Heruntergekommener Bahnhof

Er neigte leicht den Kopf.
"Was willst du wissen?"

"Na alles. Liron ist viel zu erklemmt!"
Sie grinste ihm zu, er lächete nicht zurück.
"Wie alt bist du? Wie viele gibt es denn noch? Trinkst du Blut? Kannst du fliegen? Kannst du dich in eine Fledermaus oder einen Wolf verwandeln?"

Er warf seinem Sohn einen kurzen Blick zu und stützte dann die Ellenbogen auf den Tisch.
"Man fragt einen alten Mann nicht nach seinem Alter.", meinte er dann, musste etwas Grinsen.
Doch es verschwand schnell wieder.
"Es gibt viele von uns, Viele leben auch unter Menschen. Ich kann weder fliegen, noch mich in irgendein Wesen wandeln oder Blut trinken. Es gibt unterschiedliche Rassen. Ja, es gibt Vampire. Es gibt auch 'Werwölfe', obwohl sie eher Gestaltwandler sind, als die Monster aus den Geschichten. Vampire können sich übrigens auch nicht in Fledermäuse verwandeln."

Sie hing ihm an den Lippen.
"Echt nicht?", kam es dann aber doch etwas enttäuscht.
"Schade."

Er musterte sie.
"Aber ich kann etwas anderes tun. Willst du es sehen?"

Man hörte Lirons Finger knacksen, als er die Hände unter dem Tisch zu Fäusten ballte.
Sämliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
Seine Freundin ignorierte ihn.
"Klar, zeig her!"

"Hast du keine Angst, was es sein könnte?"

Schulterzucken.
"Liron beschütz mich zur Not."

Er hob die Hand, die Handfläche nach oben gerichtet, über der ein kleiner, schwarzer Ball erschien, der sich im nächsten Moment zu einem Häschen verformte, über seine Hand hüpfte und sich dann mit wackelndem Näschen aufrichtete.
Wie damals bei Neo.

Einen Moment herrschte Stille, dann hörte mans Liron Stuhl rücken.
Schnell verschwand er in der Küche.
Seine Freundin sah ihm nicht nach, musterte immer noch das Häschen.
Zumindest solage bis Anabelle in ihrem Arm danach tatschte.
Blinzeln.
"Ist das wie Magie oder ein Tick?", fragte sie dann interessiert.

Sein Ausdruck verschloss sich sofort, als der Stuhl über den Boden schrammte und mit dem Schließen seiner Hand, verschwand auch das Häschen.
"Wie Magie ohne Zauberspruch.", meinte er ruhig, bevor er sich erhob.
"Ich sollte gehen."

Er wurde am arm festgehoben.
"Quatsch. Setzt dich wieder. Du weißt doch wie Liron ist, er ist doch dein Sohn. Er ist manchmal etwas...anstrengend. Will mich vor allem beschützen. Er ist sich selbst mehr eine Blockade, als alle anderen."

Der Apfel fiel eben nicht weit vom Stamm, nicht wahr?
Er starrte unbewegt auf sie herunter, setzte sich aber langsam wieder.

"Der beruhigt sich schon wieder. Komm zeig nochmal was!"

Cade war sich da nicht so sicher.
"Das letzte Mal, als er wütend auf mich war, hat er Jahrzehnte nicht mir gesprochen. 'Schon wieder' ist ein sehr optimistischer Begriff.", meinte er, bevor auf dem Tisch eine in etwa glashohe Katze erschien.

"Nur weil er meint, er musst seine Familie vor allem und jedem beschützen. Ich bin schon fast 10 Jahre mit ihm zusammen, ich weiß von was ich rede."

Leichtes Grinsen.
"Dabei war er so niedlich, als er klein war."

"Ach ja?", auch sie grinste.
Natürlich wusste sie nicht viel über seine Vergangenheit, daher war dass doch eine um so spannendere Info.
"Er ist oft niedlich. Vorallem mit den Kids."

"Er hat noch sehr lange in meinem Bett geschlafen. Selbst in der Pubertät kam er immer wieder."

Sie lachte.
"Hört sich nach ihm an!"

Er lächelte etwas.
"War eine richtige Klette."

"Bei Calebs Geburt ist er fast durchgedreht und letztendlich Ohnmächtig geworden, bevor es soweit war..."
Eine scheinbar lustige Erinnerung für sie.
"Es ist schön Mal etwas mehr von ihm zu erfahren."

Jetzt grinste er ganz offensichtlich.
"Wirklich?"

"Jep!"

Leises Lachen.

"Du scheinst ein guter Mensch zu sein. Liron hat Glück mit dir als Vater!"

"Ich bin kein Mensch."

"Irgendwie schon ein kleines bisschen."

"Nein."
Er nickte auf das Kätzchen.
"Menschen können sowas nicht."

Das Kätzchen, dass seine Enkelin erfreute.
Die hatte ihre Freude damit.
"Nunja...aber du siehst aus wie ein Mensch, sprichst wie einer, hast wie ein Mensch gelebt und einen Menschen geliebt. Ein Kind mit einem. Dass macht dich doch sehr Menschlich. Menschlicher als ein Hund oder ein Baum."