Straßen und Gassen [1]

Wum.
Ruu sprang auf Raikos Schoß.
"Raiko-sama!!!!!", quitschte sie und zog ihr an den Haaren.
"Kennst duuuu mich nooooch?"
Yuu kam langsamer hinter...Kinder.

Überdeutlich zuckte sie zusammen und eine Straße weiter explodierte eine Straßenlampe.
Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet...Ruu...welch Freude.
"Ja", sagte sie nur.

"KABUUUUUUM!", schrie sie glücklich, als sie den Knall hörte.
"Nochmal!"

Ergeben seufzte sie und irgendwo explodierte erneut etwas.
Sie hatte jetzt keinen Nerv sich mit einem Kleinkind rumzuärgern.

"Huuuuuiiiiii~"
Sie schlug Raiko auf den Kopf.
"Hallo Nii-chan!", trällerte sie und sprang dann von Raikos Schoß und rannte zurück zu Yuu, der sie auf den Arm nahm.
"Otoo-san~ Luu-san suchen!"
"Ganz genau. Raiko, kommst du?"

Ohne eine Miene zu verziehen, aber einen deutlich mörderischen Glanz in den Augen, stand sie auf.

"Da!", sie deutete in Richtung Osten.
"DA DA DA!!!"
"Ja ja...ist schon gut..."
Schon stand der Phönix vor ihnen und Ruu krabbelte begeistert auf ihn, hier und da ein paar Federn ausrupfend.
"Ich will neben Raiko-sama sitzten!"

Raiko trat einen Schritt zurück.
"Ich warte lieber hier...Bäume...Straßenlaternen...Häuser...Großer Unterschied ist das nicht...", sie lachte leise und nervös.

Sonst hattest du doch auch nie Angst...los vertrau mir...
Der Phönix packte sie mit dem Schnabel am Hemdkragen und flog los.


[Waldsee]

----> Krankenhaus

Sie streifte durch die Gassen und suchte nach Rena, die sie mit Rees' Hilfe auch schon bald gefunden hatte.
"Rena", meinte sie leise und kühl und ließ Rees runter, "Ich muss dich um etwas bitten"

Genervt wand Rena den Blick von dem Typ, mit dem sie gerade gesprochen hatte und drehte sich zu Raiko um.
Als sie sie jedoch sah pfiff sie erstaund aus.
"Senpai....hat man dich durch den Fleischwolf gedreht oder was?"

"So ähnlich...", murmelte sie abweisend.
"Würdest du bitte ein bisschen auf Rees aufpassen? Bitte."

"Ich fass es nicht!"
Sie tat ganz erschrocken.
"Da kommt der Oberklon und sagt bitte! Soll ich dem Tag zum Feiertag erkären?"
Ihr Blick wurde schlagartig kalt.
"Ich habe schon fast zwei Jahre auf ihn aufgepasst. Ich hab mir sogar das Becken von ihm breitdrehten lassen und da kommst du immer noch bei deiner so liebenvollen Kopie an? Weißt du denn nicht wann Schluss ist?"
Rees hatte sich inzwischen schon hinter Raikos zerchnittenen Beinen versteckt.

Raiko musste sich stark beherrschen, um sie nicht umzubringen.
Aber was Rena konnte, konnte sie schon lange.
Ihre Augen froren ein und ihr Blick wurde verächtlich.
"Ich würde dich nicht darum bitten, wenn ich eine Wahl hätte, Schätzchen. Zwei Stunden, dann hol ich ihn wieder, okay?! Stell dich nicht so an."
Sie holte tief Luft.
"Wage es nicht noch einmal, mir irgendetwas vorzuwerden, Rena. Glaub nicht, dass du machen kannst, was du willst, nur weil du mit Cade nichts mehr zu tun hast...naja, der ist sowieso tot...Wer weiß, vielleicht hast du dich ja schon als Ryos teilzeit Hure zur Verfügung gestellt?"

"Ganz sicher nicht, Raiko. Stell dir vor, ich hab mit dem Clan nichts mehr am Hut."
Sie ging in die Hocke und lächelte Rees an.
"2 Stunden? Hm...."
Schon hatte sie die Arme ausgestreckt.
"Komm zu Mama, Knirps. Die böse Raiko hat keine Zeit für dich..."
Ängstlich sah Rees zu Raiko hoch.
"Kommst du auch wieder?"

"Danke Rena...", sagte sie ehrlich und wuschelte Rees durch die Haare.
"Ja, ich komme definitiv wieder...", ihr Blick wurde leicht misstrauisch, "Und ich hätte ihn gerne unversehrt wieder. Was heißt in einem Stück und ohne Wunden. Weder seelisch noch körperlich, ja? Danke."
Sie drehte sich um und ging.
Da war etwas, was sie noch erledigen musste...

Ortswechsel: Verlassene Villa

"Ja ja..."
Sie ging zu Rees hob ihn hoch und ging zur der Hauptstraße.
Schon war sie Babysitter....toll.
Rees sah seiner Mutter noch einer Weile hinterher bis er sie nicht mehr in der Menge erkennen konnte.
Müde legte er den Kopf auf Renas Schulter und döste weg, wie damals schon, als er noch ein Säugling war.

----> Villa

Müde suchte sie nach Rees und Rena.
Weit konnten die Beiden ja hoffentlich noch nicht sein.
Als sie sie fand lehnte sie sich an eine Hauswand, die ihr aber eher als Stütze diente.
"Hat doch nicht so lange gedauert, wie ich erwartet hatte..."
Sie war aufgewühlt, unruhig, aufgekratzt. Wie man es nennen wollte.
Cade war tot...er konnte nicht leben. Vielleicht eine Kopie?

Rena drehte sich zu ihr um, als sie sie hörte und ging zu ihr.
"Ich will denke ich gar nicht wissen, was du dreckiges gemacht hast...immerhin siehst du leicht abgefickt aus...bah."
Rena grinste breit.
"Was hast du vor, hm?"

"He, Rena...glaubst du, dass man selbst im Tod noch Leben kann?", fragte sie leise.
Ihr Atem kam flach, sie war leichenblass.
Sie sah Rees an und hoffte nur, dass es hielt bis er wach war.

"Hm. Vielleicht, keine Ahnung...aber wenn ich dich so seh...ja."
Sie löste Rees Finger von ihrer Bluse und reichte ihn Raiko.
Als seine Kopfstütze war, blinzelte er verpennt.
"Mama?"

Sie setzte ihn auf dem Boden ab und kniete sich vor ihn, benutzte die Wand wieder als Stütze.
Eine Hand legte sie ihm an die Wange, mir der anderen zog sie ihn zu sich.
Leicht küsste sie ihn auf die Stirn.
Übertrug ihm das, was sie ihm gerne sagen würde, aber nie sagen kann.
Es tut mir leid, Rees. Du musst mir nicht glauben, aber es ist so. Ich habe das getan, was ich nie jemand anderem antun wollte...Es tut mir leid. Ich erwarte nicht, dass du mir vergibst, es ist unverzeihlich. Ich will nur, dass du es weißt. Ich will nur, dass du weißt, dass es mir leid tut, wegen allem, und das ich dich nicht hasse. Wirklich nicht. Immerhin kannst du nichts für die Taten deines Vaters. Aber was auch immer passiert, vergesse nie, wer du bist. Vergesse nie, was für eine Person du bist. Verlier dich nicht selbst.
Sie legte ihre Stirn auf seine Schulter.
Lebe so wie du gerne möchtest, nicht, wie man es dir sagt. Vielleicht sehen wir uns ja wieder...auch wenn die Chancen schlecht stehen. Vielleicht wache ich ja später wieder auf...wer weiß das schon...Rees? Mach dir keine Vorwürfe.
Es wurde schwarze Nacht um sie herum.
Ihr Atem war schwach, aber noch vorhanden.
So, als würde sie mit einem Fuß schon im Jenseits stehen.

Sie wurden in einen großen körperlosen Schatten gehüllt.
"Schatz, was machst du den für Sachen?", lächelte Yuu sanft, der vor Raiko, hinter dem Kleinen erschien, von Rees oder Rena aber nicht bemerkt wurde.
Sein Sohn zuckte nur kurz zusammen als er ihm durch die Haare wuschelte.
"Ich hab gehofft das wir uns nicht so bald wiedersehen..."
Rees hingegen hatte sich ein seiner Mama festgeklammert, das Herz schlug ihm bis zur Hals. Etwas stimmte nicht...
"Du machst mir wirklich mehr Arbeit als nötig, Löwin..."

Man darf kein Lebewesen an Schmerz gewöhnen...nicht in diesem Ausmaß
Ihr flitzte so viel durch den Kopf...am liebsten würde sie ihn anschreien, ließ es aber.

"Darf man nicht, macht man aber, Raiko. Das ist Leben, sonst wär man nicht frei. Es gibt immer einen Preis", meinte er ernst.
"Ich versprechs dir, Mama...", hauchte Rees ihr ins Ohr.
"Gehst du jetzt wieder in den Himmel zu den Engeln?"
Kaum merklich klammerte er noch mehr.

Nein Yuu. In diesem Ausmaß ist es pure Grausamkeit.
Kurz herrschte Stille.
Man ist nie frei.
Sie würde Rees gerne antworten, konnte es aber nicht.

"Ja, das ist wahr, doch wenn du es nicht kennen würdest, wenn man es dir nie eben so angetan hätte, würdest du dann so sprechen? Sieht du es, Raiko? Kannst du es wieder sehen, jetzt wo dein Körper bricht?"
"Ich hab dich lieb, Mama. Bis zum Mond und wieder zurück."
Zärtlich fuhren seine Finger durch ihr blutiges Haar, während er anfing zu zittern.
Lächelnd setzte Yuu sich zu den Zwein und legte beiden die Hände auf den Rücken.
"Gut gemacht, Raiko. Danke."

Innerlich lächelte sie ganz leicht, als Rees das sagte, obwohl sie wusste, dass es ihr nicht zustand.
Pah...du wusstest wahrscheinlich sowieso schon, wie ich reagieren würde. Mieser Sack...ganz ganz mies.

Hm...Hatte ich gar nicht drüber nachgedacht...Aber weißt du, was einem auffällt? Ers genauso ein Idiot wie du., sie klang amüsiert.
Raiko spürte, wie ihr Bewusstsein immer trüber wurde.
Sie lebt noch, oder? Diese Schlampe.