Heruntergekommener Bahnhof

Yuu knurrte leise.
"Nein, so fühlt es sich an, wenn du mir weh tust!"
Er nahm ihre Hände von seinem Gesicht.
"Ich hab mich einfach gut gehalten, ja?"

Dann war zu hoffen das sich keiner in dem Haus durch Rees Stöhen gestört fühlte.
Zudem konnte Neo etwas Nahrung aufnehmen.
Wenigstens etwas.
Nach ein paar Stunden war die junge Frau aber schon wieder auf den Beinen.
So viel Zeit hatte sie immerhin nicht, dass sie es sich erlaubenkönnte auszuschlafen.
Jetzt gab es erstmal einen Brief an die Weisen.

"So gut kann man sich eigentlich nicht halten...", meinte sie stirnrunzelnd.
Er war immerhin dann mindestens mitte dreißig!
Raiko kletterte dann jedoch wieder von ihm herunter und suchte sich etwas zum Anziehen zusammen.
Heute war immerhin Leles 17ter Geburtstag...sie musste heute unbedingt zu ihrem Grab.

Noa brachte ihr auch schon bald seine List, inklusive den ihm bekannten Details zu den Drachen.
Cain würde allerdings erst damit anfangen, wenn Rees schlief...hatte er was zum kraulen beim nachdenken und keine Schuldgefühle.

Yuu sah jetzt jedoch recht überrascht aus.
"Wo willst du den hin?"

"Danke dir", meinte sie zu Noa und unterbrach ihren Brief.
"Warst du schon bei den Forschern?"
Rees hingegen schlief schnurrend neben Cain. Schuldgefühle brauchte der also wirklich nicht haben.

"Zu Lele und dann such ich mir einen Nebenjob."
Sie huschte ins Bad.

"Nein, da wollte ich gerade hin. Aber du brauchst diese Informationen, also..."
Er zuckte mit den Schultern.

"Wieso willst du denn jetzt um diese Uhrzeit auf den Friedhof?!", kam es von Yuu der ihr gähnend hinterher lief.

"Gut...dann geh aber schnell...ich hab dich noch für heute angemeldet."
Sie lente sich nach hinten und musterte ihn etwas genauer.

"Weil heute unser Geburtstag ist."
Yuu würde allerdings vor der Badtür stehen bleiben müssen.
Ausgesperrt.

"Heute ist noch etwas länger.", gab er nur zurück.

"Oh...", er kratze sich am Hinterkopf.
"Alles Gute..."

"Schon...aber das sieht so aus, als würde es ziehmlich weg tun, nicht? Dann wäre ich an deiner Stelle lieber schnellter als langsamer den Schmerz los..."
Sie nahm dein Blick von seinem Körper und sah ihm nun wieder in die Augen.

"Lass stecken.", meinte Raiko nur, ehe die Dusche anging.
Es war Leles Geburtstag. Da wollte sie keine Glückwünsche oder sonstiges von dem Mann hören, den ihre Schwester geliebt hatte.

"Man lernt, damit zu Leben.", meinte er nur schulterzuckend, bevor er umdrehte.
Weiber...

Yuu zog sich einfach kurz etwas über und besorgte einen Kuchen und Blumen für Elenas Grab.
Die stellte er Raiko auf den Tisch, ehe er sich ins Musikzimmer verdrückte.

Mit voller Wucht landete Noa an der Seitenwand und es knackste bedrohnlich.
Neo lächelte amüsiert.
Sie hatte sich doch denken können, was er dachte. Zudem hatte er ihr nicht einfach den Rücken zuzudrehen, ohne sich zu verabschieden.
"Ich sorge mich doch nur um dein Wohl, Bruder", säuselte sie lieblich lächelnd.

Als sie wieder herauskam betrachtete sie die Dinge verwundert, legte Yuu dann aber einen Zettel mit einem 'Danke' auf den Tisch und ging zu Leles Grab.
Sie hatte immerhin versprochen, das Zimmer nicht zu betreten.
Danach ging sie auf die Suche nach einen Nebenjob - und sie fand tatsächlich einen...in einem MaidCafe.

Blut und Eiter durchnässten das Hemd des Dämons.
"Tust du das...", meinte Noa langezogen und verdrehte genervt die Augen.

Wär hätte es gedacht?
Zuhause wartete Yuu schon auf sie.
Immerhin gab es jetzt erstmal Kuchen!

"Ja tu ich. Und jetzt geh zu den Forschern...und zwar sofort!", knurrte sie.
Das man immer zu solchen Erziehungsmaßnahmen greifen musste...

Bei Raiko?
Das sie einen fand - ja.
Das es in einem MaidCafe war - nein.
Das mit der Schule würde allerdings schwerer werden...
Wieder in ihrem neuen Zuhause musterte sie das sich ihr bietende Szenario überrumpelt.
Was war das denn jetzt?

"Das würde ich auch tun, ohne, dass du es mir sagst.", meinte er.
"Beherrsch dich ein wenig, Neo. Weder Cain noch Ich werden uns dir ohne weiteres unterordnen. Wir sind Cades Kinder. Mit Schmerz kommst du da nicht weit."

"Kuchen!", meinte Yuu als er sie sah und klatschte einmal in die Hände.
Raiko wurde auch sofort ein Teller gereicht.
"Und ein Geschenk.."
Ihr wurde ein großer, miauender Karton zugeschoben.
"Alles was man an einem Geburtstag braucht!"

Immer noch lächelnd stützte sie das Kinn auf die Hände.
"Ich werde schon noch ein passende Methode finden. Auch ich muss erst noch lernen und neues ausprobieren, nicht?"

Immernoch recht verdattert sah sie ihn an, bevor eine seichte Röte ihre Wangen überzog und sie den Kopf verschämt senkte.
Erst dann bekam Yuu wieder einen Dankeskuss auf die Wange.
"Danke..."
Und diesesmal bekam er sogar ein hörbares Danke dazu!

"Bei allen anderen funktioniert es gut.", sagte er und verschwand dann aus dem Zimmer.
Weiber...

"Bitte", meinte er lächelnd.
"Ich hoffe du magst Erdbeer-Schokoladentorte."

Sie beendete in Ruhe den Brief für die Weisen, ehe sie ihn einem Boten mit gab.
Dann suchte sie Cain auf.
"Bist die fertig mit den Aufzeichungen?", fragte unmittelbar, nachdem sie ins Zimmer geplatzt war.

"Jep.", meinte sie, das Kätzchen schon auf den Schoß liegen habend.
"Lele würde sie auch gefallen."
Oh Raiko...du hingst zu sehr an ihr.

"Es wäre sehr nett von dir, wenn du wenigstens den Anstand besitzen würdest und klopfen würdest.", meinte Cain angesäuert.
"Beim nächsten Mal kannst du deinen Mist vergessen."
Er hielt ihr das aufgeschriebene hin.

"Wichtig ist, dass es dir gefällt."
Er nahm sich ein zweitest Stück Kuchen.

"Beim nächsten Mal wenn du es nochmal wagst mir so zu kommen, werde ich mir ersthaft überlegen müssen ob deine Familie nicht nur ein Hinderniss für dich ist", kam es kalt.

"Wir sind Zwillinge.", lächelte sie.
"Was der einen gefällt, gefällt auch der anderen."

"Du benimmst dich wie ein kleines Kind, Neo. So wirst du niemanden dazu bringen, dir zu folgen."

"Und trotzdem bist du eine eigenständige Person."
Er reichte ihr eine Gabel.

Und schon landete Cain auf dem Boden so wie einige Stunden davor sein Vater.
Knurren die Zähne bleckend drückte sie ihm die Luft ab.
"Jetzt hör mir mal ganz genau zu, Bruder: Du hast etwas was ich will und ich wiederum etwas was dir nützt. Deswegen bist du hier. Ich sehe keinen Grund deiner Familie und dich durchzufüttern, wenn du keine Gegenleistung erbringt. Ich bin kein barmherziger Samariter, sondern ein Dämon der dir dein Leben noch ganz schön schwer machen kann."
Ihre Lippen berührten sich nun fast.
"Also mach hier deine Arbeit und vielleicht springt etwas für dich dabei heraus. Vielleicht will dein kleiner Verlobter ja mal gern wieder ein paar Farben sehen...und ein gesundes Herz wäre auch nicht schlecht, hm? Den Herzfehler hört man ja bis zum Nebenzimmer. Also reiß dich gefälligst zusammen du alter Sack oder ich überlege es mir nochmal anders ob wir einen zeugsunfähigen Schwächling wie dich hier brauchen."
Ja, sie wusste das er bis jetzt noch stärker war als sie, aber er war trotzallem für sie ein Schwächling, den sein größer Schwachpunkt lag auf dem Bett und schlief friedlich mit einem Hemd von ihm zwischen den Fingern vor sich hin.
Und Cain konnte sich ganz sicher sein dass sie sich dieser Tatsache bewusst war.

"Ich weiß", meinte Raiko fröhlich und lächelte, während sie die Gabel entgegen nahm.
"Aber irgendwie sind wir beide der Teil eines ganzen, nicht wahr? Und bis jetzt mochte ich wirklich auch immer das, was Lele mochte...naja, bis auf das Klavier."
Sie steckte sich die volle Gabel in den Mund und kaute vergnügt auf dem Kuchen herum.

Neo...hattest du denn gar nichts gelernt?
Dein Vater hatte dir doch gesagt, dass du nicht zu nah an deinen Gegner heransolltest, wenn du wusstest, dass er oder sie dir physisch überlegen war.
Cain schleuderte sie nun nämlich mit ebenjener Leichtigkeit von sich, die Cade auch an den Tag hätte legen können.
Angepisst knurrte er sie an.
"Ich hab dir vorhin schonmal gesagt: Erpress mich nicht mit Rees. Ich habe kein Interesse an Macht, aber wenn du mir weiterhin auf den Wecker gehst könnte ich das ganz schnell ändern. Und glaub mir, ich bekomme ihr Vertrauen um einiges leichter, als du."

"Siehst du: Es gibt unterschiede."
Auch er aß nun weiter.

Wie gut das sie eine zweite Gestallt hatte.
In diese wechselte sie nämlich und zerschlug somit als Rauch an der Wand, ehe sie in ihrer normalen Form wieder auf seinem Bett neben Rees saß.
"Oh ich bitte dich...denkst du wirklich sie würden etwas schwules an ihrer Spitze wollen, dass auf kleine Jungs steht und nichtmal nachkommen zeugen kann? Zudem bist du ein Verräter, Cain. Ich denke das wird noch eine Weile in dem Gedächnis der Dämonen hier bleiben. Cade war ein großer Anführer und komischerweiße hat er mich als seinen Nachfolger gewält, obwol ich keinen nutzlosen Schwanz zwischen den Beinen baumeln habe und meine Mutter Dreck war. Warum nur?"
Sie stand auf.
"Schick mir nachher Rees in mein Büro."
Sie schnappte sich den Zetteln und ging aus dem Zimmer.
"Ach und denk dran...ich will nur das Beste für euch."

"Wäre doch langweilig, wenn wir gleich wären."
Sie legte die Gabel wieder beiseite.
"Ich hab ja auch nie gesagt, dass wir gleich wären. Das ist etwas vollkommen anderes."
Sie starrte kurz aus dem Fenster.
"Ich denke, das mit der Schule kann ich vergessen. Ich werd schon gesucht."

"Es wäre ihnen zumindest lieber, als eine Frau mit dreckigem Blut.", knurrte Cain sie an, hörte dann aber nur augenrollend ihrer Ausführung zu.
Sie war einfach zu jung.
Sobald sie draußen war schüttelte er jedoch den Kopf.
"Er hat dich gewählt, weil er deine Mutter geliebt hat du dummes Kind.", murrte er dann.

"Ach was...wir müssen dich nur ein bisschen verändern...lass das nacher nur meine Sorge sein und genies deinen Kuchen."

"Er hat auch Elena und Ayumi geliebt. Die Kinder von diesen drei Frauen leben jetzt nämlich noch."
Damit war sie weg.
Sie würde es diesen Typen schon noch zeigen. Blut und Geschlecht waren nicht alles!
Aber sie würde schon noch ihre Chance bekommen.
"Bringt mir Creon", wies sie einen Dämon auf der Strecke zu Cades Zimmer an, der auch sofort loseilte.

Wieder erntete er einen misstrauischen Blick.
Na da war sie ja mal gespannt, was er vorhatte...

Creon brauchte auch nicht lange, um bei ihr aufzutauchen.
"Was gibts?"

Etwas was Raiko vermutlich nicht gefiel.
Jetzt wurde aber erst noch gegessen.

"Du schläfst ab heute mit mir in einem Zimmer. Deine Wohnung in Tokyo wurde schon gekündigt", meinte sie ruhig.

Da waren wir ja gespannt...
Das Kätzchen wurde nach dem Essen auch ausgiebig geschmust.

Creon seufzte tief.
"Ein Ton und ich hätte das auch selbst gemacht. Ein gut gemeinter Rat: Es gefällt den Leuten nicht, wenn du sie derart kontrollierst. Du musst sie in dem Glauben lassen, dass SIE es wären, die die Entscheidung für sich getroffen haben."

"Bist du so weit?", fragte Yuu und holte eine Schere.

Auch Neo seufzte tief und lies sich auf Cades Bett fallen.
"Sag mir das wenn mein Kopf wieder leer ist", stöhnte sie und fuhr sich über das Gesicht.

Raiko gefiel es nicht...nein...
Sie seufzte tief.
"Nein, mach trotzdem."

"Es ist dein erster Tag. Da ist das normal."
Er setzte sich auf den Schreibtisch.
"Du wirst Jahre brauchen, um mit seinen Forschungen hinterherzukommen."

"Ist ja nicht für immer...nur solange bis sie nicht mehr dir suchen. Nacher gehen wir noch und färben sie dir wo blond..."
Er legte ihr ein Päckchen Kontacktlinsen auf den Schoß.
"Die musst du auch Tragen wenn du aus dem Haus gehst."
Ja, Yuu hatte soetwas, immerhin trug er selbst welche.
Schon begann er Raikos Haare abzuschneiden.

"Wenn ich überhaupt noch Jahre habe...sicher sticht mich heute Nacht jemand ab...", spottete sie und klopfte neben sich aufs Bett um ihm zu bedeuten, er sollte sich zu ihr legen.

Raiko verzog leicht das Gesicht.
Blond stand ihr aber nicht...
Ergeben seufzte sie schon wieder auf und hörte traurig dem zuschnappen der Schere zu.
"Muss es wirklich blond sein? Kann es nicht braun sein oder so?", fragte sie dann leise.
Zudem wunderte sie sich jetzt erst darüber, warum er ihr überhaupt half.

Er gesellte sich zu ihr.
"Ich bin doch da, oder?"