Heruntergekommener Bahnhof

Raiko ignorierte sein geplappert und konnte nicht anders, als sich die Hand auf den Bauch zu legen und Joel recht feindseelig anfunkelte.
"Was willst du hier?", fragte sie leise und knapp angebunden.
"Cain ist nicht da. Und jetzt sei bitte leise und weck ihn nicht."

Das wars Sei.
Dein sprichtwörtliches Todesurteil.
Er riss ihr das Geld aus dem Händen und schmiss es zur Seite, bevor er sie an der Kehle packte und an die nächstbeste Wand drückte, sich mit der freien Hand neben ihr an der Wand abstützte, während er sich knurrend gewaltsam Einlass verschaffte.

Und schon bekam Cade in dieser Dimension zum ersten Mal eine richtig saftige Ohrfeige.
Dieses Arschloch!
Sie biss ihm so fest sie konnte auf die Zunge und ihr Knie ging nach oben.
Cade...Sei war nciht wie die anderen Mädchen in deiner Klasse.

Mai verfolgte das Gespräch der Beiden mit einem Ohr. Ihr Blick wanderte durch das Haus, welches ihr, wo sie eben hinsah Ausschnitte aus dem Leben der Leute die hier lebten offenbarte. Sie seufzte und wartete stillschweigend ab.

Seine Hand ruschte von ihrer Kehle wieder zu ihrem Kinn, hielt ihrem Kopf damit wieder fest bevor er sich ein paar Millimeter wieder von ihr entfernte.
Ein leises Lachen kam aus seiner Kehle und das Blut, welches regelmäßig aus seiner pochenden Zunge quoll, tropfte Sei auf die Lippen.
Der Schmerz, der allerdings von anderen Körperteilen ausging zog ihm hoch bis in den Nacken.
Ow...verdammt...
"Schön, dass du immernoch zuschlagen kannst.", grinste er dann ,ließ die Hand von ihrem Kinn in ihren Nacken gleiten und fuhr mit dem Daumen leicht über ihre Wange, während er ihr einen Kuss aufhauchte.
Erst dann ließ er sie los, verschwand um die nächste Ecke und hinterließ einen blutigen Abdruck auf ihren Lippen.
Cade ging jetzt erstmal und holte sich einen Eisbeutel...und litt mal alleine vor sich hin.

"Wenn aufwecken?", fragte Joel und sah sich um:
"Der Alte ist doch nicht da..."
Er lief einfach mal los und sah sich in dem Haus um.
Cain sollte sich beeilen und schnell heim kommen, Joel wartete nicht gern.
"Sklave...los steh da nicht so dumm herum.

Erschrocken schlug sie die Hände vor den Mund.
Oh Gott, sie hatte ihren Lehrer geschlagen! Sie würden sie der Schule verweißen...obwohl, Cade war ja auch kein unschludiges Blatt Papier.
Nervös blieb sie eine Weile stehen - leckte das Blut von ihren Lippen.
Die Lust auf mehr überfiel sie. Das Gefühl seines warmen Körpers so dicht an ihrem.
Es war merkwürdig...es kam ihr so vertraut vor. So unendlich vertraut und zugleich wusste sie, dass dies gar nicht möglich war.
Nachdenklich fuhr sie über die kaum sichtbaren Narben an ihrem Hals.
"Immernoch?"

"Scht!", herrschte sie den Jungen an, warf dem Mädchen noch einmal einen misstrauischen Blick zu und verpasste Joel dann einen kräftigen Klaps auf den Hinterkopf.
"Benimm dich, das hier ist immerhin nicht dein Haus!", fauchte sie ihn dann an und packte ihn am Kragen, um ihn ins Wohnzimmer zu ziehen.
Wieder ein Blick auf das Mädchen.
"Setz dich doch.", meinte Raiko ruhig zu ihr und zog auch Shinu auf das Sofa.
Das Kätzchen hatte sich derweil unter dem Sessel versteckt.

Ein erleichtertes Seufzen kam aus seiner Kehle, als er das Eis in seinen Schritt legte und sich etwas Sake einschenkte.
Es war nützlich, zu wissen, wo die 'geheimen' Rationen der Schulkrankenschwester versteckt waren.

Sei ging auch irgendwann in das Krankenzimmer.
Sie hatte Cade schon dort vermutet.
"Tut mir leid...tut es sehr weh?"

Mai hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen obgleich der seltsamen Szene die sich vor ihren Augen abspielte. Sie hatte es aufgegeben herausfinden zu wollen was hier vor sich ging, doch allmählich reichte es auch ihr.
Die Frau sprach ruhig zu ihr also wagte es Mai nun ihrerseits einmal zu sprechen.
"Danke, aber könnte ich einmal die Toilette benutzen?"
Sie lächelte ganz leicht und bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck.

Demonstrativ wandte Raiko dem Jungen den Rücken zu.
Der gehörte eingesperrt...Gefährdung für die Allgemeinheit...
"Natürlich. Dort vorne im Treppenhaus, letzte Tür rechts. Aber bitte sei leise, ja?"
Sie wollte ja nicht, dass Yuu wach wurde...der war bestimmt müde.
Leicht drehte sie den Kopf in Richtung des jungen Tiers, welches sich nun wieder hervorgetraut hatte, hockte sich leicht hin und hob es auf, um es mit auf ebenjenen Sessel zu nehmen.
Und auch, wenn sie sich freute graute es ihr etwas vor den noch folgenden Monaten.
Sie hatte ja jetzt schon Rückenschmerzen von dem zusätlichen Gewicht...

Cade schlürfte nur gemütlich seinen Sake.
"Natürlich.", meinte er locker.
Sei, hau lieber ab.

Mai nickte nur leicht und machte dich daran den ihr beschriebenen Weg zu finden. Sie bemühte sich so lautlos wie möglich zu sein, wer weiß was sonst passieren würde, wenn sie denjenigen aufweckte der hier zu schlafen schien.
Sie fand die Toilette auf Anhieb, schloss die Tür hinter sich ab und ließ sich auf den Boden sinken. Mai hasste Ungewissenheit. Sie wollte nicht länger im Dunkeln gelassen werden, sie wollte wissen was hier gespielt wurde und warum zum Teufel sie nun mit diesem Jungen auf der Flucht war.
Das Mädchen blieb einfach so sitzen, den Kopf ermattet auf die Knie gelegt und verbannte alle Gedanken aus ihrem Kopf. Als sie sich endlich wieder klar fühlte, stand sie auf und trat an das Fenster des Raumes. Sollte sie verschwinden? Jetzt sofort auf der Stelle, einfach aus dem Fenster klettern und fliehen? Sie hatte doch mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun... Allerdings würde sie wohl so nicht weit kommen. Der Junge war ihr körperlich weit überlegen. Mai hatte nun also zwei Optionen;
Option 1 wäre brav zurück ins Wohnzimmer zu gehen und sich weiter erniedrigen und beleidigen zu lassen sowie nicht zu erfahren was denn eigentlich los war oder
Option 2 die weitaus gewagter war, sie wartete hinter der Tür bis hoffentlich der Junge nachsehen kam ob sie nicht geflüchtet war. Dann hätte sie die Chance ihn nieder zu schlagen und so außer Gefecht zu setzen. Wenn ihr dies allerdings nicht gelänge, dann gnade ihr wohl Gott...
Mai seufzte leise und wand sich zum gehen, es war noch nicht die Zeit um zu flüchten, zu viele Faktoren gab es, die sie nicht mit einberechnen konnte. Darunter zum Beispiel wie viele Personen nun in diesem Haus waren, oder wie ihre Umgebung aussah. Ganz davon zu schweigen dass sie die Frau und den Jungen, die ja wach waren, nicht einschätzen konnte. Leise kam das Mädchen zurück ins Wohnzimmer und blieb im Türrahmen etwas unschlüssig stehen.

Die Succubus hatte während der Abwesenheit des Mädchens den Halbengel warnend angestarrt - er sollte ihr bloß fernbleiben! - während sie das Kätzchen kraulte.
Wohl eher ein Akt, um sich selbst zu beruhigen, als dem Tierchen einen Gefallen zu tun.
Ein leises Seufzen entfuhr ihr, als ihr klar wurde, dass Yuu vielleicht nachher meckern würde, weil sie ihn nicht geweckt hatte und sonst niemand im Haus war...naja...
Leise Schritte ließen ihren Kopf wieder herumschnellen und den Blick auf das Mädchen richten.
Musterte sie nachdenklich.
Ein hübsches Ding, aber was erwartete sie auch von einer Frau, die Joel mit sich nahm?
Die Schwarzhaarige ließ ein Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen.
"Keine Sorge, hier beißt dich niemand...", ein Blick auf Joel sagte ihr etwas anderes, "Zumindest niemand, der in diesem Haus lebt."
Sie erhob sich wieder und setzte das Kätzchen vorsichtig auf das Polster.
"Möchtest du was trinken?"
Ja, Joel wurde geflissentlich ignoriert und eigentlich wunderte sich Raiko selbst ein wenig über ihre...Gastfreundschaft...
Wieder malte sie nachdenklich Kreise auf ihren Bauch, während sie auf eine Antwort wartete.

Mai erwiderte den Blick der Frau möglichst neutral aber dennoch gelang es ihr nicht ihr Misstrauen komplett zu verbergen. War ihre Freundlichkeit echt? Es schien so, nach dem Blick zu urteilen dem sie dem Jungen zugeworfen hatte.
Sie bemühte sich um ein kleines Lächeln auf den Lippen als sie ihr Angebot dankend ablehnte, kurz zögerte und stattdessen eine leichte Geste in Richtung des Jungen machte.
"Der Herr dort drüben hält es seit geraumer Zeit nicht für nötig mir zu verraten wer er ist. Nicht einmal seinen Namen kenne ich. Sie scheinen ihn zu kennen?
Mai hoffte die richtigen Worte gefunden zu haben, und so wartete sie weiterhin angespannt und doch hoffend auf ein paar Informationen auf die Reaktion der Frau.

Mit einem leisen Seufzen wandte Raiko den Blick wieder ab, richtete ihn leicht an die Decke und fragte sich wirklich, warum sie Unglück immer magisch anzog.
Oder eher: Warum sie Unglück immer magisch anzogen.
Die Frage, warum Dariel Hel und Pan hat hinrichten lassen, streifte ihre Gedanken, doch sie schob diese beiseite.
Das könnte sie später Yuu auch noch fragen. Oder morgen.
"Der Herr dort drüben hält sei geraumer Zeit sehr wenig für nötig.", sagte sie, an das Mädchen gewandt.
"Vielleicht wird er dir diesen zu gegebener Zeit verraten. Oder auch nicht. Ich habe nicht das Recht dazu."
Tief sog Raiko die Luft ein, schloss kurz konzentriert die Augen, ehe sie diese wieder öffnete und Mai fixierte.
"Du solltest vielleicht aber lieber mal dich selbst erklären."

Mai hob eine Augenbraue, obwohl es sie eigentlich nicht überraschte. Nach all dem was geschehen war wäre es zu leicht, zu unkompliziert gewesen einfach alles zu erfahren. Nun, wenn sie spielten würde Mai eben mitspielen.
Sie ließ den Blick ruhig von der Frau über den Jungen und zurück schweifen ehe sie zu einer Antwort ansetzte.
"Was sollte ich schon groß zu erklären haben? Ich bin hier weil er" Sie nickte leicht gen des Jungen "mich gezwungen hat mit ihm zu kommen. Und wie Sie vielleicht bereits gemerkt haben, wenn Sie nicht ganz so von Paranoia erfüllt sind wie unser lieber Genosse dort drüben, habe ich absolut keine Ahnung was hier vor sich geht."

Paranoia? Raiko? Ach was! Nie im Leben!
Beide Augenbrauen wurden von ihr nach oben gezogen.
Sprach es jetzt für das Mädchen, dass sie Raiko in einer unpersönlichen Form ansprach oder gegen sie?
Raiko dachte an gewisse....Umgangsformen und entschied sich für 'dagegen'.
"Nur, weil er dich anscheinend gezwungen hat, heißt das nicht, dass ich nicht gerne wüsste, wer in meinem Haus ist."
Naja...'mein' Haus war wohl etwas übertrieben, aber es wäre ebenso dumm, es anders zu formulieren.
Ein etwas mitleidiges Lächeln huschte nun allerdings über ihre Lippen.
"Von Paranoia spricht nur ein blinder Narr, der noch nie das wirkliche Leben gesehen hat."

Langsam fühlte sich Mai mehr denn je eingesperrt und gefangen. So wie es aussah stand sie allein zwischen zwei komplett unbekannten Fronten, die einander nicht wohl gesonnen war und egal wohin sie gehen würde, beide Seiten würden sie für eine Abtrünnige halten.
Sie schwieg eine Weile, auch den Seitenhieb der Frau bezüglich der Paranoia ignorierend. Ja, irgendwo stimmte es ja dass nur leichtsinnige Narren nicht paranoid waren. War Mai selbst es nicht auch? Allerdings war es ebenfalls wahr, dass sie noch nicht all zu viel von dieser Welt gesehen hatte. Nur Schule, Ausbildung, Kampf, Training, ihr altes Leben Zuhause. Viel mehr aber auch nicht.
Mai richtete ihren Blick wieder direkt auf die Frau und versuchte sich langsam in ihre Aura hinein zu fühlen während sie antwortete.
"Mein Name ist Nami Nagase, und der Eure?"

Konnte sie sich glücklich schätzen.
Diese Welt war grausam, dreckig und voller Zwiespalt.
Ruhig, fast schon mittlerweile ungewohnt berechnend, sah sie dem Mädchen in die Augen, malte weiterhin unsichtbare Figuren auf ihre Haut und spürte die leisen Tritte des Ungeborenen.
"Unwichtig."
Ausbildung, Kampf und Training...ja, das kannte sie nur zu gut.
Aber das vergaß sie nur all zu gerne. Verdrängte ihr erstes Leben mit all ihrer Macht.

Mai gestattete sich ein resignierendes Seufzen und wand den Blick ab, sie stand steif da und regte sich nicht weiter. Unruhe wallte in ihr, gepaart mit Zorn und dem Wunsch etwas zu zerschlagen. Ja, vielleicht war die Frau freundlich gewesen aber in ihrer Wut fand Mai ihr Verhalten einfach nur arrogant.
Es wäre vermutlich schlauer nichts mehr zu sagen und doch zuckten Mais Fingerspitzen in der Erwartung das Übliche in einer solchen Situation zu tun.
"Oh nein. Nicht jetzt.

Misstrauen flackerte in dem Blick der jung scheinenden Frau auf.
Nicht nur das, nein, die Hormone verseuchten mal wieder ihren klaren Verstand, ließen eine gewisse unruhige Angst in ihr aufsteigen.
Angst um das Kind und Angst vor den Folgen, die dessen Tod mit sich ziehen würden.
Kurz schien sie abwesend, kaute auf ihrer Unterlippe herum und erschauderte, ehe sie leicht zuckte und sich wieder der Realität zuwandte.
"Was bist du?"
Ein Dämon schien sie nicht zu sein, dass hätte sie bemerkt.
Aber sie konnte auch keine der üblichen Auren ausmachen...seltsam.

Mai bekam die Reaktion der Frau nicht großartig mit. Mit der Wut und der Verzweiflung die sich in ihr Herz fraß und langsam in ihrer Kehle aufstieg ließ sie sich immer weiter in die Welt der Farben, Auren und Gedanken ziehen.
Bald schon sah sie alles wie durch eine andere Welt. Die Personen im Raum waren nun völlig von ihren Auren eingehüllt, die hüpften und pulsierten. Allerdings stachen die Farben nicht wie sonst so unangenehm wie als wenn Mai sich nur kurz ihrer Gabe bediente. Nein, dies hier fühlte sich richtig und komplett an. Jedes markante Detail nahm sie überdeutlich wahr. Die Worte der Frau mit den schwarzen Haaren erreichten Mais Gehirn nur in Form von Farben und bestimmten Impulsen.
Jedoch hatte das Mädchen aus dem vorherigen Wortwechsel durchaus gelernt, und wenn die Frau nicht bereit war ihr Informationen zu geben, so würde Mai weiter den Teufel tun und kooperativ sein.
So presste sie also nur die Lippen zusammen und schwieg.

Schweigen.
Die Antwort war Schweigen.
Die Augen der Schwarzhaarigen verengten sich etwas, während ihre Mundwinkel leicht zuckten.
"Antworte mir, Mädchen.", zischte sie leise, fast schon angespannt.
Und versetzte sich selbst damit unweigerlich in Unruhe und eine fast schon krankhafte, schleichend aufsteigende Panik, die ihren Herzschlag erhöhten.
Was war, wenn die zwei gar nicht einfach so hier waren? Wenn gleich wieder irgendetwas passierte?
Was, wenn Dariel nun nach Cain suchte? Was, wenn er nebenbei alles zerstören würde, was sie sich aufgebaut hatten?
Die Angst hinterließ einen bitteren, schalen Nachgeschmack auf ihrer Zunge und sie zwang sich dazu, ihren für lächerlich erklärten Impulsen nicht nachzugeben, die Hände nur zu Fäusten zu ballen, sich dabei die Fingernägel in den Handballen zu pressen und um Beherrschung zu ringen.

Alles was die Schwarzhaarige für ihre gezischten Worte von Mai zu hören bekam war ein abfälliges Schnauben. Sie würde sicherlich nicht antworten, solange man sie noch wie ein Stück Dreck behandelte.
Mai bemerkte wie die zuerst rötlich pochende Aura der Frau kurz einen hellbläulichen Stich bekam, was für Angst, Sorge und Zweifel stehen konnte. Vermutlich traf alles zusammen ein wenig auf ihren Gemütszustand zu, doch wandelte sie sich sofort wieder als der Zorn sich hinzu mischte und dem ganzen einen lila Ton verlieh.
Unwillkührlich begab sich Mai immer noch im Türrahmen verharrend in eine günstige Position um auf einen möglichen Angriff zu reagieren.

Leise knurrte die Schwarzhaarige auf, als sie sah, wie das Mädchen sein Gewicht verlagerte.
Oh...sie kannte sowas nur zu gut und das war auch der Grund, warum sie sich unwillkürlich selbst anspannte und einen Fuß etwas nach hinten stellte, um bei einem möglichen Angriff besser ausweichen zu können.
Das Knurren wurde eine Nuance lauter, etwas drohender...
Gerne wäre Raiko ihr jetzt an die Kehle gegangen, aber diese Angewohnheit hatte sie schon vor langer Zeit mehr oder weniger abgelegt und auch war sie im Moment alles andere als dazu geneigt, ihr Baby in Gefahr zu bringen.
Für Raikos Verhältnisse war sie wirklich vorsichtig.
"Warum seit ihr hier?!", fragte sie, richtete die Frage nicht nur an das Mädchen, sondern auch an Joel.

Mais Puls beschleunigte sich schlagartig als sich nun auch ihr Gegenüber deutlich in Abwehrposition gebracht hatte und die Spannung in Form eines schattenhaften roten Nebels, in Mais Zwischendimension sichtbar wurde.
Das Mädchen atmete tief ein und ein neuerlicher Sog aus Informationen strömte in ihr Gehirn, zum Beispiel das markante Detail an der schwarzhaarigen Frau, dass ihr erst jetzt auffiel. Die Wölbung an ihrem Bauch, die garantiert kein Fett war. War sie schwanger? Wenn ja, würde sie dann so töricht sein und ihr ungeborenes Kind durch einen Angriff in Gefahr bringen? Wohl eher nicht. Was nicht hieß dass von ihr keine Gefahr aus ging. Nur keine unmittelbare vielleicht.
Als sie diesmal die Frage ihres Gegenübers vernahm war ihre Antwort nur ein wütendes Zischen.
"Ich sagte doch dass ich nichts weiß!"

"Das ist eine Lüge. Jeder weiß irgendetwas."
Gott, ja, sie musste gerade jetzt so kleinlich sein.
"Du magst vielleicht nicht wissen, warum ihr hier seit, aber er wahrscheinlich schon."
Sie sah wieder zu Joel und eine deutliche Feinseeligkeit schien in der Luft zu hängen, ließ die Anspannung noch mehr ansteigen und bescherte Raiko eine weitere Ladung unguter Gefühle.
Angst machte sich wieder breit, verdeckte den größten Teil der antreibenden Wut und ließ sie unwillkürlich einen Schritt zurückmachen.
Ihr Blick hing jedoch weiterhin an Mai, während sie das Wort nochmals an Joel richtete.
"Was wollt ihr hier?!", formulierte sie ihre Frage nocheinmal anders.

Die blauen Augen des Gottes schlugen auf.
Eine Weile lang hatte er sie geschlossen, selbst tief in das Sofa gesunken, als würde er schlafen.
Abwesend.
Doch nun richtete sich sein Blick auf etwas hinter der Silberhaaringen.
Im selben Moment wurde das Mädchen von hinten gepackt und an die nächste Wand geschleudert.
Yuu war von dem Knurren seiner Lebensgefährtin wach geworden.
Knurrend und zähneblecktend baute er sich vor der Kleineren auf.
"Du wagst es meine Frau und unser Ungeborenes zu bedrohen?!"
Er war außer sich vor Wut.
Leise lachend stand er auf und ging ein paar Schritte auf die am Boden liegende Siwáng zu.
"Du solltest weniger Lügen, Sklave. Nami ist nicht der Name, bei dem dich dein Gott gerufen hat."

"Sicher?", sie kam näher.
"Ich habe sie fester getreten, als ich es eigentlich vorhatte...soll...soll ich noch Eis holen?"

Mai war nur kurzzeitig überrascht von der Gestalt die sie mit Wut zu Boden geworfen hatte. Sie spürte seine blutrot pulsierende Aura noch ehe er sie berührte, doch für eine Reaktion war er zu schnell gewesen. Noch im Fallen rollte sich Mai herum und kam wieder auf die Füße. Sie hatte ihre Klingen, die sie unter den Fingern verborgen hatte nicht weggesteckt als sie das Haus betreten hatte und nun war Mai dankbar dafür.
Sie knurrte nur warnend als der Mann sich ihr näherte. Es klang warnend, ohne jegliche Spur von Angst. Sie wollte hier raus und es würde nicht mehr lange dauern bis sie sich zu einem Versuch würde hinreißen lassen, denn so wie es ihr hier zu ergehen schien war das immernoch die bessere Variante.
Noch immer hielt sie die Welt der Auren und Gedankenfetzen gefangen und so antwortete sie aus ihrer Sicht ebenfalls in farbigen Kringeln genauso wie sie die Worte durch ihre verzerrte Wahrnehmung empfing.
"Es heißt nicht Sklave. Wenn, dann doch bitte Sklavin. Und nicht einmal das bin ich."

Kurzzeitig zuckte die Schwarzhaarige zusammen, entließ aber sofort wieder die Luft, die sie während dieses Prozesses angehalten hatte wieder und überbrückte schnell den Abstand zwischen ihr und ihrem Gefährten, um ihm eine Hand auf den Arm zu legen.
Yuu war da, alles war gut...
"Tu ihr nicht weh, Joel hat sie mitgebracht.", murmelte sie und warf genannten einem kurzen Blick zu, bevor auch sie wieder zu Mai sah.

"Nein, passt schon."
Er lehnte sich zurück.
"Geht gleich wieder."

Sobald er Raikos Hand auf seinem Arm spürte fiel jede Anspannung von ihm ab.
Schnell drehte er sich zu ihr um und musterte sie.
"Geht es dir und den Baby gut?"
Joel fixierte nun Mai.
"Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen! Knie dich nieder, wenn du es nochmal wagst ein Wort an mich zu richten, Sklave. Ich rette dein dreckiges Leben, also erweiße mir Ehre!"

"Sicher?"
Sie beugte sich über ihn.
"Und wie geht es Ihrer Zunge?"
Oh Gott es tat ihr so leid...jetzt würde er sie hassen!

Mai streifte den Jungen nur mit ihrem Blick, richtete sich auf und zog sich etwas zurück. An der Wand entlang bis sie zu beiden Parteien etwas Abstand hatte. Das Misstrauen und ihr Zorn stand ihr nun offen ins Gesicht geschrieben. Langsam spürte sie auch den Schmerz der sich durch ihren Brustkorb zog, zwischen den Schulterblättern brannte und sich ihre Wirbelsäule entlang nach unten zog. Die heftige Begegnung mit der Wand war nicht ohne geblieben und sie spürte wie ihr warmes Blut ihren Rücken herab rann. Nicht viel, aber genügend um sie erschaudern zu lassen. Mai schwieg nur, sie schenkte keinem der Anwesenden hier auch nur einen Funken Vertrauen, für sie waren sie inzwischen alle gleich. Gleich hinterhältig, gleich böse und gleich darauf aus ihr Schmerzen zuzufügen.