Heruntergekommener Bahnhof

Cade musterte sie weiterhin.
"Hm...mal schauen. Ich denke, ich schau sie mir mal an und frag dann Yuu, ob er sie haben will. Wenn ich mit ihr fertig bin."

Yuu konnte nichts mit Kirins Anfrangen.
Diese Wesen hatten als Heiler einen tiefwährenden Frieden mit Phönixen.
"Gar nichts wirst du dir anschauen!", knurrte sie und trat Creon auf den Fuß, den Blick der braungrünen Augen fest auf Cade gerichtet.
Das war also der Nachfolger von dem Kind?

Cade zog die Augenbrauen nach oben.
"Meinst du, sie ist immernoch so frech, wenn sie sediert auf dem Tisch liegt?"
Schon, aber vielleicht hatte er irgendeinen Nutzen von ihr.
Vielleicht sogar in naher Zukunft.
"Ich bezweifle es."

Das Wesen bekam große Augen und bemühte sich nun still zu stehen.
Schlucken.
"Können...können sie mich bitte loslassen?", versuchte sie es höfflicher.
Kirins waren mächtiges Heiler. Sie standen Phönixen in fast nichts in diesem Bereich nach. Sie konnten besser heilen als die Vögel aber eben nicht wiederbeleben.
Aber dennoch. Wertvoll war sie.

Richtig. Sie war wertvoll.
Und da Yuu in demselben Bereich war, konnte er sie ihm ja auch ein bisschen erziehen.
Cade wollte ihr ja nichts zuleide tun.
Creon ließ sie nun jedoch wirklich los.
"Weglaufen bringt nichts."

Für ein Fluchtier schwer stehen zu leiben.
"Was wollen sie von mir?", fragte sie nun leise.

"Nichts schlimmes, keine Angst."
Er lächelte.
"Ich will mich nur etwas mit dir unterhalten."

"Unterhalten?"
Schlucken.
Im Auto ertöne wieder quitschen und die Kirin horchte auf.
Vorsichtig ging sie ein paar Schritte Rückwerts um den Blick nicht von Cade zu wenden und öffnete die hintere Autotür.
"Oh...", machte sie und beugte sich schnell in das Auto um das Kalb von der angetrockneten Fruchtblase zu befreien.
"Und was wollen sie mit einem Jungen?"

Cade grinste wieder.
"Ja, unterhalten."
Creon beobachtete die Kirin, bereit dazu sie einzufangen, sollte sie fortlaufen.
"Ich hab es gerettet.", meinte er dann scheinheilig.
Cade verkniff sich ein Lachen.
"Ich tu ihm nicht weh, keine Angst."

"Gerettet?"
Sie schüttelte leicht den Kopf.
Gedanken Ordnen.
Mühsam versuchte sie es aus dem Auto zu ziehen.
Wo war verdammt nochmal seine Mutter?

Tot.
Creon ließ ihre Frage so stehen und half ihr einfach.

Vielleicht besser so.
Ihr hat es leid um das kleine, fast 50kg, schwere Ding. So jung und schon verunreinigt durch diese Teufelsanbeter.
Sie warf einen Blick zu Cade.
"Dann reden wir schnell und ich kann gehen."

Ein kurzer Blickwechsel zwischen Cade und Creon.
Wer hatte denn was von gehen gesagt?
"Na dann..."
Der Schwarzhaarige machte eine Handbewegung gen Haus, kräuselte spöttisch die Lippen.
"Keine Angst. Die beißen alle nicht."

"Ach ja?"
Ihr ging es weniger um das Beißen. Eher um deren Unreinheit.
Den Blick warf sie auch ab und zu über die Schulter.
Sah nach dem Kalb, das hinter ihnen herstrauchelte.

Keine Sorge, sie beeilten sich nicht sonderlich.
Cade ging voran, Creon bildete das Schlusslicht.
Keine Angst, er tat euch wirklich nicht.
So tief war er noch nicht gesunken.
Cade führte sie in sein Büro, bedeutete der Frau, Platz zu nehmen.

Sie sah etwas unschlüssig auf den Stuhl plumpste dann aber darauf.
Kirins saßen eigentlich so gut wie nie.
Sie lagen oder standen.
"Also?"

Das war Cade gerade egal.
Cade nahm ihr gegenüber Platz, zog sich einen Notizblock hinzu und kritzelte etwas drauf.
"Wie ist dein Name? Alter?"

Sie blinzelte etwas.
"Koke, man frägt Frauen nicht nach ihrem Alter."

Cade zog die Augenbrauen leicht hoch, lächelte sie dann aber freundlich an.
"Koke...du befindest dich in einem Haus voller Dämonen...und du willst mir ernsthaft eine Antwort verweigern?"

"Weil es eine unhöfliche Frage ist. Haben Dämonen keine Manieren?"

"Verzeih, aber solche Fragen gehören zu meiner Natur.", antwortete er immernoch freundlich.
"Ich beschäftige mich unheimlich gerne mit biologischer Materie...und ich hatte gehofft, dass du mir freiwillig antworten geben willst. Ich wollte euch eigentlich nicht länger als nötig hier behalten."

Sie seufzte und zupfte etwas an ihren Haaren.
"Ich gebäre im nächsten Frühling."
25 Menschenjahre, Cade, sah man ansonsten am Horn.

Das würde er gleich alles in Erfahrung bringen.
Er fragte der armen Kirin wahre Löcher in den Bauch.
Fast zwei Stunden lang.
"Wie entwickelt ihr euch?"
Grundfrage, ehe er es selbst beobachten würde.
Dann...ja, dann konnte er sie zu Yuu schicken. Was der mit ihr machen würde, war ihm dabei gleich.

"Wir tragen 7 bis 18 Monde, je nach dem ob Weibchen oder Männchen geboren werden. Zu dieser Zeit werfen wir die Jungen. Von diesem Tag an leben sie in der Herde die nur aus Weibchen bestehen...mit 21 sind die Weibchen auswachsen. Sie werden 4 Jahre lehert wie man Kälber bekommt und großzieht, ehe sie im 25ten Herbst mit zu der den Böcken gehen."
Ab und zu huschte ihr Blick zur Tür. Der Fluchtweg.
"Böcke können aber erst mit weit als 100 Jahren zeugen. Wenn ihr Horn sich um die eigene Achse gedreht hat. Wie bei gehörnten Pferden."
Das Horn der Weibchen war da viel schlichter.
"Kann ich gehen?"

Interessant.
Cade lächelte sie wieder an.
"Habe ich jemals davon gesprochen, dass du gehen darst?"

"Sie haben gesagt sie werden uns nichts tun."
Sie stand auf.
"Ich gehe jetzt."

"Richtig. Ich tu euch auch nichts."
Das Lächeln wurde breiter.
Creon versperrte ihr den Weg.

Och Cade, mach ihr doch keine solche Angst.
Meckernd stieß das Kirinkälbchen gegen Kokes Bein.
Hunger!
"Lassen sie mich durch. Ich habe mich unterhalten."

"Und wo willst du hin, kleine Kirin? Deine Herde ist tot."

"Zu den Böcken?", meinte sie.
"Bei ihnen bleiben bis wir auf eine Herde mit Weibchen stoßen?"
Von denen gab es aber nicht mehr wirklich viele...
Musste Cade ja nciht wissen.