New Chapter School in Aokigahara

Lichtwesen hielten sich immer für etwas besseres. War wohl auch etwas, was Lichtwesen über Dämonen sagen würde. Im Grunde waren sich beide Spinnefeind und würden nie grün miteinander werden.
Cade ging nicht auf den Abschied ein, Raiko warf einen kurzen Blick über ihre Schulter und folgte dann Cade. Sein Zimmer herrichten und sich dann leise verdrücken und den Weg zurück zu ihrem suchen.
Sie verlief sich drei Mal, probierte ein paar Zimmer durch, bis sie schließlich das passende gefunden hatte und leise wie ein Geist hinein glitt.
So leise wie nur möglich richtete sie ihre eigenen Schlafgelegenheit her und zog sich dann eilig Schlafkleidung über, bevor sie unter die Decke rutschte.
Die erste Nacht, ja? Wenn Yuu gedacht hatte, dass er da seinen Schönheitsschlaf bekommen würde, dann hatte er sich ganz gewaltig geschnitten.
Kurz nach Mitternacht fing das Wälzen an. Rechts. Links. Rechts. Links. Stoff, der raschelte. Dann verschnellerte Atmung, leises Keuchen, Wimmern. Und Worte, die kaum zu verstehen waren. Worte, die zuerst leise waren und dann immer lauter wurden.
'Ich sehe nichts.' Das sagte sie. 'Bitte mach es hell.' Frantisch und fast schon wie ein Gebet.

Yuu hatte sich die Zeit mit einem Schulbuch vertrieben, während Raiko Cades Zimmer bewohnbar machte. Da er heute die Führung gemacht hatte, war wenig Zeit geblieben um noch die Texte für den kommenden Tag durchzuarbeiten.
Im ersten Moment bemerkte er Raiko nichteinmal, so leise schlicht sie herein. Daher zuckte er auch leicht, als er eine Bewegung neben sich vernahm.
„Hey“, meinte er leise zu ihr und beobachtete, wie sie sich einrichtete. Natürlich schaute er aber weg, als sie sich umzog!
Die Kleine schien aber nicht sehr gesprächig und so widmete er sich wieder seinen Unterlagen, bis sie schlief.
Irgendwann löschte er das Licht und schlief selbst einen nur sehr kurzen Schlaf, denn nicht bald weckten ihn die fremden Geräusche neben ihn.
Einen Moment blinzelte er verwirrt in die Dunkelheit, als hätte er sich geirrt, dann lauschte er jedoch genauer in die Schwärze, die nur von etwas Mondlicht durch die Fenster erhellt wurde.
Was sagte sie da? Es hell machen?
Er setzte sich auf und eine goldene Flamme erschien in der Luft. Tauchte den Raum in ein sanftes Schimmern.
„Alles okay, Raiko? Soll ich das Licht anmachen?“, fragte er das Knäul aus zerwühlten Decken neben sich.

Sie erwiderte den Gruß natürlich nicht und machte ihr Ding. Es kümmerte sie auch nicht ob er ihr zusah oder nicht. Hauptsache sie kam schnell ins Bett. Sie sollte nicht zu lang von Cade getrennt sein, bevor noch etwas passierte oder er angegriffen wurde.
Es dauerte so auch eine Weile, bis sie in einen unruhigen Schlaf geglitten war und noch eine Weile, bevor aus dem unruhigen Schlaf ein Albtraum wurde.
Und ja, richtig. Sie schlief. Sie hörte nicht, wie Yuu sie ansprach und drehte sich nur weiter hin und her, die Haare klebten ihr schon im Gesicht. Es knisterte leise und ein helles Zucken durchfuhr die Luft um sie herum. Hauchdünn und kaum zu sehen - aber spürbar. Yuu würden sich wohl sämtliche kleinen Härchen aufrichten.

Oh ja, dass taten sie.
Sofort war das Lichtwesen auf der Hut. Zögerlich blieb er noch einen Moment sitzen, ehe er sich erhob und sein Schlafshirt glatt strich.
„Raiko?“, versuchte er es nochmal, ehe er noch mehr Flammen erschuf, um besseres Licht zu haben.
„Alles okay?“
Er kam zu ihrem Bett hinüber und musterte sie besorgt. Dabei dauerte es ein paar Momente, bis er begriff, dass sie noch schlief.
Ein Albtraum?
Langsam ging er neben ihrem Bett in die Hocke und fasste sie vorsichtig an der Schulter.
„Hey, du träumst“, murmelte er und rüttelte leicht an ihr.
„Wach auf.“

Dinge, die man nicht tat, wenn jemand einen Albtraum hatte: Ihn oder sie wecken.
Schon gar nicht, wenn es sich um ein übernatürliches Wesen mit Fähigkeiten handelte.
Innerhalb von Sekunden umfasste ihre Hand ruckartig sein Handgelenk der Hand, die sie berührte. Gleichzeitig riss sie die Augen auf und ohne recht zu begreifen was sie tat, ging eine ganze Ladung Strom auf den armen Vogel los.
Instinktiver Schutz. Sie verteidigte sich nur.

Wer erzählte den sowas? Leuten in Not sollte man immer helfen!
Allerdings waren seine Informationen über Raiko nun auch nicht wirklich SO gut, immerhin war er es, der gleich Hilfe benötigen würde.
Denn im selben Moment, als ihn die kleine Hand am Gelenk umschloss, schoss eine derart gewaltige Ladung Strom durch sein Körper, dass ihm die Luft weg bleib.
Sein Herz fing an zu stolpern und fast schien es so, als würde auch Raikos Herz ein paar Mal unkoordiniert holperte, ehe es Yuu nach hinten auf den Rücken schlug. Im selben Moment schoss Feuer auf Raiko zu, verschwand jedoch einen Augenblick, bevor es sie berühren konnte ins Nichts, als wäre es nie dagewesen. Dunkelheit umschloss sie wieder.
Erst war ein Zischen zu hören, dann ein Stöhnen, während Yuu etwas Blut ausspuckte. Er hatte sich in dem Krampf, den der Strom ausgelöst hatte, auf die Zuge gebissen.
„Scheiße!“, stöhnte Yuu und krallte sich mit den Fingern in die Brust. Alles schmerze, als wären alle seine Nervenenden mit einem Feuerzeug angeschmolzen worden.
„Ich hätte es ahnen müssen, warum sie mir wieder einen ins Zimmer stecken“, keuchte er auf dem Boden.

Noch nicht ganz klar realisierte Raiko kaum, was geschehen war. Ihr Herz raste so oder so schon unkontrolliert voller Angst in ihrer Brust, da fiel das Stolpern kaum auf.
Kurz wurde es gleißend hell, direkt danach wieder dunkel und sie blinzelte heftig, um ihre Augen schneller an den Unterschied zu gewöhnen. Mehr oder minder erfolglos.
Sie zog die Decke enger um sich und rutschte ans Ende ihres Futons, stillschweigend und ohne einen Mucks zu machen.
Sie kannte die Stimme, war sich aber nicht sicher was hier gerade Phase war. Warum fasste er sie an, wenn sie schlief?!

Yuu war zugegebenen Maßen auch noch eine kleine Weile mit sich selbst beschäftigt.
Das hatte ordentlich gesessen!
„Junge junge….“, kam es nach einer Weile aus der Dunkelheit und eine Flamme entzünde sich wieder, während Yuu sich in eine Sitzende Position quälte.
Die Finger hatte er immer noch in die Brust gekrallt.
„Du hast ganz schön Bums…Elektro also. Kein Wunder das der Doc es nicht sehen wollte.“
Er atmete noch einmal gequält aus.
„Du hattest einen Alptraum…nunja…JETZT bist du ja wach.“
Ein Stöhnen als er sich aufrichtete und zum Lichtschalter schleppte um ihn anzumachen.
„Du bist an der Schule. Japan. Ich bin Yuu dein Mitbewohner. Schon vergessen?“, fragte er, als er ihr verwirrtes Gesicht nun bei Licht unter den Decken sehen konnte.
Das Feuer verschwand dafür.

Das hatte auch ordentlich sitzen sollen, immerhin war es eine Verteidigung gewesen.
Sie zuckte etwas und mit ihr eine dünne Spur aus Elektrizität durch die Dunkelheit. Yuus Stimme hatte sie erschreckt.
Es passierte noch einmal, als er die Flamme entzündete. Feuer. Sie blinzelte mehrmals und dann ging auch schon das Licht an.
Einen Albtraum? Sie hatte keine Albträume. Niemals.
Und dann runzelte sie die Stirn.
"Ich weiß, wo ich bin.", kam es fast schon trotzig.

Ihre Antwort konnte bei Yuu nur Kopfschütteln auslösen. Sicher doch wusste sie das.
Nun im Licht sah er prüfend an sich herunter um abzuschätzen, ob sie einen größeren Schaden angerichtet hatte. Aber er sah ganz heil aus. Nur an dem Arm, an dem der Strom eingedrungen war, war sein weißes Schlafshirt am Ärmel leicht angebräunt und roch unangenehm.
Er sammelte sich noch einen Moment, ehe er es sich beherzt über den Kopf zog und zu seinem Wandschank tapste, um sich ein neues zu holen.
„Dann: Es wäre mir echt lieb, wenn wir für die Zukunft kein Barbecue mit mir spielen könnten.“
Immer noch zum Schrank gewandt, war er einen verurteilenden Blick über die rechte Schulter.
„Ich hab‘ ein schwaches Herz!“
Eigentlich hatte er ja gar keines. Zumindest kein eigenes, aber das war eine andere Geschichte. Immerhin wusste er auch nicht, dass genau dieses so nah war wie noch nie zuvor. Noch war er taub, zu Raikos Glück.
Zwar wusste er, dass es keine Absicht gewesen war, aber wesentliche Dinge sollte man lieber einmal vorab klären! Zumal er ungern seine keine ‚Spezialität‘ offenbarte. Unsterblichkeit war nicht gerade das Thema, dass man zwischen zwei Tassen Tee einschob, zumal es selbst für Lebewesen wie sie befremdlich war.
Und die eine Erfahrung, die er bis jetzt mit dem Tod gemacht hatte, reichte ihm voll und ganz. Sie trieb ihm bis heute noch einen Schauder den Rücken hinab.
Ihm war klar warum sie jemandem wie dieses Mädchen zu ihm steckten. Sie war eine der labilen, deren Fähigkeiten stark, aber leider auch enorm gefährlich waren. Ihr Clangefährte  mochte geschickter sein und seine Schatten für Lichtwesen gefährlich, dennoch lange nicht so vernichtend wie der Strom, der hier durch die Luft zuckte.
Raiko war nicht die erste ihrer Sorte auf seinem Zimmer. Es gab immer Mal wieder solche Fälle und er vermachte es auf solche Leute Aufzupassen.
Yuu verzog leicht das Gesicht, als er sich in diesen Gedanken verloren ein neues Shirt überstreifte.
Bis auf diesen einen Fall, in dem er auf ganzer Linie versagt hatte. Dass war jedoch eine andere Geschichte.
In der Regel konnte er sowohl Lichtwesen, als auch Dämonen gut zügeln. Die einen, weil sie ihm natürlich, an ihre Art und seine Stellung unter ihnen gebunden, gehorchten, die andern, weil er sie mit seinem Feuer einzäunen konnte. Ähnlich wie bei diesem Cade. Seine Schatten waren für ihn äußerst schmerzhaft, doch letzten Endes, war Cade nur ein einfacher Dämon – auch wenn er dies nicht wahr haben wollte – und Yuus Gottesfeuer ihm überlegen. Gott hatte den Teufel in seiner vielgesichtigen Gestalt schon immer geläutert.
Und sollte doch Mal etwas schief gehen: Es traf besser den, der nicht sterben konnte. Zumindest nicht langfristig.
Heilendes Feuer war dabei auch nicht ganz unnütz. Genau das umschloss gerade sein Handgelenk und heilte die Brandwunde des Blitzes, während er die Wandschranktür wieder zu zog.
Zwar wirkte es bei ihm bei weiten nicht so gut, wie bei anderen, aber es verschaffte einen angenehmen Abklang des Schmerzes.
Immerhin war es ihm nicht zum Eigennutz gegeben.
Er drehte sich wieder zur Raiko um und warf einen Blick an die Uhr hinter ihr an die Wand.
Viertel nach drei Uhr Morgends. Wunderbar.
Mit dem Handrücken wischte er sich die Tropfen goldenes Blut aus dem Mundwinkel, das noch einen leichten silbernen Schimmer hatte. Ein Zeichen dafür, dass er noch nicht ganz ausgewachsen war.
„Wenn für dich dann alles klar ist, würde ich gern noch eine Runde schlafen!“
Ohne das Licht auszuschalten, ließ er sich auf seinen Futon fallen und zog die Decke über sich, denn ihn beschlich das Gefühl, dass Raiko sich mit Licht wohler fühlen würde und dass wäre zum Vorteil für sie Beiden.
„Nur nochmal zum sicher stellen: Du musst keine Angst vor mir haben, ja? Es gibt keinen Grund sich zu verteidigen. Ich habe noch fast nie jemand etwas getan und es liegt mir fremd zu klein geratene Mädchen im Schlaf anzugreifen.“
Damit drehte er ihr den Rücken zu und zog sich die Decke bis zur Nase hoch.

Raiko: Nur ganz kurz ließ sie den Blick über das Lichtwesen gleiten. Der Ärmel seines Pyjamas war leicht angekokelt, aber ansonsten schien er relativ unversehrt. Merkwürdig. Dabei hatte sie den Eindruck gehabt, dass der Schlag es schon in sich gehabt hatte - dem Energiefluss zu urteilen. Sie runzelte kaum merklich die Stirn, ansonsten blieb ihre Miene glatt. Auch die schnelle Bewegung, in der er sich vor ihr mir nichts dir nichts entblößte, entlockte ihrem Gesicht keine Reaktion. Aber sie beobachtete ihn dabei, wie er sich ein neues Oberteil holte und anzog. Kein Barbecue mit ihm spielen. Sie blinzelte nur, sagte aber nichts dazu. Es war ja keine Absicht gewesen, hätte sie vielleicht sagen können. Aber es brachte nichts, solche Tatsachen auszusprechen. Es war passiert und allein das zählte. Man musste für seine Taten Verantwortung übernehmen. Vor allem, wenn der Betroffene laut seiner Aussage ein schwaches Herz hatte. Krank war, also. Sie schien etwas irritiert, ihr Kopf legte sich zur Seite. "Dann bist du in meiner Gesellschaft nicht gut aufgehoben.", schlussfolgerte sie. Oder besonders gut, sollte er einen Herzinfarkt erleiden, nicht wahr? Aber von sowas wusste Raiko nichts. In ihrer Welt ging es nicht um das Erhalten von Leben oder um helfen und teilen. Und dann schrak die Schwarzhaarige jäh zusammen und machte einen Satz nach hinten und auf die Füße, als er sein Feuer erneut aufflammen ließ. An seinem Ärmel. Raiko fixierte es sofort, stieß ein leises, kaum hörbares Fauchen aus und nahm ein wenig mehr Abstand ein. Sie und ihr Futon, dass sie mit sich mitzog. Mehr Platz zwischen ihnen schuf. Ihre Augen ließen ihn nicht mehr los, jetzt voller Vorsicht und Skepsis. Doch der Feuerjunge legte sich nur wieder hin, zog sich die Decke über. Schlafen, wollte er. Sie richtete ihren Futon wieder gerade und tat es ihm dann gleich. Schlafen. Ohne noch ein Wort an sie zu richten. "Ich bin nicht klein." Oder doch noch vier. Vertrauen würde sie ihm trotzdem nicht.

Sie musste ihm jetzt noch nicht vertrauen. Das taten Dämonen meist nie und wenn dann nur nach einiger Zeit. Er kannte ihren Schlag. Auf ihren Kommentar, dass sie nicht klein war, bekam sie jedoch keine Antwort mehr. Zu müde war der Phönix und er schlief auch sehr schnell wieder ein. Immerhin musste er in aller Frühe aus den Federn.
Kurz vor fünf schlüpfte er leise aus seinem Futon und legte ihn zusammen, damit ihr platzsparender war, achtete aber darauf sie nicht zu wecken. Sein erster Weg führte, nachdem er sich seine Uniform angezogen hatte, in das nächstgelegene Bad, um sich einer schnellen Katzenwäsche zu unterziehen, ehe er sich aufmachte, um in der keinen Kapelle der Schule zu beten. Tatsächlich nicht allein, denn auch einige andere Lichtwesen hatten sich dort versammelt.
Doch Raiko würde nicht allein aufwachen. Nach ca. einer Stunde kehrte er zurück und öffnete die Schiebepalelle die in den Garten heraus gingen und öffnete so den Raum, um den Blick freizugeben auf einen wunderschönen japanischen Garten, der so alt war, dass er tief mit dem herumliegenden Wald verwachsen war und es nur noch schwer auszumachen war, wo das Eine endete und das Andere begann.
Er ließ sich auf der kleinen Veranda nieder, die wie eine Terrasse etwas herausragte und versuchte zu meditieren. Doch es misslang ihn. Es war fast so als würde von dem Mädchen hinter ihm in den Laken ein pochendes, dumpfes und äußernd störend ablenkendes Geräusch kommen. Genervt presste er die Lieder zusammen, aber schon nach einer weiten halben Stunde gab er auf. Der Tag brach gerade an und tauchte alles in ein nebliges Licht. In weniger als einer Stunde würde der Unterricht starten.
„Hey, Kleines“, versuchte er das Mädchen nun also zu wecken und richtete sich wieder auf.
„Mach dich fertig, du willst an deinem ersten Tag doch nicht zu spät kommen.“
Selbst steckte er sich gerade sein Schulsprecherabzeichen an und ging gedanklich seinen Stundenplan nach dem Frühstück durch. Da die zwei Neuankömmlinge angekommen waren, würde wohl erst einmal eine Spezialstunde für ein paar Ausgewählte Schüler stattfinden, zu denen dieser Cade gehörte. Danach würde Sport und Musik auf dem Stundenplan stehen. Vielleicht sogar noch eine Trainingseinheit. Zudem musste er den beiden neuen noch die Schulclubs zeigen, damit sie sich einem zuteilen konnten. Seufzend zupfte er seine Haare zurecht und sah, wie weit das zierliche Dämonenkind gekommen war.