Haus N°406 [1]

"Mach ich mir aber....hast du Schmerzen?", fragte er und zog sich zu ihr hin.

"Nein", meinte sie schnell, "Brauchst du aber wirklich nicht. Mittlerweile bin ich das gewöhnt", kam es dann betont fröhlich.
Es machte es auch nicht besser, wenn sie jetzt so war, wie sie sich fühlte.

Yuus Augen wurden traurig, was durch das verblassende Gold nur noch verstärk wurde.
"Lüg mich nicht immer an, Raiko. Du kannst vieles, doch bitte hör auf immer zu lügen. Nach drei Tagen und dieser Aktion MUSST du Schmerzen haben."

"Quatsch, mir gehts gut", meinte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
Sie stand auf, wurde aber im nächsten Moment kreidebleich im Gesicht und kippte erstmal mit einem Zischen wieder runter.
"Vielleicht doch nicht so ganz", murmelte sie und betrachtete missmutig ihre immernoch zitternden Beine.

"Bleib ersteinmal noch sitzen Raiko", meinte Yuu.
"Du bist vollkommen fertig, das kannst du nicht verheimlichen."

"So schlimm ist es jetzt auch nicht.", stritt sie weiterhin ab und rang sich ein weiteres Lächeln ab.

"Hör endlich auf damit, Raiko!", fauchte er sie an.
"Weißt du eigentlich was es bedeutet, wenn ich dir sage, das ich dich liebe?! Ich denke nicht!"
Er ballte die zitternen Hände zu Fäusten und sah sie fest an.
"Es bedeutet das mir dein Wohl heilig ist. Es bedeutet das ich dich mit jedem Preis beschützen will, Raiko. Es bedeutet das ich tausend mal mehr Leid spüre als du wenn ich sehe das du Schmerzen hast. Es bedeutet das die Hölle ein Teelicht ist im gegensatz zu dem Gefühl wenn du mir ins Gesicht lügst. Das ist liebe Raiko, und das verstehst du bis heute nicht."

Sie zuckte erschrocken vor ihm zurück.
"Aber...es bringt doch nichts, außer, dass du dir nur noch mehr Vorwürfe machst..und..und..", sie biss sich auf die Unterlippe und wurde immer leiser, während sie ihre Hände beobachtete, "Vielleicht kommst du ja auf die Idee, es genauso zu machen wie vorher wegen Rees und Ai", sie flüsterte jetzt nur noch und schaffte es nicht ihn anzusehen.
Einem ins Gesicht lügen, ohne mit der Wimper zu zucken, aber sich bei der Wahrheit verhalten, wie jemand normalerweise lügt.

"Du bist meine Gefährtin, Raiko. Ich würde bis zum bitteren Schluss bleiben, aber in dieser Gestallt ist das nicht mehr möglich. Verstehst du?"

"Genau das tue ich eben nicht", meinte sie bitter und kämpfte sich wieder hoch.
Ihre Augen durchzogen sich mit schwarzen Linien und sie drehte sich um und ging aus dem Zimmer, als wäre überhaupt nichts.

Yuu sah ihr hinterher, lies sich jedoch dann gegen den Bettpfosten fallen und schloss die Augen.
Ob wohl sein Körper so lange gelähm war, fühlte er sich nun dennoch so erschöpft wie nach einem Hundertmeterlauf.

Kaum war sie unten beim Meer angekommen, da knickten ihr schon die Beine weg.
Keuchend schlang sie sich einen Arm um den Bauch und krümmte sich vor Schmerz.
"Scheiße!", fluchte sie und biss die Zähne zusammen.
Eigentlich dürfte das gar nicht so weh tun...

"Na alles okay, Mom?", grinste Rees und lies sich neben sie fallen.
Hehe, es war toll älterte Gestalten zu haben...da konnte man in diese netten Häuser mit den netten Frauen.
Zudem konnte man schneller vor Oma-Mama wegrennen, wenn sie einen mit GEMÜSE füttern wollte.
Er schüttele kurz den Kopf mit den strupigen schwarzen Haaren und sah sie dann von oben bis unten an.
"Warum bist du eigentlich so oft nackt, Mama?"

"Ich bin nicht nackt...", presste sie hervor und setzte sich wieder gerade hin, um sich besser beherrschen zu können.
Nebenbei zog sie sich die Bluse zu.
War auch noch alles voller Blut.

"Für eine alte Frau wie dich ist das aber nackt! Du bist meine Mutter, da kannst du nicht wie früher herumlaufen und decken du bist >Hip<", tadelte Rees sie und leckte über das Blut an ihrem Hals.
"Du schmeckst nach meinem Cain", grinste er breit.
"Was fllt dir ein mit meinem Mann zu schlafen?"

"So alt bin ich noch gar nicht", beschwerte sie sich, schwieg aber dann kurz.
"Tja...er hat eben wie sein Vater die Angewohnheit, sich immer zu nehmen, was er will. Und du warst eben nicht da"

"Du bist eine Mama, die sind immer alt", erklärte Rees und stubste sie an.
"Und, war er gut? Also ich find das, aberist er auch bei Frauen gut? Hm?"

"Würdest du bitte einfach die Klappe halten!?", fauchte sie ihn und zog die Beine an den Körper.

"Dann war er also schlecht! Ha!", knurrte er freudig.
Damit würde er ihr aufziehen.
"Ist dir eigentlich kalt, oder warum zitterst du?", frage er, war ihr jedoch schonmal vorsorglich seine Jacke über.

"Nein, ich zitterte, weil ich verdammte Schmerzen hab", stöhnte sie gequält und legte die Stirn auf die Knie.

"Wo den?", fragte er besorgt und rutschte dichter an sie.
"Und warum?"

"Weil dein ach so toller Cain zu dem Schluss kam, dass er gerade mal Lust darauf hatte, seinen Spaß mit mir zu haben und mich danach schön ausbluten zu lassen", kam es locker und sie lehnte sich an Rees.
Waaarm!
"Überall...Überall"

"Ja das klingt nach ihm...er ist nunmal ein echtes Arschloch, aber er schmeckt gut."
Er legte die Arme um sie und zog sie an seine Brust.
"Na dann müssen wir dich eben wieder gesund machen."

Raiko schloss die Augen.
"Immer und immer wieder...immer dasselbe", murmelte sie.
"Das ist jetzt schon das 8 oder 9 mal...in dieser Dimension. In der anderen habe ich aufgehört zu zählen..."

"Du siehst vermutlich einfach zu gut aus, Mama. Zieh dir doch mal was hässliches an. Immer diese kurzen Rocke und dünnen Blusen. Du schreist ja gerade danach."
Er zupfte an ihren Klamotten.
"Lass dich mal gehen. Ich meine du bist nicht wie andere Succubuse...die stehen drauf. Na ja....bis auf ein paar ausnahmen...", er dachte an Suki.
"Zudem kannst du mich auf um Hilfe bitten. Wenn du schreist, dann höre ich dich.

"Ich schreie immer, aber niemand hört es.", sie legte sich eine Hand an die Schläfe, "Da. Immer."
Seine Worte ließen sie leise lachen.
"In Röcken kann man aber besser laufen und sich bewegen, als in Hosen und Blusen sind dünn und man überhitzt nicht, wenn man schnell läuft und kann sich ihnen leicht entledigen."
Sie kuschelte sich an Rees, Trost suchend.
"Ich kann nicht mehr. Es ist so schwer, immer so zu tun, als wäre nichts. Ich will nicht mehr...So müde..."

"Dann tu doch nicht mehr so", kam es schlicht.
"Ich meine das würd ich auch nicht machen. Ich hab bei Cain geschrien wie am Spieß."
Er strich ihr tröstend über die Seite.

"Dein Vater würde sich nur noch mehr Vorwürfe machen, wenn er wüsste...", sie verstummte.
"Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht...Ich will auch nicht, dass er bleibt, weil er Schuldgefühle hat oder Mitleid oder ähnliches. Ich schaff das schon."

Rees legte den Kopf schief.
"Was sind Schuldgefühle? Ich denke er bleibt bei dir weil er dich essen will."

Sie lachte leise.
"Wer weiß...hat er ja schonmal."
Wieder schloss sie die Augen.
Ich bin stark genug, ich kann das
Mit diesem Gedanken schlief sie unruhig ein.