Heruntergekommener Bahnhof

"Gut."
Er gewann diesmal sogar wirklich.

Er folgte ihm. Eilig, aber leise.
"Komm mit, Kleiner. Ich zeig sie dir."
Und ja, Cade hatte dafür gesorgt, dass sie aussah, wie immer.

Oh Raiko...das würdest du dir jetzt ewig anhören müssen.
Munter hüpfte er durch die Wohnung.
"ICH BIN DER BESTE!"
1:100.000, aber egal, Yuu.

Liron hob schützend die Arme.
"Nein! Mama holt mich ab!", schluchzte er.

Sie beobachtete ihn lächelnd.
Tat ja nicht weh, wenn sie ihn doch einmal gewinnen ließ.

Kopfschütteln.
"Nein, Kleiner. Tut mir leid. Sie kommt nicht mehr zu uns zurück."

"Ich finde als GEWINNER habe ich einen Preis verdient!"

Das Kind sank zu Boden.
"Nein! Bitte lieber Gott, bitte!"

Lachen.
"Und welchen?"
Bestimmt irgendetwas mit Kaffee.

Er setzte sich vor ihn, fasste ihn aber nicht an.
War nur da, falls er ihn brauchen sollte.

"EISCAFE!"
Genau!

Er würde schon bald an seine Brust gekrochen kommen. Hemmungslos weinen.
"Ich will Mama sehen!"

"Dann mach die Konsole aus und zieh dir Schuhe an."

Er schloss ihn in die Arme, hob ihn dann hoch und trug ihn zu Sei.
Sie war zwar in dem Labor, da er dort die Temperatur noch weiter herunterschrauben konnte und lag auf einem der Operationstische, aber er hatte das Blut weggewaschen und dafür gesorgt, dass sie aussah, wie sie es immer getan hatte.
In einem ihrer Lieblingskleider und dem Ring an ihrem Finger.

Grinsen.
"Zu Befehl!"
Machte er auch.

Liorn zappelte auch sofort, als er sie sah.
"MAMA! MAMA!"
Ja, sie sah aus wie immer, als würde sie nur schlafen. Gleich aufwachen, wenn er sie nur rief.
"Mama wach auf!"

Raiko zog sich ebenfalls die Schuhe über und holte ihren Geldbeutel.
Wartete dann auf Yuu.

Er ließ ihn neben dem Tisch runter, schob ihm einen Stuhl heran.

Der war schon bei ihr.
"Kann los gehen!"

Liron kletterte auch sofort auf den Stuhl und rüttelte an seiner Mutter.
"Ma-", er zuckte zurück.
Sie war eiskalt.
Verängstigt sah er sie an.

"Gut."
Sie ging mit ihm in das nächste Eiscafè und überließ ihm dort die Karte.
Sie selbst aß ja nie etwas.

Cade blieb hinter ihm, legte ihm leicht die Hand auf die Schulter.

Er bestellte sich auch gleich seinen Kaffee und schlüfte ihn wenige Minuten später genüsslich.

"Warum ist Mama so kalt!? Sie friert bestimmt!"

Durfte er ja auch.
Raiko gab ihm genug Zeit.

"Weil sie tot ist, Liron."

"Darf ich noch einen haben?"
Yuu...unersättlich.

"Warum ist man dann kalt? Das ist nicht schön! Mama brauch eine Decke!"
Er sah sich in dem Raum um.
"Ich will nicht dass ihr kalt sien muss!"

"Klar."

"Wollen wir eine von oben holen?"

"Danke!"

Nicken.
"Ja..."
Er sprang von dem Stuhl herunter.

Sie lächelte.
"Aber danach ist Schluss, ja?"

Er nickte ebenso.
Ging dann mit ihm nach oben, um eine Decke zu holen.

"Okay..."
Jetzt war aber jemand traurig.
Nunja, zu viel Kaffee war aber auch nicht gut für ihn!

Liron suchte sich auch eine besonders flauschige aus und schleppte sie dann wieder herunter.
Mama zudecken.
"So, jetzt wird dir wieder warm, keine Angst, Mama."
Ihr wurde über die Stirn gestrichen.
"Ich pass auf, dass dir nicht kalt ist!"

Eben deshalb ja.

Cade verweilte an seiner Seite.

Nunja, genoss er eben den Kaffee um so mehr.

Er würde lange dort verweilen müssen.
"Was macht Mama, wenn sie Hunger hat? Oder Durst?"

Es war gut, dass er das tat.
Seine 'Mama' beobachtete ihn dabei.

"Dort, wo sie jetzt ist, muss sie keinen Hunger und keinen Durst mehr haben."

"Fertig! Sollen wir zurück oder willst du noch was machen?"

"Gibt es da viel zu Essen?"

"Ich muss nirgends hin."
Wie immer.
Nicht einmal einkaufen, weil er zu Cade fuhr.

"Unendlich viel."

"Also heim?"

"Warum können wir nicht auch da hin? Mit Mama! Wir könnten doch auch einfach tot sein!"

Nicken.
Da war sie übrigens immer, wenn sie nicht gerade arbeiten musste.

Kopfschütteln.
"Für uns ist es noch zu früh, Liron. Aber wenn du irgendwann stirbst, dann siehst du sie wieder. Aber wenn du jetzt schon stirbst, dann machst du deine Mama traurig."

Was Yuu Sorgen machte.
"Wann hast du eigentlich mal frei?"

"Traurig?"
Er blinzelte, sah dann aber wieder zu seiner Mutter.
Legte den Kopf auf die Decke.
"Papa? Wirst du auch so wie Mama? Tot? Lässt du mich auch alleine?"

"Gerade.", lächelte sie.

Nicken.
"Ja, traurig."
Er strich dem Jungen über den Kopf.
"Irgendwann einmal, ja. Jeder muss irgendwann sterben. Aber ich bleibe noch ganz lange bei dir."

"Nein, so richtig. Lange."

Vermutlich solange er lebte, wenn man bedachte, dass auch Liron ein Mensch war.
Cade wurde gemusstert. Liron wusste nicht, ob er ihm glauben konnte.
Seine Mutter hatte das Versprechen auch gebrochen.
"Kann Mama hier schlafen? Für immer?"

"Weiß ich nicht. Wenn es sich ergibt, denke ich."

Das musste er für sich selbst entscheiden.
"Nein. Wir müssen sie begraben, damit sie auch wirklich in den Himmel kommt. An den schönen Ort."

"Und dass ist wann?"

Und sofort kamen wieder die Tränen.
"NEIN!"
Er warf sich auf den Leichnahm.
"Nicht vergraben!"