Heruntergekommener Bahnhof

"Okay."
Sie setzte sich neben ihm aufs Bett.

Sie sollte auch besser die Kappe halten.
Neo fasste Luca an den Kopf und ließ seine Augen kurz aufglühen, ehe sie ihn losließ und er wieder hart auf dem Boden donnerte.
"Steh auf! Los!"
Sie kickte ihn in die Seite.
"Sofort!"
Luca regte sich mit einem Stöhnen.
"Hiyoshi-sama", kam es erschrocken und er kniehte sich schnell ordenlich hin.
"Nichts Hiyoshi-sama!", keifte sie.
"Du Dreckvieh hast einen verdammten Job!"
Sie bleckte die Zähne.

Er murrte nur wieder.
Manchmal wars ihm wirklich, als würde er immernoch allein leben.

Gut, dass sie nichts sagen konnte.
Wirklich, wirklich gut.
Sie starrte und weinte, das reichte.

Warte die Hochzeit ab, Cade...
Du würdest dir diese Tage noch zurückwünschen!
"Fahren wir jetzt eigentlich nach Alaksa?"

"Hai."
Neo fuhr zu Shiro herum.
"Wenn du mir noch einmal in die Quere kommst, reiß ich dir deine dreckigen Gedärme raus und häng sie dir als Kette um den Hals!"
Sie verschwand.

Wenn es denn eine geben würde.
"Wann du willst."

Sei nicht so gemein zu ihr, Neo...

Was glaubte er, warum sie nach Alaska wollte?
"Am liebsten schon heute."

Neo war eben gemein.
Das dumme Kind hatte es verdient!
Luca richtete sich zittrig wieder auf.

War ihm klar.
"Geht nicht, Sei, ich muss morgen wieder weg. Zu kurzfristig. Ich muss mir vorher Urlaub nehmen."

Hatte sie nicht. Wirklich nicht.
Shiro verharrte noch eine Weile so, ehe sie hastig abdrehte und in ihr Zimmer verschwand.
Und nicht mehr rauskam.
Klasse Neo.

"Dann sag du mir, wann du kannst."
Gut. Dann gabs keine böse Überraschung.

Juckte Neo nicht, Luca aber schon.
Unschlüssig blieb er stehen. Wartete auf den Abend.

"Ich schau morgen mal nach, ja?"

Shiro würde nicht mehr aus ihrem Zimmer herauskommen.
Nicht, solange Luca da war. Sie hatte sich sogar eingeschlossen.
Aber wenigstens musste er sich jetzt keine Sorgen mehr darum machen, dass sie draußen ermordet wurde.

"Hai..."
Sie lehnte sich an ihn.
"Ähm...Cade? Hast du dann Lust mir heute Autofahren bei zu bringen?"

Deswegen beließ er diesen Zustand auch eine Weile so.
"Miss, wir müssen los."

Der arme Mann verschluckte sich an seinem Kaffee.
Hustend stellte er die Tasse zur Seite, ehe er Sei ungläubig ansah.
"Dir opfere ich nicht noch ein Auto!"

"Hai.", ertönte es aus irgendeiner Ecke der Wohnung, ehe Raiko auch schon vor ihm stand.
"Wohin eigentlich?"

Sie verzog das Gesicht.
"Och Cade! Bitte! Sonst lern ich es ja nie! Wenn ich es kann, dann kann ich auch mal allein zum Einkaufen fahren und so...wie eine normale Frau auch! Zudem sitzt du ja daneben! Da passiert schon nicht! Du hast doch noch ein Auto!"

"Zu Cade Hiyoshi."
Er legte ihr einen Mantel um die Schultern.

"Ich bring es dir ganz sicher nicht bei! Und schon gar nicht in meinen Autos! Bin ich lebensmüde!?"

"Cade...Hiyoshi?"
Cains Familienname.
Sie hielt inne.
"Nein."

"So schlecht kann ich gar nich fahren...", murrte sie.
"Och komm schon..."

"Bitte."
Er machte ihr die Tür auf.
"Es ist sehr wichtig."

"Such dir jemand anderen."

Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und sie zögerte.
Und zweifelte irgendwie daran, dass das eine gute Idee war.
Dennoch folgte sie ihm.

"Ich würde es aber gern von dir lernen."
Sie hängte sich an ihn.
"Komm schon! Bitte bitte bitte bitte!"

Würde eine lange Fahrt mit dem Auto werden.

"Nein!", fauchte er sie an.
So lebensmüde war er nicht.
Verstimmt ging er duschen.

Dann würde es wohl so sein.

"Dann muss ich eben ungelernt mit deinen Autos fahren."
Wenn er nicht wollte...

Inzwischen erreichten sie auch die große Villa.
Luca parkte das Auto, hielt Raiko die Tür auf und klingelte.

Sei sollte lieber mal die Tür aufmachen.
Cade ließ sich nämlich Zeit.

Machte sie auch.
Gebannt starrte sie Luca an, ehe sie reagierte. Mit einem panischen aufschrei rannte sie in Richtung Cade.
Dort sprang sie einfach zu ihm in die Dusche, klatschte einmal böse gegen die Wand und versteckte sich zitternd hinter ihm.

Raiko hinter Luca runzelte einfach nur die Stirn.
Ebenso, wie Cade in der Dusche.
"Was ist los?"

Luca trat einfach ein und besorgte Raiko einen Sitzplatz.
"Setzten sie sich."
Sei zitterte nur noch mehr. Salzwasser mischte sich unter das andere, diesesmal jedoch aus Angst.
"Er ist wieder da...", keuchte sie.

Raiko tat brav, wie ihr geheißen.
Cade schien nun allerdings interessiert?
Er? Luca?
"Bleib im Schlafzimmer. Ich geh schon."
Schwupps, war er draußen. Abtrocknen und anziehen. Haare föhnen musste man nicht.
Und so gings ab zu Luca.

Sie bewegte sich keinen Zentimeter.
Hatte nur Angst um ihn.
"Pass auf dich auf!"

Luca wartete schon auf ihn und hatte sich zur Vorsicht etwas vor Raiko gestellt.
"Hier bin ich, mit dem Beweiß. Kannst du mir jetzt endlich die Dinger geben, damit ich wieder abhauen kann?!"

"Natürlich."
Du hättest ihn da behalten sollen, Sei. Oder mitgehen.
Eines von Beiden.

Raikos Augen wurde allerdings groß, als der Mann den Raum betrat.
Er sah Cain so unglaublich, unglaublich ähnlich. Auch, wenn der Mann vor ihr um einiges hübscher war.
Und doch...sie sahen sich so ähnlich...
Ob das sein Bruder war?
"Beweis? Das ist kein Beweis. Ich sehe eine Frau, ja. Aber ich kann mir ja so nicht sicher sein, oder?", lächelte er und wandte den Blick zu Raiko.
Ein wenig verschämt senkte sie den Blick, wurde sogar rot.
"Komm her.", winkte er die Schwarzhaarige zu sich.

Ja hätte sie.
Aber er war so schnell weg gewesen und sie hatte zu große Angst.

Luca streckte einen Arm aus um Raiko hinten zu halten. Bleckte leicht die Zähne Cade gegenüber.
Wollte der ihn verarschen!?
"Sie ist deine Schwiegertochter, also stell dich nicht so dumm!"

Ach Sei...
Cade behielt das Lächeln bei.
"Willst du die Bonbons oder willst du sie nicht?, fragte er den Jungen.
Raikos Augen wurden nur noch größer.
Cains VATER?!

Ganz genau Raiko.
"Was willst du von ihr?", fauchte er bissig.

"Geht dich das was an, Sklave?", gab Cade nur trocken zurück.

"Wenn es um das Wohl meiner Herrin geht schon!"
Er warf einen Blick zu Raiko. Suchte nach einem Befehl in ihrem Blick.
Ja er machte sich Sorgen um sie.

Machte er nicht wirklich.
Er ging drauf, wenn sie drauf ging. Das war aber auch schon alles.
Zudem gab Cade ihnen die Bonbons nicht, wenn er es ihm verweigerte.
Raiko schob sich einfach an ihm vorbei - sie ahnte ja auch nichts böses.
Kannte Cade immerhin nicht mehr.
Und der...beobachtete die Schwarzhaarige ruhig.
Sie war noch zu ganz. So ruhig. Zu sanft.
"Gib mir deine Hand.", wies er sie beinahe schon liebevoll an, streckte ihr seine Hand entgegen.
Zu vertrauensvoll. Zu...unberührt.
Die Frau zögerte kurz, warf unsicher einen Blick zurück zu Luca, hob aber dann doch vorsichtig die Hand und legte sie in die des Mannes.
Zumindest hatte sie das vor - Cade umgriff jedoch ihr Handgelenk.
Und es knackte.
Die Schwarzhaarige schrie kurz auf, versuchte sich loszumachen, doch er hielt sie fest. Fixierte sie.
Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Schon besser. Viel besser.
"Wie war das, Jungchen? Du willst bestimmt von deinem Fluch loskommen, oder? Stell dir nur vor, was du alles machen könntest..."