Haus N°406 [1]

"Kaffee...", kam es verzweifelt.

Eine Minute später kam sie wieder und reichte Yuu eine Kaffeetasse und beobachtete Raina eine Weile.
"Weinen nützt dir nichts", meinte sie dann nur kalt.
"Yuu kann dich nicht trösten, der hat sowas nicht drauf."

Raina begann noch heftiger zu schluchtzen und sorgte für die Entgülige zerstörrung von Yuus Hemd.
Dankbar klammerte der sich an die Tasse.
"Sehs positiv....er ist jetzt bei Kana und Linus!"
DAS waren genau die falschen Worte. Dammbruch N° 2!

Raiko war genervt...definitiv genervt.
Sie knurrte leise und im nächsten Moment lag Raina auf dem Rücken auf dem Boden, Raiko über ihr stehend.
"Hör auf rumzuflennen. Das bringt nichts, ist nur sinnlose zeitverschwendung und bringt niemanden zurück. Du bist traurig, gut. Darfst du ja auch. Aber weinen bringt überhaupt gar nichts. Stell dir vor, er beobachtet dich jetzt gerade. Mach ihm nicht auch noch ein schlechtes Gewissen.", meinte sie streng.

"Aber wir waren fast 70 Jahre verheiratet!", wimmerte sie erschrocken.
Yuu zog sich das nasse Hemd aus und nahm einen Schluck Kaffee in Sicherheitsabstand.
"Sei etwas vorsichtiger, Raiko. Sie ist ein Mensch, du weißt wie leicht die zerbrechen, wenn man sie herumschubst."

Raiko warf einen Blick zu Yuu.
"Du bist so fett geworden", war dann mal ihr Kommentar dazu, bevor sie sich wieder Raina zuwandte.
"Freue dich lieber über die Zeit, die ihr mit einander hattet, anstatt darunter zu leiden, dass sie vorbei ist. Irgendwann wirst du ihn wiedersehen. Seh es so."

"Das ist nur mein Airbag...Sicherheitsmaßnahme...", meinte Yuu trochen.
Raina wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
"Werde ich nicht! Basdarde kommen in die Hölle!", kam es bitter. Yuu wendete den Blick weg.

Raiko hockte sich vor sie und lächelte sie sanft an.
"Nein. Man wird nicht nach seiner Herkunft geurteilt, was entscheidet, ist deine Seele.", sagte sie ruhig.

"Raiko...", setzte Yuu an, doch Raina kam ihm zuvor.
"Dank meines Vaters schon."

Raiko stand auf.
"Herkunft...Sowas ist bei euch ja Nummer Eins, ich vergaß", meinte sie nur und ging wieder raus.

Yuu sah Raiko kurz nach und zog Raina dann am Kragen auf die Füße.
"Kom ich bring dich zu deiner Unterkunft..."
Er zog sich schnell etwas neues an und war Raina eine Jacke über die Schulter, ehe er kurz nach draußen ging.
"Ich bin heute Abend zurück, ja?"

Sie hatte sich irgendwo auf das Gras gesetzt und sah über die Schulter.
"Bis später", lächelte sie betont fröhlich.

Kurz sah er sie noch an, drehte sich dann jedoch um ging mit Raina los.
Ein Abstecher ins Dorf dürfte ja nicht schaden...

Nachdem er eine Weile weg war, raffte sie sich auf, um kurz zu duschen und sich dann wieder raus zu setzten.
Sie seufzte.
Alles war immer so schwer, so kompliziert...Leben.
Sterben war schöner. Einfacher. Wie fliegen.
Mit einem Kopfschütteln vertrieb sie den Gedanken.

Irgendwan gegen zwei Uhr nachts knallte die Tür aus den Angeln und Yuu taumelte herein.
Den Geruch von massenhaft Alkohol und Nutten an sich klebend.
Leicht vor sich hinlachend stolperte er durchs Haus.
"Raiko....Raiko du kleine Schlampe...kom raus....putt putt...."

Natürlich hatte sie ihn schon gehört und lehnte am Türrahmen.
"Du hast getrunken", stellte sie überflüssigerweise fest und ließ die Nutten mal aus.

"Vielleicht?", grinste er und sah sie schief an.
Seine Augen hatten jede Farbe verloren. Ein kaltes weiß hiehlt die Vorherrschafft.

"Vielleicht? Natürlich hast du. Man riechts auf 5 km Entfernung", scheinbar genervt drehte sie sich um und ging ins Wohnzimmer.

Yuu begann leise zu knurren.
"Wer hat dir erlaubt einfach wegzugehen, kleine Waffe? Solltest du nicht eher am Boden knien?"
Raiko machte Bekanntschaft mit der Wand.

Vehement verdrängte sie ihre aufsteigende Angst, oder eher Vorahnung.
Er war nur betrunken, weiter nichts.
"Yuu, lass das", seufzte sie.

"Woher willst du das wissen? Ich bin doch ganz klar...so klar wie schon lange nicht mehr...", lachte er und biss ihr ins Ohr.
Sein Griff wurde fester.
"Bist du schon wieder so dumm gewesen? Dachtest du es könnte alles so sein wie du willst? Lächerlich..."

Raiko hielt einfach die Klappe.
Es war sowieso sinnlos, mit ihm zu diskutieren.

"Sing Waffe...sing! Na los! Ich will es hören! Wo ist mein Lied?!"
Er schleuderterte ihren Kopf gegen die Wand.
"Fikst mit Nic und lässt dich schwängern aber singen kannst du nicht? Na los!"

Zack - Vorahnung bestätigt.
"Das Lied ist schon lange aus", meinte sie ruhig.

Das passte ihm überhaupt nicht, also landete Raiko in dem Glasschrank.
"Dann sollte es aber schnell wieder damit anfangen!"

"Was kann ich dafür, dass du einfach nur taub bist?", sie biss die Zähne zusammen.
Er war nur betrunken, mehr nicht...

"Taub?", er legte den Kopf schief.
"Ist es etwa meine Aufgabe für deine Nichtsnutzigkeit gerade zu stehen?", knurrte er und ihre Haut riss auf.
"SICHER NICHT!"

"Du sollst aufhören, verdammt!", knurrte sie und funkelte ihn wütend an.

"Du hast hier gar nichts zu bestimmen, kleine Hure...oder soll ich die Dämonen wieder auf dich hetzten?"
Er kam ein paar Schritte auf sie zu.

Sie zuckte zusammen und wich automatisch zurück.
Ihr war klar, dass er gerade leicht in schon etwas gewesenem lebte.