Heruntergekommener Bahnhof

"Das wird er dir nicht glauben.", lachte sie.
"Selbst mit Blut."

"Wird er", da war sich die 10 Jährige sicher.
Arme Sei...

"Wird er nicht.", lächelte sie.
"Dreh dich mal um."

Sie erstarrte.
Nein, dass tat sie jetzt besser nicht...
Ihre Finger klammerten sich noch fester um das Messer. Zitterten.
Wenn sie sich beeilte, konnte sie Sei noch töten.
Rauswerfen würde er sie sowieso.

Nein, das wurde nichts.
Raiko umfasste die Klinge und Cade zog Sei von ihr Weg.

Neo achtete gar nicht auf ihren Vaterm sie war viel zu beschäftigt, ihren Dolch los zu bekommen.
"Gib ihn wieder her!", fauchte sie Raiko an.

Raiko war nicht doof, sie ließ den doch jetzt nicht los.
Cade allerdings riss ihre Hand von dem Griff und nahm ihr Kaeru ab, den er Sei in die Arme drückte, ehe Neo sich schon wieder eine fing, die gesessen hatte.

Sie stolperte ein paar Schritte zurück.
"HÖR AUF MICH IMMER ZU SCHLAGEN!", schrie sie ihn an, ehe neben ihr auch schon eine Stichflamme unkontroliert in die Höhe schoss.
Doch Cades Erziehung zahlte sich aus. Sie hatte zu großen Respekt, aber auch Angst vor ihm, als das sie ihn angreifen würde.
Das irre rote Glühen in ihren Augen ließ nach und sie presste sich schnell an die nächste Wand.

Mit einer Handbewegung schickte er Sei mit dem Kind aus dem Zimmer.
"Neo. Du wirst in ein Internet ziehen. Höre ich, dass da auch nur ein Toter oder Verletzter ist, Fräulein, kannst du was erleben. Vielleicht lässt das dich wieder klar werden.", meinte er ruhig und zog Raiko dann grob am Oberarm mit nach draußen.

Neo sagte nichts mehr dazu.
Kauerte sich nur zusammen.
Sei hingegen wartete mit Kaeru auf den Armen in einem anderen Raum auf Cade.
Oh je...

Der stauchte erst einmal Raiko zusammen und sperrte sie an, bevor er zu Sei kam.
"Bring das verdammte Kind zu Elena."

Sie nickte und eilte dann davon.
Ja, es war alles nicht so einfach.

War es nicht, nein.
Neo wurde schon am nächsten Morgen weggefahren.

Für Neo fing die mit abstand schlimmste Zeit ihres Lebens an.
Und sollte Cade am Besuchtag kommen, dann würde er Neo auch nicht wieder erkennen.

Er kam nicht. Sie hatte es nicht verdient.

Nunja, spätestens nach 4 Monaten rief die Rektorin bei Cade an.
"Sir? Wir haben einige Probleme mit ihrer Tochter..."

"Was hat sie angestellt?"

Kurzes Schweigen am Telephon.
"Sie sollten besser kommen."

Er schnaubte und legte auf.
Aber ja, er kam.

Er kam auch gleich an einem Krankenwagen vorbei und einigen Polizisten.
Neo saß im Rekorat auf dem Schoß ihr totes Kaninchen.
Fast hätte man sie mit Sei ihn ihrer damaligen Schulzeit verwechseln können. Auch Neo hatten sie die Haare kurz geschert und einige blaue Flecke und Schrammen zierten ihr Gesicht. An hatte sie auch nicht wirklich etwas und ihr Gesicht war Tränen nass. Sie sah aus wie ein häufchen Elend, währe ihr Körper nicht über und über mit Blut verschiert.
"Herr Hiyoshi?"

"Ich kümmere mich darum.", meinte er nur und schob sich an der Frau vorbei.
"Sie sollten sich eher Gedanken um ihre Unfähigkeit machen."

"Sir, sie sollten ersteinmal mit mir kommen! Immerhin sind am heutigen Tag 11 Mädchen in einem Brand umgekommen und die einzige Überlebende sagt, ihre Tochter wäre daran Schuld."

Wenn Blicke töten können.
"In ihrem Rektorat sitzt meine Tochter, voller Blut und kleineren oder größeren Wunden, die sie sich ganz sicher nicht selbst zugefügt hat, und einem toten Kaninchen auf dem Schoß. Wir können das auch gerne vor dem Gericht klären."

Sie zuckte vor ihm zusammen.
"Das Mädchen erzählte von einer Art...nunja...Teufelsaustreibung...sie wissen doch wie Kinder sind...die spielen eben gerne und da tun sie sich auch manchmal weh...das kommt häufiger vor..." - bei Neo.
"Ihr Tochter hat sich immer schon etwas...naja...komisch benommen..."

"Teufelsaustreibung? Interessant. Wird meinen Anwalt sicherlich freuen."
Er drehte sich um und starrte auf sie herunter.
"Das rechtfertigt nicht die Taten ihrer Schüler. Es wird interessant sein, zu sehen, wie die Öffentlichkeit auf das reagiert. Satanistische Lehren an einer Privatschule. Wir sind immerhin erwachsen, nicht wahr? Sie wissen ja, wie das ist."

"Beruhigen Sie sich doch!"
Das wäre das Ende für die Schule!
"Es ist doch noch gar nichts bestätigt!"

"Ich bin vollkommen ruhig."
Ein Lächeln glitt über seine Lippen.
"Und jetzt würde ich gerne zu meiner Tochter."

Ängstlich machte sie ein paar Schritte zur Seite um ihn durchzulassen.
Das WAR das Ende!

War es.
"Neo."

Sie sah nicht auf. Strich nur dem toten Tier durchs Fell.
Solange sie hier gewartet hatte, war er immer kälter geworden.