Heruntergekommener Bahnhof

Er ging mit ihr zum Schrank und holte ihr ein paar Sachen heraus.
"Hier."

Kam drauf an, was es war.
Aber im Moment hielt er sich tapfer.
Wahrscheinlich würde er später jammern, um Mitleid zu bekommen.

Vielleicht nicht, aber er musste es wissen.

Sie drehte ihm den Rücken zu und zog sich schnell an.
"Danke."

Und dann auch reichlich abbekommen.
Rees beeilte sich mit dem Einkauf. Kaufte so viel Dosenessen wie er bezahlen konnte.
Dass konnte man so essen uns musste es nicht kochen. Zudem hielt es lange. Zudem war es billig.
"Komm, lass uns heim."

Dann viel Glück.

"Kein Problem."

Das fand Cain aber nicht gut.
"Wir kaufen nicht nur Dosenessen ein!"

Es würde wahrscheinlich noch dauern, bis er sich beruhigt hatte.
Und bis dahin würde er eben warten müssen und hoffen, dass Raiko ihn auch beruhigen konnte.

"Ich..."
Sie drehte sich zu ihm um.
"Danke dass du für mich gekommen bist, Creon. Du erweißt mir einen großen Dienst."

"Aber...ich kann nicht kochen!"

Konnte sie. Sie musste ihm nur immer und immer wieder sagen, dass sie bei ihm blieb.

Er warf ihr einen kurzen Blick über die Schulter zu.
"Ich bin weder ein Angestellter deines Vaters, noch dir gegenüber verpflichtet.", gab er knapp zurück.
Einen Dienst, ja?

"Ich auch nicht. Lernen wirs eben."

Tat sie. So oft er wollte.
Und als Raiko endlich mal kurz ins Bad gehen konnte, sah Cade seine Chance.
"Ihr müsst für eine Weile in ein Hotel ziehen, die Wohnung ist komplett zerstört."

"Und dennoch hast du dich hierfür wegen mir verpflichtet", meinte sie ruhig.

"Nein! Wir können uns nicht noch eine Wohnung leisten!"

Yuu nickte leicht.
Er konnte sich denken, dass er großen Schaden angerichtet hatte.

"Das ist trotzdem kein Dienst, Neo."

Jetzt verwirrte er Cain.
"Warum redest du von noch einer Wohnung?"

"Ai ist tot, Yuu."
Feinfühlig wie immer.

"Doch, ein Dienst der Freundschaft."

"Weil wir bestimmt die dann abfackeln!"

Er erstarrte, obwohl er es sich fast gedacht hatte. Sie war in dem Haus gewesen und jetzt nicht hier.
"Ich hab sie also umgebracht."

Freundschaft.
"Wir werden uns einen Plan für dich zurechtlegen müssen."

"Ach was!"

"Ich hab sie nicht schnell genug daraus geholt. Es tut mir leid."

Sie hatte in seiner Nähe noch nie das Wort 'Liebe' erwähnt.
Immerhin war es auch nie erlaubt gewesen.
"Hai."

"Doch!"

"Es war auch nicht deine Aufgabe."
Er sah zu Boden.

Creon glaubte mittlerweile, dass er für sie wirklich nur ein guter Freund war.
"Überleg dir, wie weit du gehen willst und ich sag dir, ob es möglich ist das zu vertuschen."

"Nein, bestimmt nicht. Und wenn was brennt, dann haben wir ja noch dein Eis!"

"Willst du sie beerdigen?"

"Ich würde mit dir schlafen aber ich will nicht zu den anderen Weisen..."

"Ich finde dass ist eine ganz schlechte Idee!"

"Ist denn noch etwas von ihr übrig?"

Schnauben.
"Ich hab dir doch gesagt, dass es nicht dazu kommen muss und außerdem gibt es nur einen Prüfer. Was sie wollen, ist ein Kind."

"Find ich nicht. Kaufen wir noch mehr Zeugs ein!"

"Das, was ich retten konnte."

"Aber was wollen sie mit einem Kind!? Warum ist dass die Prüfung?!"

"Mit welchem Geld? Wir haben keine Jobs."

Yuu kniff die Augen zusammen.
"Ich bring sie nach Griechenland."

"Weil sie wissen wollen, wie du deine Gene vererbst. Wenn sie zu dominant sind, dann wirst du aussortiert."

"Jetzt noch nicht. Aber sobald ich wieder alles machen kann, such ich was."

Nicken.
"In Ordnung. Soll ich euch gleich ins Hotel fahren?"
Zumal jetzt auch alles verbrannt war, was ihr hattet.
Alle Bilder, alle anderen Andenken.

Erschrockener Blick.
"W-Was!?"

"Aha..."
Er's glaubte...

"Ja, Raiko..ich fliege gleich."
Ja, alles...

"So läuft das."

Würde er wirklich!
Cain war da zuversichtlich.
"Also kochen wir heute!"

Nicken.
"In Ordnung."
Und damit verstummte er auch, weil Raiko aus dem Bad kam.

"Aber da kann ich doch gar nichts dafür! Ich weiß doch nicht wie ich was vererbe!"

"Auf deine Verantwortung."
Er nahm trotzdem ein paar Dosen mit. Das würde nix werden.

Yuu stand auf.
"Raiko, ich habe Ai umgebracht. Ich muss mit ihr nach Griechenland. Geh mit Cade."

"Sag das nicht mir. Das sind ihre Regeln."

Man musste nur lang genug üben, Rees.

Er hatte was...?
Ihre Augen wurden groß.
"Was...?"

"Dann kann ich mich ja gleich umbringen!"

So lange hatte er aber keine Zeit! Er hatte Hunger!

"Ich habe Ai mit dem Feuer zu Tode verbrannt."

"Das weißt du noch gar nicht."

Musste er eben warten.
Sie mussten so oder so erst nach Hause kommen.

Schlucken.
"Warum willst du nach Griechenland...?"

"Eben! Ich weiß es nicht! Es kann so sein! Es wird so sein bei meinem Glück!"

Und dass war in einer fremden Stadt gar nicht so leicht.
Zumindest kamen sie irgendwann an.
"Puh."

"Die Reste ihrer Leiche dort beisetzten."

"Das weißt du nicht. Und wenn es so ist, dann vertuschen wir es."

Richtig.
Cain schleppte die Tüten rein und räumte alles auf die Küchentheke.
Auf Rees' Griffhöhe.

"Ich will mit.", kam es schnell.

"Wie willst du es den bitte vertuschen!?"

Sehr lieb von ihm.
Rees machte sich auch gleich eine Dose auf.
Essen!

"Nein."

"Mir fällt schon was ein."

Gemein von ihm!
Dabei wollte Cain so gern mit ihm kochen.
Er schmollte den ganzen Abend lang und jammerte über seine Brandwunde.

Nicht gerade das, was sie hatte hören wollen.
"Du kannst mir nicht verbieten meine eigene Tochter zu begraben!"

"Sicher dass du das hinbekommst?!"

Rees kümmerte sich auch um ihn, als er seine Erbsen gefuttert hatte.
"Lass Mal sehen."

"Raiko."

"Wenn du Zweifel an mir hast, dann kann ich dich gerne jemand anderem übergeben.", kam es fast schon patzig zurück.

Schon besser!
Er hielt auch ganz brav still.

"Was!?"

Sofort verstummte sie und fing wieder an zu zittern.
Das würde er doch nicht tun, oder?
Sie wollte nicht zu einem von denen! Was wenn es der Mörder ihres Bruders war? Der ihrer Mutter?
Schnell kniehte sie sich von Creon hin und presste die Strin auf den Holzboden.

"Schau, ich habe doch gesagt es reiß wieder!", schimpfte Rees ihn auch und leckte das Blut von den Wunden.

"Nein."

Er stieß ein genervtes Stöhnen aus und wandte sich von ihr ab.
"Ich hätte nicht herkommen sollen.", murrte er.

"Hör auf zu meckern!"

"Warum nicht!?"

Sie bewegte sich keinen Millimeter, wenn man von dem ZIttern absah.
Nein Creon, hättest du nicht. Du hattest dich selbst in Teufels Küche befördert.

"Doch! So heilt das nie!", fauchte Rees und begann mit dem kühlen.

"Du sollst das nicht sehen."