Heruntergekommener Bahnhof

"Er ist tot. Seine kleine Schwester hat ihn mit in den Tod gerissen."
Er machte eine kurze Pause.
"Die einzige, die noch von der Seite deines Vaters lebt, ist Raiko."

Man wusste ja nicht.
Und man konnte sich ja denken, dass es Raiko nur recht war, wenn was brach.
Im Endeffekt reizte sie Raiko sogar so sehr (Respekt die Zweite), dass sie wirklich auf sie losging.

"Nenn ihn nicht so...", murrte er, hielt dann jedoch inne.
"Und von deiner Familie?"

Schon aufpassen, Raiko.
Sei hatte zumindest ihren Spaß und musste trotz dem ganzen Schlägen und Bissen kichern.
Letztenlich zog sie Raiko einfach nur noch lachend an den Haaren und schnappte ab und zu nach Luft.

"Du hast noch einen Großvater und eine Tante...aber du wärst besser dran, wenn du denen niemals zu nahe kommst.", meinte er nach einigem Zögern.
"Versprich mir das, Dean."

Was sie nur noch wütender machte.
Knackend brach sie Seis Handgelenk - und wurde im nächsten Moment auch schon von Cade heruntergezerrt.
Hast du schonmal einen richtig wütenden Cade gesehen, Sei?
Wenn nicht, dann hast du jetzt Premiere.

"Wieso nicht?"
Er legte die Stirn in Falten.
"Es wäre schon einmal Verwandte zu treffen..."

Sie konnte sich leider gerade nicht darauf konzentieren, da ihre Handgelenke gebrochen waren.
Nach dem ersten Schock wimmerte sie vor Schmerz auf.
"Cade!", kam es ganz automatisch. Immerhin war er ihre ganze Welt.

"Du kennst Raiko, das reicht.", meinte er.
"Versprich es mir."

Der konnte gerade aber nicht, er nahm Raiko auseinander.

"Nein."
Er sah auf den Tisch.
"Ich will sie kennen lernen. Ich habe ein Recht dazu."

Wunderbar wie dieser Tag wieder endete.
Heute Nacht würde wohl dann auch nichts mehr laufen...

"Dean, tus nicht. Wirklich. Ich bin froh, dass ich da weg bin."
Er seufzte.
"Und ich bin froh, dass ich Rees hab. Auch wenn er ein wenig...eigen ist...wir leben schon ein ganzes Stückchen länger, als du denkst. Wir alle."

Nein.
Nachdem er Raiko blutend und aufgeschlitzt liegen gelassen hatte, hatte er erst einmal Sei hochgenommen, in ein anderes Zimmer gebracht und dann verarztet.
Die Nacht über blieb er auf und grübelte darüber, wie er Raiko am besten Bestrafen konnte.

"Was meinst du damit?"
Solangsam verstand er gar nichts mehr.
"Warum bist du froh?"

Eine Schlafende Sei auf den Schoß.
Die wollte jetzt erstmal nicht von seiner Seite weichen.

"Weil unsere Familie schon seit Generationen die Hauptfamilie eines Dämonenclans ist."
Noch ein Schluck Bier.
"Und dein Großvater war damals nicht umsonst das Clanoberhaupt. Ich will nicht, dass sie dir komische Ideen in den Kopf pflanzen oder dich zu irgendetwas zwingen. Sie würden es tun, glaub mir."

Sollte sie.

"Eines Dämonenclans? Was haben Drachen denn mit Dämonen zu tun?!"
Hörte sich doch interessant an!

Und mit den Schienen an ihren Handgelenkten hatte Cade dann auch Nachts im Bett eine Weile Ruhe vor ihr.

"Wir sind Experimente deines Großvaters.", kam es trocken.
"Raiko, Rees und ich auch."

Yaaay~

"Experimente? Warum macht er denn soetwas?"
Er verstand nicht, warum man soetwas machen sollte.
Lebte eben in der heilen Welt der Menschen.

"Weil er böse ist. Deshalb sollst du nicht hingehen."

"Vielleicht ist er zu mir nicht so... Was ist mit unserer Tante?"

"Cade ist zu niemandem anders.", lachte er.
"Wenn er nett zu dir ist, will er hundertprozentig irgendwas von dir haben. Und Neo ist ihm komplett ergeben."

"Und Neo ist deine Schwester?", fragte er jetzt nachdenklich.
"Ich dachte immer wir sind allein..."

Cain runzelte kurz die Stirn.
"Ich hab Noa vergessen. Mein kleiner Bruder."
Dann nickte er.
"Ja, ist sie. Wir sind auch so gut wie allein. Ich hab mit dem Clan kaum noch etwas zu tun, es interessiert mich auch nicht und ich bin froh, solange er mich in Ruhe mein Leben leben lässt."
Er schob das Glas hin und her.
"Auch wenn ich meine 'Familie' nicht mag, ich hab wenigstens noch welche. Rees hat niemanden mehr."

"Was ist ist mit seiner Familie passiert? Seie Geschwister sind gestorben, aber es muss doch noch andere geben, oder etwa nicht?"

Er schüttelte den Kopf.
"Nein. Seine Rasse ist ausgestorben. Raiko gehört eigentlich auch noch zu meiner Seite. Der Rest ist...zu kompliziert und ich weiß auch nicht alles. Yuu könnte es dir erklären, aber der lebt auch nicht mehr."

Dean riss die Augen auf.
"So ein Quatsch! Yuu lebt noch!", fauchte er.
"Labber doch keinen Deck, er geht immerhin mit in in eine Klasse...zudem, warum sollte ER etwas wissen?"

Cain zuckte leicht.
Mist...
"Ich rede nicht von dem Yuu.", meinte er und wedelte nachlässig.
"Dein Großvater hieß auch so."

"Recht? Cool..."
Er lehte sich wieder zurück.
"Ich will trotzdem mal zu meinen Verwandten."

"Es ist besser, wenn dus nicht tust.", wiederholte er sich noch einmal.

"Dann macht ich es eben auch, wenn es nicht besser ist, Dad."
Er rollte mit den Augen.
"Also lass mcih."

Erneutes Seufzen.
Und da hatte er mal die Hoffnung gehabt, dass eines der Kinder dieser Linie mal ein wenig länger lebte. Aber nein...

"Was mach ich jetzt wegen meiner...Freundin?"

"Das was ich dir gesagt hab."
Er schaute sich kurz um, stand dann auf und schnorrte sich bei einer hübschen Brünette eine Zigarette, ehe er wiederkam.
"Es sei denn du willst die nächsten hundert Jahre angekettet sein."

"ich red nochmal mit ihr..."
Er sah zu der Frau herüber.
"Warum stehst du eigentlich auf Männer, Dad? Hast du überhaupt schonmal eine Frau gevögelt?"

"Es ist besser für euch beide, Dean. Mit Menschen funktioniert es fast nie."
Er folgte kurz seinem Blick und zog an seiner Zigarette, ehe er wieder wegsah.
"Für wen hältst du mich? Natürlich hab ich."
Auf seine erste Frage hin zuckte er allerdings nur die Schulter.
"Warum isst du etwas gerne?"

"Aha...und mit welchen Frauen?"