Heruntergekommener Bahnhof

Sicher, dass es so eine gute Idee war ihn mitzunehmen, Rees?
Cain verfolgte den Austausch schweigend, hatte sich auch zu dem Etablissement noch nicht geäußert.

"Wann kommst du wieder zur Arbeit?"
"Morgen oder Übermorgen, weiß nicht nicht."
"Cater ist schon pissig wegen dir."
"Ist er immer. Ich muss jetzt aber zu Daniel."
"Oben."
"Ich weiß, bis später."
Mit Cain ging es die Treppen nach oben in einen Raum, der ausah, wie ein einfach ausgestattetes Behandlungszimmer.
Dort drehte sich geraded ein Mann Anfang 30, mit weißem Kittel, munter in seinem Stuhl.
"Hallo Rees."
"Hey, Daniel."
"Wenn hast du dabei? Einen Neuen?"
"Nein, mein Freund."
"Oh."
"Er glaubt mir nicht das ich bei einem Arzt war."
"Wegen deinen Rippen?"
"Jep."
"Doch doch, er war bei mir", meinte der Mann nun an Cain gewand.
"Ich bin Arzt!"
"Oder so", grinste Rees neckend.
"Hey!"

"Oder so.", wiederholte Cain ihn trocken, nickte dem Mann aber höflich zu.
Trotzdem schien er nicht weniger skeptisch.

"Er studiert noch, aber der Chef hat ihn eingestellt für die Nutten hier", erklärte Rees.
"Wir anderen können aber auch zu ihm kommen. Das ist praktisch, die Behandlung kostet meist nichts."
"Unser Reesi ist hart im nehmen", lachte Daniel.
"Ich hab extra nachgeschaut, Rippen heilen so ab!"
"Da hörst du es, Cain. Alles gut!"

Der Student wurde langsam einmal von oben bis unten gemustert.
Sehr langsam.
Schulterzucken.
"Wenn du meinst.", meinte er dann an Rees gewandt.

Der Student, der voll dem Klische entsprach.
Zudem stabelten sich auf den Tisch die Engerie-Dosen.
"Na dann. Sorry für die Störung, Daniel. Noch einen entspannten Tag."
"Immer doch!"
Rees drehte ab.
"Wenn du willst, kann ich dir noch den Laden zeigen, dann will ich aber heim."

Der hatte sicher keine Ahnung, was er da diagnostiziert hatte!
Cain folgte ihm.
"Ne."
Ihm reichte es für den Moment.

Vermutlich.
"Gut."
Dann eben zur Tür.

Und zu einem schweigenden Rückweg.
Cain hing seinen Gedanken nach, bis sie ausstiegen.
"Ich flieg am Wochenende nach Hause, Ravan hat da wohl sowas wie ne Show."

Rees blieb stehen.
"Ah, okay."

Was Cain erst nach drei Schritten merkte und sich stirnrunzelnd zu ihm umdrehte.
"Was denn?"

"Zu meiner Wohnung gehts da lang. Bis Montag, Cain."

"Ich dachte, du kommst mit."

"Zu dir? Du reist Morgen doch eh ab."

"Na und?"

Zögern, ehe er mit ihm mit kam.

Braver Rees!
"Ich hätte dich auch gefragt, ob du mit willst am Wochenende, aber ich fand, dass das vielleicht komisch kommt."

"Viel zu komisch. Ich will nicht mit."

"Hab ich gefragt?"

"Nein."
Er hob Cain seine Tasche hin.
"Kannst du die tragen?"

"Na also."
Er nahm ihm die Tasche ab und schulterte sie.
"Versprich mir, dass du zu einem richtigen Arzt gehst, wenn es nicht besser wird, ja?"

"Ich war noch nie bei einem anderen Arzt."

"Rees.", erklang es mahnend.

"Das ist teuer."

"Mein Dad kann es sich anschauen, das kostet dich nichts.", bot er ihm an.

"Dein Vater wohnt zu weit weg."

"Er wird her kommen, wenn ich ihn bitte."

"Mal schauen...ich schreib dir am Wochenende, wie es ist."

Er nickte. Damit konnte er sich zufrieden stellen.
Bei ihm angekommen schloss er dann die Tür auf und legte Rees' Tasche auf die Theke.
"Ich mach dir was zu essen."

"Danke."
Er setzte sich an den Tisch.