Heruntergekommener Bahnhof

"Hat man ja gemerkt."
Sie auch.

"Das war Absicht. Ich musste uns allen den Arsch retten, ich bitte dich."

"Musstest du nicht und wenn es was mit deiner kranken Art von Ehe die du da mit Hel abgeschlossen hast zu tun hat, dann ist das keine Ausrede!", schimpfte sie.
"Wir treibens wenn er neben uns im Bett liegt und es macht ihm auch nichts aus!"

"Ich wusste nicht, was er tun würde, Sei. Ich hatte Angst, dass er dich umbringt.", kam es leise, ehe er erneut den Kopf schüttelte, wieder ganz leise wurde.
"Ich sagte eben, dass da ist nicht Hel."

"Doch. Schau ihn dir doch an. Das ist Hel. Nur das er jetzt noch einem größeren Schuss hat als früher. Durch und durch böse!"
Rees schlug die Augen auf.

"Ist er nicht, Sei!", fauchte Cade leise und strich dem Kind wieder über den Kopf.
"Er ist nicht böse!"

Sei wurde mit schmalen Augen angestarrt.
"Rees ist gut. Ai ist gut", er legte sich die Hand auf die noch nicht ganz abgeheilte Brust.
"Egal was du für eine Nummer abziehst, Hel, ich glaube dir nicht!", zischte sie und stand auf.

"Mach was du willst, aber dann lass ihn auch in Ruhe."
Jetzt war er mal so entspannt gewesen, Sei...

"Tu ich doch!"
Sie verstand aber nicht warum Rees ihm wichtiger war als sie.

Rees war nicht wichtiger, Sei.
Du gingst es nur falsch an, indem du immer und immerwieder gegen den Jungen gingst.
"Aber du kannst nicht aufhören, dich konstant über ihn zu beschweren. Er tut dir nichts. Rein gar nichts."

Rees hob sich die Ohren zu. Das wollte er alles gar nicht hören.
"Er hat mir genug angetan!"

"Hel, ja. Aber das ist nicht Hel, Sei! Das Kind weiß gar nicht, was es angeblich getan haben soll! Das ist nicht Hel! Das ist ein Kind, Sei! Ein kleines Kind!"

Sie schüttelte einfach den Kopf.
"Er ist kein kleines Kind! Er ist älter als wir alle zusammen!"

Stritt Cade ja nicht ab.
"Im Moment hat er die Seele eines Kindes. Eines sehr sensiblen Kindes. Ich will darüber nicht mehr diskutieren."

"Dann tu es eben nicht."
Sie drehte ab und ging wieder zur Tür.
"Aber überleg dir was du tust, wenn er wieder der Alte ist!"
Damit ging sie hinaus.

Das war ein anderes Problem.
Cade seufzte einfach nur tief und zog Rees auf seine Brust.

Ja, da war der gern.
"Warum ist so viel Hass und Trauer in ihrem Herz?", fragte Rees ihn aber dann leise.

Er musterte Rees kurz.
"Ich weiß es nicht."

"Ah..."
Er schloss die Augen.
"Ich hab Hunger...gibt es unten Schokopudding?"

"Ich glaube nicht. Wollen wir nachsehen?"

"Jaaa!"
Vielleicht war ja doch welcher da. Vielleicht auch etwas anders...aber mit Schoki!
Unten würden sie aber nur die zerstörte Küche vorfinden.

Cade packte Rees einfach warm ein und ging mit ihm nach draußen.
Gingen sie eben Schokoladeneis essen.

Solange er nicht selbst laufen musste und getragen wurde.
Und Schokieis war immer gut.
IMMER!

Irgendwann musstest du selbst laufen, Rees.
Aber du bekamst soviel Schokoladeneis, wie du wolltest.
Cade trank solange Kaffee und danach...nun, sie konnte ja mal etwas durch die Stadt laufen, vielleicht fand er etwas, was Sei gefallen würde.

Fand Rees toll, bis auf das Laufen. Das fand er richtig scheiße.
Er jammerte bei jedem Meter.
"Nimm mich hoch!", beschwerte er sich und krallte sich an Cades Ärmel.

"Es tut dir nicht weh, mal zu laufen. Ich nehm dich hoch, wenn wir zurückgehen, ja?"

"Nein!"
Er ließ sich auf den Hosenboden fallen.
Ein paar Frauen drehten sich um.
Ach jeh, immer diese armen viel zu jungen überforderten Väter...da schmolz das Herz.

Cade hockte sich zu ihm.
"Rees, es gibt kein Schokoladeneis mehr, wenn du jetzt bockst. Du wirst mit dir Zeit auch schwer."

Er blieb aber sitzen. Gut, wenn er dann kein Schoki mehr bekam, dann würde Cade ihn eben jeden Tag druchfüttern müssen. Konnte er damit leben.
Cade sollte sich nicht so anstellen!

Cade gab auch einfach auf und nahm ihn wieder hoch.
Bald...nur noch ein paar Jahre herumtragen.
Im Endeffekt brachte er etwas Kuchen mit und für Sei einen Katalog für Küchen.