Heruntergekommener Bahnhof

Armer Cain...und Armer Kaeru...
Sobald er heim kam würde Rees ihn nämlich anfallen.

Noch einmal drehte sie sich um.
"Nur einer?"
Damit verschwand sie in die Schule.

Wie gut, dass er 'arbeitete', bis er die Kleine wieder von der Schule abholte.
Na gut...kurz bevor er sie abholen musste sah er nochmal kurz nach, wie es Miru ging.
Natürlich hatte er gestalkt, wo sie hingezogen war.

Sie war inzwischen Verlob und auch schon schwanger.
Ein ganz normales Leben...
Zu Hause ging die Kleine Sofort in ihr Zimmer, ehe Ao sie wieder zusammenschiss, sie würde Platz wegnehmen, wenn sie in der Gegend rumstand.

Er würde sich auch heute Nacht mal die Freiheit nehmen und nachsehen, ob mit dem Baby alles in Ordnung war.
Notfalls konnte er vielleicht ein wenig nachhelfen...naja.
Nur leider fand Kaeru es nicht so toll, dass sie sich in ihr Zimmer verkroch und so schleppte er sowohl Ao, als auch seine Tochter an den Esstisch zum Essen.
So war ers immerhin gewohnt und es soll ja immerhin Familienband fördern.

Hope starrte nur auf die Tischplatte, während Ao totlich angepisst wirkte.
Wie gut das Rees Kaeru jetzt rettete.
"Onii-san? Hast du kurz Zeit?"

"Ne, sorry."
Er fixierte die Beiden und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ao.", fing er ruhig an und sein Blick schweifte zu Angesprochenem.
"Du hast kein Recht dazu, deiner Tochter solche Dinge an den Kopf zu werfen und es ist ganz gewiss nicht ihre Schuld, dass du zu unfähig warst zu verhüten. Sieh der Wahrheit ins Gesicht."
Er legte den Kopf etwas nach hinten.
"Und ich hab auch keine große Lust mehr, weiterhin für dich den Babysitter zu spielen, nur weil du nicht erwachsen werden willst. Du hast ein Kind, ob du willst oder nicht. Oder willst du mir erzählen, dass du dir aussuchen konntest, ob du geboren werden wolltest oder nicht? Du hast kein Recht dazu, ihr soche Dinge zu sagen. Nicht das geringste."

"ICH willte NIE ein Kind, klar?!", fauchte Ao nun.
"Ihre Schlampe von Mutter hät ja mal die Pille fressen können! Aber NEIN! Diese Hure verreckt einfach und lässt mir das scheiß Kind da! Ich hab keinen Bock mehr und keiner verlangt, dass du dich um das Biest kümmerst!"
Rees hörte jetzt gespannt zu.

Ungerührt zog Kaeru die Augenbrauen hoch.
"Dann hab wenigstens die Eier und bring sie in ein vernünftiges Heim, durch das sie wenigstens noch die Chance hat, irgendwo vernünftig aufzuwachsen. Es muss nicht jeder ein und dieselbe Kindheit haben. Das ist nicht fair ihr gegenüber."
Dann nickte er jedoch.
"Richtig, es ist die Schuld ihrer Mutter. Hope kann trotzdem nichts dafür."

"Sie kann sich gern verpissen, wenn sie will."
Damit stand er auf und verzog sich wieder in sein Bett.
"Otoo-sama...darf...darf ich aufstehen?", kam es nun leise von ihr.

Ein tiefes Seufzen kam von ihm und er hielt Ao an der Schulter fest.
"Alter...versuch es doch wenigstens mal, anstatt dir das Hirn wegzusaufen. Sie braucht dich, auch wenn du keinen Bock hast oder sonst was. Ich hab auch keine Lust gehabt, zwölf Jahre lang für dich ein Kind großzuziehen, aber mein nutzloser, geisteskranker Vater hat wenigstens einmal was richtig gemacht."
Bittend sah er ihn an.
"Komm schon."

"Ich hab 12 Jahre auf sie aufgepasst, nicht?! Mehr kannst du nicht verlangen."
Der drehte um und ging zur Tür.
"Bin was ficken."
Sie schlug zu.

"Falsch.", murmelte er leise, "Ich hab zwölf Jahre lang auf sie aufgepasst, du Idiot."
Er seufzte einmal tief und drehte sich dann zu dem Mädchen.
"Hey, willst du einkaufen gehen? Geht auch auf mich."

Sie schüttelte den Kopf.
"Darf ich jetzt aufstehen?"

Er hielt ihr jedoch die Hand hin.
"Nein. Wir beide gehen jetzt und machen irgendwas. Worauf hast du Lust?", meinte er streng.
Immerhin musste sie wissen, dass sich wenigstens einer Sorgen um sie machte.

Sie sah zur Seite und stand einfach auf.
"Komm einfach Morgen zum Elternfest, ja?"
Damit rannte sie hoch in ihr Zimmer.

Kaeru sah ihr nach und seufzte erneut.
Kinder waren so anstrengend...
Er schnappte sich seinen Schlüssel und wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit, bevor er sich leise in die Wohnung von Miru und ihrem Verlobten schlich.
Er bewegte sich sehr vorsichtig und achtete darauf, keinen Lärm zu machen.
Es waren Menschen, die schliefen so oder so durch.
Er wollte nur nicht, dass dieses Mädchen unglücklich war.
Nein, dafür hatte er zuviel für ihr Leben aufgegeben.
Leicht fuhr seine Hand über die Bettdecke, unter der sich der gewölbte Bauch der bekannten Unbekannten abzeichnete.

Miru zuckte kurz zusammen und dreht den Kopf dann auf die Seite.
Ja, sie war alt geworden. Schon 31.
Wie ein normaler Mensch.

Zu Hause tröstete Rees eine völlig aufgelöste Hope.
"Vielleicht solltest du wirklich gehen..."

Alt? Nein, fand Kaeru nicht.
Er fand, dass es ihr stand.
Nach getaner Arbeit strich er ihr leicht über die Wange.
"Ich hab getan, was ich konnte. Viel Glück, Miru. Das nächste Mal wird auch das letzte Mal sein.", murmelte er, bevor er wieder verschwand und sich auf den Weg nach Hause machte.

Midori antworte ihm nicht, sondern schmiegte sich nur etwas an ihren Verlobten, der sie in die Arme zog.
Kaeru konnte einem so leid tun.
Zu Hause wartete Rees auf in.
"Alles klar?"

Er lächelte nur über die Geste.
Sie hatte jemanden gefunden, der sie liebte. Das war doch gut.
"Klar", meinte er munter und ging an Rees vorbei.
Und wer flennte gleich los?

Rees hob ihm ein Taschentuch hin.
"Kaeru...wenn du fertig bist mit weinen musst du mir helfen."

"Seh ich aus wie ein Weib?!", fauchte er ihn aggressiv an und schlug seine Hand weg.
"Ich muss verdammt nochmal gar nichts! Helft euch doch endlich mal selbst verdammt nochmal!"

Rees zuckte für einen Moment erschrocken zurück, nahm ihn dann aber auch schon sofort in den Arm.
"Ist es wegen Miru-san?"

Zack...und so schnell floss dann doch das Wasser.
Tja...

"Ich fasse das als Ja auf..."
Er strich ihm über den Rücken.
"Bi bist jung...du findest jemand neues, auch wenn du dir das jetzt noch überhaupt nicht vorstellen kannst..."

Kaeru heulte ihn einfach voll.
Musste mal raus, der Arme war ja ganz fertig.
Keine Sorge, Rees, das würde das nächste Mal erst wieder passieren, wenn sie starb.

Würde ja nicht mehr so lange dauern.
"Lass endlich los."
Er schob ihn zu dem Sofa und streichelte ihn einfach weiter.

Er schüttelte den Kopf.
"Ich hab meine Eltern für sie geopfert, Rees...unsere Eltern. Wenn sie verdammt nochmal jetzt nicht wenigstens das bekommt, was sie wollte, dann war wirklich alles umsonst. Und solange werde ich auf sie aufpassen, damit sie stirbt, wenn es jedem Mensch bestimmt ist zu sterben. Am Ende ihrer Lebensspanne."

"Nein, Kaeru. Wenn du auf sie aufpasst, wird sie niemals ihre Lebenspanne leben können."
Er strich ihm über die Wange.
"Die Jahre die sie auf dieser Erde verbringen sind schon längst von Gott bestimmt. Es können 35 sein, vielleicht auch 70, gar hundert. Aber das geht uns nun nichts mehr an. Geife nicht in ihre Lebenspanne ein und erzürne ihn, denn sonst wird er sie vielleicht nicht mit der selben Liebe aufnehmen, wie seine anderen Kinder, wenn es soweit ist."

"Ich pfusch doch gar nicht herum, ich schau doch nur nach ihr.", beklagte er sich.
"Ist das etwa verboten?"