Heruntergekommener Bahnhof [1]

Yuu schlief seither ein.
Sollte sie mal.
Sein Kopf kippte nur irgendwann mal gegen die Wand.

Raiko öffnete irgendwann die Augen und starrte ihn aus purer Langeweile einfach so an.
Irgendwie flog ihr schon ein neuer Gedanke zu. Hoffentlich.
Und so vergingen die Stunden.

Irgendwann in der Nacht wurde es ihm einfach zu kalt und mit einem Feuer lag der Phönix wieder neben ihr.
Ein leises Schnauben war zu hören, ehe er sie anstupste, sodass sie nach vorne geschoben wurde.
.

"Hey...", beschwerte sie sich leise und setzte sich auf, um das Schieben zu verhindern.
Was waren das denn jetzt für Anwandlungen?!

Er klapperte wieder belustigt mit dem Schnabel und schubste sie weiter.
Es schien ihm sichtlich Spaß zu machen.

"Hör auf..."
Sie schob seinen Schnabel weg.
Ihr nicht.

Da er durch seine Größe deutlich stärker war, machte er einfach weiter.
Nach einer Weile jedoch beschäftigte er sich damit, vorsichtig die kleinen Brotstückte mit dem Schnabel vor Raikos Nase zu rollen.

Genervt funkelte sie den Vogel wütend an.
"Ich bin nicht dein Spielzeug, lass das! Und hör auf das Brot da rumzurollen!"

Iss doch was...und dann steig endlich auf.
Noch ein Brotstück wurde ihr vor die Nase geschoben.

"Ich will nicht. Ich brauchs auch gerade nicht. Ich muss nicht jeden Tag was essen."
Dann runzelte sie jedoch die Stirn.
Und was meinte er bitte mit aufsteigen?

Dann steig wenigstens auf. Bald kommen sie und machen die Türen auf.
Er legte den Kopf flach auf den Boden und steckte den gestutzten Flügel auf um sie zum Aufsteigen zu animiren.

Ein skeptischer Blick trat auf ihr Gesicht.
"Tu ich dir damit nicht weh?"

"Oh, ich glaube das mit dem Messer ließe sich einrichten", fauchte sie ihn an.
Idiot.

Sie grummelte leise, leistete seinem Befehl aber folge, wenn auch vorsichtig, um ihm nicht doch noch weh zu tun.
Auch kam das Mädchen nicht umhin, wieder leicht über die Federn zu streichen, sobald sie oben war.
Die Dinger waren einfach klasse!

Noch einmal strich sie über die Federn, bevor sie wieder brav das tat, was er von ihr verlangte.
"Ich hab aber keine Ahnung vom Kämpfen", merkte das Mädchen noch an, bevor sie interessiert hinter sich sah und sich versuchshalber von ihm kullern ließ.
Als sie auf den Boden plumpste, kicherte sie nur leise, wurde dann aber wieder sofort ernst.
Ein bisschen Spaß musste eben sein.
"Wirklich keine."

Sie kletterte wieder auf ihn und kuschelte sich weiter unten in die Federn.
Da war es wenigstens warm...
"Ehrlich, ich hab noch nie in meinem ganzen Leben ein Messer angefasst. Nichtmal Besteckmesser."

Ich vertraue auf dich, Kleine.
Er stellte sich auf die Beine.
Dein Wille wird unser Sieg. Deine Angst der Tod.

"Dann vertraust du der Falschen", stellte sie trocken fest.
"Hast du eigentlich Angst vor dem Tod?"

Es gibt keine andere Auswahl...
Und nein, habe ich nicht, denn ich kenne ihn gut. Der Tod ist ein Freund, der einem nach langen Schmerzen schützend einhüllt. Nichts vor was man sich fürchten muss, sondern ein Vater zu dem man heim kehren kann. Zu sterben, ist ein Teil meiner Ausbildung gewesen...der Ausbildung von uns allen.
Er zuckte etwas zusammen.

"Was für eine Ausbildung?", fragte sie leise nach.
Ihr Blick fiel auf die Narben.

Ein Schauder lief dem Tier über den Rücken.
Ein ander Mal...solche Erinnerungen würden den Geist vor einem Kampf verwirren.

"Nein...es sind deine Erinnerungen. Sie gehen mich nichts an. Tut mir leid, dass ich gefragt habe.", meinte sie leise und seufzte.
Automatisch glitt ihre Hand zu ihrem Hals, wollte die Kette umfassen, die einst ihrer Mutter gehört hatte, doch sie griff ins Leere.
Ach ja...die war ja nicht mehr da.

Ich werde dir die Frage beantworten. Nach dem Kampf.
In diesem Moment öffneten sich die Türen auch schon und der Phönix trat heraus in das Licht.
Refleksartig schloss sich das Unterlied über seinem Auge, ehe er weiter ging.

Kurz schloss sie die Augen, geblendet von dem plötzlichen, grellen Licht.
Hey, von ihr aus könnte sie die ganze Zeit in dieser Scheune bleiben...sie musste gar nicht hierraus...
Sie spürte, wie die Angst wieder in ihr hochstieg und versuchte, tief durch zu atmen.

Bleib ruhig...
Der Phönix versuchte sie zu beruhigen.
Und vergess nicht, deine Anforderung zu nennen.

Half nicht sonderlich viel, er bewirkte damit nur das Gegenteil.
Ah..Anforderung..welche verdammte Anforderung?
Auch konnte sie nicht verhindern, dass Panik in diesem Gedanken schwand und sie zwang sich nun regelrecht dazu, an Noa zu denken.
Sich vorzustellen, was passieren würde, wenn sie versagten.