Heruntergekommener Bahnhof

Kurz öffnete Rees erschrocken die Augen, ehe er sie wieder zusammenpresste.
"Ja! Sehr sehr müde!"

"Gern."
Sie sah sich noch einmal über die Schulter, ehe sie eintrat.

"Gut."
Er verstummte. Zählte innerlich.

Die Tür wurde hinter ihr geschlossen und die Schwarzhaarige ging vor, führte das Mädchen in einen großen, hellen Raum mit Kamin und einer großen Fensterfront, vor der ein Klavier stand.
"Möchtest du Tee?"
Vor dem Intrument saß ein kleines, blondes Mädchen, welches ungeduldig aufsah, als die Beiden den Raum betraten.

Lang musste er nicht zählen, denn schon hörte man:
"Caaaaain!"Rees war schon wieder am jammern.
"Jetzt mach doch was!"

Sei warf dem Mädchen einen kurzen Blick zu, ehe sie ihn weiter durch den Raum gleiten ließ.
"Ja, danke."

"Ich dachte, du bist müde.", meinte er erstaunt, verkniff sich aber das Lachen, bevor er seinen Kleinen fest in die Arme schloss.
"Geh nie wieder weg, Rees...nie, nie wieder, hörst du?!"

Raiko verschwand kurz, holte Tee, bevor sie Sei einen Platz auf dem Sofa anbot.
"Wo wolltest du denn hin?"
Das Mädchen blies jedoch beleidigt die Backen auf und schlug mit beiden Händen auf die Tasten.
"Mama! Weiter! Ich wills auch lernen!"
"Warte einen Moment, ja?"

Rees lächelte und strich Cain zärtlich über die Wange.
"Doch Cain. Wenn es Zeit ist, werde ich gehen."
Er hauchte ihm einen Kuss auf.
"Aber bis es so weit ist, werden noch viele Tage ins Land streichen. Versprochen."
Er würde versuchen ihn nicht mehr allein zu lassen.

"Einfach nur weg."
Sie sah hinüber zu dem kleinen Mädchen.
"Klar."

"Dann hör auf die Tage immer zu verkürzen.", maulte er.
"Du hast gelebt, aber du warst nicht da!"
Sein Griff wurde fester, seine Finger bohrten sich förmlich in seine Seiten.
"Rees..."
Verspäteter Nervenzusammenbruch. Hatte wohl eine Weile gebraucht, um wirklich zu verstehen, dass er wieder da war.
Aber vielleicht...vielleicht bildete er sich das ganze auch einfach nur ein.

"Definiere einfach nur weg."

Rees ließ die Finger zu Cains wandern und löste die seinen von seiner Seite.
"Cain...pass auf du tust mir weh", kam es sanft, ehe er ihn wieder küsste. Ja mit den Lippen über deinen Hals fuhr.
"Ich war da. Du hast immerhin mein Herz. Schon vergessen?"
Ein Kuss bekam Cain nun auch auf die linke Brusthälfte.


"Weg von Neo Hiyoshi."
Ihr Blick wurde ernst.

"Was ist schon ein Herz?", schnaubte er leise.

"Weg von Neo?"
"Mama!"
Sie stand auf und ging wieder zu ihrer Tochter hinüber.
"Was willst du sehen? Das von eben?"
"Ja!"
Sie stellte sich hinter Ai, musterte kurz die Tasten, bevor sie eine kurze, sanfte Melodie spielte.
"So, siehst du? Sicher, dass ich es dir nicht richtig beibringen soll?"
"Nein, ich wills durch zusehn machen!"
"Na gut..."
Die Schwarzhaarige drehte sich wieder zu Sei herum.
"Hast du einen Ort, an den du gehen könntest?"

"Sehr viel, Cain. Sehr viel. Es steckt voll mit Leben und Liebe."

"Nein."
Sie beobachtete das Schauspiel.
"Aber ich suche Cade Hiyohsi. Er hat sich schon vor einiger Zeit vom Clan losgesagt und ich möchte bei ihm arbeiten."

"Aber es nützt mir nichts, wenn du nicht da bist."

"So? Dann frag ich ihn später."

"Nur weil du nichts zum anfassen hast...", grinste er und setzte sich auf Cain auf.
"Darf ich jetzt?"

"Wohnt er etwa hier?!"

Das zauberte allerdings wieder ein Grinsen auf die Züge des Incubus.
"Ja, du hast Recht...das hat mich allerdings gestört."
Er zog ihn zu sich herunter, streifte mit den Lippen leicht die Seinen.
"Dürfen? Ich wäre sehr beleidigt, wenn nicht."

"Ja."

Er leckte leicht über Cains Lippen, ehe er diese an Cains Ohr legte.
Ein leises Lachen brachte seine Brust zum beben.
"Wie hätte es der Herr den gern? Das artet sonst denke ich sonst ind Blümchen aus..."

"Und ist er da?!"

"Ist mir ganz egal, Kleiner."
Er fuhr ihm mit den Fingern über die Wange, hin in den Nacken und strich dann über seine Seite.
"Und wenn...über das andere kann man nächstes Mal auch wieder nachdenken. Ein bisschen Zeit haben wir ja laut dir noch."

"Nein. Gerade nicht."
Aus dem Hintergrund heraus klimperte es eifrig.

Rees lachte nur weinter.
"Heut bist du fast schon zu süß für einen Seme", meinte er.
Da kamen selbst Rees bei dem Anblick die Beschützerinstinkte hoch.
Er begann einfach einmal damit seinen Hals hinab zu küssen.
Gut. Heute Abend gab es Blumen.

"Oh."
Sie sah auf ihre halb leere Tasse.

"Lass mich.", schnurrte er.
"Ich hab zwölf Jahre Entzug. Die musst du alle wieder aufholen."

"Du kannst gerne hier warten."

Hätte er nicht sagen sollen.
Rees rümpfte die Nase.
"Hattest du nicht. An Sex hat es dir ja nicht gemangelt", kam es verstimmt.

Sie nickte.
"Danke."

Er fuhr seinen Rücken mit der Hand wieder hoch zu seiner Wange und strich wieder darüber.
"Doch, ich hatte zwölf Jahre lang meinen Kleinen nicht. Zuerst hab ich auch nur versucht deine Tochter durchzubringen. Wirklich. Aber es war nicht leicht ohne dich. Jeden Tag. Aufwachen und feststellen, dass du nicht da bist. Ich habs gemacht, ich kanns nicht ändern und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir leid tut, dass ich dich betrogen habe."
Jetzt würden sie wieder streiten...klasse. Cain seufzte innerlich.

"Gut."

Rees entwich seinen Fingern indem er den Kopf zur Seite drehte.
"Warum mit ihr? Warum mit einer Frau? Du hast dich immer von mir geekelt und jetzt... Stehst du jetzt wieder auf Frauen? Liegt es nur an ihr?"

Also wartete sie.

Er legte ihm trotzdem eine Hand an die Wange. Zwang ihn dazu, ihn anzusehen.
"Keine Ahnung. Sie war einfach da? Es war mir egal, es war nicht du."
Er lachte trocken auf.
"Ich hab nichts mehr gegen den weiblichen Körper, das stimmt. Aber solang es nicht du bist ist es bedeutungslos, Kleiner. Versteh das endlich mal."

Bis Cade am Abend wiederkam.

Rees seufzte.
"Und welcher ist dir lieber?"

Sie sprang auch sofort auf als sie ihn sah.
Das musste er sein!
"Cade!"
Er wurde überrumpelt, bevor überhaupt ganz im Haus drin war.

"Du."
Sprich: Solange es du bist, Rees, war ihm das egal.
Er zog den Jungen wieder zu sich.

Und der arme Mann erstarrte sogar schockiert.
Sei?! Was machte die denn hier?!

"CAIN!", bockte er nun aber.
Er sollte ihm einfach eine ehrliche Antwort geben, mehr wollte er ja nicht.

"Hey!", sie hüpfte vor ihm auf und ab.
"Ich bin auch aus Neos Clan...aber da will ich nciht mehr sein! Kann ich bei dir arbeiten?!"

Das war eine ehrliche Antwort.
"Ich liebe dich, Rees, egal was du bist.", schmollte er.

Und schon ging dem Incubus ein Licht auf.
Er lächelte sie nachlässig an.
"Natürlich. Sie wird dich einweisen."
Er deutete auf Raiko.

"Egal was ich bin!? Behandel mich nicht wie einen Aussetzigen! Ich bin ein ganz normaler Drache, wei du!"
Er zeigte ihm die Zähne.
"Sag einfach Mann oder Frau nichts nicht irgendwas anderes!"

"Danke!"
Sie schüttelte ihm einfach mal die Hand.
"Als was soll ich den arbeiten?"

Er ließ sich nicht von ihm beeindrucken.
"Nein. Es ist mir egal, ob du ein Mann oder eine Frau bist, Kleiner. Ich will dich nicht einschränken."

Jedoch schlug er ihre Hand grob weg.
"Wie gesagt. Raiko wird dich einweisen."

"Du schränkst mich nicht ein, ich will es nur wissen!"
Vor Wut spannten sich seine Muskeln an.

Sie zuckte zurück.
"Ähm...okay..."

"Ich sag dir die Wahrheit."

"Gut."
Er ging an ihr vorbei nach oben.
Raiko sah ihm kurz nach, bevor sie sich zu Sei drehte.
"Sag, wenn du was brauchst."

Jetzt knurrte Rees.
"SAG ES MIR SOFORT ODER ICH LASS MICH SCHWÄNGERN!"
Oioi...

Sie nickte.
"Als was kann ich hier den Arbeiten?"

"Wär ja zumindest nichts neues."
Ups...

"Alles mögliche. So wie wir alle. Sagen wirs mal so...wir sind alle Wachhunde."