Heruntergekommener Bahnhof

"Du kannst sie verlassen, wenn es dir zu viel ist. Zu ungewohnt."

"Kann ich gar nicht verstehen."

"Hast du sie noch alle!? Ich verlass sie doch nicht!"

"Ich auch nicht."

"Du hast gesagt, dass es dir Probleme macht und dich belastet."

Er verdrehte die Augen.
"Das war Sarkasmus, Rees."

"Aber deswegen würde ich sie doch niemals im Stich lassen!"

"Ach, dann ist es so logisch, dass Cain sich so aufführt und sich vom mir scheiden lässt!?"

"Aber es bringt nichts, wenn du dich zwingst. Vielleicht brauchst du einfach Abstand?"
Er zuckte mit den Schultern.

"Er lässt sich gleich scheiden? Was hast du angestellt?"

"Ich will keinen Abstand. Ich will, dass es so ist wie früher."

Rees holte tief Luft, erzählte ihm aber die Geschichte.
Die Ganze.
"Und dann hab ich den Brief bekommen. Dass ist jetzt auch schon fast ein halbes Jahr her. Letztendlich ist mir das Geld ausgegangen."

"Was soll wie früher werden? Was stört dich?"

"Hmm...", machte Kaeru, der mittlerweile eine Tasse Tee in den Händen hielt.

"Ich kann es dir nicht beschreiben, Cade. Es ist einfach das Gefühl...meine ganze Familie ist weg, verstehst du?"

Rees bespielte seine Tochter mit dem Teddy.
"Ich will keine Scheidung. Ich will meinen Mann nicht verlieren..."

"Das wird nicht nur dir so gehen."

"Warum sitzt du dann bei mir?"

"Ja, ich weiß."

"Weil Cain mich hasst?"

Er musterte ihn.
"Du machst es unnötig kompliziert."

"Hast du versucht mit ihm zu reden, seit du gegangen bist?"

"In wie fern?"

"Ja. Ich hab Briefe geschrieben...aber nicht abgeschickt. Er will nichts mehr von mir und Pan wissen. Ich hätte wissen sollen, dass das früher oder später passiert...es war immer so surreal."

"Du solltest mit ihr reden, Yuu."

"Das weißt du nicht, wenn du es nicht versucht hast, du Vollidiot."

"Kann ich nicht. Sie wird sofort wieder denken, dass ich sie nicht mehr liebe. Wie immer!"

"Ich bin doch zu ihm hin und hab es versucht, nachdem ich den Brief bekommen habe..."

Yuu...du hattest ihr einen Befehl gegeben, schon vergessen?
"Dann musst du zusehen, dass sie versteht. Es hilft nichts, wenn du es nur mir erzählst und sie denken lässt, dass es kein Problem gibt."

"Aber nur einmal."

"Ich finde das ist eine gute Option! Sie hat es nie verstanden! Erinnere dich an damals! Nach Kazuya!"

"Cain will sicher nicht von mir genervt werden...vielleicht ist es ja gar nicht gerecht ihn zurück zu wollen. Er hat das nicht verdient."

"Und hast du da mehr als dieses eine Mal mit ihr geredet? Nein. Du hast es tot geschwiegen und es wurde immer schlimmer, bis sie mit einem anderen Mann ins Bett gegangen ist."

"Mach dich nicht selbst so runter, Rees. Er hätte dich nicht aus Mitleid geheiratet."

Yuu versteifte sich.
Kein gutes Thema, Cade.
Gar kein Gutes.
Das war eine Sache die Yuu ihr nie verzeihen würde.
Nie.

"Er hat mich aus Mitleid zurück geholt. Hätte er das nicht, wäre es nie so weit gekommen und er wäre jetzt Clanführer."

"Das kannst du auch nicht tot schweigen.", schnaubte Cade nur.

"Keine Ahnung, Rees, ich war nicht dabei."

"Doch, kann ich."

"Warst du nicht..."
Er setzte Pan nun trotzdem auf dem Boden ab.
"Ich muss aufs Klo. Ist das das Bad?"
Er deutete auf die schmale Tür.

"Nein. Kannst du nicht. Wenn ihr nicht miteinander redet, dann führt ihr keine Beziehung, Yuu."

"Nimm sie mit."

"Wir reden miteinander. Nur nicht darüber."

"Geht nicht. Da drin ist kein Platz und ich kann sie nicht halten."
Er verschwand im Bad.
Pan blieb auf dem Boden sitzen und sah zu Kaeru hinauf.

"Ihr redet nie über Probleme."

Er bleckte prompt die Zähne und knurrte das Kind an.

"Das geht mit Raiko auch nicht."

"Kaeru!", kam es aber sofort von Miru.
"Was geht dir den bitte?!"

"Hast du es schon einmal versucht?"

"Nimm sie und setz dich mit ihr aufs Sofa. Bitte."

"Ja."

"Was? Kaeru, ganz sicher nicht! Ich nehm nicht irgendwelche fremden Kinder hoch!"
Sie wollte auch gar nicht.
Pan fing an zu weinen, als sie Kaerus Miene sah.

"Jetzt?"

Sie wollte gar keine Kinder hochheben, meinte sie.
"REES!"

"Nein."
Sehr gesprächig, Yuu.

"Warte!"
Rees machte ja schon so schnell er konnte!

"Versuch es. Sonst hält das nicht mehr lange."
Druck machen!

"Nein, jetzt!"; fauchte Kaeru.
"Nimm das Ding!"
Die Theke splitterte unter seinen Fingern.

"Was wenn es nach hinten los geht?"

Rees verhederte sich in seiner Hose. Ganz toll Kaeru.
"Kaeru!"
Miru schnellte nun aber vor und hob die Kleine vom Boden auf.
"Dreh nicht so am Rad!"