Feuertempel [6]

Er lies es unter seinem Hemdchen verschwinden.
"Was meinen Sie?"

"Mein Medaillon. Gib es mir."
Sie knurrte ihn immernoch an.

"Ich glaube ich hab es verloren."
Er rutschte vorsorglich schonmal von ihr weg.
Er hatte das Geld und das Blingbling....was wollte er mehr?

"Lügner."
Die Blitze schlossen nun einen Kreis um Beide.
"Gib.es.mir."

Eine Feuerwelle überrollte Die Wiese und Riss eine Unterbrechung in die Blitze durch die er huschte und schnell wegrannte.
Das Haus brannte seiter und Raiko war auch etwas angeschmorrt.

Kazuya schlief seelenruhig weiter, während Raiko gerade ganz andere Sorgen hatte.
Oder auch nicht...
Sie saß einfach nur auf der Wiese und starrte ins nichts.
Noch etwas war verloren gegangen.

Yuu hingegen zog sich die Kirchenkleidung aus und warf sie in die nächste Mülltonne, ehe er sich in sein Versteck in der Stadt aufmachte.
Dort wohnte der nämlich in einem Leerstehenden Dachboden eines Bäckerhauses.
Schnell wurde das Geld und die Kette zu seinen anderen Wertsachen gelegt,
Der Tag hatte sich gelohnt!

Kazuya, der das Dilemma ein paar Stunden später auch bemerkt hatte, verzweifelte fast.
Zack, hatte Raiko eine kleben.
"Was hast du jetzt schon wieder gemacht!? Mom!"
Es kam keine Reaktion und das machte ihn nur umso wütender.
Nun...erstmal musste er eine Bleibe für die Nacht finden.
Das Haus war hin.

Yuu schleif heute Nacht sicherlich gut.
Wieder ein paar Leute abgezockt.

Kazuya brachte Raiko erstmal rein und versprach ihr, zurück zu kommen, sobald er etwas neues gefunden hatte.
Aber er kam nicht wieder.
Nicht mehr.

Dafür kam Yuu wieder und sah sich in dem verbannten Haus nach noch was brauchbarem um, ehe er über Raiko stolperte.
"Was machen sie denn immer noch hier?"

Sie reagierte noch viel weniger, als vorher.
Es war, als würde man vor einer Puppe sitzen und für einen kurzen Moment gedacht haben, sie sei lebendig.

Yuu zog die Brauen zusammen und sah sie verwundert an.
"Miss? Wo ist ihr Freund?"
Er setzte sich neben sie, leicht gegen ihre Schulter gelehnt.
"Seinen Sie doch nicht beleidigt, sie sollten so einen Schmuckstück eben nicht mit sich herum tragen, das muss man ja gerade so klauen!"
Schon lag er auf ihr drauf.
"Misssssss! Halloooo! Oh wissen Sie was? Sie riechen gut."
Es wurde über ihren Hals geleckt.
Na Raiko, klingelte es langsam? Auch du müsstest langsam was riechen...erkennst du deinen eigenen Mann nicht?
Der gleiche Duft, die leicht Stimme, die wärme seiner Haut, seine Berührungen und seine Art.
"Lady Raiko?"

Keine Reaktion.
Sie zuckte nicht einmal zusammen, als er ihr über den Hals leckte, wie sie es normalerweise getan hätte.
Nichts klingelte. Rein gar nichts.

"Hallooooooooooooooooooooooooooo!"
Er faste ihr in den Ausschnitt. Da reagierten Frauen doch immer drauf.

Nicht so Raiko.
Sie war eben nicht wirklich hier.

Yuu seufzte langgezogen, ehe er von ihr herunter rutschte um noch ein paar Wertsachen zu such.
Als er nicht fündig wurde, sah er nocheinmal kurz zu der Dämonin und wank ihr zu.
"Bis dann mal..."
Weg war er.

Eine Weile lang blieb sie, wo sie war, stand dann aber auf und tappte rüber zu dem Fenster, auf dessen Sims sie sich setzte.
Die Beine wurden ebenfalls hinaufgezogen und die Stirn an das Glas gelehnt.
Wo war sie hier? Warum war es so dunkel?

Die nächsten Jahre würde Raiko nichts mehr von Yuu hören, was jedoch egal, war, da sie sich sowieso nicht an ihn erinnerte.
Nur an einem Tag würde er kommen. Und an diesem einen Tag.

In dessen Wochen davor Raiko, wie von ihr prophezeit, nur noch schlief, immernur im Minutentakt wach wurde und jedesmal spürte, wie es ihren Körper mehr und mehr zerstörte.
Und jedesmal wusste sie nicht, warum sie allein in dieser Dunkelheit war.

Nicht weit von ihr Entfernt hatte Yuu einen Blick auf sie..wartete, wie ein Gaier auf ihren Tod.

Ein paar Stunden lang schlief sie auch noch unruhig, ehe sie langsam die Augen öffnete.
Rein instinktiv glitt Raiko von dem Sims und trat ein paar Schritte in die Mitte, des Raumes, bevor sie stolperte und auf den Boden fiel.
Schmerz pulsierte durch ihren Körper, noch in sanften Wellen.
Das frohlocken der Geister hallte durch ihren Kopf.
Endlich bekamen sie, was sie wollten!
Freiheit!

Schon wurde Raiko in ein paar weiche Schwingen gehüllt, als Yuu nun doch endlich zu ihr kam.
Es war Zeit...

Und dann fing wieder alles von vorne an.
Die Kälte, die Dunkelheit, die Einsamkeit.
Ihr zierlicher Körper verkrampfte sich und rollte sich zusammen.
Wie ein letzter, kläglicher Versuch sich zu schützen.
Doch er scheiterte genauso kläglich.
Zittern ergriff besitz von ihr, ebenso wie jetzt Schluchzer ihren Körper schüttelten.
Das war der Anfang.
Der Anfang ihres Lebens und doch nun das Ende ihres Daseins.
Ein Leben, dass schon in Kindesjahren erloschen war, ein Dasein, dass erbarmungslos zum existieren gezwungen wurde.
Und umso intensiver es sie schüttelte, um so größer wurde der Schmerz.
Zwangen die Reste ihrer Seele, sowie auch ihren Körper zur allumfassenden Resignation.
Auch ihre Schenkel presste sie fest zusammen, fing an zu schreien, während sich langsam das Leben um sie herum ausbreitete.
Weiter und immer weiter ging sie erneut durch ihr Leben, wimmerte ab und an etwas.
Worte, Namen, Verneinungen, Hilfeschreie...

Die Schwingen wurden zu Armen, als Raiko an Yuu gedrückt wurde.
Er hatte sich zu ihr hinabgesetzten und strich ihr leicht über die Wange.
"Es wird alles gut, Raiko, scht..."

Ihr Körper wand sich vor Schmerzen, sie schlug um sich.
Egal...egal wie, es sollte irgendwie aufhören.
Und dann endlich - nach Stunden - verstummte alles.
Schwer atmend und hemmungslos zitternd hörte sie auf sich zu winden.
Ein leises, ironisches, fast schon glucksendes Lachen ertönte.
Mittlerweile bedeckte ihr Blut fast den ganzen Boden.
Aber nichts passierte mehr.
Es herrschte Ruhe.
"Du Lügner..."
Im nächsten Moment erstarrte sie schon.
Denn jetzt kam alles auf einmal.
Mit einem Male schrie sie auf.
Verzweifelt, schmerzerfüllt und voller Angst.
Sie bäumte sich auf, hatte das Gefühl wahnsinnig vor Schmerz zu werden.
Und dann - mit diesem Schrei - kehrte Stille ein.
Totenstille.
Nur das Blut und der dunkelblaue Lichtball mit schwarzem Kern, in den sich ihr Körper augelöst hatte, erinnerten an ihre Existenz.
Eine weitere Kerze war erloschen.

Yuu stand vorsichtig auf und sammtelte die Manes.
Blut beschmirrt und leicht zitternd ging er aus dem Haus.
"Ich weiß."
Dann schnitt er sich die Haut auf und verleibte sich die Manes ein.
Fürs Vorerste.

Fast schon zärtlich schmiegten sich kurz ein paar Blitze um seinen Unterarm.
Es war ja nicht so, dass sie gänzlich verschwunden war.

Gähnend fuhr sich Kazuya durch die Haare und schmiss die Wasserflasche - die er in der Hand hielt - in irgendeine Ecke.
Das Leben war so viel einfacher geworden.
Er hatte seine Ruhe, gute Noten, Geld ohne Ende.
Was wollte er mehr?
Er machte die Kühlschranktür auf und warf einen kurzen Blick herein, seufzte und schloss sie wieder.
Musste er eben einkaufen gehen...
Es wurde sich flugs angezogen, bevor es losging.

"Und zuletzt durfte ich dich noch sehen...danke Raiko. Danke das du gewartet hast", hauchte Yuu nur und strich über seinen Arm, ehe er sich auf den Weg in die Stadt machte.
Ohne nocheinmal zurück zu blicken.
Das war nur noch ihr Körper gewesen...

Immernoch müde ging Kazuya die Straße entlang.
Er war ja auch die ganze Nacht wachgeblieben, um zu lernen.
Immerhin wollte er nach seinem Abschluss hier weg.