Heruntergekommener Bahnhof [2]

Cain nickte nur, ließ es aber nicht zu, dass er loslassen sollte.
Es war eben toll, an jemand anderem zu hängen, der auch lebte!
"Gehen wir jetzt wieder zu Papa?"

Er schwieg eine Weile angespannt, bevor ein tiefes Knurren ertönte und der Tisch, auf dem das Telefon gestanden hatte nun auch an der Wand landete.
Wut schlug dem Mädchen wahrscheinlich schon in Wellen entgegen.
"Wo ist dieses unnütze Dreckskind...", knurrte er.

Hel schüttelte den Kopf und lächelte leicht.
Nein, kleiner Freund. Wir können nicht mehr zu deinem Vater zurück.
Wir holen nur deine Sachen, ja?

"C-Cade-san?", kam es erschrocken.
"Was ist den passiert?"
Sie hielt seinen Arm fest, bevor noch etwas anders an den Wand landete.
Wieso nannte er seinen Sohn so?

"Warum denn nicht? Papa ist doch jetzt ganz alleine.", fragte er verwirrt und griff wieder nach der Hand seines Aufpassers.

Er fing an, vor Wut förmlich zu beben, schien aber auch nicht zu versuchen, sich zu beherrschen.
"Nur wegen diesem dummen Kind", murmelte er leise, bewegte sich aber nicht mehr, um Sei nicht zu verletzen.

Er verschrenkte schnell die Hände hinter dem Rücken, damit er seine Hand nicht nehmen konnte.
Er hat Sei. Du machst etwas Urlaub von ihm, ja? Dein Vater ist sehr traurig wegen deiner Mama. Er braucht Zeit.
Er blieb stehen und sah zu dem Jungen.
Egal was er sagt, wenn wir deine Sachen holen, er meint es nicht so. Bleib bei mir, ja?


"Wieso nenntst du Cain plötzlich ein dummes Kind?", fragte sie.
"Ich verstehe nicht, was ist den los? Wer hat den angerufen?"

Was zur folge hatte, dass der Arme mit großen, zwar immernoch blutroten, aber tieftraurigen Augen angesehen wurde. Bettelnd.
Er wollte eine Hand! Er wollte Zuwendung und Wärme!
"Papa meint immer, was er sagt", murmelte Cain dann und senkte bedröppelt den Blick.

"Das Krankenhaus", meinte er knapp.
"Sie stellen die Geräte morgen ab."

Er lächelte nur und tippte ihm einmal kurz auf die Nase.
Nicht erschrecken, ja?, meinte er ehe auch schon etwas Glut um sie herum aufwirbelte.
Der scheinbar Achtjährige vor Cain änderte seine Gestalt. Alterte.
Nun wirkte er ca wie ein 12-13 Jähriger.
Komm auf meinen Rücken.
Reine Vorsichtsmaßnahme.
Sei lies seinen Arm los und sah ihn entgeistert an.
"Oh...Cade-san....dass...dass tut mir so leid..."
Sie schlug eine Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf.
Auch sie traf die Nachricht.
Natürlich hatte sie Raikos Freund dazu gebacht mit ihr zu schlafen und sie somit zu betrügen, dennoch mochte sie Raiko sehr und hatte sie immer gewertschätz.

Jetzt überrascht und eindeutig begeistert sah er zu Rees hoch.
Auf einmal war der groooß...
Mit einem fröhliche Juchzen sprang er ihm allerdings dann auf den Rücken - er kam auch nur gerade so dran und wäre fast wieder heruntergefallen - und schlang ihm die Arme um den Hals.
"Du bist groß. Jetzt bin ich ja ganz klein."
Cade starrte kurz verzweifelt auf den Boden, seufzte dann aber nur tief und zerwuschelte Sei die Haare.
"Schon gut."
Er hatte ja gewusst, dass es so kommen würde...er hatte es gewusst...
Ein leises Lachen bahnte sich in seiner Brust ein und brach in Form eines leichten Glucksens aus ihm hervor.

Ja, fast 10 Zentimeter größer, aber immerhin.
Das würde wohl so ziemlich das letzte mal in seinem Leben sein.
Sonst kann ich dich nicht tragen.

Sie sah nun auch zu Boden.
"Vielleicht ist es ja besser so...", sie sah kurz zu Cade.
"Es sind schon fast 10 Jahre...stell dir vor sie würde doch irgendann aufwachen...in einem fremd geworden Körper...sie hätte Cain nie aufwachsen sehen können..."
Ja, sie liebte den Kleinen wie einen Bruder.

War Cain jetzt egal, der kuschelte sich glücklich an seinen Rücken.
Und wohl das letzte Mal, dass er Cain so schmusig erleben würde.

Der Incubus zuckte zusammen und wollte schon zum Schlag ausholen, stoppte sich aber in der Bewegung und ballte die Hand zur Faust.
"Dieser nichtsnutzige...", knurrte er nur wieder, seine Wut ganz auf Cain fixiert.

Rees brachte ihn nur Wohnung.
Also, merkt dir: Glaube deinem Vater kein Wort.

Sie nahm seine eine Faust in beide Hände.
"Er kann doch nichts dafür...es hat einfach nicht sein sollen. Raiko-san hat ihm das Leben geschenkt. Du solltest ihr letztes Geschenk von ihr an dich in ehren halten."

Cain nickte brav und versteckte vorsorglich schonmal sein Gesicht an dem Nacken des Anderen.
Cade hätte sich jetzt eigentlich wieder einigermaßen beruhigt.
Wenn Rees nicht mit Cain gekommen wäre.
Sofort war seine Wut wieder entfacht und er ging mit großen Schritten auf seinen Sohn zu.
"Du kleine Pest!", fauchte er und wollte das Kind im Nacken packen.

Sofort bildete sich eien Feuerwand zwischen Cade und Cain.
Schon hatte sich Hel vor den Kleinen gestellt, Cade mit einem Blick musternd, der ihm sagte, dass er es nie zulassen würde, das er Cain etwas tat.

Cade juckte das nicht, er blieb zwar stehen, sah aber hasserfüllt auf Cain hinunter.
"Wenn es dich nur nicht geben würde. Wenn du nie geboren worden wärst... Dann wäre deine Mutter noch am Leben", knurrte er leise, voller Verachtung.
Cain hatte sich zuerst an den Rücken seines Freundes gedrückt, wich aber jetzt leicht zurück, als sein Vater zu mit ihm sprach.
"A-aber..papa...."
"SCHWEIG!"
Das Kind zuckte zusammen.

Cade bekam einen heftigen Schlag ins Gesicht und wurde zu Boden geschmettert.
Hel funkelte ihn böse an.
Dann könnte man auch dir die Schuld geben! Er ist zu einem Teil dein Fleisch und Blut! DU hast dir dueses Kind immer gewünscht, also zügle deinen Hass!
Er blieb schützend vor dem Kind stehten, während sich Sei schon erschrocken neben Cade auf den Boden hatte sinken lassen.

Cade wischte sich kurz mit dem Ärmel über den Mund und knurrte immernoch, griff den Anderen aber nicht an.
So dumm war er nicht.
"Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ihn getötet, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte.", fauchte er.
Stumme Tränen liefen seinem Sohn nun über das Gesicht und der kleine Junge klammerte sich an den Saum seines Pullis.
"Papa..nicht trau-", Cade schnitt ihm das Wort ab.
"NENN MICH NICHT DEINEN VATER!"

Ein weiteres mal schleuderte Cades Kopf gegen die Wand und danach gleich gegen den Boden.
Ein lautes Knacken war zu hören, als Hel ihm somit das Kiefer anbrach.
Dem Gott gefiel es gar nicht, wie Cade mit seinem kleinen Schützling umging.
Er ist dein Sohn! Es ist passiert, was nunmal passiert ist, denn es musste so kommen. Ich habe doch gesagt, du solltest mehr an deine Götter glauben. Sie haben diesen Weg erneut for dich entschieden, also beugte dich ihnen.
Er trat über Cade und stellte ihm einen Fuß auf die Brust.
Cain ist ein Teil von dir und Raiko. Du hast ihn gezeugt und sie ihn für dich ausgetragen. Es war alleine eure Entscheidung dieses Kind zu bekommen, schon lange bevor es denken konnte, gar denken. Ihr hattet die Verantwortung für sein leben und habt euch dafür entschieden. Die Götter habend diese Entscheidung geduldet und sie zu ihrem Willen ungeformt. Sie haben entschieden, dess es si kommt. Wenn du etwas daran ändern willst suche einen deiner Götter auf und flehe ihn darum an, ihre Seele zurück in ihren Körper zu zwingen. Wenn sie dir wirklich etwas bedeutet verschwende deine Energie nicht damit, deinen Sohn für etwas zu hassen, wofür er nichts kann, sondern sie mit Würde gehen zu lassen, Cade.
Er kniehte sich hinab auf seine Brust und sah ihn ruhig in die Augen.
Denn die meisten Götter erhören schon lange keine Gebete mehr.

Eine Weile lang passierte gar nichts, doch dann grinste der Dämon, wischte sich mit einem Ärmel das Blut vom Kinn.
Ein irrer Glanz lag in seinen Augen.
"Götter? Schicksal? Hast du dir in deiner göttlichen Langeweile zuviele Hausfrauen Soaps reingezogen, Kleiner?!"
Seine Worte waren etwas undeutlich, was wohl an dem angebrochenem Kiefer lag, doch er gab sich Mühe, sich richtig auszudrücken.
"Sie ist tot und dieses Kind ist Schuld daran. Daran kannst du nichts verbiegen oder es leugnen", meinte er, auf einmal vollkommen ruhig.
Fast schon zu ruhig.
Er lachte. Leise, rau und spöttisch.
"Wofür brauch ich die?! Ich hol sie mir selbst zurück, wirst schon sehen..."
Dann zuckte sein Blick zu Cain.
"Und die Brut wird auch noch ihre Buße tun. Glaub mir, du 'Gott', ich bekomm ihn schon noch. Vielleicht jetzt nicht. Vielleicht auch nicht in den nächsten Jahren. Aber irgendwann schon. Und dann wirst du derjenige sein, der winselnd vor mir auf den Knien rutschen wird."

Er legte Cade die Hand an die Wange.
Ich weiß, Hiyoshi. Aber so selbstzerstörerisch warst du schon immer. Du verträgst es nicht etwas zu verlieren, was du liebst, denn du brauchst eine Person im Leben um zu sein. Jemand an den du dich klammerst wie ein schutzloses Kind, weil du nicht weiß wie es ist ohne diesen einen Sinn für dich zu leben. Und genau diese Tatsache spielt man gegen die aus, denn man weiß was in dir steckt.
Du wirst so vielen Wesen unglaublichen Schmerz zufügen, ohne je das zu bekommen was du wolltest.
Merkt dir meine Worte, Kind: Es gibt kein Wesen ein zweites Mal. Wenn du jemand verliertst, verlierst du ihn für immer, egal welche Hülle du dir erschaffst, um dir selbst vorzulügen sie würde dich glücklich machen. Versuch es nicht, du tust nur dir selbst weh. Lass sie gehn.
Hel wusste, das seine Worte Cade vermutlich in seinem Wahn nicht erreichen würden.
Er kannte seinen Lebensweg und wusste, dass Cade ihn wohl wieder gehen würde.
Hel stand auf und zog etwas aus seiner Kimonotasche. Es war eine goldene alte Taschenuhr, die er Cade auf die Brust legte und sich dann zu Cain umdrehte.
Wenn du reif genug bist, mir gegenüber zu treten findest du mich. Ich erwarte etwas Vorzeigbares, damit ich vor dir knie.
Damit nahm er Cains Hand und nahm ihn mit sich.
Er konnte gespannt sein.
Sei sah nur den zwein hinterher und ging dann neben Cade auf die Knie um mach ihm zu sehen.

Leise knurrte Cade ihm noch nach, hatte aber keine Lust, weitere Schläge einzukassieren und blieb deshalb wo er war.
Er stand nur auf und fluchte leise.
Doch der Gott hatte Recht. Sie hatten alle Recht.
Cade würde sein Leben noch einmal leben. Nur nicht exakt so, wie das erste Mal.
Die Taschenuhr war allerdings von ihm ignoriert worden, fiel auf den Boden, sobald er aufstand und kurz Sei musterte.
Diese Familie war noch nicht am Ende.

Still folgte Cain Rees, hatte sich jetzt mit dem Ärmel wieder die Tränen aus dem Gesicht gewischt und hielt leicht die Hand des Anderen fest.
Ja, für ihn war er Rees. Nicht Hel, nicht der Gott. Schlichtweg Rees.

Die Uhr hob Sei schnell auf und schob sie weg in eine Schublade.
Dann sauste sie auch schon in die Küche um einin paar Eiswürfel zu holen und sie in ein Handtuch einzuschlagen.
Schnell ging sie zurück zu Cade und hob ihm das Eiswürfelpäcken an die Wange.
"Geh damit besser zum Arzt..."

Hel lies ihn gewährend.
Von nun an wird dein Leben etwas anders, Cain, ja? Wir werden viel reisen.

"Morgen ist das wieder ganz", meinte er allerdings unbeteiligt, schob das Eis aber nicht weg.
Dieser kleine...
Dank dem Gott hatte Cade aber schone eine Idee, wie er sich Raiko wiederholen würde.
Und von da an nutzte Cade seinen Status als Lehrpersonal vollkommen aus und widmete sich der Genforschung.
Was nicht hieß, dass er Sei ignorierte oder ausschloss.
Die Kleine bekam immernoch ihre Zuneigung, wenn sie die denn wollte.

Der Junge nickte leicht und linste kurz zu ihm hoch.
"Machst du mich auch tot? Ich will zu Mama...", er schwieg kurz, "Und Papa wäre das auch am liebsten."

Natürlicht wollte sie die.
Und wie.
Nur fand sie, das Cade sich verändert hatte.
Also wartete sie auch Abends nach dem Unterricht vor der Schule auf Cade.

Hel sah kurz zu ihm herunter und hob dann eine Hand hoch.
Mindestens 5 bis 7 Jahre musst du noch leben und darfst über diese Bitte nachdenken. Wenn du dann immer noch willst, dass ich dich töte, werde ich das tun.

Cade seufzte allerdings, als er Sei vor der Schule stehen sah.
"Was machst du denn hier?"
Sie durfte sich als das einzige Wesen preisen, dem Cade niemals wirklich leid zufügen würde.

"Okay..."
Damit wurde sich wieder an seine Hand geklammert.
"Wohin gehen wir jetzt?"

"Ich wollte mit dir reden..."
Sie sah auf die Taschenuhr, die sie ihn ihrer Hosentasche mit sich herumtrug.
"Warum kommst du erst so spät aus der Schule? Die letzte Stunde ist schon über eine Stunde her."
Sie steckte die Uhr weg und rieb sich über die Oberarme.
Solange drausen warten war kalt.

Wir gehen um die ganze Welt, Kleiner. Stell es dir so vor, als währen wir Abenteurer.

"Ich musste noch etwas für den Unterricht nachschlagen", meinte er und musterte sie nachdenklich.
Natürlich sah er, wie sie sich über die Oberarme rieb und schmiss ihr auch sogleich im Vorbeigehen seine Jacke über die Schultern.
"Komm, gehen wir nach Hause."

"Abenteurer? Okay..."

Dankbar schlüpfte sie in die Ärmel und kuschelte sich in die Jacke, ehe sie ihm schnell folgte.
"Cade-san? Was ist los in letzter Zeit? Du schlägst recht oft...etwas nach...ich seh dich kaum noch zu Hause und auch meine Mitschüler munkeln, du seit oft nach dem Unterricht im Büro..."
Sie sah ihn von der Seite her an.
"Nicht dass ich dir nachspionieren würde...aber..."
Sie machte sich nunmal Sorgen um ihn, aber auch selbst hatte sie gerade mit einige zu kämpfen, was Cades Abwesenheit immer nicht erleichterte.

Gut...
Er würde Cain ersteinmal mit nach Griechenland nehmen, in einen Tempel, der an den Klippen lag.
Dort lies es sich sicher für ein paar Jahre leben, wenn sie nicht gerade auf Reisen waren.

Er drehte sich zu ihr um und grinste schief.
"Na, etwa eifersüchtig?", meinte er, winkte dann aber nachlässig ab.
"Ich schau nur was nach, keine Sorge."
Cade blieb stehen und wartete, bis sie aufgeholt hatte.
"Willst du sofort nach Hause oder willst du noch was essen gehen?"

Den Tempel fand Cain allerdings ganz und gar nicht toll...Der war böse...
So hing er auch meistens an Rees und traute sich nicht, alleine durch den Tempel zu laufen.
"Da hängen böse Schatten an den Wänden!", behauptete er immer und immer wieder.

Schnell sah sie auf den Boden.
Klar war sie das. Welches Mädchen war nicht mal eifersüchtigt.
"Oh...ich glaube essen ist keine so gute Idee...heute ist Donnerstag...da gehen alle meine Mitschüler weg. Wenn sie und sehen munkeln die nur wieder...zudem ist mir in den letzten Tagen sowieso schlecht..."
Sie seufzte.

Böse Schatten?
Zeig sie mir.
Was auch immer der Kleine schon wieder gesehen hatte.

Da hatte aber einer unbeabsichtigt den Nagel auf den Kopf getroffen.
Allerdings musterte der Dämon sie jetzt leicht besorgt.
"Vielleicht solltest du dann mal zum Arzt gehen", meinte er ruhig und wuschelte der Kleineren durch die Haare.
"Na dann komm..."
Er musste so oder so noch an etwas arbeiten.

"Du kannst sie nicht sehen. Die seh nur ich. Und die sagen schlimme Sachen. Die erzählen mir immer, dass jemand getötet wird und wie die das gemacht haben..."

Sie schüttelte eilig den Kopf.
"Ach was nein....wie sagst du immer? Morgen ist es wieder weg."
Sie war gar nicht scharf drauf zu einem Arzt zu gehen. Die Sache verdrängen war das Beste, dann würden die Probleme auch wieder weg gehen.
Ihre Tage würden sicher noch kommen und der starke Ausfluss kam sicher vom Eisprung. Ganz sicher...
"Und? Kommst du heute etwas früher aus deinem Arbeitszimmer zu mir ins Bett...oh oder in die Küche?"
Sie linste kurz zu ihm herüber.

Er zog die Brauen hoch.
Schatten, die dir sowas erzählen? Haben sie einen Namen?