Heruntergekommener Bahnhof

"Ich hab nichts dabei. Nichtmal einen Penny. Ich komm nicht heim."

"Ja, das mein ich. Los sags ihm!"

Er erdolchte ihn mit einem Blick.
"Ich leih es dir. Überweis es mir zurück, wenn du zuhause bist."

Sie starrte ihn an und drehte sich zu Cade.
"Yuu ist nicht so dumm."

"Sicher, ich verdien immerhin genug, danke", kam es bissig zurück.

Yuu nickte.
"Rai, schätz mich vor allem für mein Qi. Siehst du, Cade! Ich habs doch gesagt!"

Er musterte ihn kühl.
"Ist nicht mein Problem, dass du hier stehst."

Raiko wandte den Blick wieder zu ihm.
"Das ist nicht wahr."

"Meine Schuld ist es aber auch nicht!"

Yuus Lächeln verrutschte.
"Du meinst?"
Nicht vor seinem Freund und dem gerade herrschenden Schwanzvergleich, Raiko!

"Pech, ich muss hier sein, du nicht."
Er spielte an seinem Handy.
"In einer Stunde fährt ein Zug."

"Das ist nicht das, was ich am meisten an dir schätze.", meint sie leise.

"Gut."
Er setzte sich auf die Bettkante.

Beruhigt winkte er ab.
"Ich weiß, nach meinem fantastischen Aussehen, meinen seidigen Haaren und meiner guten Bestückung."

"Raus hier, Rees. Raus."

Raiko drehte ab und rollte mit den Augen.

"Sei kein Penner, es hat -7°C draußen!"

"Raiko!?"

"Du musst auch noch zum Bahnhof kommen. Ich fahr dich nicht."

Sie ging weiter, Cade schnaubte amüsiert.

"Ich will auch gar nicht von dir gefahren werden!"

Yuu ging ihr hinterher.
"Hey! Ich red mit dir! Hallo!?"

"Dann solltest du jetzt los gehen."

"Ich aber nicht mit dir."

"Ich brauch sicher keine Stunde mit dem Taxi."

"Spinnst du jetzt? Was ist los!?"

"Das zahl ich dir nicht."

"Dich interessiert meine Meinung sonst auch nicht."

"Du zahlst mir gar nichts. Du bekommst die Kohle ja wieder!"

"Doch!"

Schauben. Als ob.

"Nein. Ich bin nicht deine Puppe, die sagt was du willst wann du es willst."

"Warum bist du so ein Arsch geworden? Nur weil ich damals deine Familie eingeladen haben? So lächerlich, Cain. Wirklich."

"Will ich doch gar nicht!"

"Weil du ein Spanner bist!?"

"Doch. Eben schon wieder."

"Ein Spanner!?"

"Ja aber nur zu Cade...der beleidigt mich!"

"Ja.", knurrte er.

"Nein. Bei Kaeru genauso. Ich war dagegen, aber das war dir egal. Wie immer."

"Wann Spann ich den!?"

"Raiko...ich will doch nur das Beste für ihn! Ihr versteht das nicht, aber ich weiß was er durchmacht! Ich will meinen Kindern doch nur helfen. Ihn entlasten, weil er nicht damit fertig wird."

"Ständig!?"

"Und warum!? Weil du mir NIE irgendwas erzählst! NIE!"

"WO denn!?"
Schnauben.
"Und DIR kann ich eh nichts mehr weggucken!"

"Du frägst auch nie..."

"Du stalkst mich, Rees!"

Sie wirbelte zu ihm herum, stellte sich sogar auf die Zehenspitzen und bohrte ihm den Finger gegen die Brust.
"Und warum!? Weil du mir eh nie antworten gibst! Warum soll ich ständig fragen, wenn ich sowieso keine Antwort bekomme!? Ich hab von meinem eigenen Sohn erfahren müssen, was du bist! Nicht von dir, Yuu! Du hast nie was dazu gesagt, es mir nie wirklich erklärt!"

"Nicht mit Absicht."
Er legte den Kopf in die Hände.
"Irgendwas hier zieht mich an, aber ich hab keine Ahnung warum. Ich weiß eh gar nichts mehr. Alles was ich von meiner Familie und meiner Vergangenheit wusste, war immerhin eine Lüge. Vermutlich bin ich nichtmal ein echter Dämon!"

Wow, Raiko - er zuckte sogar ein Stück zurück.
"Weil ich mir sicher war, dass du dich dann vor mir ekelst....weil ich kein menschliches Wesen bin, wie du...sondern ein Tier..."

"Beschwer dich bei Neo und nicht bei mir."

"Danke für das Vertrauen.", bekam er schnippig zurück, bevor sie wieder davon stampfte.

"Du wusstest doch davon. Die ganze Zeit."

Konnte sie nicht, er hielt sie fest.
"Raiko...jetzt beruhig dich doch bitte...."
Er seufzte schwer.
"Du hättest doch niemals in mich verliebt, wenn ich als riesiger Vogel um dich herumgeflattert wäre. Cade wäre dann nichtmal mein Freund. Das ist ja nicht böswillig an dich gemeint...es ist nur einfach...normal? Ich wollte einfach, dass du mich immer so siehst. Dieses Gesicht."

"War nicht meine Angelegenheit, sondern Neos. Und Neo versaut man keine Angelegenheit."

"Du hättest es mir später trotzdem sagen können!", behauptet sie.
"Aber du schließt von dir auf andere und beschließt einfach, dass ich schreiend davon renne, so wie du vor dem, was ich bin."
War. Aber egal.

"Du hast mir verschwiegen, dass ihr Geschwister seid und dass sie gar nicht meine Tante ist! Wir waren über 4 Jahre zusammen!"
Knurren.
"Wenn ich das Miststück nochmal in die Finger bekomm..."

Er senkte den Blick.
"Nie jemand hat behauptet, dass so etwas was ich bin und so etwas was du bist zusammen sein sollte...Es ist doch eh schon alles gegen jedes Gesetz, da wollte ich es nicht noch schlimmer machen. Ich dachte, wenn du es nie erfährst...dann...dann..."
Hilflos zuckte er mit der Schulter.

"Du hättest es sofort beendet."
Und das hatte er ja dann auch.

"Ich hab dir auch nie gesagt, wie schlimm der Hunger war und schau, wohin es geführt hat.", kam es bitter.
"Schau, wohin es geführt hat, dass Kazuya es mir gesagt hat. Ich hab Jahre lang damit gelebt zu denken, dass es nur dein Herz ist. Nur das - und es hat mich fast umgebracht."