Moment ab, dann setzte sie sich wieder zum nähen hin.
Langsam wurde ihr Kleid.

Er würde auch ziemlich lange mit ihr da sitzen und sie streicheln.
Irgendwann hatte sie auch nachgegeben und den Kopf ergeben auf seine Schulter gelegt, die Hände in seinen Pulli gekrallt.

"Du musst ihr klar machen, dass es nur diesen einen Weg gibt", meinte Sei zu ihm, von ihrem Tisch aus.

Sie bekam nur einen kurzen Blick.
"Wir reden später darüber.", blockte er ab.

Schnauben von Sei.
Das Klicken der Maschiene ertönte wieder.

Später bedeutete sehr viel später.
Ai brauchte ziemlich lange, bis sie sich wieder von Cade löste und in ihr Bett bringen ließ.
Aber wenigstens hatte er sie dazu bringen können was zu essen.
"Sei, du kannst nicht so hart zu ihr sein."

"Ich bin nicht hart zu ihr. Ich mach alles um ihr Leben zu erleichtern", meinte sie und nähte stur weiter.

Wie gut, dass Ai jetzt in ihrem Bett war.
"Sie ist noch ein Kind, Sei."

"Ist sie nicht! Sie ist erwachsen!"

"Nein. Sie sieht so aus, Sei, wir altern körperlich schnell, aber wirklich ausgewachsen sind wir erst sehr viel später. Schau dir Liron an."

"Den hast du nur verzogen. Übermorgen ist er erwachsen und es wird Zeit dass du auch ihn so behandelst."

"Sei, das ist er nicht. Unsere 'Volljährigkeit' startet sehr viel später. Bis dahin sind sie noch Kinder und sie werden sich auch so verhalten. Was Ai braucht ist jemand, der ihr Trost spendet und niemanden, der ihr sagt, dass sie damit klar zu kommen hat. Was du tust ist absolut grausam."

Damit rückte sie ihren Stuhl zurück und machte die Maschiene aus.
"Fick dich!"
Weg war sie.

Er seufzte.
Sie würde es bald verstehen. Hoffte er.
Einen kurzen Moment lang wartete er, dann ging er ihr nach.
"Sei."

Sie war schon in der Dusche.
Ignorierte dich.

Er folgte ihr trotzdem.
"Ich weiß, dass du es nur gut meinst."

Sie drehte ihm den Rücken zu.
"Nein, ich bin ja ach so grausam!"