Heruntergekommener Bahnhof

Genau das hieß es, Creon.
Sie wollte es versuchen.
Zögern verlagerte sie das Gewicht von einem auf das andere Bein.
Wartete ab.

Rees streckte ihm die Zunge heraus.
"Du hast schon fünf Stunden geschlafen!"

Und bekam ein Lächeln.
"Willkommen zurück."

"Zu wenig!"

Er bekam keines zurück.
Noch war es kein "Willkommen".
Es würde dauern und vielleicht würde es gar nichts werden.
"Die anderen werden sich nicht freuen, dass ich hier bin."

"Ach was! Komm! Mir ist langweilig!"

"Doch. Werden sie. Naja, bis auf Raiko, aber über sie freust du dich ja auch nicht. Also ist es in Ordnung. Aber dein Vater wird sich garantiert freuen."

"Klappe."

"Wird er nicht. Cain um so weniger."
Sie straffte sich.
"Deswegen bleibe ich hier drin."

"BLABLABLA!"
Rees...ärger ihn nicht.

Seufzen.
"Neo, das ist nicht wahr. Vertrau mir."

Knurren.
Ja, lass ihn lieber noch eine Stunde schlafen.

"Ich vertraue dir aber nicht. Das letzte Mal wo ich es getan habe, habe ich dich mit Raiko im Bett erwischt."
Bei den Worten wanderte ihr Blick ebenfalls zu dem Bett.
Ob er es dadrin schon mit ihr....?

Ließ er aber nicht.
Weiterhüpfen.

"Ich darf dich daran erinnern, dass du es während meiner Abwesenheit mit allen Weisen getrieben hast, also bitte."

Und damit schubste Cain ihn knurrend von sich.

"In deiner Abwesenheit und nicht aus Vergnügen."

Wenn dann musste er ihn schon vom Bett stoßen.
So kam er einfach wieder.

"Meine Abwesenheit bedeutet trotzdem nicht, dass du dich durch die Weisen vögeln kannst.", knurrte er.
Da sprach die Eifersucht, Neo. Ignorieren.

Tat er doch. Vom Bett.

"Für eine Frau ist es in dieser Welt die beste Art, sich hochzuarbeiten."

Aua!
Jetzt saß Rees eben jammernd auf dem Boden.

Schnauben.
Fand Creon nicht.

Cain egal.
Der zog sich das Kissen über den Kopf.

Sie zuckte auf seine Reaktion hin mit den Schultern.
"Wenn sie in Ekstase waren, haben sie mehr über dich erzählt, aber auch über die anderen Weisen. Es hat mir geholfen, mich auf einen Platz unter ihnen zu kämpfen, auch wenn ich dort nie wirklich war genommen wurde. Um so mehr ich bei den Forschungen die Lichtwesen und Feinde quälte, um so mehr mochten sie es. Waren zufrieden mit mir."
Sie verschränkte ihre Finger ineinander.
"Früher habe ich immer noch gedacht, dass du irgendwo im Keller bei ihnen versteckt bist. Dass ich dich dann dort herausretten kann...nunja..."

Wenn er wieder wach werden würde, war Rees stockbeleidigt.
Würde mit pissigem Gesicht und verschränkten Armen auf dem Boden sitzen.

"Sie würden mich ganz gewiss nicht im Keller sitzen lassen. Umso länger ich da drin wäre, desto eher hätte ich eine Möglichkeit gefunden, da wieder rauszukommen. Zudem hatten sie damals keine Möglichkeit mich einzusperren. Schon vergessen?"

Cain machte ihm erst Frühstück, bevor er sich traute mit ihm zu reden.

"Ich war mir da nicht so sicher, denn ich dachte, dass wenn du frei wärst, dass du doch dann keine Sekunde zögern würdest, zu mir zurück zu kehren."

Gute Idee.
Mürrisch wurde an dem Kaba genippt.

"Und dich damit umzubringen. Sicher."

Cain spülte derweil die Pfanne.

"Besser mich damit umzubringen, als es so wie jetzt werden zu lassen."
Sie fuhr sich mit den Fingern über die Stirn.

Wütendes Schnauben hinter ihm.
Dicke Luft~

"Ich wollte dich aber nicht sterben sehen."

"Was willst du machen wegen Kaeru, Rees?", fragte Cain jedoch unvermittelt.

"Doch Creon, es gab Momente da wolltest du genau dass."
Ein rascher Blick in sein Gesicht.
"Denn dass hätte deine Probleme auf sehr einfache Art gelöst, ohne dass du dir die Hände schmutzig machst."
Sie biss sich auf die Lippe.
"Lass uns nicht weiter darüber sprechen."

Rees hieht mit dem Trinken inne.
"Was sollt mit ihm sein?"

Er verdrehte die Augen.
"Ich hätte dir nicht den Arsch gerettet, wenns nicht so wäre.", murrte er dann.
Lass uns nicht drüber reden? Bitte.

"Du lebst wieder. Weiß ja nicht, ob ihr euch jetzt wieder gegenseitig umbringen müsst."

"Du hast es bereuut."
Damit verstummte sie wieder.
Sah sich lieber etwas in dem Zimmer um.

"Weiß ich auch nicht. Ich gehe sicher nicht zu Kaeru und sag ihm, dass ich wieder da bin, wenn es dass ist, was du meinst. Es ist ganz gut, dass er es nicht weiß. Soll er sein Ding durchziehen."

"Einen Moment lang, ja. Ich habe ein Leben gerettet und dafür einige geopfert."

"Wird er das nicht mitkriegen?"

"Und es werden vielleicht noch mehr geopfert werden, wer weiß..."
Sie strich mit den Fingern den Bettpfosten entlang.
"Hast du einen Ipod?"

"Weiß nicht. Er ist nicht sehr sensibel. Keine Ahnung ob er das spüren kann."

"Ich hoffe nicht.", meinte er knapp.
"Nein."

"Hm.", machte Cain.

"Dann werde ich einen kaufen", meinte sie eher zu sich selbst.
"Werde ich bei dir im Bett schlafen?"

"Ich spüre ihn aber."

"Wie du möchtest. Aber lass deinen Vater nach deinem Kopf sehen, ja?"

"Und das heißt?"
Er runzelte die Stirn.

Zucken.
"Warum?, kam es sofort misstrauisch.

"Dass ich aufmerksam sein werde und ihm im Blick behalte, sollte er doch kommen."

Er schien etwas verwirrt wegen ihres plötzlichen Misstrauens.
"Er muss nach dem Einschussloch schauen, Neo."

"Gut."

Ihre Miene wurde ernst.
"Das verheilt auch so."

"Ich bin froh, dass er noch lebt, Cain, denn dann muss ich nicht an seiner Stelle stehen."
Er nahm noch einen Schluck Kaba.
"Dann kann ich bei dir bleiben."

"Aber es könnte sich entzünden.", meinte er.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Er ist dein Vater, Neo, er spielt sicher nicht an deinem Hirn rum."

"Hm.", machte er wieder.