Heruntergekommener Bahnhof

Jetzt hatte er Angst...
Aber gut, er ging hin.

Er sollte sich eher sorgen machen als Sei abgehetzt mit einer großen Tasche und einem dick eingemullten Kleinkind dastand.

Fand er merkwürdig.
Er runzelte die Stirn.
"Warum wolltest du mich so unbedingt mitten in der Nacht sprechen?"

"Keine Zeit dir das alles zu erklärem...irgendwann, wir müssen uns beeilen: Cade, du musst Neo nehmen."
Sie deutete auf die Kleine.

Er zog die Augenbrauen nach oben.
"Bitte?"

Sei schob ihm schon die Tasche zu.
"Du musst Neo mitnehmen. Sie als das Kind von dir und deiner Frau ausgeben. Keiner darf es erfahren, Cade, das ist wichtig."

Er schien verwirrt, nahm aber die Tasche.
"Sei, was soll das?"

Sie sah sich nervös um.
"Hab nicht viel Zeit...jemand hat es auf sie abgesehen...Es kommt jemand ins Haus...sie kommen ins Haus. Verfolgen mich...stehen Nachts im Hof. Gestern waren sie in der Wohnung...sie haben immer andere Verkleidungen, aber ich erkenne sie. Sie ist nicht sicher bei mir. Sie ist anders."

"Wie anders?"
Wer verfolgte sie bitte!?

"Sie...du wirst es sehen..."
Sie drückte ihr Kind noch einmal an sich und küsste es auf die Wange, dann reichte sie Cade das Kind.
Die Einjährige fing sofort an zu weinen. Irgendwas war im Busch.
Sei brach es fast das Herz.
"Keiner darf erfahren, dass sie nicht euere Tochter ist, verstanden? Es ist wichtig, Cade!"

Er musterte sie einen Moment lang, bevor er seufzte.
"In Ordnung."

Sie schien erleichtert.
"Sie ist schon leichte feste Nahrung. Schau das sie Gemüse bekommt...und wenn sie brav ist einen dieser Butterkekse, die liebt sie total. Ich hab in der Tasche ihre Kleidung. Nachts will sie ihren Schlafbody und den Schlafsack. Schau das sie nicht schwitzt...dann schläft sie auch ganz gut durch. Vergess nicht ihre Spieluhr...hier in der Außentasche...und ihren Stoffhasen..."
Mama kamen die Tränen. Ihr Baby.
"Ihr Impfbuch ist auch dort drin und ihre Geburtsurkunde...die solltest du aber lieber vernichten...Wenn sie sich nicht beruhigt, versuchs mit Busfahren..."
Sie zog ihre Jacke enger zu.
"Pass auf sie auf, ja?"

"Sie ist bei mir in guten Händen, Sei...pass du lieber auf dich auf. Ruf mich an, wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt. Sofort."
Er fixierte sie.

"Hai."
Ein Taxis hielt nun nicht weit entfernt von ihnen.
"Ich muss los."
Mit einem letzten Blick auf Neo eilte sie zu dem Wagen, der sofort losfuhr.

Fragte sich nur wohin.
Cade sah ihr kurz nach, bevor er zu dem kleinen Mädchen sah.
"Jetzt sind wir beide wohl allein, hm?"

Die Kleine heute Rotz und Wasser.
Wo zum Teufel war ihre Mutter hin!?

Verständlich.
Sie kannte Cade ja nicht einmal.
Sei hatte gesagt, sie sollten Bus fahren, um sie zu beruhigen...ob Auto fahren genauso half?
Er runzelte die Stirn, nahm die Tasche hoch.

Bestimmt. Sei hatte nur eben kein Auto.
Sie würde ihm im Auto auch schnell einschlafen.
War zu offen, dass Cade noch einen alten Kindersitz hatte.

Es war immer einer da.
Cades Söhne waren ja auch noch nicht ganz aus dem Alter raus.
Cain war selbst nicht wesentlich älter als Neo.
Aber gut...Cade nahm sie mit nach Hause, so, wie er es Sei versprochen hatte.

Knappe 3 Jahre unterschieden zu, was bedeutete, dass es zeitlich von der Lüge hinhauen konnte.
Sei wusste zum Glück nicht, wo genau sie da ihr Baby hingeschickt hatte. SIe wusste immerhin nichts von Cades Rasse, oder seinem Clan. Sie vermutete das er nur auch anders war, wie ihr Vater.

Gott sei Dank wusste sie nichts.
Aber Neo würde es dort nicht schlecht gehen. Cade bemühte sich darum, dass sie sich wohl fühlte.
Und auch Momoko akzeptierte sie für diesen ungewissen Zeitraum.

Das würde ihre neue Familie sein. Neo war Jung und Sei würde verblassen. Etwas was da war, sie aber nicht verstand.
Wie bei den Zwillingen.

Aber sie hatte jemanden, der für sie da war.
Das war wertvoll.
Und Yuu würde in den zwei Jahren ja hoffentlich nicht mehr ganz so hilflos mit den Kindern sein, wie zuvor.
Jedoch würde sein Alltag von dem kurzweiligen Stocken seines Herzens unterbrochen werden, bevor dieses seinen Takt kräftiger wieder aufnahm.
Ebenso wie damals bei der Geburt der Zwllinge.

Armer Yuu. Klappte sogar kurz zusammen.
Er brauchte einen Moment um sich zu sammeln, ehe er panisch aufsprang und zu Raiko rannte.
Irgendetwas war mit ihr!

Und wahrscheinlich die Tür aufriss und seine Frau damit ziemlich erschreckte.
Sie wirkte etwas orientierungslos, verwirrt, aber sie blinzelte etwas, als sie Yuu erkannte.
Yuu da - also konnte es ja schonmal nicht so schlimm sein.
Der Tempel war das hier nämlich nicht.

"Raiko!", kam es sofort von Yuu, der es gar nicht glauben konnte.
"Rai.."
Er stürtzte neben sie.
"Hörst du mich? Hallo? Schatz?"

Weiteres Blinzeln.
"Klar höre ich dich."

"Sie sprach!"
Oh jeh, Raiko, jetzt wurdestd du erstmal ganz fest in die Arme geschlossen und zugeheult.
ABer der arme Yuu konnte seine Tränen auch nicht mehr zurück halten. Immerhin hatte er gedacht, Raiko wäre verloren.

Grenzenlose Verwirrung stand in ihrem Gesicht.
"Y-Yuu?"
Ein weinender Yuu - SCHOCK!

"Ich dachte du würdest mich verlassen!", schluchtze Yuu irgendwo in ihrem Haar und zog sie auch schon auf seinen Schoß.
Seine Raiko, sie war aufgewacht!