Heruntergekommener Bahnhof

"Doch! Du willst unsere Ehe aberkennen! Du willst eine andere heiraten! Mit ihr Kinder haben! Wenn du das tust, sind wir geschieden!"

"Mir bleibt nichts anderes übrig, Sei! Ich will nicht, dass sie euch weh tun, verstehst du das nicht!? Ich kann nicht anderes tun! Würde ich versuchen sie auszlöschen könnte ich mich auch direkt selbst erhängen!"

"Dann lass mich lieber als deine Frau sterben als als deine Nutte!"

Stumm starrte er sie an, wandte dann aber nur den Blick ab.
"Ich wusste, dass du es nicht verstehen würdest."

"Das kann und will ich nicht verstehen! Niemals!"
Sie vergrub das Gesicht in den Händen.
Warum musste die Welt nur so grausam sein?

"Ich werde es aber tun, Sei...damit ihr in Sicherheit seit."

"Tu mir das nicht an! Tu mir das nicht an! Lass mir wenigstens unsere Ehe...lass mir wenigstens das...mach sie nicht kaputt!"

"Du verlässt mich lieber und lässt dein eigenes Kind sterben?"

Sie hob sich die Ohren zu.
Cade...ihr solltet euch erst beruhigen, bevor ihr weiterredet.

Ja...das fand er gerade auch am besten.
Er war sich nicht sicher, ob er sie gerade anfassen durfte, als schob er ihren Rollstuhl einfach zurück in das Zimmer.
Da hatten sie ihre Ruhe.

Es wäre besser gewesen, sie anzufassen. So machte er die Distanz wischen ihnen nur deutlicher.
Sei war vollkommen aufgelöst. Sie wusste ja nichtmal wo ihr Baby war.

Er wollte, aber er wagte sich nicht.
Der Rollstuhl wurde vor das Bett gestellt, ehe Cade sich ihr gegenüber auf die Matratze setzte.
Auf Augenhöhe.

Da saßen sie nun.
Schwiegen sich an, während Sei vor sich hin schluchtze.

Was ihn dazu brachte, doch die Hand nach ihr auszustrecken und ihr die Tränen von den Wangen zu wischen.
"Soll ich Liron suchen gehen? Ich denke Creon hat ihn."

Nicken.
Dann hatte sie wenigstens ihr Söhnchen wieder bei sich.

"In Ordnung. Warte hier."
Er stand auf und verschwand schnell nach draußen, kehrte aber eilig mit dem Baby zurück.

Das Sei auch sofort in den Arm nahm und an sich presste.
Ihr Baby. Verletzt, dem Tod gerade noch so entkommen.
Behutsam hielt sie das blaue Köpfchen mit der gesprungenen Schädeldecke. Hoffentlich würde es sich vollständig von allem erholen.

Hoffentlich, ja.
Cade setzte sich wieder ihr gegenüber auf das Bett.

Cade musste sich jetzt überlegen ob er den beiden das wirklich zutraute.
Wie viel verkraftete ein Mensch, bis es nicht mehr nötig war von jemand anderm ermordet zu werden.

Er sah keinen anderen Ausweg mehr.
Entweder er tat das oder Sei verließ ihn und ging weit, weit weg. Ohne ihn.

Er würde sie an die Situation gewöhnen müssen.
Daran jetzt in den Augen aller nur noch eine seiner Nutten zu sein. Wertlos.

Es sollte ihr egal sein, solange Cade nicht so dachte.
Er stand nach einer Weile wieder auf und holte eine Creme, die er vorsichtig auf dem blauen Köpfchen verteilte.

Sie ließ ihn gewähren. Wusste ja das er dem Kind nicht weh tun würde, sondern half.
Grausam, dass man die Misch-Familie nicht einfach in Ruhe ließ.

Misch-Familien wurden immer verurteilt.
Yuu und Raiko waren doch das beste Beispiel.
"Creon hat nach ihm gesehen. Er hat gesagt, wenn wir aufpassen, dass er sich nicht mehr sonderlich stößt oder irgendwo aufkommt, hat er gute Chancen, dass all das wieder verheilt. Aber er ist kein Arzt. Er kann es auch nicht so genau sagen."

Nicken, ehe sie das Baby auf die Strin küsste.
Bald würde Cade noch andere Kinder haben...mit anderen Frauen.
Schon kamen wieder die Tränen.

Die Cade wieder hilflos wegwischte.
"Sei...ich will das doch auch nicht machen. Aber ich muss."

"Ich will nicht das du musst. Ich...ich will deine Frau sein...ich..."

"Du bist meine Frau. Und ich will nicht, dass dir etwas zustößt. Ich will nicht, dass du stirbst. Du darfst mich nicht verlassen...Aber ich kann dich...euch beide nur schützen, wenn ich so tue, als läge mir nichts an euch. Ich muss so tun, als sei das alles nur ein Spiel, damit ihr aus der Schusslinie kommt."

"Aber ich..ich will nicht allein sein! Wenn du die heiratest, bist du immer bei ihr u-und deinem neuen Kind!"

"Ich werde euch nicht verlassen, Sei! Es kann Zeiten geben, an denen ich nicht zu dir kommen kann, weil es zu gefährlich ist, aber ihr Beide seid mir das Wichtigste. Es ist mir egal, was aus diesem Kind werden sollte - sie wollten einen Erben, wollten Blutsverbindungen und sie bekommen sie. Und ich werde Russland für das bestrafen, was sie dir angetan haben."