New Chapter School in Aokigahara

Start

Yuu lehnte sich mit einem Seufzten an die Fensterscheibe des zweiten Stocks und betrachtete eine dunkle Limousine die gerade die gewundene Auffahrt des Anwesens hinauf fuhr.
„Wieder neue? So spät?“, sagte eine kühle Frauenstimme hinter ihm.
„Eures gleichen ist immer etwas schwerer zu….überzeugen.“
Missfälliges Schnauben hinter ihm.
„Hat dein Bruder die Zimmerhälfte schon frei geräumt?“
„Bin ich seine Sekretärin?“
„Schon gut.“
Er richtete sich auf und lies die Knöchel knacken.
„Dann begrüßen wir sie mal.“

Unten vor den Toren hielt just in diesem Moment das Fahrzeug und beförderte Cade und Raiko ans späte Tageslicht.
An den Stufen zur Eingangstür hielten sich schon ein groß gewachsener, breitgebauter Mann in schwarzem Anzug, ein ziemlich kleiner Lockenkopf mit großen Hörnern und eine vollbusige Dame mit radikal kurz geschnittenem rotem Haar die ihre langen spitzen Ohren zur Geltung brachten.
Ein weiterer Mann in Anzug holte gerade die Koffer den Beiden aus dem Kofferraum.
Die Rothaarige tippte sich mit einem lila lackierten Finder an die Lippen.
„Die Fahrt hat wohl länger gedauert als Gedacht….“
„Wen wundert es den!? Alaska…“, spuckte der Schrank neben ihr in einem starken russischen Akzent aus und verzog die das Gesicht.
„Alaska hat nicht wirklich etwas mit den Amis zu tun, mein Lieber“, meinte die Elfe und tätschelte ihm die Oberarme, die ungefähr zwei Mal so breit waren wie sie, ehe sie einen Schritt auf die Beiden zu machte.
„Herzlich willkommen an unserer Akademi, im Außenposten Aokigahara!“, begrüßte sie sie mit einem Strahlen.
„Wir freuen uns, die Familie Hiyoshi nun auch endlich an unserer Schule begrüßen zu dürfen.“
Dem Lockenkopf hinter ihm entrutschte ein leises nervöses ‚Määh‘ und die Autotüren hinter ihnen wurden zugeschlagen, ehe sich das Auto in Bewegung setzte.
Kein Entkommen mehr für die Beiden.
„Ich bin mir sicher eure Reise war anstrengend und zwei wundervoll bequeme Betten warten auch schon auf euch, doch davor müssen einige Formalitäten geklärt werden. Wenn ich mich also vorstellen darf: Mein Name ist Alari Ezala. Für euch Proffessor Ezala, mein Kollege Dimitrij Babochka.“
Sie deutete auf den laufenden Schrank, der kurz nickte, während im selben Moment die Eingangstür einen Spalt breit geöffnet wurde und Yuu mit zwei Bündeln in der Hand herausschlüpfte um sich neben den Widder zu stellen.
“Und Schulsprecher Rô Yagi und Yuu Kurohonô, die euch gleich herumführen werden.“
Yuu winkte mit seiner freien Hand, während der Lockenkopf nur ein leichtes Zucken zustande brachte.
Alari klatsche in die Hände, als wäre alles gesagt.
„Nun gut, dann lasst uns hinein gehen, es gibt noch einiges heute Abend zu erledigen.“
Mit einem Lächeln öffneten sich die schweren Holztüren des Anwesens und machten den Weg ins Innere frei.

Über 14 Stunden. Über verdammte 840 Minuten hatte die Reise gedauert.
Das waren 50.400 Sekunden vergeudeter Lebenszeit.
Zeit, die man hätte anders füllen können. Cade hätte dutzende Ideen gehabt, was er eher hätte tun können, als mit Raiko, seiner unfreiwilligen Begleitung, den Weg bis hier her abzusitzen.
Und es gab noch viel mehr Dinge, die sinnvoller wären, als diese verdammte Akademie zu besuchen. Manche würden sich fragen wie der Rat auf die Idee gekommen war ihn hier her zu schicken - zu verbannen - damit er angeblich die Rassen studieren könne. Aber er wusste es ganz genau: Sie wollten ihn aus dem Weg haben. Diese alten, faulen und machthungrigen Hyänen wollten die Vormundschaft über den Clan haben. Teufel weiß, was sie in seiner Abwesenheit wieder alles verbocken würden.
Der Gedanke machte ihm Kopfschmerzen. Üble Kopfschmerzen. Der Schwarzhaarige rieb sich die Schläfen und stieß ein tiefes Seufzen aus. Als ob er nicht schon über sämtliche Rasse Bescheid wissen würde. Als ob er es nicht schon studiert hätte. Es würde ihm gut tun, hatte man ihm vorgehalten. Was wussten die schon was ihm gut tat? Nichts wussten diese Dummköpfe. Rein gar nichts.
Die Limousine, die man ihnen zum Flughafen geschickt hatte, wurde langsamer und hielt schließlich an. Der Fahrer stieg aus, Türen wurden geöffnet und mit einem missmutigen Gesichtsausdruck trat Cade Hiyoshi aus dem Auto heraus. Die Augenbrauen mürrisch zusammengezogen und die Lippen leicht aufeinander gepresst musterte er das Empfangskomitee, was man ihnen bereitete. Oder eher ihm - immerhin musste man ihn gebürtig empfangen.
Hinter ihm hörte er das leise Rascheln von Kleidung und wusste ohne hinzusehen, dass sich Raiko fast laut los zu ihm gesellt hatte. Natürlich hinter ihm und mit zwei Schritten Abstand. Ganz so, wie es sich gehörte.
Er warf ihr keinen Blick zu, sondern musterte lieber die kleine Ansammlung an stinkenden Lichtwesen. Widerlich. Kleine Gottesheuchler.
Cade erwiderte nichts auf die Begrüßung der rothaarigen Frau, die von ihm eine ebenso abschätzige Musterung bekam wie der Rest von ihnen. Nur sein Ausdruck wurde finsterer, als sie ihre Freude zum Ausdruck brachte, dass seine Familie nun diese Schule besuchen würde. Schmeckte ihm so gar nicht - warum wohl war hier nie jemand aus seiner Sippschaft gewesen? Die Gründe waren unzählig.
Die Autotüren fielen mit einem lauten Knallen hinter ihnen zu und das Auto setzte sich in Bewegung. Jetzt war es endgültig. Hier waren sie - verbannt aus den heimischen Hallen. Sein Blick rutschte hinter die Rothaarige, auf eine kleine, nervös aussehende Gestalt. Eine...Ziege? Ein Schaf? Er war sich nicht ganz sicher. Aber wenn er sich eines sicher war, dann, dass sie Angst hatte. Er roch es förmlich. Wie sie aus seinen Poren quoll. Und vielleicht fixierte er deshalb das kleine Wesen und starrte es an. Kaltes Grau traf auf den unruhigen Blick.
Die Vorstellungsrunde fand er albern, aber er hob das Kinn ein wenig an und richtete sich ordentlich auf.
"Cade Hiyoshi.", informierte er Professor Ezala, obwohl diese das sicherlich schon wusste, "Und das ist Raiko Hiyoshi.", stellte er Raiko dann auch noch vor, die mit unbewegter Miene leicht den Kopf neigte.
Und dann seufzte Cade unwillkürlich schon wieder auf. Eine Schultour. Na klasse - als hätte er den ganzen Tag dafür Zeit. Auf seinem Laptop befanden sich sicherlich schon wieder ein dutzend E-mails, die darauf warteten von ihm beantwortet zu werden.
Die Türen öffneten sich und er setzte sich in Bewegung - zielstrebig und selbstbewusst, obwohl er nicht einmal wusste wohin es gehen sollte.
"Wo fangen wir an?", fragte er dann ohne Umschweife. Ganz nach dem Motto: Bringen wir es hinter uns.

Vermutlich würde Cade mit seinen Vermutungen recht behalten, doch dass alles würde nichts an dem Umstand ändern, dass er für die nächsten Monate hier festsitzen würde. Ganz sicher würden noch einige Regel geben, die ihn noch mehr stören würden, als 50.400 verschwendete Lebenssekunden. Der Umstand, dass sein allzu fürstliches Leben nun eine 180 Grand-Wendung hinlegen würde, wäre nur eine davon.
Der Weg in das Innengebäude führte in eine große Eingangshalle, von der aus mehre Treppen nach oben führte. Ein Blick nach oben gab eine große Galerie zum Vorschein, die sich über vier oder fünf Stockwerke zog und von einem gläsernen Dach überzogen wurden. Das ganze Schulgelände überstrecke sich auf mehre Gebäude, wobei es sich bei diesem um das Hauptgebäude handelte, dass an ein älteres, abgewandeltes Schlossgebäude erinnerte.
„So so, ihr seid also die Neuen“, grinste Yuu der direkt hinter Cade und Raiko den Eingangsraum betreten hatte.
„Dann führen wir euch Mal herum. Vorgestellt hat man uns ja schon.“
Die Vorsteller hatten gerade die Tür geschlossen und hatten sich abgewandt. Irgendein schnelles Gespräch in Elbisch.
„Rô und ich werden euch hier schon alles wichtige zeigen!“, er reckte den Daumen hoch und zog das mickrige Schaf kumpelhaft an sich heran. Der Lockenkopf erstarrte im selben Moment und seine Locken verfingen an Yuus Brust gepresst in seinen Hörnern.
„Wir beiden wissen hier über alles Bescheid, also zögert nicht, eure Fragen an uns zu stellen!“, er reckte einen Daumen und ließ den Wandler wieder los, der sichtbar erleichtert schien, aber noch immer kein Wort sagte.
„Äh, vergesst nicht die beiden erst zu Okeanos zu bringen!“, hörte man die Elfe noch von fern her aus einem Gang zwitschern, ehe eine Tür knallte.
Yuu grinste und schüttelte er den Kopf. Als würde er, dass vergessen.
„Okay okay, also erstmal in den Keller. Ihr musst durchgecheckt und in das System ausgenommen werden.
Er klemmte sich die Bündel unter den Arm und winkte die beiden mit sich.
„Hier entlang, Cade und…“, er mustere die hübsche Frau hinter dem Schwarzhaarigen, „..Raiko, nicht wahr? Ist echt cool noch ein Mädchen dazuzubekommen. Das ist hier echt Mangelwahre!“, meinte er zufrieden und gaffte Raiko gleich noch ein zweites Mal schamlos an. Rô trottete hinter ihnen her zu den Treppen, die sie hinab stiegen.
„Ihr werdet euch ganz schnell wie Zuhause fühlen! Wir haben sogar schon ein paar von eurer Sorte! Echt ein Glück. Vielleicht kennt ihr euch sogar…obwohl ich glaube sie sind aus Europa, oder Rô?“
Ein leises Mucken von hinten.
„Ah und die heißen auch anders. Katoschi oder so heißt eure Herde, oder?“
„Clan“, kam es leise und undeutlich.
„Was?“
„Clan.“
„Kannst du unter deinen Flussen Mal deutlicher reden? Man, man versteht ja kein Wort!“
„Es heißt Clan. Clan. Nicht Herde“, brachte Rô etwas lauter hervor, die Augen immer noch hinter denen Haaren begraben.
„Oh, achso. Ja ich komm da auch immer durcheinander“, meinte Yuu munter und kratzte sich am Kopf.
„Bin mir auch nie sicher wie man das bei Delphinen nennt.“

Nichts, was ihn beeindrucken würde. Die Halle kam ihm eher trist vor, schlicht und einfach nur veraltet.
Auch die von ihnen beiden auserkorenen Führer schienen ihn alles andere als zu beeindrucken. Besser noch: Er fand sie absolut lächerlich. Vor allem das kleine Tierchen, dass nicht den Mund auf machen konnte. Yuus Angebot einfach eine Frage zu stellen wurde geflissentlich ignoriert. Als hätte er, Cade Hiyoshi, eine Frage. Lächerlich.
Doch die nächsten Worte fingen seine Aufmerksamkeit ein und er runzelte die Stirn.
"Durchgecheckt?", fragte er finster und sein Blick huschte für einige wenige Millisekunden zu Raiko.
Was sollte das denn jetzt heißen?! Er würde ganz sicher nicht irgendeinen Quacksalber an sich heran lassen. Egal, ob es nun eine 'Vorschrift' war oder nicht. Er war Cade fucking Hiyoshi. Niemand sagte ihm, was er zu tun und zu lassen hatte.
Yuus weitere Worte wurden von Cade wieder ignoriert, wie zuvor auch schon und auch die Unterhaltung der beiden Speichellecker tangierte ihn wenig. Er war zu sehr damit beschäftigt über dieses ominöse 'durchchecken' nachzudenken und sich darüber zu ärgern.
Raiko hingegen hörte ein wenig interessierter zu, sagte aber nichts und warf immer wieder einen Blick zu Cade hinüber. Yuus offensichtliches Gaffen wurde mit einem irritierten Blinzeln und einem raschen Abwenden ihres eigenen Blicks quittiert. Wie merkwürdig. Waren alle Lichtwesen so komisch?
"Delfinschulen.", kam es dann abwesend von Cade. Gott, war der Junge beschränkt?
"Man nennt es Schulen." du Analphabet..

„Ah, ja ja…da war was…“, murmelte Yuu schon wieder etwas Abwesend, weil er an seinem Kragen herumfummelte.
„Wenn wir gerade bei Schulen sind. Wir haben hier ein paar Regeln die wir euch nach und nach erklären. Aber eine schon vor ab: Sämtliche Elektronik am Schulgelände, die zum Privatbesitz zählt, ist verboten. Es wird euch abgenommen und für die Schulzeit verwahrt. Wir haben aber 2 Mal die Woche Telefonzeiten, in denen ihr eure Eltern anrufen dürft.“
Es gab ja immer Leute, die sich bei ihren Eltern ausheulen mussten. Die Beiden sahen sowieso so aus, als wären sie aus einem überbemutterten Privilegiertenhaushalt. Ich mein, hatte er Kerl da Manschettenknöpfe!?
„Also wenn ihr noch Handy bei euch habt, könnt ihr sie mir jetzt geben. Glaubt ihr, es ist auf jeden Fall besser bevor wir beim Doc sind.“
Er strecke die Hände nach ihnen aus, verlangsamte aber nicht seinen Schritt.
„Die Elektronik in euren Koffer wird gerade auch aussortiert und der Rest auf euer Zimmer gebracht“, murmelte Rô im Hintergrund.
„Ja, ihr sollt euch hier voll und Ganz auf die Schule konzentrieren. Zudem dient es der Geheimhaltung dieses Ortes. Wir müssen äußerst vorsichtig sein, den dieser Außenposten hier ist speziell für die Neuen und die, deren Fähigkeiten, als gefährlich eingestuft werden. Nicht umsonst wurde die Schule im ‚Meer der Bäume‘ errichtet.“
„Die Bäume stehen so dicht, dass aus der Luft auch ohne die Schutzbänne fast nichts zu sehen ist und die Tatsache, dass dieser Walt als Selbstmordwald bekannt ist, erleichtet….nunja. Also die Vertuschung von…Unfällen“, schloss der Widder.
Yuu verzog leidig das Gesicht. Ihm schienen diese Unfälle nicht zu gefallen.
„Okay, anders Thema!“, schlug er also ab und ließ den Blick nochmal über die beiden schweifen. Inzwischen waren sie vor einer Tür in den Kellern angekommen.
„Da drin ist der Doc…er…oder sie…also Nos ist etwas speziell. Nos wird euch einmal durchchecken, noch einmal eure Daten nehmen und dann bekommt ihr euren Zugang eingespritzt. Keine Sorge, tut kaum weh!“
Ein breites Grinsen ging Richtung Raiko. „Ich halt dir auch gern die Hand, wenn du Angst hast.“
Rô trottete zur Tür und klopfte zaghaft.
„Wir wären da.“ Drinnen war ein Platschen und Hufgeklapper zu hören.
„Ich glaub Nos ist soweit.“
„Na dann, eure Handys also.“
Yuu zog eine vielsagende Braue hoch und musterte Cade einmal ausgiebig von oben bis unten.
„Alle. Ich kenn verwöhnte Typen wie dich. Du tust dir damit nur selbst einen gefallen.“

Die wollten ihn doch verarschen. Cade runzelte wieder die Stirn und starrte den Blonden an, ganz so, als würde er darauf warten, dass jemand lachte und 'Reingefallen!' rief. Aber das tat niemand. Nein, das schien tatsächlich sein Ernst zu sein. Seine Augenbrauen zogen sich wieder missmutig zusammen. Was für eine Elektroniksperre?! Er hatte Arbeit zu erledigen! Was glaubten die denn, wer er war?!
Yuus ausgestreckte Hand wurde kurz gemustert, aber nicht weiter registriert. Als würde er ihm tatsächlich sein Handy geben. Spinner.
"Die Elektronik in eurem Koffer wird gerade auch aussortiert und der Rest auf euer Zimmer gebracht."
Wie bitte!? Abrupt blieb der Schwarzhaarige stehen, sodass Rô wohl oder übel in ihn hineinlaufen würde.
"Wer ist dafür zuständig?", fragte er direkt scharf. Den würde er sich vorknöpfen. Als ob er hier ein weiterer dieser Einfallspinsel wäre, die nichts weiter zu tun hatten, als vor sich hin zu leben und Schmetterlinge zu zählen. Die restlichen Infos gingen wieder an Cade vorbei. Uninteressant, so befand er das Ganze. Er hatte wichtigeres zu tun. Er brauchte den Laptop für seine Arbeit!
Sinnlos aber auch das alles mit den Beiden hier zu diskutieren, das waren nur Schafe. Wortwörtlich, sogar.
"Wir bekommen was eingespritzt?" Was war das hier? Eine Hochsicherheitsverwahrung?! War ja fast wie im Knast. Und vollkommen unnötig.
Raiko warf Yuu nur einen komischen Blick zu. Warum sollte sie Angst haben? Verstand sie nicht.
Cade verschränkte derweil die Arme vor der Brust.
"Nein.", war alles, was er dazu sagte. Einfach nur 'Nein'.

Nun ja, Cade, sie dachten du seist ein normaler motivierter Schüler. Zumindest dachte Yuu das. Rô der in Cades Rücken geknallt war, dachte eher, dass mit ihm nicht gut Gänseblümchen essen wäre. Daher stolperte er auch schnell zurück und wischte sich mit einer freien Hand ein paar Zotteln aus den Augen, um weiterem ungewolltem Kontakt durch Unvorsicht vorzubeugen. Yuu war lange Zeit der Meinung gewesen, dass Rô in Wahrheit ein zu kleines Highland Cattle war, bei der Frisur, doch trotz der gravierenden Ähnlichkeit, hatte auch er irgendwann verstanden, dass der Junge einfach nur eine Phobie gegens Ponyschneiden hatte.
„Ähm…der Rektor…oder eher seine Handlanger“, kam es unter eben diesem Pony, unter dem man nun ein paar große braun-gelbe Augen sehen konnte, hervor
„Aber niemand hat den Rektor je gesehen“, fügte Yuu mit einem Schulterzucken hinzu. „Die Sachen werden zu einem seiner Büros geschickt. Ich weiß nicht einmal ob er aktuell an dieser Schule ist.“
Cade würde also mit dem Schmetterling-zählen vorlieb nehmen müssen.
Yuu konnte über sowas nur schmunzeln. Diese Kids von Heute waren scheinbar nur halbe Lebewesen ohne ihre Handys und den anderen Schnickschnack. Cade wäre nicht der erste, den er hier in Tränen ausbrechen sehen würde, ohne sein Handy. Es hab immer so ein paar Heulsusen. Erst letzten Monat waren es zwei gewesen. Obwohl, wenn er sich die beiden so ansah, waren sie sicher noch sehr jung. Besonders gemessen, an der langen Lebensspanne von Dämonen. Beide waren so gesehen sicher noch in den Kinderschuhen. Und Kinder fühlten sich eben wohler, wenn sie die Mami ständig anrufen konnten. Da mussten die Beiden eben durch. Er selbst hatte noch nie so ein Handy besessen. Er glaubte nicht einmal dass es bei den Nonnen ein normaler Telefon gab. Nun, vielleicht im Orden, bei der Ordensmutter.
Seine Gedanken wurden von der Frage des Dämons unterbrochen. Dieser schien beunruhigt wegen der Markierung. Typisch. So reagierten alle Frischlinge.
„Ja genau. So einen kleinen Chip. Wie eine kleine Kapsel.“ Er kempelte dem Ärmel seiner Uniform zurück und zeigte Cade seinen Unterarm, auf dem man einen kleinen schwarzen Kreis erkennen konnte.
„Man sieht es nicht mal, anders als die Tattovierung und es tut auch nicht wirklich weh. Der Chip ist sowas wie deine ID hier. Darauf sind zum Beispiel alle deine Daten gespeichert, wichtige Informationen über deine Fähigkeiten und deine Lernfortschritte. Sämtliche Noten werden auf diesen Chip verbucht und er ist wichtig um sich für Prüfungen und Unterricht zu registrieren. Sobald du ihn hast, kommst du auch aus den Toren des Geländes heraus und er ermöglicht dir dein Zimmer zu verschließen. Ach und ein Tracker ist auch dabei, damit ihr nicht verloren geht.“
Er sah zu Raiko.
„Und der der Mädchen erlaubt ihnen den Zutritt zum großen Mädchenbad und die Mädchenumkleiden. Du musst dir hier also keine Sorgen wegen Spannern machen. Dazu bekommt ihr noch eine optische Markierung für die Dauer der Schulzeit. In eurem Fall einen kleinen Halbkreis. Dieser weißt euch für die anderen einer ‚Seite‘ zu. Keine Sorge, die Dinger sind permanent.“
Cades nächste Worte ließen Yuu jedoch nur überheblich eine Augenbraue hochziehen und die Hände hochnehmen.
„Man, Kumpel, ich hab dich gewarnt, aber wenn du nicht willst. Von deiner Sorte hatten wir hier schon mehrere und sie haben es alle bereut. Aber bitte, dann nicht.“
War ja nicht sein Problem, wenn der Kerl ein Idiot war. Nur um das Mädchen tat‘s ihm etwas leid. Sie schien sich ziemlich von dem Typ beeinflussen zu lassen. Aber Dämonen waren sowieso im Bezug auf Frauen so ein rückschrittliches Volk.
Just in diesem Moment öffnete Ro auch die Tür und sie traten in den ziemlich feuchten, modrigen Kellerraum, der eine Mischung aus Teich und Untersuchungsraum war.
In Mitten des Raumes stand ein Gestallt, mit so langen nassen Haaren, dass sie noch weit über den Boden reichten und nichts von dem darunter liegenden Körper offenbarten.
Im genau dem Moment, in dem Cade den Schritt über die Schwelle gewagt hatte, brach auch schon ein Wasserschwall auf ihn ein, der keine Chance zur Reaktion, geschweige den Abwehr ließ. Yuu und Rô, die scheinbar Bescheid gewusst hatte, machten einen gekonnten Schritt zur Seite und Yuu zog Raiko am Ellenbogen gerade noch so zur Seite, dass sie nicht vollkommen durchtränkt wurde, wie ihr Onkel. Der war nun nämlich dermaßen klatschnass, dass sich sein Shirt und seine Jens an seinen Körper schmiegten. Mit einem leisen Zischen, haben die zwei Handys in seinem Besitz zu verstehen, dass sie wohl für immer den Geist aufgegeben hatten, was wohl auch an dem unnatürlichen Wasser lag.
Ein giggelndes Lachen war unter den Haaren zu hören. Fast schon schadenfreudig.
„Normalerweise begrüße ich nicht alle neuen so, aber nach euren Gesprächen die ich draußen vernommen habe, dachte ich mir schon, dass du ein kleiner Verweigerer bist“, meinte das Wesen mit einer Stimme, die an Nägel erinnerten, die über eine Tafel kratzen.
Yuu musste sich ein Lachen verdrücken und ließ die halbnasse Raiko los. Das war sein Lieblingspart, aber es zierte sich nicht, Mädchen mit nassen Kleidern zu entblößen, auch wenn man auch im nassen Zustand wenig unter dem dicken Pullover gesehen hätte.
Rô, der schlechte Vorkommnisse wittern konnte, suchte sich der weilen schonmal eine Ecke, die so weit wie möglich von Cade weg war.
Der Wasserdämon kam auf sie zu, was ein klapperndes und schmatzendes Geräusch auf den Fließen verursachte.
„Nachdem du dich eh nicht ausgezogen hättest, nimm einfach das Jacket runter, ich seh jetzt eh alles was nötig ist…und du Mädchen, da hinter und frei machen.“
Die Haare nickten in Richtung eines hölzernen Raumtrenners, der an einer Wand des Kellerraums aufgestellt war.
„Namen!?“
„Das sind Cade und Raiko Hiyoshi, die Unterlagen müssten dir schon vorliegen“, meinte Yuu immer noch sichtlich amüßiert.
„Ah. Hiyoshi…jaja…“, meinten die Haare und wanderten zu einem Rollwagen, auf dem Spitzen und Unterlagen lagen.
Eine weiße, leichenartige und mit Schwimmhäuten durchzogene Hand kam unter den Algen-Haar gemischt hervor und griffen nach einem der Ordner, der sogleich auch samt Hand wieder unter den Haaren verschwand. Die Tür war inzwischen wie von Geisterhand zugeschlagen und verschlossen worden.
„Lasst mal sehen“, kam es von der schrillen Stimme.
„Cade Hiyoshi…keine Krankheiten bekannt, erstes Lebenstrimester….ah…Mentale Kontrolle über dämonische Schatten. Sehr schön.“
Er schritt an Cade heran und umkreisten den durchnässten Jungen, dessen Klamotten nun sowieso nichts mehr verborgen.
Yuu drückte Raiko nun hingegen eines der Bündel in die Hand, die er die ganze Zeit mit sich getragen hatte und die sich nun als Schuluniform heraus stellten.
„Hier, los mach was er sagt, dann kannst du dass danach anziehen.“
Er schob sie in Richtung des Sichtschutzes.
Das Haarknäul war inzwischen in seiner Umkreisung gestoppt und ein viel zu langer, glitschiger Finger legte sich an Cades Rippen. Das Wasser auf seiner Haut fing an zu pulsieren.
„Okay okay“, kam es mit dieser unerträglichen Stimme.
„Zeig mal was her davon und mach die Arme frei. Na los! Na los! Hol mir den Wagen da heran!“

Mit Cade war sicher nicht gut Gänseblümchen essen, nein. Vermutlich aber ein bisschen besser als sonst, da er darauf angewiesen war hier auch wieder heraus zu kommen. Und er wollte dem Rat keinen Anlass geben seine Position zu überdenken - auch wenn es sein Erbrecht war und Blut normalerweise hier das stärkste Argument war. Über Yuus Erklärung mit dem Chip runzelte er nur die Stirn. Wer Cade kannte, der hätte vermutlich erwartet, dass er sich sträuben oder zur Wehr setzen würde. Aber er tat es nicht - er hielt den Mund. Es war elektronisch, ja? Was elektronisch war, das konnte man hacken und was man hacken konnte, das konnte man verändern - oder gar bündeln. Wäre nicht übel Zugriff auf die Dateien sämtlicher Schüler hier zu haben. Das wäre sicherlich hilfreich. Und seinen eigenen Chip könnte er ja noch zusätzlich ein bisschen...verbessern.
Also eher ein Vorteil als ein Nachteil.
Er zögerte nicht durch die geöffnete Tür zu treten, kräuselte aber angewidert die Nase. Hier roch es nach feuchtem Hund. Widerlich. Viel Zeit sich umzusehen hatte er allerdings nicht, denn schon in der nächsten Sekunde donnerte ein Schwall Wasser auf ihn herab und durchnässte ihn von Kopf bis Fuß. Durch seinen Schock reagierten die Schatten zu spät, glitten erst nachträglich in einer einzigen schwarzen Schicht über seinen Körper und verschwanden wieder. War sowieso schon zu spät, er war nass. Raiko hingegen war nicht einmal zusammen gezuckt, hatte aber ihren Arm direkt von dem Lichtwesen weggezogen, sobald sie registriert hatte, dass er sie zur Seite gezogen hatte. Direkt nahm sie auch noch einmal drei Schritte Abstand.
Cade stieß derweil ein tiefes Seufzen aus und wischte sich das schwarze Haar aus den Augen, um die kleine Gestalt mustern zu können. Oder eher der Haarberg, der sich ihm bot.
Ein kleiner Verweigerer? Er runzelte die Stirn und schien nicht sehr amüsiert über die Bezeichnung zu sein. Dass die Telefone jetzt hin waren, das hatte er vernommen. Ärgerlich. Es würde die Arbeit in Massen wieder anhäufen, aber er könnte sich ja ein neues Telefon holen. Bloß nicht aufregen. Wenn er hier heil durch kam, dann schaffte er auch den Rest. Er wollte hier raus, also musste er sich benehmen. Halbwegs, zumindest.
Er zog ohne Widerworte das Jackett aus und hielt es Ro hin.
"Das ist Armani, lass es nicht fallen.", befahl er ihm ruhig und hielt es ihm auffordernd hin. Sollte er sich nicht bewegen, würden die Schatten es zu ihm tragen. Kleine Lichtwesen waren dafür da. Dafür und nicht mehr.
Raiko blinzelte und folgte dem Nicken zu einem Raumtrenner. Ohne große Umschweife nahm sie die Kleidung von Yuu entgegen und lief schon los, bevor er sie schieben konnte und wich seiner Hand damit aus. Innerhalb von Sekunden lagen die nassen Sachen dann auch auf dem Boden.
Cade hingegen bildete einen mini Schatten unter dem Finger des seltsamen Wesens, damit dieses ihn nicht anfasste. Widerlich. Er musste sich gleich erstmal baden. Lang und einweichend.
"Wie bitte?", fragte er dann irritiert und sah sich in dem Zimmer um. Er sollte den Wagen her holen? Er blinzelte, begriff aber dann, dass er den Rollwagen meinte, der sich just in diesem Moment auch in Bewegung setzte und auf die beiden zurollte.

Vorausgesetzt Cade würde die Möglichkeit haben, den Chip zu hacken. Elektronik war an dieser Schule absolute Mangelware und bis zum ersten Ausflug in die Stadt würde es dauern.
Dem nervösen Schaf rutschte das teure Kleidungstuck um ein Haar durch die Hände, als er es Cade nach ein paar zögerlichen Schritten abnahm.
Yuu fragte sich, was um Himmels Willen ein Armani war, doch seine Frage verblieb nicht lange in seinem Kopf, da er Raiko hinterher sah. Natürlich nur aus ritterlichen Gefühlen, aufzupassen dass niemand spannen ging.
Etwas an ihr schien ihn anzuziehen, auch wenn er sich selbst dessen nicht wirklich bewusst war. Es war ganz so wie als würde sie etwas Vertrautes an sich haben. Als würde man ein einem selbst frischgewaschenen eigenen Pulli schnuppern.
Ein weiteres „Sehr schön, sehr schön“, von der schrillen Stimme unterbrach auch diesen Gedanken, als der Wasserdämon zufrieden eine der Spitzen vom Tisch nahm, der auf sie zugerollt war.
Die Wassertropfen auf Cade Haut, wurden wieder regungslos und perlten an ihm herunter. Die Untersuchung schien abgeschlossen zu sein. Grund dafür das der Doc gerade die Kappa von der Spitze schnappen ließ.
„Dich haben sie ja ganz schön gepflegt!“, bewertete er Cades Verfassung und schnappte sich seinen Unterarm.
Einige Sekunden später steckte die Nadel auch schon in Cades Gewebe und platzierte den Chip. Ein bläuliches Schimmern war für einen Moment unter Cades Haut zu sehen, als sich eben dieser aktivierte, dann wurde die Nadel zurück gezogen.
„Nur noch…“, kommentierte der Haarknäul seine eigenen Worte und ließ die langen Finger durch die Luft kreisen.
Eine kleine Kugel aus schwarzer Flüssigkeit erhob sich aus einem Tintenglas und schebte durch die Luft direkt auf Cades Haut zu. Dort ließ sich die Kugel auf Cades Handgelenk nieder der Dämon presste seine Finger auf eben diese Stelle.
Cade würde spüren, wie die Stelle an seiner Haut ganz kalt wurde, ehe die glitischige Hand weg genommen wurde, und ein kleiner Halbkreis auf seiner Haut zurück blieb.
„Entschuldige, aber ich dachte die Frage, ob ihr eine Tiefe Glaubensverbundenheit habt, hatte sich für mich erübrigt“, kam es giggelnd von dem Doc, ehe er sich von Cade abwandte und zu dem Raumtrenner schwebte.
Yuu nutzte die Gelegenheit und reichte nun auch Cade die übrige Schuluniform.
„Hier, bevor du noch krank wirst.“
Rô, der immer noch bibbernd das Jaket hielt, zog ein schmuddeliges Handtuch aus einem Regal und hob es ebenso Cade hin.
Nos hingegen machte sich in dieser Zeit auch schon an Raiko zu schaffen. Er schlich musternd um sie herum und wiederholte die Prozedur mit dem Wasser und der Markierung. Jedoch dauerte alles etwas länger. Erst nach eigen Minuten kam er hinter dem Sichtschutz hervor und zog erneut den Ordner unter seinen Haaren hervor.
„Interessant…ich dachte eure Frauen sind nur für andere Dinge da….trainierte habe ich noch nie gesehen. Noch nie, welche, denen auf diese Art Schaden zugefügt wurde.“
Cade wurde aus den schwarzen Augen unter den nassen Haaren betrachtet. Denn auch, wenn Raikos Körper nichts aufwies, so hatte Nos es dennoch bemerkt.
„Auf eine Darstellung ihres Talents, verzichte ich unter diesen Umständen“, kam es mit einem Lächeln in der Stimme.
Sehr sinnvoll, wenn sie alle im einem nassen Raum standen.
„Ich bin mir sicher, sie beherrscht, was hier so vielversprechend steht.“
Er ließ den Ordner zurück auf den Tisch fallen.

Er würde schon irgendwie an so etwas kommen, da hatte er keinen Zweifel. Die nahmen ihn nicht ernst genug, aber das war auch nicht sein Problem. Umso weniger sie sich um ihn kümmerten, umso besser für ihn. Er musste ja nicht mit diesen Schandflecken der Entwicklung kommunizieren.
Dass Yuu Raiko hinterher sah fiel wohl niemandem auf - nicht einmal der Schwarzhaarigen selbst, die sich im Gegensatz zu Yuu irgendwie unwohl in seiner Gegenwart fühlte. Und das war ungewöhnlich - es gab wenig, was sie in Unruhe versetzte. Das Lichtwesen da war einfach...komisch. Das musste es sein.
Cade ließ die Prozedur über sich ergehen ohne einen Mucks zu machen. Immerhin war es ja harmlos.
Trotzdem entlockte Nos ihm bei seiner Bemerkung über seinen Glauben ein amüsiertes Schnauben. Nein, da musste er wirklich nicht nachfragen.
Er nahm die Schuluniform entgegen, zog sie aber nicht an und nahm auch nicht das Handtuch an. Er nahm Rô lieber sein Jackett wieder ab. Bevor das wirklich noch auf dem feuchten Boden landete.
Raiko ließ sich von dem merkwürdigen Wesen auch nicht aus der Ruhe bringen. Es war ihr sichtlich unangenehm, dass er sie anfassen musste, aber sie reichte ihm brav ihren Arm und rührte sich nicht von der Stelle. Aber er sprach ja sowieso nicht mit ihr und so hatte man die junge Dämonin bisher noch kein Wort sagen hören.
Cade hingegen musterte den komischen Haarkauz intensiv, als dieser wieder hervor kam. Trainierte? Woher konnte er das wissen?
"Unsere Frauen dienen der Fortpflanzung.", informierte er ihn nur, obwohl er das schon zu wissen schien. Und Raiko...die war für ihn keine Frau. Eine Anomalie. Das war sie.
Er nickte dann nur knapp und war nicht böse darum, dass sie nicht überprüft wurde. Man hatte besser immer noch ein Ass im Ärmel. Es war besser wenn niemand wusste wie effizient sein Wachhund wirklich war. Und dabei sah sie so harmlos aus.
Seine Mundwinkel zuckten leicht, schafften es aber nicht zu einem Lächeln und er drehte sich leicht zur Tür.
"Raiko.", kam es dann in gewohnten Befehlston und Angesprochene, die sich gerade fertig angezogen hatte, kam eilig hinter der Trennwand hervor.

Nos vernahm die Bemerkung nur noch mit halben Ohr. Also wenn er Ohren hatte. Er war nämlich schon dabei, wieder in seinen modrigen Tümpel zurück zu gleiten.
Vermutlich hätte der Untersuchungsraum einem Hygienecheck vom Amt nicht stand gehalten.
Yuu hingegen, nahm die Worte ganz anders auf. Er folgte Cade nämlich sofort auf dem Schritt und fasste ihn an der Schulter.
„Hey, Freundchen. Wir reden hier nicht so über Mädchen, ja? Und sei Mal nicht so ein Arsch zu ihr. Sie ist doch nicht dein Hund!“, nahm er sich den Jüngeren an die Brust.
Solch ein Benehmen sah er hier gar nicht gern.
„An dieser Schule sind sich Männer und Frauen gleich gestellt, egal wie das bei eurer komischen Herde“ – „Clan“ – „ja denn eben Clan läuft!“, wies Yuu ihn mit einer kleinen Unterbrechung von Rô zurecht und ließ dann seine Schulter los.
Ein Schnauben war zu hören und Yuu schien sich nach dieser Standpauke wieder zu beruhigen. War wohl nicht das erste Mal, dass er andere zurecht wies.
„Mensch, immer das gleiche mit euch. Deine Verwandtschaft hier, war auch so. Merks dir einfach, ja? Dann können wir jetzt nämlich die Führung machen!“
Und genau diese machten sie auch. Dann eben mit dem nassen Cade.
Er ging wieder empor aus dem Keller, in dem für gewöhnlich nur die ein oder andere Schulgruppenaktivität stattfand, nach oben zu den Klassenräumem.
Yuu und Rô zeigten ihnen besonders die, die für die kommende Woche für sie wichtig waren, da sie in ihrem Stundenplan standen. Die meisten Klassenräume sahen ganz normal aus, wie man sich es in Japan vorstellte. Andere hingegen waren etwas spezieller und an die Bedürfnisse der dort Unterrichteten Wesen angepasst. Auch ein großzügig eingerichteter naturwissenschaftlicher Lehrraum war dabei.
„Du bist hier für einen Hochleistungskurs eingeschrieben, wie ich gelesen hatte“, bemerkte Yuu zu Cade.
„In Chemi und Bio.“
Er sah zu Raiko. „Und du bist erstmal bei mir in Musik eingeschrieben. Wir hatten nicht so viele Daten über dich. Der Musikraum ist klasse, aber wir können gerade nicht hinein, da darin eine Probe stattfindet.“
Weiter ging es nach einer Schwimmhallte hinaus zu den Außenbecken, an die sich der Sportplatz anschloss.
„Du spielst fürs erste bei uns im Team. Sowohl auf dem Platz als auch im Schwimmteam“, klärte Yuu Cade auf.
„Und du gehst in Akrobatik und das Cheerleader Team“, erklärte Rô an Raiko gewannt.

Nur wuchs sofort eine dichte Wand aus Schatten zwischen Yuus Hand und Cades Schulter. Was glaubte er denn, wer er war?! Und auch Raiko stand mit einem Mal neben Yuu, einsatzbereit, falls Cade sie brauchen sollte.
Cade maß ihn mit einem abschätzigen Blick.
"Steck deine Nase lieber nicht in fremde Angelegenheiten, Gottesschaf.", erwiderte er ruhig, aber bestimmt. Es ging ihn nichts an wie er mit ihr redete. Rein gar nichts.
Mit Verwandschaft meinte er sicher einige andere Dämonen, weshalb Cade da gar nicht weiter drauf einging und ihn die Führung machen ließ. Umso schneller sie damit durch waren, desto besser. Und eventuell erfuhr er auch zu welchem Zeitpunkt er sich neue Technik beschaffen konnte. Das war wichtig. Er musste Entscheidungen treffen, wenn auch aus der Entfernung. Während seiner Abwesenheit...wer wusste, was da alles geschehen und entschieden werden konnte.
Cade kommentierte die Führung genauso wenig wie Raiko, sie liefen einfach mit in der Hoffnung, dass es bald vorbei war. Allerdings passte Cade besser auf, als man vermutlich annahm. Es war wichtig das feindliche Territorium zu kennen.
Allerdings passte es Cade nicht, dass Raiko wohl mit diesem Lichtwesen in einem Kurs war.
"Da muss ein Irrtum vorliegen, es lag ausdrücklich vor, dass meine sämtlichen Kurse von ihr begleitet werden müssen.", mischte er sich ein und sah wieder ganz so aus, als hätte ihm jemand zu viel Salz in die Suppe gemischt.
"Sowas wie Cheerleader braucht sie nicht.", war dann auch sein Einwand zu den Teams. Akrobatik könnte ganz nützlich sein, aber Cheerleader? Nutzlos.
"Sie wäre in einem Nahkampfkurs besser aufgehoben."

Cade…der sich von einem Mädchen beschützen ließ….
Yuu musste sein Feuer zurück halten, als er die Schatten spürte. Seine Haut fing sofort an kribbeln und zu schmerzen. Schnell ließ er den Dämon los.
Der würde auch so noch lernen wo sein Platz war.
Die Führung lief daher auch sehr schweigend ab und Yuu, sowie Rô entschlossen, dass die Beiden schon fragen würden wenn sie Fragen hatten.
Nun jedoch schien doch noch leben in Cade zu kommen.
„Eure Kurse laufen aber nicht genau gleich. Wir arbeiten hier an dieser Schule mit Stärkenorientierung und die sind bei euch beiden Anders. Auch die Zielpostion eurer Ausbildung. Und das Cheerleadingteam dieser Schule ist sehr gut. Es wird Raiko sicher Spaß machen. Die Teamleiterin lernt sie morgen gleich kennen!“, bevormundete Yuu ihn sofort.
„Zudem werden auch noch klassische japanische Traditionen unterrichtet und wenn Raiko sich gut anstellt, kann sie ins Bogenschießen wechseln.“
Sollte sich der Kerl mal nicht so anstellen.
„Du bist alt genug um auch Mal einen Kurs ohne deine Freundin zu machen. Man muss lernen, dass man nicht immer das Händchen gehalten bekommt.“
Nicht so sticheln, Yuu! Der arme Cade würde noch wegen ganz andern Sachen aus der Haut fahren. Zum Beispiel die Zimmeraufteilung. Doch soweit war es noch nicht.
„Nahkampfkunst ist für alle ein Verpflichtendes Fach“, fügte Rô mit einem mähen hinzu.
„Das hat sie also sowieso, keine Sorge.“

Naja, eigentlich war es ja eher nur ein Vorwand um seine eigenen Fähigkeiten nicht in den Vordergrund zu stellen.
Cade war eher der Meinung, dass Yuu noch lernen musste wo sein Platz war. Und der war weit, weit unter Cade. Sogar Raiko hatte in seinen Augen noch mehr Rechte als dieser Fußabtreter.
Dass die Führung schweigend ablief störte ihn wenig, war ihm sogar ganz recht.
"Das war ausdrücklich erwünscht und unter anderen Umständen wären wir nicht her gekommen. Wo ist der Direktor?"
Immer gleich über die Stränge schlagen. Wenn schon, denn schon, nicht wahr? Immerhin war er Cade Hiyoshi.
"Raiko wird nicht daran teilnehmen."
Und das war für ihn Gesetz. Da gab es kein Wenn und kein Aber.
Bogenschießen hörte sich da wieder gar nicht so schlecht an.
Dann schnaubte er jedoch. Jeder musste das lernen?
"Dann trainiere ich lieber selbst mit ihr." , maulte er.

Nur das Cade nun einmal der Jüngere war und keinen schicken Schulsprecheranstecker an der Jacke hatte. Dass war eben der entscheidende Faktor.
„Der Rektor, ah ja…“, meinte Yuu und kratze sich am Hinterkopf.
„Der Rektor ist aktuell nicht an dieser Schule. Da wir viele Außenposten haben, welchselt der Rektor stet‘s die Standorte“, erklärte das Schaf.
„Ich hab ihn selbst noch nie gesehen“, meinte Yuu mit einem Schulterzucken und nahm die Hand vom Kopf.
„Es wird schon alles so seine Richtigkeit haben, also reg dich nicht auf. Es gibt genug Unterricht, den ihr zusammen habt.“
Immer dieser Verweichlichten.
„Und Raiko wird an dem teilnehmen, was auf ihrem Chip gespeichert ist. Die Teilnahme anderer Unterrichtsfächer ist nicht möglich, ebenso wie ein Versäumnis der vermerkten. Du willst doch keinen Ärger machen, oder? Sicher kann man zum nächsten Semester sehen wie eure Leistungen sind und dann gegebenenfalls etwas anpassen. Dass musst du dann aber mit deinen zuständigen Lehrern durchsprechen.“
Cade würde lernen müssen sich an fremde Gesetzte zu halten, den sonst würde sein Aufenthalt hier unangenehmer werden, als er schon befürchtete.
„Selbsttraining könnt ihr in euer Freizeit machen, so viel ihr wollt. Wer weiß, manchmal gibt es auch im Unterricht trainingskämpfe, die ihr zusammen haben könntet.“
Er setzte sich wieder in Bewegung und winkte die anderen mit sich. Nun steuerten sie direkt auf ein riesiges Gläsernes Gebäude zu, nicht weit vom Schwimmplatz. Es erinnerte ein wenig an ein altes Tropenhaus, wie aus Königszeiten und schien innen auch zu gewissem Maße begrünt zu sein.
„Das hier ist die Mensa, es gibt 3 Mal am Tag speisen, an denen ihr euch bedienen könnt. Die Preise sind mit eurer Schulgebühr berechnet.“
Er drehte sich wieder zu den Beiden um. Zwar war Yuu kein Experte, aber die beiden waren nicht die ersten Ihrer Rasse hier und er war etwas von den Lehrkräften unterwiesen worden.
„Eine Jagt ist euch hier nicht erlaubt. Neben materiellen Speisen darf keine Rasse hier etwas essen, was anderen Schaden könnte. Sei es lebendes Fleisch, Blut oder…anders. Rô?“
Der Kleinere trottete neben Yuu und zog zwei silberne, steril wirkende Dosen aus seiner Tasche und hob sie den Beiden hin.
„Eine Tablette ersetzt eine Mahlzeit.“
„Genau. Es wirkt ohne Probleme. Daher haltet euch neben anderen Speisen an diese hier“, schloss Yuu.
„Sexueller Kontakt zwischen den Bewohnern dieser Schule ist nicht erwünscht.“

Was wollte er denn mit einem schicken Schulsprecheranstecker, wenn er einen ganzen Clan unter sich hatte?
"Und ich möchte mit ihm sprechen.", konterte der Dämon hart und fixierte die Beiden abwechselnd für einen Moment. Das würde er so nicht dulden. Er hatte seine Forderungen ausdrücklich geschildert und vorher an die Verwaltung geschickt. Da er eine Einwände erhalten hatte, war seinen Forderungen auch Folge zu leisten! So zumindest Cades Verständnis von Bürokratie.
"Das wird so nicht passieren.", sagte er noch einmal und es war wohl überdeutlich, dass er da auch nicht mit sich reden lassen wollen würde, egal was Yuu oder Rô dazu sagen würden.
Er musste nicht lernen sich an fremde Gesetzte zu halten. Fremde Gesetze mussten lernen sich ihm zu beugen. Ganz simpel, ganz einfach. Das wäre die beste Lösung für alle Beteiligten.
"Sie wird von dem Training hier sowieso nicht profitieren können.", schnaubte er arrogant.
Raiko warf ihm nur einen kurzen Blick zu und musterte dann sehr intensiv ihre Füße. Die Führung ging weiter und Cade hörte schlecht gelaunt zu, verzog aber dann das Gesicht. Tabletten? Wie widerlich.
"Aha.", machte er aber nur. Als würde er es sich nehmen lassen vernünftig zu essen. Das konnte ihm keiner verbieten. Niemand.

Cade war ja ein richtiges Honigkuchenpferd mit seiner Regenbogenstimmung.
Die Beiden Schülersprecher ignorierten ihn einfach. Das war nicht ihr Problem. Er würde schon noch schneller an seine Grenzen stoßen, als er dachte.
Er mochte Cade Hiyoshi sein, doch diese Schule gab es nicht umsonst. Sie suchte ihres Gleichen, nicht nur wegen dem Umstand, dass sie junge aufstrebende Gemüter wie Cade zügeln konnte.
Egal was er sich vornahm. Er würde sich vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben die Zähne ausbeißen. Sonst würde dass alles hier nicht funktionieren und Frieden an der Schule konnte nicht gewahrt werden.
Denn auch wenn Cade es dachte, Raiko war bei weitem nicht die stärkte Waffe in diesen Mauern.
Yuu und Rô stetzen ihre Führung in der Mensa fort. Es war wunderschön gegrünt von ihnen, ganz wie ein exotischer Garten. Überall fanden sich Sitzgelegenheiten und ganz oben in den Baumkronen der fast 20 Meter hohen Bäume hörte man Vögel zwischern. Dass war einer Yuus Lieblingsorte und auch andere Schüler schienen sich hier gern aufzuhalten, denn es war wie immer auch noch am Abend etwas los. Viele verschiedenen Gestalten saßen noch an den Tischen, aßen eine Kleinigkeit, spielten Brettspiele oder unterhielten sich. Dabei war die große Vielfalt der Schüler deutlich zu erkennen, die nicht alle ein Menschliches Aussehen wie Cade, Raiko oder Yuu hatten. Manche waren Mischwesen, wie Rô mit körperlichen Merkmalen, andere hatten optisch kaum etwas mit einem Menschen gemein. Ein Mädchen mit stark dunkelblauen Haaren und stechend orangenen Augen winkte der Gruppe zu, was von Yuu und Rô erwiedert wurde.
„Das ist die Leiterin des Schwimmkurses“, meinte Yuu zu Raiko und lehnte sich dicht zu ihr.
„Mit ihr kannst du dich sicher super anfreunden. Sie heißt April und sie ist eine von Rô’s Sorte“, er deutete auf den Zwerg.
„Du sprichst doch auch muttersprachlich Englisch, oder? Dann könnt ihr euch gut unterhalten. Es ist immer gut für den Start Freunde zu machen!“
Nur das Raiko vermutlich nicht wusste war das Wort bedeutete, aber dass wusste Yuu ja noch nicht.
„Es gibt eine Super Obsttheke!“
Und tatsächlich war am Rand des Glasgebäudes eine Riesige Auslage am Vegetarischem Essen.
„Ach ja, wenn ihr Fleisch wollt, dann müsst ihr es vorbestellen. Es wird euch dann an den Tisch gebracht. Wir haben dafür keinen freien Zugang, aus…äh ethischen Gründen. “
Rô schauerde bei den Worten.
Und tatsächlich waren einige Wesen anwesend, deren Verwandtschaft man ebenso auf einem Speiseteller wiederfinden konnte.“
„Wenn ihr keinen Hunger habt, würden wir gleich weiter zu den Wohnheimen. Die werden euch gefallen.“

Momentan dachte er noch, dass er die Schule regieren könnte.
Man blieb also gespannt, nicht wahr?
Die Mensa ließ ihn noch mehr das Gesicht verziehen. Warum wurde ihnen das gezeigt? Die Beiden müssten doch wissen, dass keiner von ihnen wirkliche Nahrung zu sich nahm, immerhin hatten sie ja diese merkwürdigen Tabletten bekommen, die Cade jetzt schon anwiderten.
Genauso wie die Einrichtung, das ganze Grünzeug und das Vogelgezwitscher. Widerlich.
Raiko trat direkt zwei Schritte zur Seite als Yuu sich zu ihr lehnte. Abstand halten. Lichtwesen waren widerlich.
Dennoch folgte sie mit den Augen der Richtung in die er gewunken hatte und blinzelte etwas. Sorte wie Rô? Was meinte er damit? Ein Schaf war das nicht. Ganz sicher. Sie warf dem merkwürdigen Lichtwesen noch einen kurzen Blick zu und wandte sich dann ab. Freunde zu machen? Sie würde Cade später fragen, was das bedeutete.
Der rollte nur die Augen.
"Niemand will eure vegane Obsttheke sehen.", kommentierte er und ging schon weiter. Die Frage, ob sie Hunger hatten erübrigte sich also. Cade antwortete nicht einmal darauf, das empfand er unter seiner Würde. Er stolzierte nur dahin wie ein Herrscher zwischen seinem Volke.

Trotzdem konnte man ja einmal in einem Apfel beissen!
Yuu rollte bei Cades Bemerkung nur die Augen.
"Dann zu den Wohnheimen."
Zu denen ging es erstmal ein ganzes Stück. Hinaus aus dem Schulgelände einen langen Waldpfad entlang.
Erst nach einigen Minuten Marsch erreichten sie klassische, im japanischen Baustil errichtete Häuser, die sich  breit zwischen den Bäumen verteilten.
"Da da hinten ist deines. Das daneben deines, Raiko", erkläre Yuu und deutete auf zwei Gebäude die über einen überdachten hölzernen Steg miteinander verbunden waren.
"Pro Haus gibt es in etwa 25 Zimmer mit zwei Bädern. Ein gemischtes und eines nur für Frauen zugängliches. Dort, weiter hinten befindet sich noch ein großes Onsen. Die Zimmer an sich haben keine und sind recht traditionell gehalten. Das werdet ihr aber gleich noch selbst sehen."
Er führte sie zu einer der Türen und schob sie aus.
"Bitte zieht euch die Schuhe aus und stellt sie dort ins Regal", meinte er und machte es auch zugleich vor. Auch Rô zog seine Schuhe aus und stelle sie in ein freies Fach.
"Alle Zimmer sind mindesten Doppelzimmer, nehmt also immer Rücksicht auf euren Zimmergenossen."
Er führte sie in die Gänge des hölzernen Gebäudes.
"Zwar wirkt alle sehr traditionell, jedoch lassen sich alle Türen nur mit dem jeweiligen Chip öffnen. Den Sender findet ihr hier rechts neben der Schiebetür."
Rô deutete auf einen kleinen hell schimmerten Sensor, der in die Wand eingelassen war.
"Dein Zimmer ist das hier, Cade. Dein Zimmernachbar wird es dir nachher nach der Führung sicher ausgiebig zeigen."
Yuu deutete nur kurz auf die Zimmertür die bald Cade gehören würde. Er zeigte ihm das Zimmer jetzt lieber noch nicht, denn irgendwie beschlich sich in ihm das Gefühl, dass das zum nächsten Drama mit dem jungen Dämon führen würde.
"Deine Waschräume sind in unserem Gebäude, da dieses hier sozusagen nur ein Nebengebäude ist."
Es gib wieder hinaus und über den hölzernen Steg, ehe sie das Hauptgebäude betraten.
"Da hier ist dann auch schon das Bad."
Yuu öffnete eine weitere Tür und ließ die beiden einen Blick hinein werfen. Es war ein klassisches, japanisches Gemeinschaftsbad, mit zwei großen Warmwasserbecken, Duschen und den klassischen Hockern und Waschtafeln. Alles war in recht edlem Stein gehalten und Dampfschwaden tauchten alles in ein feuchtes Schimmern.
"Das Wasser kommt aus unserem Onsen. Du Raiko, kannst, wenn du lieber nicht ins gemischte Bad willst, eines der Mädchenbäder aufsuchen. Sicher wird dir es ein anderes Mädchen gerne zeigen. Du kannst die Tür mit deinem Chip öffnen. Das Bad ist gleich den Gang hinunter auf der linken Seite."
Er schob die Tür wieder zu.
"Und dass da, Zimmer 205 ist unser Zimmer."
Ja, Cade, ganz richtig gehört.
Yuu grinste Raiko an.
"Wir sind also Zimmergenossen."
Rô machte mal wieder instinktiv einen Schritt zurück.
"Wir haben Mädchenmangel, daher die gemischten Zimmer. Zudem hielt der Rektor es wohl wegen deinen Fähigkeiten für eine gute Idee. Freut mich also, dich als Mitbewohnerin willkommen zu heißen!"

Widerlich. Warum sollte er in einen Apfel hinein beißen? Es gab niemanden, den er hier täuschen oder beeindrucken musste. Die wussten alle, dass er kein Mensch war. Wie alle hier.
Es ging weiter zu den Wohnheimen und mit jedem Schritt den sie gehen musste, schien Cades Laune nur noch miserabler zu werden. Zumindest wenn das denn möglich war - seine Laune war ja auch davor schon auf dem Nullpunkt gewesen.
Hoffentlich war diese dämliche Tour bald vorbei.
Stillschweigend hörte er zu was die beiden Gottesscheißer zu erzählen hatten. Immerhin war es schon irgendwie wichtig und Informationen gaben einem Macht. Mehr, wenn man sie klug einzusetzen wusste.
Vermutlich war es auch klug Cade nicht sein Zimmer zu zeigen, denn dann hätten sie gewiss noch einen Aufstand gehabt. Bei dem Thema Zimmernachbar schnaubte er nur belustigt. Er bekam ein Einzelzimmer, das war mit was auch immer für einer zuständigen Person besprochen worden. Aber das mussten diese kleinen Idioten ja nicht wissen, nicht wahr?
Was ihn dann aber wirklich schockierte, war, dass man Raiko tatsächlich mit diesem Hirni in ein Zimmer steckte. Und zwar so sehr, dass in einem kurzen Ausbruch unbändigen Zorns die Schatten aus ihm heraus brachen und zischend rasende Kreise um ihn drehten, bevor sie wieder verschwanden.
Sogar Raiko war erschrocken zurückgewichen und drückte sich gegen die Wand.
"Wie bitte?", kam es ruhig, fast schon beherrscht von dem Dämon, "Ich habe dich denke ich nicht richtig verstanden."

Cade hätte sein Zimmer sicher nicht angemessen empfunden. Dass er tatsächlich ein Einzelzimmer bekam, wusste niemand, bis auf wenig Eingeweihte. Dies war vermutlich auch besser, da es sonst zu Unruhen zwischen den Schülern geführt hätte.
Dennoch würde es sich von der Ausstattung kaum unterscheiden.
Doch mit seiner Sorge um Raiko würde ihm niemand helfen können. Sollte er zwar einen Sonderstatus haben, so galt das dennoch nicht für eine Verwandte von ihm. Zumal er nicht der einzige Hochrangige Student hier war.
Sein kleiner Ausbruch hingegen, würde anders verlaufen, als er dachte. Es war nur ein Moment. Ein winziger, gerade groß genug, dass Raiko darauf reagieren konnte. Die Schatten, die Cades inneren Zorn zum Ausbruch brachten. Doch es war bei weitem nicht das einzige, was passierte. Der Moment war so kurz, dass man hätte denken können sich zwischen zwei Wimpernschlägen zu täuschen, den Yuu, der Cade gerade in dem ersten Moment des Zorns den Rücken zugedreht hatte um zur Tür zu deuten, reagierte auf eine Art, die eher einem Instinkt, ja gar einem Reflex glich als einer wirklichen Reaktion.
Goldene Flammen schossen eine winzige Sekunde hervor, stellten sich den Schatten und verschlangen jene, die ihnen zu nahe kamen. Läuterten sie.
Hinterließen ein kurzes brennen in Cades Magen. Das Schimmern war so kurz, dass Yuu es gerade Mal schaffte sich zu Cade umzudrehen und ihn mit einer hoch gezogenen Braue zu mustern.
„Ich erklärte, dass Raiko sich mit mir ein Zimmer teilen wird“, sagte er ganz ruhig und langsam, den Blick fest in Cades verschränkt.
Wäre Aura sichtbar, würde man nun wohl sehen, wie zwei Wände aufeinander schlugen, wie Wellen, die sich aneinander brachen.
Von Rô fehlte auf einmal jede Spur.

Vermutlich fand er an jeder Ecke etwas, was ihm nicht passte. Aber allzu großes Aufheben würde er deswegen wohl nicht machen, immerhin hatte er wenigstens ein Zimmer für sich allein und das war ihm wertvoller, als alle gehobene Ausstattung der Welt. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum er nicht verlangt hatte sein Zimmer zu sehen - besser, wenige wussten von seiner erkauften Einsamkeit.
Sorgen machte er sich um seine Begleitung weniger. Es war eher eine Art von Abscheu, die damit zusammenhing, dass sie sich mit solchem Abschaum das Zimmer teilen sollte.
Hinterher redete der Spinner ihr noch merkwürdige Ansichten oder Dinge ein. Konnte er wirklich nicht gebrauchen.
Und es machte ihn wütend. Wütend, wer diese Dreistigkeit verzapft hatte. Was sollte das?!
Raiko schien bei seinem kleinen Ausbrauch wie erstarrt, Cade hingegen sah ganz genau was da gerade passiert war und seine Augen verengten sich kaum merklich. Er wusste es aber besser, als jetzt einen Kampf mitten in dem Flur zu beginnen. Was nicht hieß, dass er nicht mit Yuu diskutieren würde.
"Auf keinen Fall.", meinte er knapp und warf Raiko einen vernichtenden Blick zu. Ganz so, als wäre es ihre Schuld gewesen und sie hätte sich ausgesucht mit ihm in ein Zimmer zu kommen.
"Sie fühlt sich mit Männern nicht wohl.", setzte Cade dann hinzu. Vielleicht konnte er den Kerl ja auf die Mitleidsschiene bekommen. Lichtwesen waren solche gefühlsduseligen Idioten.

Ein eigenes Zimmer war nicht unbedingt Mittel zur Einsamkeit.
Und nein, ein Kampf war keine Option. Zumal das Yuu niemand zulassen würde. Sie waren nicht ohne Grund Schülersprecher geworden.
Yuu Blick wurde lockerer und einer seiner Mundwinkel zog sich nach oben.
„Ich bin kein Lustmolch, klar? Ihr werden nicht willkürlich Frauen mit irgendwelchen Kerlen zusammen in ein Zimmer gesteckt. Glaub mir, dass wird schon sehr bedacht ausgewählt.“
Er wandte sich zu Raiko.
„Keine Angst, ich pass schon auf dich auf. Zudem bin ich unter Nonnen groß geworden, du musst dir also keine Sorgen machen. Bei mir bist du sicher.“
Yuu wusste nicht viel über die Gründe, von dieser Zimmerauswahl, aber er konnte sich denken, dass es etwas mit der Begabung des Mädchens zu tun hatte.
Sie war nicht der erste…Spezialfall auf seinem Zimmer. Immerhin hatte er einen entscheidenden Vorteil für den Fall der Fälle.
„Zudem kann man eh nichts mehr ändern. Der Chip ist gesetzt und damit ach der Schüsselcode zur Tür“, ging es wieder an Cade.
„Deine Sachen sind auch schon drin, Raiko.“
Er lächelte sie an.

Und es ging nach hinten los. Cade gefiel das nicht.
Aber auch er wusste eigentlich, dass Yuu nicht der richtige Ansprechpartner dafür war.
Er musste sich einen der Lehrer schnappen und das mit Ihnen klären.
Also verschränkte er nur mit bissiger Miene die Arme vor der Brust und hielt die Klappe. Vorerst.
Raiko hingegen starrte ihn an und man könnte meinen sowas wie Angst in ihrem Gesicht sehen zu können.
Yuus Lächeln wurde auch nicht erwidert und sie sah ihm auch partout nicht ins Gesicht.
"Ich spreche nicht mit dir.", sagte sie dann leise und Cades Mundwinkel zuckten für eine Millisekunde nach oben. Aber nur ganz kurz!

Einen anderen Mann hätte so einen Satz vielleicht von einer so hübschen Frau wie Raiko getroffen, doch Yuu lachte nur auf.
„Schon passiert, Kleine“, gluckste er und wuschelte Raiko kurz durch die Haare, ehe sie irgendwie ausweichen konnte.
Er berührte sie aber nur einen kleinen Moment. Mehr gehörte sich nicht. Kleine Frauen waren meist schüchtern. Obwohl, vermutlich nicht nur Frauen, wenn er da an Rô dachte.
Das Mädchen würde sich schon noch an ihn gewöhnen und wenn endlich ihr Prollo von Freund weg war, war sie sicher auch anders.
„Dann zeige ich euch jetzt noch, wo man die Wäsche wäscht und neues Bettzeug her bekomm, damit ihr eure Futons im Zimmer gleich beziehen könnt.“
Immerhin war es inzwischen schon wirklich spät und die Beiden hatten eine lange Reise gehabt.
„Habt ihr noch Fragen? Ansonsten könnt ihr natürlich auch so jeder Zeit auf uns zu kommen, nicht wahr, Rô?“
Er sah sich nach dem Schaf um.
„Rô? Na wo bist du den hin?!“
Doch den Flur hinauf und hinunter war nichts von ihm zu sehen. Immer diese Fluchtiere!
„Äh…naja, er hatte sicher etwas dringendes zu erledigen. Aber ja, ihr könnt zu ihm, er ist der erste Vorsitz vom Schülerrat, oder mir oder jemand anders vom Rat. Ihr erkennt uns immer an den Ansteckern!“
Er tippte sich auf die Brust und führte die Beiden dann zu dem Waschräumen, wo er zugleich zwei Stapel Bettsachen nahm, um sie in Cades und Raikos Arme zu laden.
„Das wär‘s!“

Und brachte Raiko damit dazu wie eine Salzsäure zu erstarren. Ein hörbares Knistern ging durch die Luft, bevor sich ihre Lippen leicht teilten, aber kein Atemzug aus ihrer Kehle kam. Schockstarre.
Zwanzig, dreißig Sekunden lang bewegte sie sich keinen Millimeter, bevor sie einmal tief und hastig Luft holte und dann in einem Tempo weiter atmete, als hätte sie gerade einen Sprint abgelegt.
Cade rieb sich mit einer Hand über die Stirn und machte dann eine wedelnde Handbewegung. Scheiß auf das Schaf, er wollte hier endlich fertig werden.
Im Waschraum nahm Raiko dann aber beide Bezüge. Als ob Cade sein Bett selbst beziehen könnte. Das würde Raiko für ihn tun und dann zurück in ihr Zimmer gehen. Cades Hände machten doch keine Hausarbeit.
"Gut.", meinte Cade nur gelangweilt - und froh, den Kerl endlich los zu sein. Mit dem, was eben im Flur mit seinen Schatten geschehen war, würde er sich später in aller Ruhe noch einmal auseinander setzen.

Eine gute Idee. Es würde hier noch genug geben, über was er grübeln konnte. Das war ja auch der Sinn der Schule. Cade war immerhin nicht umsonst hier. Er sollte lernen, wenn auch manchmal auf eine andere Weise als die Anderen.
Yuu ließ ihn aber nicht sofort gehen.
„Dann bekommst du auch gleichmal deine erste Anweisung“, kam es streng.
„Nachdem du in dein Zimmer gegangen bist, holst du dir ein Handtuch und gehst ins Bad oder in den Onsen ins heiße Wasser, verstanden?! Du läuft schon seit über einer Stunde mit deinen nassen Sachen in der Kälte rum! Ich habe keine Lust, dass du gleich in der ersten Woche krank bist und deswegen Nachhilfe brauchst!“
Wer wusste schon, was so ein kleines Verwöhntes Immunsystem aushalten konnte?
„Also mach, dass du dich aufwärmst und in trockene Sachen kommst!“

Yuu sollte wirklich mal überlegen wie er mit ihm sprach. Wirklich in sich gehen und überlegen wem er hier gegenüber stand.
Doch statt wütend zu werden oder sich über ihn aufzuregen - oder ihn gar anzugreifen, wie so manch einer vermutlich gedacht hätte - blieb er einfach nur ruhig und ignorierte die Worte des Anderen.
Sollte der so viel labern, wie er wollte. Er würde seinen 'Anweisungen' sowieso nicht folge leisten. Für wen auch immer sich dieser Scheinheilige hielt.
Und das musste ja schon einiges sein, wenn er es wagte ihm Befehle zu erteilen.
Cade befand es aber für kindisch ihm genau das zu sagen und ließ ihn einfach stehen. Sollte er sehen, wo er blieb. Raiko folgte Cade artig, wie ein trainierter Hund.

Yuu ging nur seinen Pflichten nach.
Er hielt sich für nichts Bessers, dass stand gegen seinen Glauben, aber er wollte seiner Aufgabe hier gerecht werden. In Zukunft würden noch ganz andere auf ihn warten, also war es eine gute Übung.
Aber das konnte Cade ja nicht wissen.
Yuu folgte ihnen ebenso, jedoch nur bis zu seinem Zimmer. Dort öffnete er die Tür, indem er mit seinem Handgelenk über den Sensor strich. Sofort glitt die Schiebetür zur Seite.
„Dann bis nachher, Raiko. Cade.“
Er nickte dem Dämon einmal kurz zu und verschwand dann in seinem Zimmer.
Ein Zimmer, dass deutlich seine Vorlieben spiegelte.
So war die rechte Seite des Zimmer war vollkommen frei, doch auf der Linken hing alles voll mit Kreuzen, sowie Heiligenbildern und an der Wand hingen Regale mit den verschiedenstem Bibeln.
Selbst schon ziemlich müde, schob er den keinen Teetisch zur Seite und rollte seinen Schlafplatz aus.
Mal sehen wie die erste Nacht mit der Kleinen im Zimmer war.
Gähnend knöpfte er seine Uniform auf und zog sich etwas bequemeres an.