Kleiner Hafen

"Gabriel kann mich mal gern haben. Es ist mir egal, wer hier gewinnt und verliert. Es bedeutet sowieso nichts mehr. Weißt du, es ist wie beim Sex. Beim ersten Mal tuts am meisten weh. Mit der Zeit gewöhnt man sich dran."

Nun lachte er.
"Denkst du wirklich das erste Mal tu so weh? Oh mein armer kleiner Glasschmetterling..."

"Du bist sooo~ versaut", kicherte sie.
"Ich hab das schon zweimal hinter mir. Das erste Mal war...ja...das war echt brutal", sie lachte wieder, "Und beim zweiten war ich leicht weggetreten"

"Bei Cade warst du auch noch viel zu jung, klar tat das weh...und Luu...der ist eben noch unerfahren."

Sie lachte wieder.
"Das meinte ich nicht.", sie kicherte und musste sich erstmal wieder einkriegen, "Das hat der mit Absicht gemacht. Jajaa...Er hasst mich eben abgrundtief~"
Dieser Fakt schien sie zu amüsieren.

Yuu holte sich inzwischen noch ein Bier.
"Tja, deswegen gehörst du ihm auch nicht. Sie ist fort und du erstetzt sie nie."

Urplötzlich wurde sie wieder ernst.
"Ich verdamme ihn nicht dafür. Er hasst mich, weil ich ihr Gesicht habe. Er hasst mich, weil ich lebe und nicht sie. Er hasst mich abgrundtief für etwas, für das ich nicht einmal etwas kann. Und ich hasse ihn. Wohl zurecht. Aber ich verdamme ihn nicht. Er kann nicht anders"

"Weißt du, das erfüllt mich mit Ehre. Deine Gefühle für mich sind stärker, als für ihn, auch wenn es nur Hass und Verachtung ist. Es ist kein Platz mehr in deinem Herzen für ihn. Da bin nur noch ich. Ich habe mir wohl letztendlich doch einen unsterblichen Platz in deine Seele gebrannt. Langsam und qualvoll, aber ewig."
Lächeln nahm er einen Schluck Bier.
"Das war es schon wert sie umzubringen...sein Gesicht und der Schmerz als er sie schreien hörte. Das war das einzige mal als ich seine Seele erkannt habe, weißt du. Sein Schmerz hat das Lied lebendiger gemacht. Er soll für immer draunter leiden. Er schenkte nicht nur dir das Leben, sondern auch uns. Hass ist gut, hass hält einem am Leben fest."

Ihre Augen weiteten sich, waren aber leer.
"Dunkel...es tat so weh..so weh...Warum? Warum? Was passiert? Warum? Wo bin ich? Onii-sama...Onii-sama hilf mir...Onii-sama es tut so weh ... Nein...Geh nicht...Nicht gehn, ich bin noch hier....Onii-sama!", sie fing an zu schreien.

"Wir waren schon immer die Morder...du oder deine Tochter..alle vor euch...ihr müsst für die Ewigkeit sterben...sonst können wir nicht leben. Du warst nur ein Stein im Weg zur Perfektion. Wie Korn...wie das Korn. Sei dankbar, du Fleisch. Ich habe dein Lied vollendet. Er wird dich nicht hörn, er wird dich nicht mehr sehn. Sterbe in der Einsamkeit, sterbe in dem Schmerz. Du warst ihm nie wichtig."
Yuu's blaue Augen weiteten sich, als die roten Kreuze wiederkehrten.
"Sind doch alles nur Lügen..."

"Nein! Nein! Er hatte einen Grund...einen Grund...irgendeinen. Sonst wäre er nicht gegangen...hätte mich nicht alleine sterben lassen...allein...dunkel...schmerz...hass"
Ein Zittern ging durch ihren Körper.
"Ich bin doch noch hier...warum gehst du...warum...lass mich nicht allein, ich geh doch gar nicht...mach das es aufhört...Onii-sama...Geh nicht...GEH NICHT!"

"Er wird dich nicht hören...er wird dich nie mehr ansehen. Seh dich doch an...du bist nur noch Dreck. Warum sollte er dich so noch wollen? Warum sich die Mühe machen und für dich die Kälte zu vertreiben? Du bist nichts! Du bist Unvollkommen! Dein Tod ist deine gerechte Strafe. Er hasst dich! Jedesmal wenn er dich ansah! Hass! Hass wird dich Unsterblich machen! Gib mir deinen Hass, dann zeig ihr dir das Licht."

Crack.
Das Siegel brach.
Ein leises Wimmern kam aus Raikos Kehle und sie wurde von Schluchzern geschüttelt.
Dann wich sie plötzlich zurück und schüttelte gleichzeitig wild den Kopf.
"NEEIN!", ihre Dämonische Aura flammte auf, Blitze zuckten durch den Himmel, in dem Boot.
Die Augen weit aufgerissen, die Hände in den Haaren vergraben drückte sie sich gegen die Wand.
"WEG! WEG!!", eine Hand löste sich aus ihren Haaren und zeigte auf ihn, "So einfach tötest du mich nicht. Oh nein...Oh nein...Nicht so einfach...Ich bin immer noch da...Ich bin Fleisch? Dreck? Du bist viel weniger...WEG!"

Lou lachte leise.
"Ja, schrei...schrei den er hört es. Ich erfüll dir deinen Wunsch. Jetzt weiß er die Wahrheit, aber trotzdem kommt er nicht...siehst du? Er verachtet dich. Weil du ihm nie geben konntest was er wollte! Kom zu mir, Ayumi, ich beschütze dich vor dem Schmerz, vor der Nacht, weil er es nicht tut."

Immernoch zeigte ihre zitternde Hand auf ihm.
"Aber du...du warst es doch, der mir das nahm...DU! INSEKT! BAKTERIE! NIEDERE LEBENSFORM! INSEKT INSEKT INSEKT!!!", tobte sie.
Ein wahrer Sturm kam draußen auf.

"Er kommt nicht...er wird nicht kommen", wiederholte Lou und ging zu ihr.
"Du hast sie doch alle betrogen...belogen..."
Er drückte seinen Mund auf ihren.
"Du unreine Schlampe...Lügnerin! Du hast dein Schicksal verdient! Hast gelogen, betrogen, gehurt, geklaut...kom zu mir, gib mir deine ganze Seele. Er wird nicht kommen."

Sie stieß Lou von sich.
"NEIN! NEIN!! ICH habe niemanden verraten...IHR HABT GELOGEN! IHR HABT BETROGEN! MICH GENAUSO WIE RAIKO! IHR!! IHR!!! FLUCH! VERDAMMTER FLUCH! ICH BRING SIE UM! ICH BRING SIE UM UND DANN BIN ICH WIEDER DA!! ich hab niemanden belogen..ich habe nicht verraten...ihr wart es...ihr!"

Langsam änderte sich seine Gestallt.
"Warum ist er dann nicht da, wenn er doch dein Flehen hört? Dein Bruder ist es wohl leid dich zu beschützen. Hat dich an mich verkauft! Zurückgelassen! Aufgegeben!"

Sie drückte sich an die Wand.
"Drecksschlampe...Halt still", knurrte sie.
Sie zitterte mittlerweile wie Espenlaub.
"Vergiss es"
"STILL!!!", Blut lief ihr aus dem Mund.
"Wage es nicht! Wage es ja nicht!! Oh du kleine billige Hure, ich kenne deine Schwächen, du hast keine Chance, ALSO HÖR AUF DICH ZU WEHREN!"
Raikos Seele schrie, gefangen in der Erinnerunge.
Aber es war niemand da, der sie hören konnte oder ihr Helfen würde.
Niemand.
Sie war allein.

Lou lachte nur auf und packte sie am Arm.
"Zu schwach, ich beide! Keiner wird eure Schreie hören! Kleine falsche Schlampe, dreckiges Stück! Verdienst es! Beide! Sterb in dem Feuer, in der Kälte. Wenn ich dich nicht bekom, dann keiner."
Seine Miene veränderte sich.
"Wenn nicht ich, dann keiner..."
Das Feuer verschlag sie.

[Leuchtturm]