Heruntergekommener Bahnhof

Dann hol dir was zu Essen.
Wieder einmal ein Tag, an dem Cain endlose genervt war.

"Okay."
Schon schwang er sich auf Cains Hüfte.
"Los Tiger~"

Dem Tiger war nur gerade nicht nach einer Zirkusshow.
Der Tiger seufzte nur.

Rees legte den Kopf schief.
"Heute nicht in Stimmung?"
Hey, er hatte seit Monaten kein Essen bekommen!

Er würde ihn ja gerne füttern, aber...
Sorry...

"Macht ncihts."
Er bekam einen Kuss.

"Gehen...haha...", kam es trocken.

Er verzog das Gesicht.
Eigentlich wollte er ja nicht getragen werden, aber nun gut...
"Ich würde gern nach ihr sehen."

Ist ja nur, bist du wieder gesund bist, schmunzelte Cain und hob ihn dann vorsichtig hoch, ehe er mit ihm das Zimmer verließ und zu Raiko ging.
Diese saß gerade mit einem Buch in einem Sessel und sah auf, als die Beiden hereinkamen.
Stumm deutete sie auf das Bett, in dem das Baby seelenruhig schlief.

"Sind wir da?", fragte Rees neugierig, als ihm der Geruch von Raiko entgegen schlug.
Seine Finger krallten sich leicht in Cain. Irgendwie war er nervös.

Rees wurde auf dem Bett abgesetzt.
Ja
Erst dann nahm der Dämon die Hände des Jungen und führte sie zu dem Kind.

Vorsichtig strich Rees dem Baby über den Kopf.
"Irgendwann schenke ich dir einen Erben, versprochen."

"Und bringst dich bei dem Versuch selbst um?"
Cain warf Raiko einen bösen Blick zu.

"Nein, dann bringe ich dir Ehre ein."
Er lehte sich leicht an Cain.
"Wenn nötig gehe ich auch zu den Weisen, damit dieser Erbe anerkannt wird."

"Das ist Schwachsinn. Cain interessiert sich für sowas nicht. Alles, was er will ist das du glücklich bist. Du scheinst es jedoch nicht zu verstehen."
Sie schloss die Augen.
"Warum lässt du ihn so oft leiden, Rees?"
Cain schwieg derweil, fauchte aber leicht auf, als Rees die Weisen erwähnte.

Verwirrt drehte Rees den Kopf in Richtung Raiko.
"Leiden?"
Er zog die Finger von dem Kind weg.

"Du bringst dich immer und immerwieder selbst an den Rande des Todes. Du lässt es zu, dass du stirbst. Hast du nicht einmal daran gedacht, wie es Cain gehen muss, wenn er dich sterben sieht? Oder wenn er Angst hat dich zu verlieren?"
Sie strich mit den Fingerspitzen über die Seiten des Buches.
"Denkst du nicht einmal daran? Liebe ist auch die Fähigkeit, auf sich selbst für den anderen Acht zu geben."
Cain knurrte sie warnend an.

Rees senkte den Kopf.
Raiko hatte Recht...
er machte einen Schritt weg von Cain und dem Kind.
"Vergib mir."

Der zog ihn aber knurrend wieder zu sich.
Sie sollte damit aufhören. Das war es, was er ihr zugerne ins Gesicht geschrien hätte.
Und das tat sie auch.
"Deine Geschwister sind tot."

Rees riss die blinden Augen auf.
"W-Was?!"

"Hotaru hat Kaeru umgebracht und danach sich selbst."
Sie schwieg kurz und strich immernoch über das Buch.
"Sie war vorher noch einmal kurz bei deinem Vater. Ich glaube, sie hat gesagt, dass sie bei ihm bleiben wollte, weil Kaeru ihr Angst gemacht hat. Nein..nicht nur Angst, er hat sie dazu unfähig gemacht, jemals eine eigene Familie zu haben."
Sie hielt in der Bewegung inne.
"Ich hätte mich nur erinnern wollen müssen, weißt du?", fügte sie dann noch ruhig hinzu.

Rees hörte ihr gar nicht mehr zu, sondern zitterte am ganzen Leib.
Hotaru und Kaeru waren tot? Seine Geschwister...seine Familie...
Er klappte zusammen. Wieso?

Cain strich ihm tröstend über den Rücken.
Von dem Sessel ertönte leise, ratschende Geräusche, während dem Buch die Seiten herausgerissen wurden.

Rees vergrub das Gesicht in den Händen.
Warum hat seine Mutter ihm so weh?

Weil sie es allein nicht mehr ausgehalten hatte.
Wäre es denn besser, wenn er Jahre später herausgefunden hätte, dass seine Geschwister schon seit Jahren tot waren?

Nein, sie hätte es nur nicht so gleichgültig sagen sollen.
Rees war jetzt am Ende.

Es brachte keinem Beteiligtem etwas, wenn sie in Tränen ausbrach.
Das hatte sie so oder so schon hinter sich.
Cain knurrte Raiko immernoch an, die immernoch die Seiten aus dem Buch riss.

"W-Wo sind sie jetzt?", kam es leise von Rees.
"Wo sind meine Geschwister?!"