Heruntergekommener Bahnhof

"Du meinst die Tannen die sich die Menschen im Winter ins Haus pflanzen?"
Sie besah sich eine näher.
"Schau Mal! Da sind Elche drauf!"
Sie hob die Kugel Cade dicht vor die Nase.

"Ja. Genau die."
Er blinzelte.
"Willst du sie haben?"

Sie blinzelte zurück.
"Für was denn? Wir haben doch keinen Baum im Haus."

"Willst du einen? Einen kleinen für meinen Wohnbereich."
Dann sah ihn niemand.

"Und was machen wir dann mit ihm?"
Sie legte den Kopf schief.
Cade, nicht jeder Dämon hatte so viel Zeit bei den Christen verbracht wie du.

"Man schmückt ihn. Mit den Kugeln und anderem Zeug zum dranhängen. Die Menschen feiern dann am 24. Dezember ein Fest, dass sie Weihnachten nennen."

"Weihnachten? Hm..."
Eine Weihe also. Für einen Anführer oder für ihre Kinder?
Soetwas was die Weisen gemacht haben?
Sie besah sich die Kugel genauer.
"Aber wir sind keine Menschen. Die Kugel will ich trotzdem!"

"Sind wir nicht, aber man kann alles einmal ausprobieren.", lächelte er, bevor er einen Verkäufer heranwinkte und die Kugel bezahlte.

"Danke", meinte sie glücklich und schob die Kugel vorsichtig in ihre Tasche.
"Hast du schonmal diese Weihe gefeiert?"

"Jedes Jahr. Yuu hat uns immer mit in die Kirche geschleift."
Er lächelte bei dem Gedanken.
"Es war furchtbar, aber was tut man nicht alles für seine Freunde? Naja, sobald die Kirche rum war, war es ganz nett. Als Raiko klein war, hat sie immer geweint, wenn wir gegangen sind."

"Ihr wart in der Kirche?"
Sie schüttelte sich automatisch.
"Autsch! Bei aller Freundschaft, dass hätte ich nicht gemacht!"

"Für Yuu schon. Er war ein guter Freund. Vielleicht sogar ein besserer Freund, als Ehemann."

"War es für dich nie komisch mit dem Feind befreundet zu sein? Ich meine er hätte dich hintergehen können."
Sie schlenderte weiter in Richtung Schneekugeln.

"Das hätte Yuu nie getan. Sonst hätte ich mich nie darauf eingelassen. Und er hat meine Nichte geheiratet."

"Ich weiß...und du hast Neo mit seiner Tochter gezeugt. Trotzden...er war ein Lichtwesen. Ich hätte ihm nie getraut. Ihre Art zu denken ist komisch und falsch."

"Ich wusste noch nicht, dass Sei seine Tochter war, als Neo passiert ist.", erklärte er.
"Und ihre Denkweise ist nicht falsch. Nur anders. Und für uns eben nicht unsere Wahrheit. Die Lichtwesen passen sich mehr den Menschen an, wir wollen uns von ihnen abheben."

"Weil wir wissen, dass wir die überlegene Rasse sind", meinte sie ernst.
"Die Lichtwesen sind nur eine niedere Art, wie die Menschen. Deswegen sind sie so dumm. Sie glauben an Märchen, wie kleine Kinder."

"Aber es macht sie auch stark. Du musst bedenken, Madlen, dass ich im Ernstfall gegen Yuu verloren hätte."

Sie ließ vor Schreck die Schneekugel fallen die auf dem Boden zerbrach.
Sofort schimpfte der Verkäufer los, doch Madlen schien es gar nicht zu hören.
Sie starrte Cade an.
"DU würdest doch nie und nimmer gegen ein Lichtwesen verlieren!"

"Sht.", machte er sofort, bevor er sich bückte, um die Kugel aufzuheben und stand dann auf, um den Verkäufer zu kompensieren und sich für die Unachtsamkeit seiner Frau zu entschuldigen.
So lief das hier.
"Doch. Yuu war nicht irgendein Lichtwesen. Und sein Feuer ist sehr effektiv gegen die Schatten."

Seiner Frau...
Cade, pass auf dass du von Madlens Strahlen nicht geblendet wurdest...
"Echt!? Aber dann müssen wir seinen Sohn schnell aus dem Haus schaffen! Er ist gefährlich!"

Cade verstand nicht, warum sie so dreinschaute.
"Kaeru ist keine Gefahr für uns. Er ist mein Neffe, Madlen."

"Aber er hat auch solches Feuer! Was wenn er dich angreift!"

"Tut er nicht. Kaeru ist nicht so mächtig, wie Yuu es war."

"Könnte er dir trotzdem weh tun?"

"Wenn er wollte."

"Wir sollten ihn nicht im Haus behalten..."

"Doch. Kaeru ist harmlos."

"Ganz sicher?"
Sie war ernsthaft besorgt, Cade.

"Ganz sicher, Madlen. Vertrau mir."