Heruntergekommener Bahnhof

Castiel hörte ihm auch aufmerksam zu. Versuchte so viel zu lernen, wie er konnte um es später auch allein zu schaffen.
Aber man merkte, dass der Junge wohl schon die ganzen letzten Nächte hier gesessen hatte und seine Konzentration der Müdigkeit Platz machte.
Madlen hatte sich wieder entfernt, sie hatte andere Arbeit zu tun.

"Sie hat es mir oft genug gesagt. Immer wieder. SIe war so wütend...aber ich konnte nicht...ich konnte nicht...und jetzt ist sie mit Hass im Herzen gestorben."
Er bebte. Was, wenn sie nicht erlöst wurde?!
"Und immer wieder kommen Wesen und schänden ihr Grab! Jeden tag kümmere ich mich darum, aber wenn ich wiederkehre ist sind alle Pflanzen kaputt oder herausgerissen und es ist mit Laub und Moos bedeckt. Wer macht soetwas?!"

Der Junge war müde, aber Cade war noch nicht mit ihm fertig.
Doch da er merkte, dass er nicht alles aufnehmen konnte, schrieb er es ihm letzten Endes auf.
"Ich habe etwas, was ich dir geben möchte.", meinte er dann beiläufig."

"Ich habe keine Witze gemacht, als ich gesagt habe, dass so viel Zeit vergangen ist, Rees. Du gehst raust, wechselst deine Gestallt und ich sehe dich wochenlang nicht mehr. Kein Wunder, dass ihr Grab dann so aussieht. Wenn ich wüsste, wo es wäre, hätte ich mich ja darum gekümmert, aber naja..."
Er drückte ihn etwas fester an sich.
"Sie war wütend, aber sie hat dich nicht gehasst. Immerhin warst du ihr Zwilling."

Der Junge rieb sich die Augen.
"Was denn?"

Er vergrub das Gesicht an Cades Brust und krallte die Finger in seine Seite.
"Warum sagt ihr das alle? Dein Vater auch...er sagt es sind 5 Jahre vergangen. Warum weiß ich das nicht!?"
Rees wusste, das sie ihn gehasst hatte, Cain. Des würde er nie wieder aus seiner Seele bekommen.

"Die Frau hinter mir."
Er bedeutete Raiko ein wenig nach vorn zu treten.
"Genetisch ist sie meine Nichte, aber meine Nichte ist tot.", fing er dann an.
"Ich habe in ihr eines meiner Forschungsprojekte getestet und es als Erfolg befunden. Sie braucht jemanden, der sie kontrolliert...weil ich es bald nicht mehr kann."

Er mussterte die Frau jetzt genauer.
Hieß das er sollte sie übernehmen?
"Wieso kannst du es bald nicht mehr? Wird sie zu gefährlich?"

Jetzt musste er aber lachen.
"Ja. Sie ist gefährlich. Aber gehorsam. Meine Zeit ist abgelaufen. Mein Körper stirbt."
Er setzte eine kleine Pause an, bevor er behutsam sein eigentliches Anliegen vorbrachte.
"Wenn du mich tötest, Castiel, wird dein Ansehen steigen und deine Position gefestigt."

Er zog die Brauen zusammen.
"Aber du stirbst doch sowieso. Warum muss ich dich dann töten?"

"Um dein Ansehen zu steigern. Sie werden dich eher akzeptieren. Wenn ich sowieso sterbe - warum dann nicht auch den größten Nutzen daraus ziehen."

"Ich weiß es nicht, Rees. Tut mir leid. Aber es ist wahr."

Wieder zögern, dann schlucken.
Castiel wurde unsicher und ließ den Blick im Raum schweifen um seinen Vater nicht ansehen zu müssen.
"Ich...", er wurde ganz leise, sodass nur Cade ihn noch mpt mühe verstehen konnte.
"Ich hab noch nie jemanden umgebracht..."
Er konnte es nichtmal. Der Gedanke machte ihm Wahnsinnige Angst.
Aber diese Worte waren nur für die Ohren seines Vaters bestimmt.

"Ich weiß." erwiderte Cade ruhig.
"Aber es ist ein guter Anfang."
Damit wandte er sich zu Raiko um.
"Hör gut zu: Du wirst ab heute nur noch den Worten dieses Jungen folgen, hast du verstanden? Du musst nicht mehr auf das Haus aufpassen. Nur noch auf ihn, ja? Sein Wort ist ebenso Gesetz, wie das Meine."
Nicken seitens der Schwarzhaarigen.
"Sie braucht hin und wieder menschliche Nahrung.", meinte er dann an Castiel gewandt.
"Sonst ist sie nicht funktionsfähig."

Der Junge war ganz blass geworden und nickte nur leicht.
Sein Vater meinte das ernst...er sollte....

Sein voller Ernst.
"Du kannst das, Castiel. Das erste Mal ist am schlimmsten, aber du musst daran denken, dass sie keine deiner Schwächen sehen dürfen. Du kannst hier niemandem vertrauen, weil sie alle deine Macht haben wollen."
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Ich weiß, dass es schwer ist. Wie sehr man manchmal davor fliehen möchte und wie viel die Ketten wiegen, die einen an diesen Clan binden. Aber du bist ein Hiyoshi. Du schaffst das."

"Du sagst mir, dass ich es schaffen werde, aber du warst es doch selbst, der damals weggelaufen ist."

"Ich bin damals gegangen, um das Leben meiner Nichte zu retten. Dann bin ich gegangen, um der Frau, die ich geliebt habe, ein normales Leben zu ermöglichen und zum Schluss bin ich gegangen, um wenigstens einmal etwas richtig zu machen. Und jetzt gehe ich wieder. Und ich möchte, dass du das ausnutzt. Du hast noch vier Stunden."

Vier Stunden?
Er wurde ganz klein auf seinem Stuhl.
"S-So bald?"

Er lächelte leicht.
"Es tut mir leid, dass ich nie der Vater sein konnte, den du dir gewünscht hast."

"Nichts ist hier so, wie man es sich wünschen würde."

"Auch wieder wahr.", stimmte er ihm zu.
"Das hier ist eine harte, grausame Welt...und du, mein Sohn, musst deine Pflicht erfüllen."
Er hielt kurz inne, runzelte dann aber die Stirn.
"Wie geht es Mariya?"

Er sah zur Seite.
"Ich weiß es nicht. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit sie verheiratet worden ist."
Und das war schon 5 Jahre her.

"Also hat deine Mutter das doch durchgesetzt...", seufzte er.
Nach San wollte er gar nicht erst fragen.
"Castiel. Du musst es tun. Es ist gut für deine Zukunft. Ich sterbe so oder so. Es liegt an dir, ob du mir den Schmerz ersparst."

Langes schweigen, in dem sich Castiel mit seinem Stuhl hin und her drehte.
"...wie?"

"Erinnerst du dich nicht mehr an das, was ich dir damals beigebracht habe?"

"Ich habe...lange keine Zeit mehr zum üben gehabt...ich weiß nicht ob ich es noch sauber kann..."

"Du kannst das."

Nicken, dennoch blieb er sitzten.
Gib ihm noch etwas Zeit Cade. Ein paar Minuten zum druchatmen.

Er hatte ab jetzt alle Zeit der Welt.
"Raiko. Bleib. Denk an das, was ich dir eben gesagt habe.", erinnerte er die Frau neben sich.
"Rühr dich ja nicht, bis er dir was anderes sagt."

Eigentlich hatte er nur noch 3 Stunden.
Es dauerte auch noch eine volle Stunde, bis Castiel unsicher aufstand.
"Wo sollen wir dafür hin?"

"Wo du willst."

"Sag mir wo", bat er ihn.
Cade, er war zu nervös, er brauchte klare Angaben.

"Unten im Labor...falls das noch da ist."