Heruntergekommener Bahnhof

"Ja, auch dass habe ich geliebt, du hast recht. Sehr sogar. Das war mein Leben. Mein Traum."
Sie stoppte kurz um etwas Luft durch seinen Griff in ihre Lungen zu befördern.
"Aber es ist längst nicht die gleiche Liebe wie zu dir. Das weißt du selbst doch am besten, nicht wahr? Ich habe nichts mehr davon, Cade. Keine Stellung, keine Macht, keinen Wert. Ich lebe wie ein Mensch. Bin vogelfrei."
Noch ein ruhiger Atemzug.
"Du sagst ich bin gegangen. Aber ich war nie weg. Nicht ein einziges Mal. Ich schlafe nicht in deinem Bett, ich wandle nicht durch deine Gedanken, aber verlassen habe ich dich nie. Ich werde dir auf ewig treu sein. Bis zum Ende dieses gottverdammten Lebens. Solange bis du nicht einmal mehr weißt, dass es mich gibt. Du kannst mir für alle Zeit vertrauen. Ich habe es dir geschworen."

"Hörst du dir eigentlich selbst beim Reden zu?"
Verachtung lag in seiner Stimme.
"Du bist gegangen, Madlen. Red es nicht schön."

"Beantworte mir eine Frage: Warum bin ich dann hier?"

"Ich weiß nicht. Mal wieder alte Luft schnuppern."

"Die ganze Zeit über?"
Nun stemmte Madlen sich in seinen Würgegriff um näher an ihn heran zu kommen. Erhöhte den Druck.
"Ich liebe dich, du Trottel und du wusstest genau, was du damals sagen musstest um mich zu brechen. Mich bis ins letzte zu zerstörren. Ich bin gegangen, ja aber nie wirklich! Du verdrehst mir so die Sinne, dass ich nichtmal vor diesem Schmerz fern gelieben bin. Ich mögchte so gern bei dir sein, dass ich lieber jeden Tag in dem Schmerz verbrenne, als dich nie wieder zu sehen."

Zu nah, Madlen. Zu nah.
Er stieß sie weg.
"Lass das.", wurde sie noch einmal angeknurrt.

Sie bleib auf dem Abstand, auf den er sie gebracht hatte.
"Ist es so schlimm von mir geliebt zu werden?"
Ihr Blick wurde trauig.
"So schlimm, dass ich nicht sie bin?"

Er setzte sich auf, zog sich an das Kopfende zurück.
"Madlen.", kam es noch einmal mahnend, "Lass das."

"Ich weiß wie sehr du noch leidest."

Sein Kiefer mahlte, aber er sagte nichts.
Starrte sie nur wütend an.

"Weißt du, Cade, du bist viel verletzlicher, als alle glauben. Deswegen tust du auch all diese Dinge. Selbstschutz. Es hat nur sehr lange gedauert, dass zu erkennen."

Etwas änderte sich.
Seine Miene wurde starr. Glatt. Die Haltung aufrechter.
"Ich warne dich jetzt ein letztes Mal, Madlen. Halt den Mund, oder ich stopf ihn dir."

"Das ist genau das was ich meine. Selbstschutz-Wahn. Schon baust du deine Mäuerchen vor deinem zitternden Herz auf."

Sie kam gerade so zu dem Herzen, bevor Cade ihr eine Schelle verpasste, die sich gewaschen hatte.

Arme Madlen. Gott sei Dank kam unter ihr das weiche Bett.
Sie wartete einen Moment bis das Klingeln in ihrem Kopf verstummte, ehe sie sich wieder aufsetzte.
"Nochmal?"
Ihm wurde auch die andere Wange hingehoben.
"Vielleicht geht es dir dann besser."

Nein, nicht nochmal.
Eher knurrte er sie an und drückte ihr mit einer Hand wieder die Luft ab.

Sie ließ es über dich ergehen.
Sah ihm aber die ganze Zeit in die Augen.
Dass war nur die Wut über seine eigene Schwäche,

Er bleckte die Zähne, erhöhte den Druck. Ließ nicht locker.
Zehn Sekunden. Zwölf
Dann ließ er sie los.

Sie schnappte nach Luft und rieb sich den Hals, auf dem nun rote Strimen zu sehen waren.
"Besser?"

Er stand auf und sammelte seine Kleidung zusammen.

"Ich kann auch gehen, wenn du Ruhe brauchst."

Er zog sich schon an.
Hieß wohl, dass er gehen würde.

Trotzdem stand sie auf und zog sich ein Kleid über.
Blieb noch bei ihm.

Würde sie das?
Cade ging aber noch draußen.

Und Madlen flogte ihm mit ein paar Schritten Abstand.
"Cade?"
Jetzt machte sie sich Sorgen.

"Was!?"

"Alles okay?"
Scheinbar ja nicht.

"Halt den Mund."

Machte sie auch.
Lief einfach weiter hinter ihm her.

"Madlen! Hau ab!"