Heruntergekommener Bahnhof

Das war Kaeru ziemlich egal.
Er war zwar sein Bruder, aber nicht sein Pfleger.
Das konnte schön die Mama machen.
Schau, Yuu, jetzt hattest du nicht nur zwei Personen geschadet, sondern sogar drei.

Der sollte seine Lektion lieber lernen.

Yuu war sich nicht sicher ob es nur drei waren.
Raiko wurde bei Annäherungsversuchen aber nur angefaucht.
Spinnte die!? Auf keinen Fall packte die ihn an!

War schwierig, wenn es um seine Mutter ging.
Die nächsten Tage würden angespannt sein.

Kaeru litt weniger darunter.
Aber der half Rees ja auch nicht
Auf keinen Fall.
Und Raiko...die wurde immer trauriger.

Sehr angespannt.
Cade wollte so ein Verhalten nicht noch einmal bei ihm sehen.

Wegen Kaeru machte sich Yuu auch keine Sorgen.
"Mo- ähm Raiko? Alles okay?", fragte Yuu sie auch vorsichtig.

Würde sich als schwirig erweißen.
Die nächsten Tage blieb der Junge aber in seinem Zimmer.
Kam nicht einmal heraus.
Nur Liron wustelte durchs Haus wie eh und je. Hatte von all dem nichts mitbekommen.
"Papa! Papa!", schallte es auch schon wieder durch die Gänge.

"Klar.", bekam er auch sofort zu hören.
Standardantwort.

Papa wechselte gerade Madlens Verband.
Seufzte, als er Liron hörte.
Nun, der Junge würde ihn schon finden.

"Raiko...."
Lügen war doof!

Fand er auch, mit blutendem Mund.
"PAPA! Schau Mal!"

"Was?"
So war sie eben.

Cade starrte ihn auch entsetzt an.
"Liron...?"

"Die Wahrheit bitte."

Liron ließ sich nicht beirren und hielt ihm die verschmierte Hand hin.
"Er ist draußen!"
In der Hand lag ein Backenzahn. Lirons Wackel-Backenzahn.
"Schau Mal wie groß die Lücke ist!"
Er machte den Mund weit auf und zeigte ihm die noch blutende Lücke.
"Ich hab ganz toll gerüttelt und dann ist er raus! Bestimmt ist das der Größe!"

Ihm wurde durch die Haare gewuschelt.
"Mir geht es gut, Krümel."

Kinder...
Cade fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
"Setz dich, lass mich schauen."

"Du lüsgst."
Er duckte sich vor ihrer Hand weg.

Er stetzte sich auch ganz stolz hin und machte den Mund weit auf, damit Papa seine coole Zahnlücke sehen konnte.
Der blutige Zahn wurde auf Cades Unterlagen abgelegt.
Madlen sah den beiden stumm zu.

"Und? Was würde dir die Wahrheit bringen? Dass du dich noch schlechter fühlst."
Er bekam ein bitteres Lächeln, als sie die Hand wieder wegzog.

Papa besah sich das Ganze ruhig, obwohl sich sein Gesicht verzog, als Liron den Zahn auf seinen Sachen ablegte.

"Ich will aber die Wahrheit."

Ach, dass bisschen Blut und Spucke...
"Den leg ich nicht unter mein Kissen! Den behalt ich für immer!"
Er sprang von dem Stuhl auf.
"Fährst du mich zum Fußball spielen!?"

"Ich kann verstehen, wie sehr Cain leidet. Ich war in derselben Position. Aber da sieht man, wie austauschbar man ist. Für jeden von ihnen."
Und Rees erinnerte sich nun auch nicht mehr an sie.
Noch ein Kind, dass sie verloren hatte.
Jetzt blieb nur noch Kaeru.
"Kaeru werde ich vermutlich auch überleben."

Sein armes Papier...
"Wenn du dir das Gesicht wäschst. Ja."

"Nein, nicht austauschbar...ich glaube daran, dass es anders ist! Die Zwei lieben sich in echt und dein Mann hat dich sicher auch sehr geliebt!"
Er pattete sie.
"Es wird alles gut!"

Der Junge flitze schon weg.
"Zum Fußball?", fragte Madlen leise.

Sie duckte sich nun aber auch unter seiner Hand weg.
"Es war das Herz.", widersprach sie ihm tonlos.
"Nur das Herz."

Cade blinzelte.
"Ja. Warum denn nicht?"

"Nein, ein Herz macht nicht alles aus."

"Wo fährst du ihn da hin?"

"Schau dir Rees an. Und dann behaupte das noch einmal."
Machs doch nicht noch schlimmer, als es war, Yuu.

"In die Stadt. Er geht auch zur Schule."

"Er ist nur gerade wirr! Das wird wieder!"

"Mit Menschen?"

"Nein. Wird es nicht."
Und jetzt solltest du gehen Yuu, sonst hattest du wieder eine weinende Frau.
War schon wieder kurz vorm Überlaufen.

"Natürlich."

Er ging aber nicht.
"Warum hast du kein vertrauen?"

"Findest du das nicht gefährlich?", fragte sie.
"Oder ist er eher wie sie...?"

"In was denn?"
Jetzt rollte es Yuu.
Selbst Schuld.
Sie drehte sich von ihm weg.

"Er ist weniger wie ich."

"In das Leben. Darin, dass es nicht nur schlecht ist!"

Oder auch gar nicht wie du...
"Ah...naja...dann geht es ja...ich hätte trotzdem Angst ihn dort hin zu bringen."

"Es gibt nichts mehr gutes im Moment. Tut mir leid."

"Das geht schon. Er weiß, dass er vorsichtig sein soll."

"Weil du alles so schwarz siehst."

"Na dann..."
Sie musterte den Zahn auf den Unterlagen.
Zumindest kam Cade wieder etwas runter.

"Dann sag mir, was gut ist."
Sie wischte sich über die Wangen.

"Und er weiß genau, dass er... ach verdammt.", murrte er, als er ihrem Blick folgte.

"Du hast mich als Freund! Und Kaeru!"

"Du erziehst ihn nicht nach den Clanregeln, oder?", fragte sie leise.
Der Umgang mit den Beiden war sehr unterschiedlich...
"Er sieht dir auch nicht ähnlich. Akzepiert dein Clan ihn? Ich meine..."
Er entsprach alles andere als den Standarts.

Sie schlang sich die Arme um die Mitte.
Falsche Worte, Yuu.

"Nein. Tu ich nicht. Er ist nicht wie ich, warum sollte ich dann auch?"
Er sah auf die Tür.
"Er muss ihn akzeptieren."

Er zog sie einfach in die Arme.
"Raiko....sei nicht traurig. Alles wird gut. Alles wird schön. Du musst nur daran glauben. Vielleicht verliebst du dich ja wieder? Geb dem Glück eine Chance. Vielleicht ist es einfach Zeit dein altes Leben hinter dir zu lassen."

"Was willst du mit ihm machen, wenn er zum Mann wird? Vielleicht nehmen sie ihn als Kind hin, aber später wird es hier nicht sonderlich schön für ihn. Keiner hier wird sich auf einen Halbmenschen einlassen."

Auch nicht besser.
Und doch irgendwie tröstlich. Wenn er den Mund gehalten hätte.
"Das tut ziemlich weh, wenn es aus deinem Mund kommt, weißt du das?", meinte sie leise.

"Deshalb bringe ich ihn ja unter Menschen, Madlen."

Seufzten.
"Raiko, ich kann nicht mehr der sein, der ich Mal für dich war. Ich wiß nicht wie."
Er hob ihr Kinn an.
"Immer wenn du ihn in mir siehst, dann schau mir in die Augen, ja? Dann weißt du, dass ich es nicht bin. Vielleicht kannst du dann irgendwann loslassen."
Die braunen Augen sahen in die Ihren.
"Bald bin ich tot und dann bist du erlöst. Versprochen."

"Also soll er später dort leben? Bei denen?"