Heruntergekommener Bahnhof

Sie saugte noch etwas an ihm herum, bevor ihr das zu langweilig wurde und sie wieder zu ihm nach oben rutschte, um ihn zu küssen.
Keine Angst, Luca, sie ließ dich nicht hängen.

Cade wartete im Auto auf sie.

Hoffentlich nicht.
Luca schlang sofort die Arme um sie, als sie zu ihm hoch kam und er wiederte den Kuss.
Da hatte sie wohl jemanden aufgetaut...

Sie kam auch bald mit ein paar vollgepackten Taschen wieder und verstaute sie im Auto.
"Fertig!"

Böser Fehler, Luca.
Sie wartete etwas, bevor sie den Kuss wieder löste, einen Moment lang Nase an Nase verharrte, bevor sie wieder etwas nach unten ruschte.
Nur nicht ganz so weit, wie vorher.
Was meinst du wohl Luca, was sie die ganze Zeit über vorhatte?
Und was meinst du, wo du gleich drinstecktest?
Traue einer Shiro nicht.

"Hmhm."

Konnte sie vergessen.
Er drückte sie schnell von sich.
Leise fauchend richtete er sich auf.
"Sie wissen doch, das mit Miss Hiyoshi erst die Erlaubnis für SOETWAS geben muss", knurrte er und stand auf.

Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück und trank etwas von dem Saft den sie sich gerade gekauft hatte.
"Wann kannst du wieder Urlaub haben?"

Sie hielt ihn jedoch fest.
"Mama muss es nicht wissen."

"Wie ich bereits sagte: Nächsten Monat."

"Es geht nicht, verstehen sie doch!"
Er machte sich los.
"Ich könnte es gar nicht ohne ihre Erlaubnis. Davor würde mir das Genick durchschmoren."

Sie seufzte schwer und trank dann einfach still ihren Saft weiter.
Doof...

"Dann bleib wenigstens her..."
Wenigstens fertig essen.
"Ich machs auch nicht mehr, versprochen!"
Jetzt war es mehr der Hunger, der sie antrieb. Nein, Raikos Stolz hatte sie nicht geerbt.

Gott, sie hielt die Klappe!
Endlich!

Er zögerte kurz und gesellte sich dann wieder zu ihr.
"Na gut...", seufzte er.

Ja tat sie.
Sei hatte offenbar endlich aufgegeben.

"Darf ich fertig essen?"

Ging doch.
Cade fuhr sie wieder nach Hause.

"Natürlich."
Ach Shiro...
Wenn er dich nicht so mögen würde, wär alles einfacher...und du wusstest es nichtmal.

Naja...in ihrer Trotzphase hatte sie wenigstens Beschäftigung gehabt.
Jetzt kam wieder die schleppende Einsamkeit.

'Natürlich'
Gut. Sie hätte ihn auch vollgejammert, wenn er nein gesagt hätte.
Es wäre einfacher, hm? Für sie war es einfach. Sie wusste es ja nicht.

Dann sollte sie sich eine Beschäftigung suchen.

Sobald ihr Geschmack feiner werden würde, würde sie es bemerken.
Oder er verriet sich davor....

Und was sollte sie in dem großen Haus machen, ohne Aufgabe?
SIe konnte ja nichtmal weg und sich Freundinnen suchen, weil Cade ihr ja nicht zeigte wie man Auto fuhr.

Wahrscheinlich verriet er sich davor eher.
Sie würde so oder so von ihm verlangen, dass er bei ihr schlief.
Dann konnte man noch ein bisschen Nachnaschen.

Sie könnte sich nach wie vor ein Taxi rufen.
Und so schwer war es auch nicht die Nummer herauszufinden.

Tat er auch.
Bald schlief er tief und fest neben ihr.
Was für ein anstrengender Tag...

Aber dann würde wieder irgendetwas passieren und Cade würde sie noch mehr hassen!
Irgendwann hielt sie es jedoch nicht mehr aus und fuhr einfach ein par Tage in die Stadt.

Und Raiko...die blieb wach und versuchte jegliche Wahrnehmungen zu ignorieren.
Klasse...

Sollte sie...solange sie auf sich aufpasste.

Luca litt mit dir Raiko.
Abr so konntest du immerhin ein bisschen mitessen!

Tat sie.
Na Cade? Wurde es einsam im Bett?
Si konnte sich zumindest mal wieder amüsieren und kam recht gut gelaunt eine Woche später heim.

Sie hatte aber Schmerzen. Verdammte Schmerzen.

War es.
Aber er würde es nicht zugeben.

Deswegen stand Luca auch in aller Früh auf und brachte sie ins Krankenhaus.
"Bald kümmert man sich um sie, Miss. Keine Sorge.

Sollte er vielleicht mal. Würde Sei gut tun.
Zumindest klatschte sie sich glücklich neben ihn ins Bett, als sie heim kam und grinste in ihr Kissen.

"Ist halb so wild. Reg dich ab.", seufzte sie, war aber wirklich heilfroh, dass jemand danach sah.

Das Grinsen war verräterisch. Es sah fast so aus, als hätte sie Sex gehabt...
Ja, schamvollerweise dachte er gerade wie ein Yuu.

Sie bekam einen Gips und Schmerztabletten, dann ging es wieder heim.
Luca schob ihr schonmal eine Tablette in den Mund.
"Schlucken, Miss."

Hätte sie auch fast gehabt, vorallem da du dich ja nicht mehr darum kümmerste.
Aber aus unverständlichen Gründen war sie dir immer noch treu.
Sie grinste so, weil sie sich freute. Die Woche war schön, sie war mal wieder unter die Leute gekommen und hatte Freunde gefunden.
Und das Beste war: Männer hatten sie begehrt. In einer Welt, wo nicht alle sexy Sexdämonen war, war Sei nämlich ziemlich schön.
Es hatte ihrem Selbstbewusstsein doch ziemlich gut getan, dass einge Männer etwas von ihr wollten.

Luca...das war böse.
Sie schlug seine Hand fauchend weg.
"Das kann ich allein, Luca. Ich bin kein Kind. Genau genommen bin ich sogar mindestens doppelt so alt, wie du es bist!"

Aus wahrlich unverständlicheren Gründen.
Und umso besser Seis Laune wurde, desto schlechter wurde Cains.
Sollte sie doch in ihrer Menschenwelt leben. Da gehörte sie eh hin! PF!

"Und sehen immer noch so jung aus."
Er nahm seine Hand hinter den Rücken und lächelte sie an.

Er sollte sich lieber freuen, dass es ihr mal gut ging.
Sie hatte sich für deine Welt entschieden Cade, sonst wäre sie auch nicht zurück gekommen.
Oder sollte man viel lieber sagen, für dich?
Sie rollte sich zu ihm hinüber und machte es sich dann bequem.
Zweifel nicht immer an ihr, dass hatte sie nicht verdient.

Ein gequältes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
"Wäre das nicht der Fall wäre ich das alles in ein paar Jahren los. Aber so..."
Sie schüttelte leicht den Kopf.
"Würdest du noch über ein halbes Jahrtausend lang leben wollen? Rechne nach, wie viele deiner Leben dareinpassen."
Und errechne damit, wie viele Leben sie noch nehmen würde, wenn das so weiterging.

Er hatte Geld. Vielleicht war sie ja deshalb wiedergekommen!
Er wusste sehr wohl, dass Sei ihn nicht hintergehen würde, aber er konnte nicht anders, als an ihr zu zweifeln.

Viele...
"Ich würde schon gerne so lange leben - in Freiheit", meinte er nach kurzem Überlegen.
"Aber nur wenn meine Frau und meine Kinder auch so lange leben könnten."
Er lächelte wieder.
"30 Jahre sind kurz - und meine schon fast um."

Als ob. Von Sei aus könntest du das ganze Geld wegwerfen, wenn du damm mehr Zeit für sie hättest.
"Cade? Morgen kommen ein paar Freundinnen von mir zu Besuch. Sei nett zu ihnen, ja?", sagte sie mit geschlossenen Augen.

Seine Frau und seine Kinder...
Der Schwarzhaarigen stiegen die Tränen in die Augen.
Er würde niemals eine Frau haben, niemals Kinder haben können. Die zehn Jahre, die ihm noch blieben waren zu kurz.
Er konnte Shiro nicht haben, weil es sie nur verletzen würde.
Doch er verstand es nicht.
Das Lächeln wurde freudlos.
"Ich wünschte, wir könnten tauschen, Luca. Ich wünschte..."

Wusste er ja! Aber er war gerade eifersüchtig und übellaunig.
"Jaja."
Und wie nett er zu ihnen sein würde!

Das wusste er selbst.
Er würde sie auch nie für sich beanspruchen.
Luca wollte einfach nur auf sie aufpassen.
Sie von der ferne zu lieben, reichte ihm auch.
"Seid glücklich, Miss. Ihr habt ein schönes Leben, ihr könnt es nur noch nicht sehen."
Er strich ihr über die Wange.
"Geht mehr hinaus...vielleicht lernt ihr jemanden kennen. Habt keine Angst. Solange ich lebe, werde ich euch beschützen. Ich werde nie wieder zulassen, dass soetwas wie gestern passiert. Und wenn ich nicht mehr bin, wird ein andere genau so auf euch aufpassen, wie ich."

Warum tat er es dann nicht.
"Danke."
Zufrieden schlief sie ein. Freute sich auf morgen.

Dann sollte er aufpassen, dass Shiro das nicht bemerkte.
Sie war noch jung. Töricht. Und leicht zu beeinflussen.
"Zuerst Yuu. Dann du, dann der nächste und all die anderen...so viele, dass ich mir vermutlich nicht einmal mehr ihre Namen merken kann, sie mir vielleicht sogar egal werden. Und sie alle sterben für mich. Sie alle leiden, wenn sie zu weit von mir entfernt sind. Ich kann nicht oft raus, weil die Familie meines Ex-mannes mich verfolgt, nach dem Leben meiner Tochter trachtet. Meinen Sohn für sich beanspruchen will. Kinder, die ich liebe und doch ebenso hasse, weil ihr Vater ein Mann ist, den ich niemals geliebt habe. Ich würde so gerne mit dir tauschen, Luca, so unendlich gerne. Ich weiß nicht, was du Freiheit nennst, aber weder du noch ich sind frei. Eigentlich bist du es mehr als ich. Du kannst bald sterben. Du könntest dein Leben sogar selbst beenden. Ich muss leben. Kann es nicht einmal selbst beenden, weil Shiro und Cale mich noch brauchen...und um deren Willen, die so sind wie du."
Sie biss sich auf die Unterlippe. Unterdrückte die Tränen.
"Und ich bin Schuld daran, dass du so leben musst. Es ist meine Schuld. Warum hasst ihr mich nicht?!"

Weil Cade viel zu stolz war auf das, was er sich selbst verdient hatte.
Er schloss einfach die Augen, fand aber keinen Schlaf und stand sogar schon vor Sei auf, um zu duschen.

"Ihr könnt nichts dafür Miss. Wir und sie...wir sind einfach in unterschiedliche Leben und Schichten hineingeboren worden. Hass würde das Leben nur noch schlechter machen als es ist. Es gilt, das Beste daraus zu machen!"
Er nahm sie einfach mal in den Arm.
So viele traurige Frauen...
"Yuu hat euch geliebt, jeden einzelnen Tag. Er hat das gern für euch gemacht."

Sei folgte erst viel später wach. Musste sich nach dem ganzen feiern mal wieder richitg ausschlafen.
Schon gewohnt, das Cade nicht wirklich Zeit mit ihr verbracht, zog sie sich also an und ging hinuter zum Frühstücken.

"Das habt ihr Beide gesagt. Weil ihr mich nicht hassen dürft. Ich bin nicht dumm, Luca. Bin ich wirklich nicht..."
Und dann verstummte sie, fing an zu weinen wie ein kleines Kind.
Sie vertrugs eben nicht.
Und Shiro...die fragte sich, wo Luca hin war. Einfach aufgestanden...tch...Blödmann!

Cade hatte sich in sein Arbeitszimmer verzogen.
Blöde Kuh, die sie war!

Der musste sich gerade um Mommy kümmern.
"Nicht weinen...Miss...kommen sie...alles ist gut!"

Gegen Nachmittag kamen die Damen dann auch.
Sei hatte extra einen Kuchen gepacken.
"Cade? Kommst du mal eben runter?", rief sie ihn und ging zur Tür, vor der die drei anderen Damen staunend standen.
So zur Hölle lebte sie!?